Gottes Neue Bibel

Das Buch Hiob (Ijob)

Volksbibel 2000 :: Allioli - Arndt Bibel

- Kapitel 12 -

Hiob antwortet seinen Kritikern

1
Darauf erwiderte Ijob:
2
"Wahrhaftig, ihr seid mir die Rechten! Die Weisheit vergeht einst mit euch!
3
Doch wie euch ward auch mir Verstand, nicht weniger wert bin ich als ihr; überhaupt: wer wüßte nicht derlei Dinge?
4
Zum Gelächter ward ich meinen Freunden, ich, der zu Gott schrie, daß er mich hört; zum Gelächter ward ich, der Reine, der Gerechte!
5
>Dem Unglück Verachtung!< - denkt der Geborgene,>Verachtung für die, denen wankt der Fuß!<
6
Doch in Sicherheit steht des Räubers Zelt, wer Gott erzürnt, lebt sorglos dahin, mit eigener Hand teilt Gott es ihnen aus.
7
Frage doch das Vieh - es wird dich lehren! Die Vögel des Himmels - sie tun es dir kund!
8
Die Erde schaue an - sie wird es dir zeigen! Die Fische des Meeres - sie erzählen es dir!
9
Wer erkennt nicht aus alldem, daß die Hand des Herrn dies geschaffen,
10
in dessen Hand ruht aller Wesen Leben und jedes Menschenleibes Geist?
11
Prüft das Ohr nicht die Worte, wie der Gaumen die Speise probt?
12
Hält Weisheit sich auf beim Ergrauten, führt langes Leben zur Einsicht?
13
Bei ihm ist Weisheit und mächtige Tat, von ihm kommt Einsicht und Rat.
14
Siehe, was er einreißt, baut niemand mehr auf, wen er einschließt, dem winkt nie mehr die Freiheit.
15
Er hemmt die Wasser - schon kommt die Dürre; es läßt sie fluten - sie zerwühlen das Land.
16
Macht und Verstand sind sein Eigen, der Irrende wie der Irreführende sind sein.
17
Barfuß läßt er ziehen die Ratsherren, zu Narren macht er die Richter.
18
Er löst auf die Herrschaft der Könige, mit dem Strick umschließt er ihre Hüften.
19
Barfuß läßt er die Priester gehen, stürzt, was schien ewig zu leben.
20
Beredten nimmt er die Sprache weg, des Urteils Kraft entzieht er den Greisen.
21
Auf Edle gießt er Verachtung aus und lockert den Gurt der Starken.
22
Aus dem Dunkel legt er die Tiefen bloß, das Totenreich hebt er zum Licht.
23
Er macht groß die Völker und läßt sie vergehen, breitet aus die Nationen und führt sie hinweg.
24
Einsicht nimmt er den Häuptern des Landes, läßt in wegloser Wildnis in die Irre sie gehen.
25
Sie tappen in lichtlosem Dunkel, wie Trunkene läßt er sie torkeln.

Hiob antwortet seinen Kritikern

1
Job antwortete und sprach:
2
Seid ihr denn allein Menschen und wird mit euch die Weisheit aussterben?
3
Auch ich habe Einsicht, so gut wie ihr und stehe nicht zurück gegen euch; wer wüsste denn das nicht, was ihr wisst?
4
Wer von seinem Freunde verspottet wird wie ich, ruft Gott an und dieser wird ihn erhören; denn des Gerechten Redlichkeit wird verlacht.
5
Sie ist eine Leuchte, verachtet in der Meinung der Reichen, aber aufbewahrt für die bestimmte Zeit.
6
Die Zelte der Räuber haben Überfluss und keck fordern sie Gott heraus, der doch selbst alles in ihre Hände gegeben hat.
7
Frage doch die Tiere und sie werden es dich lehren, und die Vögel des Himmels und sie werden es dir kundtun.
8
Rede zu der Erde und sie wird dir antworten, und die Fische des Meeres werden es erzählen.
9
Wer weiß nicht, dass die Hand des Herrn alles dies gemacht hat?
10
In seiner Hand ist die Seele alles Lebenden und der Geist jedes Menschenleibes.
11
Unterscheidet nicht das Ohr die Worte und des Essenden Gaumen den Geschmack?
12
Bei den Alten ist Weisheit und bei langer Lebenszeit Klugheit.
13
Bei ihm ist Weisheit und Stärke, er besitzt Rat und Einsicht.
14
Wenn er zerstört, so baut niemand auf; wenn er jemanden einkerkert, ist niemand, der auftut.
15
Wenn er die Wasser hemmt, dorrt alles aus; und wenn er sie loslässt, so verwüsten sie das Land.
16
Bei ihm ist Stärke und Weisheit, er kennt den Betrüger wie den Betrogenen.
17
Er führt die Ratsherren zu törichtem Ende und die Richter zu Ratlosigkeit.
18
Er löst den Gürtel der Könige und schlingt Fesseln um ihre Lenden.
19
Er führt die Priester bar der Ehre hinweg und stürzt die Mächtigen.
20
Er wandelt die Lippen der Wahrhaftigen um und nimmt Greisen die Lehrweisheit.
21
Er gießt Verachtung auf die Fürsten aus und hebt die empor, die unterdrückt waren.
22
Er enthüllt das Tiefverborgene aus der Finsternis heraus und führt den Schatten des Todes ans Licht.
23
Er macht die Völker groß und vernichtet sie, und die Gestürzten setzt er wieder in den vorigen Stand ein.
24
Er nimmt den Fürsten des Volkes die Einsicht und führt sie irre, dass sie ratlos in unwegsamer Öde dahingehen;
25
sie tappen wie in der Finsternis und fern vom Lichte und er lässt sie irre gehen wie Trunkene.