Gottes Neue Bibel

Das Buch Hiob (Ijob)

Volksbibel 2000 :: Allioli - Arndt Bibel

- Kapitel 9 -

Hiob: Es gibt keinen Vermittler

1
Darauf erwiderte Ijob:
2
"Daß so es ist, weiß ich fürwahr! - Wie mag vor Gott im Recht sein wohl ein Mensch?
3
Und fiele einem ein, mit ihm zu rechten, nicht eins auf tausend könnte er ihm Rede stehen.
4
Weisen Herzens ist er und an Kraft gewaltig, wer wollte trotzen ihm und bliebe heil?!
5
Berge verrückt er, ohne daß sie es merken - in seinem Zorn stülpt er sie um.
6
Die Erde scheucht er von ihrer Stätte, daß ihre Pfeiler wanken.
7
Der Sonne gebietet er - sie geht nicht auf; sein Siegel legt er an die Sterne.
8
Er ganz allein spannt den Himmel aus, auf des Meeres Höhen schreitet er einher.
9
Den Bär, den Orion hat er geschaffen, das Siebengestirn, die Sternbilder des Südens.
10
Großes wirkt er, das nicht zu fassen, unzählbare Wundertaten, die nicht zu zählen sind.
11
Zieht er an mir vorüber, merke ich es nicht, ich werde es nicht gewahr, wenn er vorbeibraust.
12
Rafft er dahin, wer will es ihm verwehren? - wer will ihn so fragen:>Was treibst du da?<?
13
Niemand vermag Gottes Groll zu bannen, selbst Rahabs Helfer duckten sich unter ihm.
14
Wie sollte ich ihm Rede stehen da, wie an ihn wählen meine Worte?
15
Selbst wäre ich im Recht, könnte ich ihm nichts erwidern, um Gnade müßte ich bei meinem Kläger flehen.
16
Und riefe ich ihn auf, daß er mir Rede stehe: daß er mich anhörte, glaube ich nicht!
17
Er fiele über mich im Sturmwind her, und mehrte grundlos meine Wunden.
18
Zu Atem kommen ließe er mich nicht mehr; er sättigte mich mit bitterem Weh.
19
Gilt es die Kraft des Starken, heißt es:>Hier bin ich!< - Doch gilt es das Recht: Wer lädt mich vor?
20
Wäre ich im Recht, mein Mund zieh mich dennoch des Unrechts! - Wäre schuldlos ich, er spräche mich doch schuldig!
21
Und schuldlos bin ich! - Nichts liegt mir mehr am Leben! Mein Dasein erachte ich für nichts!
22
Einerlei ist es doch - darum sage ich es frei: Ob schuldlos oder schuldig - er rafft doch hinweg!
23
Wenn er mit seiner Geißel Schlag jählings tötet, lacht er der Schuldlosen Verzweiflung.
24
In Frevlerhand gegeben ist das Land, die Augen bedeckt er seinen Herrschern. - Ist er es nicht, wer dann?!
25
Rascher als Läufer eilen dahin meine Tage, entfliehen, sie schauen kein Glück.
26
Wie Binsenboote gleiten sie vorbei, wie ein Adler, der stößt auf die Beute.
27
Nehme ich mir vor, meinen Jammer zu vergessen, meine Miene zu ändern und heiter zu sein,
28
so graust mir wieder vor all meiner Qual: Ich weiß, los wirst du mich nicht sprechen!
29
Schuldig soll ich nun einmal sein, was mühe ich mich da noch vergeblich?
30
Und wollte mit Schnee ich mich waschen, mit Lauge mir reiben die Hände,
31
so würdest du in Unrat mich tauchen, daß selbst mein Gewand sich ekelte vor mir!
32
Er ist ja nicht ein Mensch wie ich, dem ich antworten könnte:>Laß uns gemeinsam gehen vor Gericht!<
33
Oh, daß einen Richter es zwischen uns gäbe, der auf uns beide legte seine Hand,
34
der mir fernhielte seinen Prügel, daß mich vor ihm die Angst nicht mehr bezwänge!
35
Ohne ihn zu fürchten wollte ich dann reden; doch so bin ich meiner nicht mächtig!

Hiob: Es gibt keinen Vermittler

1
Job antwortete und sprach:
2
Wahrlich! Ich weiß, dass es so ist und dass der Mensch, mit Gott verglichen, nicht gerecht ist.
3
Wenn er auch mit ihm rechten wollte, könnte er ihm nicht eines auf tausend antworten.
4
Weisen Sinnes ist er und gewaltig an Kraft, wer widersetzte sich ihm und hätte Frieden?
5
Er versetzt Berge, und die er umstürzt in seinem Grimme, merken es nicht.
6
Er bewegt die Erde von ihrer Stätte und ihre Säulen erbeben.
7
Er gebietet der Sonne und sie geht nicht auf, und er legt die Sterne wie unter Siegel.
8
Er breitet den Himmel allein aus und schreitet über die Wellen des Meeres dahin.
9
Er schafft den Bären, den Orion, das Siebengestirn und die verborgenen Sterne des Südens.
10
Er tut Großes und Unbegreifliches und Wunderbares ohne Zahl.
11
Wenn er zu mir kommt, so sehe ich ihn nicht; geht er weg, so merke ich es nicht.
12
Stellt er jählings zur Rede, wer antwortet ihm? Oder wer darf sagen: Warum tust du also?
13
Er ist Gott, seinem Zorne kann niemand widerstehen, und unter ihm beugen sich, die den Erdkreis tragen.
14
Wer bin ich aber, dass ich ihm entgegnen sollte und mit meinen Worten mit ihm reden?
15
Hätte ich auch irgend ein Recht, ich würde nicht Gegenrede wagen, sondern meinen Richter um Gnade anflehen.
16
Doch, wenn ich ihn anriefe und er mich hörte, glaube ich nicht, dass er auf meine Stimme hört.
17
Denn er zerschmettert mich im Sturme und mehrt meine Wunden auch ohne Ursache,
18
er lässt mich nicht zu Atem kommen und sättigt mich mit Bitterkeiten.
19
Gilt es Stärke: er ist der Stärkste; gilt es Recht im Gericht, so wagt niemand für mich Zeugnis zu geben.
20
Wollte ich mich rechtfertigen, so verdammt mich mein eigener Mund; wollte ich zeigen, dass ich unschuldig bin, so überweist er mich als schuldig.
21
Wäre ich auch lauter, so weiß eben dies meine Seele nicht und überdrüssig werde ich meines Lebens.
22
Eines ist, was ich sage: Er vernichtet sowohl den Unschuldigen als den Gottlosen.
23
Wenn er geißelt, töte er auf einmal und lache nicht der Qualen der Unschuldigen!
24
Die Erde ist in die Hände der Gottlosen gegeben, er verhüllt das Antlitz ihrer Richter. Ist er es nicht, wer ist es dann?
25
Meine Tage eilten schneller dahin als ein Läufer; sie flohen dahin, ohne etwas Gutes zu sehen.
26
Sie fuhren hin wie Schiffe, die Äpfel tragen, wie ein Adler, der auf den Fraß herabstürzt.
27
Wenn ich sagen würde: Ich will nicht mehr so reden, so änderte ich wohl meine Miene und würde doch von Schmerz gepeinigt.
28
Ich fürchtete alle meine Werke, wohl wissend, dass du des Sünders nicht schonest.
29
Wenn ich nun aber auch so noch gottlos bin, wozu habe ich mich da umsonst bemüht?
30
Wenn ich mich mit Schneewasser wüsche und meine Hände glänzten überrein,
31
so tauchtest du mich dennoch in Schmutz, dass meine Kleider vor mir Abscheu hätten.
32
Denn nicht einem Menschen, der meinesgleichen ist, würde ich antworten noch einem, der im Gerichte gleichmäßig mit mir verhört werden könnte.
33
Niemand ist, der beide zurechtweisen und seine Hand auf beide legen dürfte.
34
Er nehme seine Rute von mir weg und sein Schrecken quäle mich nicht,
35
dann will ich reden, ohne zu fürchten; denn solange ich in Furcht bin, kann ich nicht Rede stehen.