Gottes Neue Bibel

Der Prediger Salomo (Kohelet)

Volksbibel 2000 :: Allioli - Arndt Bibel

- Kapitel 4 -

Das Übel der Unterdrückung

1
Und wiederum sah ich alle Gewalttat, die verübt wird unter der Sonne. - Siehe da: Die Tränen der Bedrückten, denen kein Tröster wird! Gewalttat geht aus von der Hand ihrer Bedränger. Doch keiner ist, der sie tröstet.
2
Da pries ich die Toten, die längst dahin, glücklicher als die Lebenden,
3
und glücklicher als beide den, der noch nicht ins Dasein gelangt ist, der das böse Treiben nicht sah, das sich abspielt unter der Sonne.
4
Ich sah, daß jede Mühe und aller Fleiß bei der Arbeit nur Eifersucht ist des einen gegen den anderen. - Auch das ist eitel und Haschen nach Wind.
5
Der Tor legt die Hände in den Schoß und nährt sich von seinem eigenen Fleisch.
6
Besser eine Handvoll Ruhe als beide Fäuste voll Mühsal und Haschen nach Wind.
7
Wiederum sah ich etwas Eitles unter der Sonne:
8
Ein Einzelner, kein Zweiter neben ihm, kein Sohn, kein Bruder... Kein Ende hat all sein Mühen. Seine Augen sehen sich am Reichtum nicht satt. "Für wen aber plage ich mich ab und versage mir jedes Genießen?" - Auch das ist eitel und ein böses Geschäft!
9
Zwei sind besser als einer dran; denn für ihre Mühe erhalten sie guten Lohn.
10
Denn fällt einer hin, richtet ihn der andere wieder auf. - Doch wehe dem Alleinstehenden, wenn er fällt! Kein Zweiter ist da, ihm wieder aufzuhelfen.
11
Schläft man zu zweit, gibt man sich Wärme. Wie aber will einer allein warm werden?
12
Wenn jemand auch einen einzelnen überwältigen kann: zu zweit wird man ihm standhalten. - Und: Nicht so rasch reißt ein gar dreifach gedrehter Faden.

Die Vergeblichkeit der Macht

13
Besser ein Knabe, arm, doch weise, als ein König, alt, aber töricht, der keine Belehrung mehr annimmt!
14
Jener kam aus dem Kerker auf den Thron, und war doch arm unter diesem König geboren.
15
Ich sah, daß alle Lebenden, die wandeln unter der Sonne, sich auf die Seite des Knaben stellten, des Zweiten, der an seine Stelle trat.
16
Endlos war die Menge des Volkes, dem er voranzog. Die Späteren aber hatten an ihm keine Freude mehr. - So war denn auch dies eitel und Haschen nach Wind!

Das Übel der Unterdrückung

1
Ich wandte mich zu andern Dingen und sah die Bedrückungen, welche unter der Sonne vorgehen, die Tränen der Unschuldigen und dass sie keinen Tröster haben und deren Gewalttätigkeit nicht widerstehen können, allerseits der Hilfe beraubt.
2
Da pries ich die Toten glücklicher als die Lebendigen,
3
doch für glücklicher als beide hielt ich den, der noch nicht geboren ist und der das Böse nicht sieht, das unter der Sonne geschieht.
4
Wiederum erwog ich alle die Mühen der Menschen und bemerkte, dass geschäftiges Wirken dem Neide der Menschen ausgesetzt ist; auch darin ist also Eitelkeit und unnütze Sorge.
5
Der Tor legt seine Hände zusammen und verzehrt sein eigenes Fleisch und spricht:
6
Besser ist eine Handvoll in Ruhe als beide Hände voll mit Arbeit und Herzensharm.
7
Ich dachte weiter nach und fand eine andere Eitelkeit unter der Sonne:
8
Da ist einer, ohne einen anderen neben sich, ohne Sohn und ohne Bruder, und doch hört er nicht auf zu arbeiten und seine Augen sättigen sich nicht am Reichtume und es kommt ihm nicht in den Sinn zu sagen: Für wen arbeite ich und entziehe meiner eigenen Seele das Gute? Auch darin ist Eitelkeit und leidige Plage.
9
Besser ist es also, dass zwei zusammen sind als einer; denn sie haben doch einen Vorteil von ihrer Gemeinschaft.
10
Fällt der eine, so unterstützt ihn der andere; wehe dem, der allein ist! Denn wenn er fällt, hat er keinen, der ihm aufhelfe.
11
Auch wenn zwei beisammen schlafen, erwärmt einer den andern; wie soll der einzelne warm werden?
12
Und wenn jemand Herr wird über einen einzelnen, so werden ihm doch zwei Widerstand leisten können; eine dreifache Schnur zerreißt nicht so leicht.

Die Vergeblichkeit der Macht

13
Besser ist ein armer aber weiser Jüngling als ein alter aber törichter König, der für die Zukunft nicht Vorsorge zu treffen weiß.
14
Denn aus Gefängnis und Ketten gelangt zuweilen jemand zur Königswürde, wohingegen ein anderer, der in der Königswürde geboren ist, in Armut verkommt.
15
Ich sah, dass alle Lebenden unter der Sonne mit dem andern Jüngling wandelten, der statt seiner die Stelle einnehmen wird.
16
Kein Ende schien die Schar derer zu haben, die vor ihm gewesen; jedoch auch die nachher sein werden, haben keine Freude an ihm; aber auch dies ist Eitelkeit und Geistesplage.
17
Bewahre deinen Fuß, wenn du zum Hause Gottes gehst, und nahe dich, um zu hören; denn viel besser ist Gehorsam als die Opfer der Toren, die nicht wissen, was sie Schlimmes tun.