Erlöse uns
(Römer 8,35-39)
1
[Dem Chormeister; ein Lehrgedicht von den Korachitern.] Wir haben es gehört, o Gott, mit eigenen Ohren, unsere Väter haben es uns erzählt: In ihren Tagen hast du ein herrliches Werk vollbracht, in den Tagen der Vorzeit.
2
Mit eigener Hand hast du Völker vertrieben, sie eingepflanzt an ihrer Statt. Völker hast du zerschlagen, wachsen ließest du dagegen sie.
3
Denn eine Heimat gewannen sie sich nicht durch ihr Schwert. Nicht ihr Arm hat den Sieg ihnen verschafft: Nein, deine Rechte war es, dein Arm, deines Antlitzes Licht. - Denn du warst ihnen gnädig.
4
Du bist mein König, o Gott, der Jakob Hilfe entbietet!
5
Wir stoßen mit dir unsere Feinde zu Boden, zertreten mit deiner Hilfe unsere Gegner.
6
Denn nicht meinem Bogen will ich vertrauen, nicht mein Schwert verhilft mir zum Sieg!
7
Nein, du warst es, der uns den Sieg gab über die Feinde, der unsere Hasser zuschanden machte.
8
So wollen wir Gottes uns allezeit rühmen, deinen Namen preisen auf ewig.
9
Doch nun hast du uns verworfen, uns gar mit Schmach bedeckt. Du zogst nicht mit unseren Heeren zu Feld,
10
hast vor den Feinden uns weichen lassen - unsere Hasser holten sich Beute.
11
Dahingegeben wie Schlachtvieh hast du uns, zerstreut uns unter die Heiden.
12
Du hast dein Volk für ein Spottgeld verkauft und wenig gewonnen durch diesen Erlös.
13
Zum Spott unserer Nachbarn hast du uns gemacht, zum Hohn und Gelächter im Umkreis.
14
Zum Sprichwort der Heiden sind wir geworden, zum Kopfschütteln unter den Völkern.
15
Vor Augen steht mir die Schmach allezeit, die Scham bedeckt mir das Antlitz
16
wegen des Geschreis der lästernden Schmäher, wegen des rachedürstenden Feindes Blicks.
17
Dies alles hat uns getroffen, und doch vergaßen wir nicht deiner, sind deinem Bund nicht untertreu geworden!
18
Nicht wich unser Herz ab, noch verließ unser Schritt deinen Pfad.
19
Doch du zerschlugst uns am Ort der Schakale und decktest des Todes Nacht über uns.
20
Wenn wir unseres Gottes Namen vergäßen, unsere Hände erhöben zum fremden Gott,
21
würde dies etwa Gott nicht erfahren, der die geheimsten Gedanken des Herzens doch kennt?
22
Nein, deinetwegen erwürgt man uns täglich, achtet dem Schlachtvieh uns gleich.
23
Wach auf, o Herr! Warum schläfst du? Erwache! Verstoß uns nicht ewig!
24
Was verbirgst du dein Antlitz, vergißt unser Elend und unsere Not?
25
Denn zum Staub gebeugt ist unsere Seele, unser Leib klebt am Boden.
26
Erhebe dich! Komm uns zu Hilfe! Erlöse uns! - Denn du bist gut!