Bischof Martin
Die Entwicklung einer Seele im Jenseits
- Kapitel 186 -
Der Kinder reine Freude ist auch des Himmelsvaters Freude. Ein heiliges Liebes- und Gottesgeheimnis. Von der kindlichen Einfalt
Petrus und Martin kehren nun wieder zu Mir in das Sonnenhaus zurück, und Martin will sogleich treuherzig zu erzählen beginnen, was nun draußen vor sich gegangen ist.
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Aber Petrus sagt zu ihm wie insgeheim: ,,Bruder, was willst du denn dem Herrn erzählen, als wüßte Er nicht um eine Ewigkeit früher alles, was hier ist, diese Sonne und wir beide als wirklich Erschaffene! Weißt du denn nicht, daß der Herr von Ewigkeit her allwissend ist?"
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Martin schlägt sich auf die Stirne und spricht: ,,O Bruder, und Du besonders, o Herr, müßt mir schon vergeben, daß ich noch immer zuweilen in eine Art irdische Dummheit verfalle!
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Es ist ja nur zu wahr, daß Du, o Herr, allwissend bist und Dir wohl ewig nie etwas vorerzählen zu lassen brauchst, um zur Kenntnis von irgendeiner Sache oder Handlung zu gelangen. Aber es liegt dennoch in mir der freilich sicher irdisch dumme Trieb, Dir - wie auf Erden irgendeinem Freunde - erzählen zu wollen, als wüßtest Du noch nicht darum!
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Aber ich habe dabei doch auch die sichere Erwartung, daß Du, o Herr, mir solch eine irdische Dummheit gnädigst nachsehen wirst! Denn in der Folge werde ich mich schon fester zusammennehmen und solche Torheiten nach allen Kräften vermeiden!"
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Rede Ich: ,,Nun, Mein lieber Sohn Martin, es ist die Sache nicht gar so weit gefehlt, als du nun meinst, so man Mir etwas beschreibt oder erzählt. Denn alle Kinder reden gerne, und mit Mir schon überaus gerne.
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Würde Ich darum Mir von Meinen Kindlein nichts vorerzählen lassen, weil Ich allwissend bin, so würde zwischen Mir und euch wohl ewig nie ein Wort gewechselt werden. Weil Ich aber eben will, daß Meine Kinder ewig nie um eine Freude verkümmert werden sollen, sollen sie Mir auch alles erzählen, was sie irgendwo und -wann für Erfahrungen machen.
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Denn Ich versichere euch bei der ewigen Treue und Liebe Meines Vaterherzens: Mir macht nur das Freude, was Meinen Kindlein Freude macht. Nicht Meine Gottheit, nicht Meine Weisheit und Allmacht, auch nicht Meine Allwissenheit, sondern allein die große Liebe zu Meinen wahren Kindern, die Mich lieben, wie ihr alle nun um Mich Versammelten, macht die höchste Glückseligkeit Meines ganzen Wesens aus.
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Glaubt Mir, Ich war endlos seliger am Kreuz, als da Ich durch Mein allmächtigstes Wort Himmel und Erde zu gestalten begann! Denn als Schöpfer stand Ich als ein unerbittlicher Richter in der Mitte Meiner ewig unzugänglichen Gottheit. Am Kreuze aber hing Ich als ein zugänglichster Vater voll der höchsten Liebe, umgeben von so manchen Kindlein schon - die in Mir den Vater zwar noch nicht völlig erkannt hatten, da ihnen der gekreuzigte Sohn, d.i. des Vaters Leib, im Wege stand, aber Mich dennoch aus allen Kräften als den Sohn des allerhöchsten Vaters über alles liebten.
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Wahrlich, sage Ich euch, ein Herz, das Mich wahrhaft liebt, gibt Mir mehr als alle Himmel und Welten mit aller ihrer Herrlichkeit. Ja, Ich will 99 Himmel verlassen und ein Herz suchen, das Mich lieben kann!
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Wo aber ist die Mutter, die da hätte in ihrem Hause eine große Gesellschaft und Musik und Spiel aller Art, hätte dabei aber ein neugeborenes Kind und vernähme in der Mitte ihrer gastlichen Freude, daß das neugeborene Kind weine und in Erkrankungsgefahr stehe, die nicht sogleich diese Gesellschaft verließe und eilte zu ihrem Kindlein? Denn von der Gesellschaft erwartet sie wohl mit Recht Dank und Achtung, aber in der Brust ihres Kindes schlägt ein Herz, in dem Liebe zu ihrem Mutterherzen gesät ist.
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Ich sage es euch allen: Auch diese Mutter würde 99 der glänzendsten Gesellschaften verlassen und eilen zu ihrem Kinde der künftigen Liebe wegen, da ein kleines Fünklein wahrer Liebe höher steht als tausend Welten voll des mächtigsten Wunderglanzes!
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So aber schon eine irdische Mutter das täte, um wieviel mehr Ich, der Ich zu Meinen Kindern alles bin in der Fülle als Vater und als Mutter: als Vater in Meinem Herzen und als eine Mutter in der Geduld, Sanftmut und endlosen Güte.
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Daher scheuet euch, Meine geliebten Kindlein, nicht vor Mir, und redet und erzählet Mir, was ihr höret oder sehet! Machet Luft der Liebe eures Herzens, denn Mich erfreuen Meine wundervollsten Erschaffungen erst dann, so sie euch erfreuen!
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Oder weiß die Mutter etwa nicht darum, was ihr kleines Kindlein zu ihr lallend spricht? Und doch macht ihr der erste Ruf ,Mutter` aus dem Munde ihres Lieblings tausendmal mehr Freude, so undeutlich er auch ausgesprochen wird, als die gediegenste Rede eines Weisen.
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Was sind die kühnsten Gedanken über Welten, Sonnen, Völker und Engel gegen den allein dem liebekeimenden Herzen des Kindes entsprossenen Ruf ,Liebe Mutter!`? - Ebenso auch bei Mir. Was wohl gleicht dem an Größe, so ein Mich liebend Kindlein, kaum erwacht aus seinem notwendig vorangehenden Gerichtsschlafe, frei und wahr ,Lieber Vater` ruft!
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Daher laß auch du, Mein lieber Sohn Martin, in der Zukunft dich nicht beirren im Drange deines Herzens, und ebenso auch ihr alle nicht. Eure kindliche Einfalt steht bei Mir endlos höher als die höchste Weisheit des tiefsinnigsten Cherubs. Darum gab Ich solches schon auf der Erde zu erkennen, als Ich zu Meinen Jüngern sprach: ,Unter allen, die vom Anfange der Welt bisher von Weibern geboren wurden, war keiner größer denn Johannes, der Täufer. Aber in Zukunft wird der Kleinste Meines Reiches der Liebe größer sein denn er!`
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Nun aber haben unsere Wirte die Tische voll besetzt und der Weise naht sich, uns zum Mahle zu laden. Daher wollen wir ihn auch gebührend anhören, wie er seine Einladung an uns wird ergehen lassen! Doch das merket euch: Wie er es ordnen wird, so wollen wir auch an dem großen Tische Platz nehmen. Also sei es, Meine Kindlein!"