Die Erde
Die geistige Erde
- Kapitel 27 -
Entstehung und Zweck der Materie
9. Februar 1847
Bei der Betrachtung des geistigen Teiles der Erde werden wir, um uns gründlich zu instruieren, eine Bewegung machen und werden nicht aus der Tiefe in die Höhe, sondern aus der Höhe in die Tiefe steigen, was da ganz in der Ordnung ist, weil man nicht von innen nach außen, sondern von außen nach innen sich kehren muß, um zu dem eigentlich Geistigen zu gelangen, das da bei jedem Dinge das Tiefste und das Inwendigste ist.
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Es ist euch schon zu oftmals gezeigt worden, daß innerhalb des Materiellen sich allezeit Geistiges birgt, und wie die eigentlich schaubare Materie an und für sich im Grunde nichts anderes ist als gefangenes, gefesseltes und fixiertes Geistiges; dennoch aber soll auch hier zur gründlicheren Erkenntnis dessen noch so manches Erläuternde folgen.
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Ihr könnt was immer für eine Materie betrachten, so werdet ihr es dennoch nicht finden, daß diese nur irgend als vollkommen solid in die Erscheinlichkeit tritt, sondern jede Materie ist teilbar, weil sie aus Teilen besteht, und zwischen diesen Teilen sind noch immer Räumchen, die von den Naturkundigen Poren genannt werden.
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Über die Teilung der Materie ist bis jetzt noch kein Gelehrter im reinen, und niemand kann es bestimmen, in welche endlich kleinsten Teile die Materie teilbar ist. Man nehme nur z.B. einen Moschus, lege ihn in einem großen Gemache auf irgend einen Platz: in kurzer Zeit wird das große Gemach in all seinen Räumen mit dem Moschusdufte erfüllt sein, und man darf ein solches Stückchen viele Jahre liegen lassen, und es wird weder an seinem Volumen noch an seinem Gewichte etwas Merkliches verlieren; und doch mußten in jeder Sekunde viele Millionen Teilchen sich von diesem Stückchen flüchtig abgelöst haben, um fortwährend die weiten Räumlichkeiten des Gemaches mit dem Moschusdufte zu erfüllen. Dergleichen Beispiele könnten noch eine große Menge angeführt werden; allein für unsere Sache genügt dieses einzige, um einzusehen, daß es da mit irgend einer Bestimmung über die endliche Teilbarkeit der Materie sicher seine geweisten Wege hat. Wenn aber nun dargetan ist, daß wenigstens für eure Begriffe alle Materie bis in ein nahe unendliches Minimun teilbar ist, so ist es doch anderseits mehr als klar, daß die Materie notwendig aus Teilen zusammengesetzt sein muß. Wer aber zieht diese Teile zusammen und klebt sie so fest aneinander, daß sie endlich wie eine einfache Masse aussehen, die manchmal mehr, manchmal weniger fest ist? - Sehet, da ist schon die erste Stufe, auf welcher das Geistige beginnt.
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Diese endlos kleinen Teile sind ursprünglich nichts als lediglich eine Ideenkraft aus Mir, dem Schöpfer aller Dinge; diese Ideenkraft bekommt Form, und die Form bekommt Leben aus dem Leben des Schöpfers.
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Der Schöpfer gibt die neubelebte Form frei von Sich, gibt ihr aus Seinem eigenen Urlichte ein Eigenlicht und mit diesem Lichte, das lebendig ist, die eigene Intelligenz, durch die die neubelebte Form sich erkennt und ihrer selbst wie ein selbständiges Wesen bewußt wird.
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Handelt und bewegt sich so ein neues Geschöpf der Ordnung gemäß, so wird es wie ein Baum erfesten und wird als ein vollkommenes, freies Wesen in dem großen Schöpfungsraume auftreten zum ewigen Fortbestehen, weil all sein Wesen aus Mir, der Ich doch sicher ewig bin und ewig sein werde, geschöpft ist; und darum ist der Mensch ein Geschöpf, weil all sein Wesen aus Mir geschöpft ist, und sein Los kann kein anderes sein als Mein eigenes, weil das seinige aus Mir geschöpft ist, so, als wenn jemand aus dem Brunnen ein Wasser schöpft, das Wasser im Gefäße gleich ist dem Wasser im Brunnen und die gleiche Bestimmung hat als das Grundwasser im Brunnen, aus dem es geschöpft wurde.
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Wenn aber so ein neues Wesen oder Geschöpf mit seinem freien Willen der gegebenen Ordnung nicht Folge leistet, so geht es natürlich seinem Untergange oder seiner Auflösung entgegen, was ganz natürlich leicht begriffen werden kann.
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Wenn jemand eine Pflanze in die Erde setzt, gönnt ihr aber keine Feuchtigkeit, kein Sonnenlicht und keine Wärme, - was wird wohl mit der Pflanze? Nehmen wir aber an, die Pflanze hätte freies Bewußtsein und könnte sich nehmen Wasser, Licht und Wärme, sie wollte aber nicht, - was wird aus ihr? Sie wird verdorren und vergehen.
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Oder jemand wollte sich von einem Maler vollkommen ähnlich abbilden lassen, will aber sein Antlitz dem Maler nie zuwenden, - was wird das am Ende für ein Abbild werden?
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Mir, dem Schöpfer, aber kann es nicht gleichgültig sein, ob ein Wesen, das nicht bloß von Mir nur wie ein Bild in der Idee gefaßt, sondern auf obbeschriebene Weise aus der Fülle Meiner göttlichen Wesenheit geschöpft wurde, nur eine Zeitlang oder ewig besteht. Das müßte offenbar einen Teil aus Mir vernichten können, was unmöglich ist; also es kann, wenn es einmal geschöpft ist, nur für Ewigkeiten geschöpft sein.
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Aber ein solches Geschöpf kann sich in Meiner Ordnung verkehren, und das ist ebensoviel als gewisserart für Mich aufhören zu sein; denn der nicht für Mich ist, der ist wider Mich. Auf diesem Wege aber würde sich mit der Zeit neben Mir eine entgegengesetzte Kraft und Machtpotenz bilden, die Meinem freien Wirken Störungen entgegensetzen würde, was mit anderen Worten nichts anderes heißen würde als: Ich, die allerhöchste Vollkommenheit, müßte Selbst unvollkommen sein, um eine Unvollkommenheit neben Mir zu dulden.
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Um diesem allerhöchsten Übel zu steuern, wird ein Geschöpf, welches sich nicht in Meine gegebene Ordnung fügen will, alsogleich gefangengenommen und wird fixiert auf einen Punkt und auf eine Stelle; und sehet, diese Fixierung ist das, was ihr als Materie kennet, sehet und empfindet.
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In den endlos vielen Teilchen der Materie liegt die endlose Intelligenz des neugeschaffenen, aber nun gefangengenommenen Wesens zugrunde, welche Intelligenz nimmer zugrunde gehen kann; aber sie ist gefestet und gegen die Sonne des Geistes gekehrt auf so lange, bis sie zu jener Reife gelangt ist, wie ein Spiegel, der so lange das Licht der Sonne aufnimmt, bis die Sonne ihn verkehret und ihn blind macht für alles andere, als bloß allein nur am Ende noch fähig, das Licht der Sonne aufzunehmen. Dem Außen nach wird der Spiegel freilich immer matter, und seine Materie wird lockerer und poröser; aber diese Materie wird eben dadurch stets fähiger, in all ihren aufgelösten Teilen das Bild der Sonne, wenn auch höchst verjüngt, aufzunehmen, und das ist eigentlich der gute Übergang: daß ein solches Wesen anfängt, in all seinen Teilen die Gottheit aufzunehmen, und nicht nur in einem einzelnen Teile. Und so ist es nicht genug, daß da jemand sagt: ,,Herr, Herr!", sondern er muß den Herrn in alle seine Lebensfibern aufgenommen haben; dann erst ist er reif, wieder dahin zurückzukehren, von wannen er gekommen ist.
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Aus diesem Grunde muß endlich alle Materie wieder in das aufgelöst werden, damit kein Teilchen da mehr vorkommt, das nicht fähig wäre, das Bild der ewigen Sonne aufzunehmen; und in dieser Aufnahme des ewigen Urbildes ist dann wieder die neue Schöpfung, in der sich die vorher gefangenen, nun aber wieder frei gewordenen endlosen Intelligenzen eines Wesens wieder ergreifen, in die erste Urform zurückgehen und wieder das werden, was sie schon im Urbeginne hätten werden sollen.
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Aus dieser Vorleitung wird euch sicher klar, daß in der Materie unmöglich etwas anderes als lediglich nur Geistiges sein kann; und wir können nun auf wohlerleuchteten Wegen unsere Wanderungen über und in die geistige Erde machen.