Gottes Neue Bibel

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 1

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Wieder in Nazareth

- Kapitel 105 -

Rückreise nach Nazareth. Des Herrn Mahl mit den Seinen im Hause der Maria

3./4. 11. 1851
Wir aber fuhren nun gerade in der Richtung gen Nazareth zu; denn Ich hatte es Mir vorgenommen, nun wieder einmal Nazareth zu besuchen und daheim ein wenig auszuruhen und bei dieser Gelegenheit auch den sehr unsteten Nazaräern das Licht der Wahrheit anzuzünden!
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Die Rückfahrt aber dauerte etwas länger als die Hinfahrt, und es wurden viele hungrig. Ich aber stärkte sie, und sie verspürten in sich eine wundervolle Sättigung, und einige sagten: ,,Wahrlich, ein Atemzug gibt Brot, und ein zweiter schmeckt wie Wein!" Und so erreichten wir am nächsten Morgen früh das Ufer. Vom Ufer des Sees bis vollends nach Nazareth waren noch bei zwanzig Feldwegs (ein Feldweg war nach gegenwärtigem Maße eine Strecke von 50 - 70 Klaftern), und wir setzten sonach unsere Reise ungehindert fort und erreichten in kurzer Zeit die Stadt Nazareth. Währenddem versorgten ganz natürlich die Knechte Petri das Schiff und fuhren nach Hause.
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Es war aber allda, wo wir gelandet hatten, ein allgemeiner Landungsplatz, und es waren daselbst viele Menschen versammelt, einige, die übers Meer nach allen Richtungen zu fahren hatten ihrer Geschäfte wegen, und viele, die von allen Gegenden, sogar von Jerusalem herab, auf den Markt nach Nazareth kamen; denn es war in dieser Zeit eben ein großer Markt in dieser Stadt.
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Als es aber auf dem Landungsplatze hieß, daß Ich mit dem Schiffe Petri angekommen sei, da blieben auch jene zurück, die da übers Meer ihre Reise machen wollten ihrer Geschäfte halber, und es zog somit eine große Volksmenge mit Mir nach Nazareth.
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Ich und Meine Jünger aber begaben uns in Mein, das heißt nun der Mutter Maria Haus, die daheim war mit den drei ältesten Söhnen und vier Mägden, die schon von früher her unter Josephs Zeiten, da Ich noch ein Kind war, an Kindes Statt ins Haus genommen und auferzogen wurden.
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Maria und die ganze Hausgenossenschaft legten nun die Hände ans Werk und bereiteten uns ein reichliches Morgenmahl, das uns schon recht not tat, besonders den Jüngern, die einen ganzen Tag und eine ganze Nacht fast nichts zu sich genommen hatten. Das Mahl war bald bereitet, und wir setzten uns und aßen und tranken. Nach dem Mahle aber dankten wir und erhoben uns und gingen in die Stadt, um da dem Tun und Treiben der Menschen ein wenig zuzusehen. Wir konnten aber kaum aus dem Hause vor der großen Menge des Volkes, das zum größten Teil aus Neugierde, zum Teil aus schmählicher Spioniererei und nur zu einem sehr geringen Teile aus Not und Bedürfnis sich ums Haus gelagert hatte.
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Als wir sonach vors Haus traten, da fragten einige aus Jerusalem anwesende Pharisäer und Schriftgelehrte, ob Ich hier keine Wunder und Zeichen tun werde. Ich aber sagte ihnen ganz ernst und entschieden: ,,Nein, eures Unglaubens willen keine!" Auf dieses entschiedene Nein fingen sie an, sich zu zerstreuen, und einige murmelten und raunten sich ins Ohr: ,,Er hat Furcht vor den Herren aus Jerusalem und getrauet sich nicht." Andere wieder sagten: ,,Er hat wahrscheinlich seine Zaubermittel nicht bei sich." Wieder andere sagten: ,,Hier tut er seiner Landsleute wegen nichts; denn er wird es wohl wissen, daß er bei ihnen in keinem besonderen Rufe steht!" Mit solchen und ähnlichen Äußerungen zerstreuten sie sich, und es war in wenigen Augenblicken kein Mensch mehr beim Hause der Maria, Meines Leibes Gebärerin, und wir hatten sogleich Platz genug, um unsern Weg in die Stadt anzutreten.
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Wir besuchten allda eine Synagoge, in der ein jeder Jude, der irgend etwas wußte, vor drei Schriftgelehrten, die obenan saßen, reden und auch eine und die andere Beschwerde anbringen durfte, die er oder mit ihm eine ganze Gemeinde als begründet gegen die von Jerusalem irgendwo angestellten Priester und Schriftgelehrten wußte.
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Als wir in die Synagoge kamen, sagte Simon von Kana insgeheim zu Mir: ,,Herr, da könnten ja auch wir etwas anbringen!? An allerlei Beschwerden würde es uns nicht fehlen!"
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Sage Ich: ,,Mein Freund! Reden zur rechten Zeit der Wahrheit gemäß ist recht und gut; aber zur rechten Zeit zu schweigen ist noch besser! Du kannst tun, was du willst, so wirst du aus Eisen dennoch nie ein Gold machen und aus Lehm kein Silber! Diese Art, die hier zu Rate und zu Gehör sitzt, ist inwendig bei weitem anders, als sie sich von außen zeigt; auswendig ist sie ein Lamm und inwendig ein reißender Wolf!
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Meinst du, diese sitzen hier darum zu Gehör, um nach den vernommenen Beschwerden dem Volke die angesuchten Linderungen zu verschaffen? Oh, da wärest du in großer Irre!
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Diese Art sitzt nur darum dem Volke mit freundlichen Gesichtern zu Gehör, um es auszukosten, wie es gegen die Priesterschaft gesinnt ist. Glaube es Mir! Heute wirst du freundlichst angehört, und morgen wird man dich ins Zuchtgefängnis stecken und dich ein volles Jahr hindurch mit Schlangen züchtigen! Denn diese Priester sind alle gleich den Raben und Krähen, wo eine der andern nie die Augen aushackt mit ihres Schnabels scharfer Spitze.
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Darum hören wir hier bloß zu und haben darauf acht, ob und inwiefern und wie gestaltig da unser erwähnt wird. Man bemerkt uns nicht, und so man uns auch bemerkte, so wird man uns doch nicht sobald erkennen, und so haben wir hier gut zuzuhören und uns nach dem Gehörten zu richten." - Simon von Kana war mit diesem Bescheide vollends zufrieden, und wir nahmen in einem etwas dunklen Winkel der Synagoge Platz und behorchten, was da alles vorkam.
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Einzelne Menschen für sich, wie auch Abgeordnete von ganzen Gemeinden, brachten eine Menge schreiender Beschwerden gegen die Priester vor und wurden ganz freundlichst angehört.
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Als aber das Volk mit seinen Beschwerden fertig war, und die drei Schriftgelehrten und Pharisäer, die von Jerusalem herabgekommen waren, ihm die treue Versicherung gaben, daß sie dagegen alles mögliche tun und die angeklagten Priester einer scharfen Untersuchung unterziehen und sie nach gerechtem Befunde zu züchtigen verstehen würden, da fragt ein Schriftgelehrter das Volk mit freundlichster Miene, ob und was es allenfalls von Mir, das heißt von dem berüchtigten Volksaufwiegler Jesus, wüßte. Denn sie hätten es nach Jerusalem hinauf vernommen, daß er in Galiläa herum sein Wesen triebe und täte große Zeichen, wie sie vor ihm noch nie jemand getrieben und getan hätte; ob solches wohl wahr sei, und was da sie und die andern Menschen davon hielten.

Fußnoten