Gottes Neue Bibel

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 1

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
In Jesaira

- Kapitel 191 -

Die Schiffspredigt. Die Gleichnisse vom Himmelreich, vom Sämann und vom Samen. Ihre Erklärung durch den Herrn

Als wir alle im Schiffe waren und die Treppe aufgezogen war, so sagte Ich zum Volke, daß es sich ruhig verhalten und um das Ufer herum lagern solle. Und das Volk ward ruhig und stille und lagerte sich am Ufer; nur die alten Pharisäer lagerten sich nicht, sondern standen unfern vom Ufer in der Nähe ihres Schiffes; denn sie faßten den Plan, Mich nicht mehr aus den Augen zu lassen, und waren daher auch ganz bereit, uns auch auf dem Meere zu verfolgen.
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Ich aber setzte Mich auf dem sehr geräumigen Verdecke des Schiffes und fing an, mancherlei in Bildern zum Volke zu reden, und zwar darum in Bildern, daß es die dummen Pharisäer nicht verstehen möchten. Das Volk aber, das hier einen geweckteren Geist besaß, verstand Mich schon, was Ich zu ihm redete.
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Vor allem, und zwar zuerst, verglich Ich Mich mit einem Sämanne und sprach: ,,Höret und vernehmet es wohl!
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Siehe, es ging ein Sämann aus zu säen (Matth.13,3) ein gutes, gesundes Getreide. Und indem er säte, fiel etliches auf den Weg; da kamen die Vögel, die fraßen es auf. (Matth.13,4) Etliches fiel in das Steinige, da es nicht viel Erde hatte, und es ging darum wohl bald auf, weil es nicht viel und nicht schwer Erde über sich hatte; (Matth.13,5) als aber die Sonne aufging mit vieler Glut ihrer Strahlen, da verwelkte alsbald der in der kühlen und feuchten Nacht aufgegangene Keim, da er keine Wurzeln hatte, und ward dürr. (Matth.13,6) Etliches fiel unter die Dornen, und diese wuchsen mächtiger denn das Getreide auf und erstickten es. (Matth.13,7) Und etliches fiel endlich auf gutes Land und trug Frucht, etliches hundertfältig, etliches sechzigfach und etliches dreißigfach. (Matth.13,8) Wer Ohren hat zu hören, der höre!" (Matth.13,9)
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Hier wollte Ich die Rede ohne Unterbrechung weiterführen; aber da die Jünger mehrere dieser Bilder selbst nicht begriffen, so traten sie zu Mir hin und sagten: ,,Warum redest Du denn nun auf einmal in Gleichnissen zu ihnen? (Matth.13,10) Wir, die wir schon so lange um Dich sind, verstehen sie kaum; wie werden die am Ufer Horchenden sie verstehen?! Siehst Du denn nicht, wie sie mit den Achseln zucken und einige sogar meinen, Du hättest sie entweder zum besten, oder Du redetest der Pharisäer wegen von ganz gleichgültigen Dingen, und das wüßte wohl ein jeder, daß man das Getreide nicht auf den Wegen noch auf Steine und ebensowenig unter die Dornen säen solle! Wir fassen es schon, was Du damit sagen willst; aber die am Ufer meinen im Ernste, Du habest sie zum besten! Oder willst Du sie denn im Ernste in einer Art und Weise lehren, die sie nicht verstehen sollen?"
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Sage Ich zu den Jüngern: ,,Was redet ihr da und störet Mich?! Ich weiß, warum Ich zu diesem Volke in Gleichnissen rede, die es nicht verstehen soll! Euch ist es gegeben, daß ihr verstehet das Geheimnis des Reiches Gottes; diesen aber ist es nicht gegeben (Matth.13,11); denn es steht die Sache also: Wer da hat, wie ihr, dem wird es gegeben, daß er dann in aller Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch genommen, das er hat! (Matth.13,12) Darum rede Ich als Herr mit ihnen durch Gleichnisse; denn mit sehenden Augen sehen sie nicht, und mit hörenden Ohren hören sie nicht; denn sie verstehen es nicht! (Matth.13,13)
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Was tat Ich hier, und für was halten sie Mich? Sie sind alle blind und taub. Ihr Gleichnis habt ihr gestern gesehen an dem Blinden und zugleich Stummen, den Ich geheilt habe. Wie dieser war am Leibe, so sind jene an ihrer Seele, und Ich rede darum in Gleichnissen mit ihnen, auf daß an ihnen die Weissagung Jesajas in Erfüllung gehen soll, die also lautet: ,Mit den Ohren werdet ihr es hören und dennoch nicht verstehen, und mit sehenden Augen werdet ihr es schauen und dabei nichts vernehmen! (Matth.13,14)
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Denn dieses Volkes Herz ist verstockt und ihre Ohren hören übel, und ihre Augen schlummern, auf daß sie nicht dermaleinst mit den Augen sehen, mit den Ohren hören, mit dem Herzen verstehen und sich bekehren möchten und Ich ihnen dann wahrhaft hülfe!` (Matth.13,15)
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Aber selig sind eure Augen, die das sehen, und eure Ohren, die das hören! (Matth.13,16) Denn wahrlich, Ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben begehrt, das zu sehen und zu hören, was ihr sehet und höret, und haben es dennoch nicht gesehen und gehört! (Matth.13,17)
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Ich habe aber euch zuvor gesagt, daß es euch gegeben ist, das Geheimnis des Reiches Gottes zu verstehen; Ich merke aber dennoch, daß im Grunde euer Verständnis nicht viel voraus hat vor jenen am Ufer. So höret denn und vernehmet es, was da besagt das Gleichnis vom Sämann, das also zu verstehen ist (Matth.13,18):
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So jemand das Wort vom Reiche Gottes, das Ich rede, wohl hört, aber nicht versteht im Herzen, das vor lauter Welttum ebenso glatt getreten ist wie ein Weg, so ersieht der Arge nur zu bald das nicht ins Erdreich gefallene, sondern auf der abgetretenen, weltglatten Außenfläche des Herzens freiligende Wort, reißt es leicht weg, was da gesät ist eigentlich ins Herz, aber dennoch auf der weltglatten Außenfläche haftete; und sehet, ein solcher Mensch gleicht dem Wege, auf den der Same, das heißt Mein Wort, fiel. (Matth.13,19) Und dort am Ufer stehen viele dieser Art!
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Das aber ist es, wo da fiel der Same auf das Steinige: so ein Mensch das Wort hört und es mit vielen Freuden aufnimmt. (Matth.13,20) Da aber ein solcher gleich einem Steine zu wenig Lebensfeuchtigkeit, die da ein rechter Mut des Herzens ist, und auch zu wenig Erdreich, das gleich ist einem festen Willen, in und über sich hat und daher auch gleich einem Steine vom Wetter abhängt, ob es feucht oder trocken sei, also wetterwendisch ist, so wird er, wenn alsdann bei solch einem Menschen um Meines Wortes willen sich erhebt allerlei Trübsal und Verfolgung, voll Ärgers und Zornes (Matth.13,21) und gleicht dann eben darum einem von der Sonne heißgemachten Steine, auf dem natürlich Mein Wort keine Wurzeln fassen kann und am Ende gänzlich verdorren muß.
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Und da sehet hin, dort am Ufer stehen viele solche Steine, die nun zwar um Meinetwillen voll Ärgers sind der argen Pharisäer wegen; da sie aber sehen, daß bei Meinen an sie gerichteten Worten von oben sogleich allerlei Trübsal und Verfolgung sich zu zeigen anfangen, so machen sie dadurch, daß sie sich einerseits zu viel ärgern und anderseits zu viel fürchten, Mein Wort in ihrem Herzen tot; denn sie glauben ob all der Zeichen, die sie gesehen, und trotz all Meiner lebendigsten Versicherungen dennoch nicht, daß Ich hinreichend mächtig sei, sie zu schützen vor allen Übeln, und gleichen sonach dem Steine, auf den der Same fiel.
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Wo aber der Same fiel unter die Dornen, besagt das: So ein Mensch das Wort hört und es auch annimmt; aber er steckt in allerlei Weltgeschäften und deren Sorgen ob des betrügerischen Gewinnes und des noch mehr betrügerischen Reichtums. Solche nichtigen Sorgen häufen sich von Tag zu Tag, wuchern wie alles Unkraut im Herzen üppig empor und ersticken nur zu leicht und zu bald Mein gesätes Wort. (Matth.13,22)
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Und sehet, wieder stehen dort am Ufer viele, die den Dornen gleichen, unter die der Same fiel!
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Der aber ins gute Erdreich gesäte Same besagt: So ein Mensch Mein Wort hört, es aufnimmt in die Tiefe seines Herzens, allda es allzeit und allein gültig, recht und lebendig verstanden wird; ein solcher Mensch ist dann gleich einem guten Lande, in das der Same fällt und bringt je nach dem Willen und der Kraft des Menschen bald hundertfache, bald sechzigfache und bald dreißigfache Frucht an guten Werken. (Matth.13,23) Und da ist hundertfach, der alles für Mich tut, und sechzigfach, der vieles für Mich tut, und dreißigfach, der einen guten Teil für Mich tut.
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Also aber sind der Himmel in Meinem Reiche drei: der oberste für die hundertfache Frucht, der untere für die sechzigfache und der unterste für die dreißigfache Frucht. Unter die 30 aber wird nicht angesehen, und wer da hat unter die 30, dem wird es weggenommen und dem hinzugelegt werden, der da hat 30, 60 oder 100. Und also wird's dem genommen werden, der da nicht hat, und wird hinzugegeben dem, der da schon hat, auf daß er dann in aller Fülle habe!
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Und sehet, dort am Ufer stehen viele, denen es schon jetzt genommen ist, und euch gegeben, die ihr ohnehin schon viel habt, und jene zu wenig oder nichts!
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So da jemand einen Acker hat, der ihm viel Frucht bringt, weil er gutes Erdreich hat, hat aber auch einen Acker, der trotz alles Düngens mager bleibt und kaum etwas mehr Frucht bringt, als da in ihn gesät ward, - Frage: Was wird der Besitzer tun? Sehet, er wird dem mageren Acker die Frucht, die er spärlich getragen, abnehmen, sie zur guten und reichlichen Frucht des guten Ackers tun und wird im nächsten Jahre in den mageren Acker keine Frucht mehr säen, sondern wird legen allen Samen in den guten Acker! Dieser wird dann alle Frucht tragen, der magere aber wird preisgegeben dem Unkraute, den Disteln und Dornen.
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Sehet, das tut ein kluger Hauswirt; soll der Vater im Himmel etwa unklüger handeln als ein kluger Mensch auf dieser vergänglichen Erde?
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Darum weiche aus euren Herzen der Gedanke, als könnte der Vater im Himmel ungerecht sein!
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So ihr wisset, daß man nur jenen um einen Rat angeht, der irgendeine Weisheit hat, und sich bald von einem Maulreißer abwendet, bei dem man nur zu bald einsieht, daß er ein purer Maulreißer ist, - Frage: Tut man unrecht, wenn man vom Maulreißer den Glauben abzieht und ihn dem recht Weisen gibt, der ohnehin des Vertrauens von allen Seiten her in Überfülle hat?
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Oder tut ihr etwa unrecht, so ihr Meine Jünger seid, Mir nachfolget und Tempel und Pharisäer und alle die Schriftgelehrten verlasset, und ihnen dadurch den letzten Funken Vertrauens wegnehmet und es Mir gebet, der Ich durch Meine Taten und Worte ohnehin schon des Vertrauens in schwerer Menge besitze?! Ich meine, daß es euch nun wohl allen klar sein dürfte, daß darin durchaus keine Ungerechtigkeit besteht, wenn Ich zu euch geredet habe, wie einst dem, der nicht hat, wie Ich es euch mit der Zahl angedeutet habe, auch genommen wird, das er hat.
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Was Ich aber rede, gilt dem Geiste und nicht der Materie, da es wohl eine Ungerechtigkeit wäre, so man dem wenig Habenden die kleine Habe wegnähme und sie gäbe einem Reichen, dessen Speicher und Kammern ohnehin überfüllt sind. Darum gilt alles, das Ich zu euch rede, nur dem Geiste und nie der Materie, der man kein weiteres Gesetz geben kann und darf, als das härteste Muß bis zur Zeit ihrer einstigen Auflösung. Begreifet ihr solches nun?"
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Sagen alle: ,,Ja, Herr und Meister; denn Deine Weisheit übersteigt alle unsere noch so großen und vermeintlich weisesten Gedanken! Darum bitten wir Dich, daß Du in solcher Weise weiterreden möchtest!"

Fußnoten