Das Grosse Evangelium Johannes: Band 1
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Neue Geschehnisse in Kis
- Kapitel 232 -
Befreiung und Versorgung der geraubten Kinder. Des Herrn Rat bei der gerichtlichen Belangung der pharisäischen Übeltäter
12.7.1852
Man hört nun schon das Gejammer der Kinder, die mit Gewalt aus den Armen ihrer Eltern gerissen wurden. Kisjonah und Baram, Jonael und Jairuth mit dem Engel eilen den Kindern entgegen; der Richter aber läßt die zwölfe sogleich eng schließen und in ein festes Gefängnis treiben.
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Bald darauf kommt der Kinderzug an; der Engel löst in einem Augenblick alle von den sie tragenden Eseln und Saumrossen los, und es sind deren mehr, als die ersten Treiber, die die zwölf Hauptvögel gebracht haben, angegeben haben, da auf manchem Saumrosse bei drei zusammengebunden waren. Alle Kinder beben vor Furcht und Angst, weil sie meinen, daß ihnen hier was Übles begegnen werde; aber der Engel redet sie allerliebfreundlichst an und sagt ihnen, daß ihnen hier nicht nur nichts Schlimmes, sondern nur was sehr Gutes begegnen werde, und daß sie schon am nächsten Tage sich wieder in den Armen ihrer um sie über die Maßen trauernden Eltern befinden werden. Da wurden die Kinder ruhiger.
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Einige klagen jedoch über Schmerzen, die ihnen die Bandriemen verursacht haben; einige hatten blutige Stellen an ihrem zarten Leibe; denn sie sind geschlagen worden, so sie weinten, weil sie durch ihr Weinen die ganze große Karawane verraten könnten. Die meisten waren nackt; denn als bekleidet hätten sie am Wege von Kapernaum bis gen Sibarah, das auch umgangen wurde, ja vielleicht von irgendwem erkannt werden können, der dann den Zug irgendwo hätte verraten können. Es mußte also auch für die notdürftigste Bekleidung gesorgt werden.
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Kisjonah gab sogleich eine Masse seiner Leinwand her, und alles mußte sogleich Leibschürzchen machen, so daß am Morgen alle Kindlein, und zwar jegliches eine Schürze bekam; viele Hände sind bald mit einer großen Arbeit fertig. Die Kinder wurden aber sogleich in die große Herberge gebracht, die der Kisjonah etwas oberhalb der Schranke eigens hatte erbauen lassen.
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Als die Kinder in der Herberge untergebracht waren, da kam aber auch schon der Haupttransport mit Vieh und all den andern Sachen an. Alles wurde in Empfang genommen und wohl untergebracht; die Knechte der zwölf aber wurden auch in einem großen Gefängnisse gebunden versorgt.
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Als dieser Rummel vorüber war und die Wächter allenthalben verteilt, so begab sich endlich auch Kisjonah mit seinen vier Begleitern zur Ruhe, welche aber eben nicht gar zu lange dauerte, da sie spät begann und der kommende Tag viele und große Geschäfte bot.
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Bis zum Aufgange blieb alles in der Ruhe; aber mit dem Aufgange war auch schon alles auf den Beinen, und des Kisjonah erster Gang war zu Mir, um Mir alles kundzugeben, was sich in der Nacht zugetragen hatte, und um natürlich auch Meinen Rat, was nun vor Gott Rechtens zu tun wäre, einzuholen.
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Ich aber kam ihm zuvor und erzählte ihm, was sich in dieser Nacht ereignet hatte, und gab ihm aber auch den Rat, was er nun schleunigst zu tun habe. Der Rat aber bestand darin und lautete also:
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,,Bruder, vor allem entsende schnell einen vom hiesigen kaiserlichen Gerichte beglaubigten Boten nach Kapernaum zum Obersten Kornelius, auf daß er einen Kommissär hierher sende, damit dieser die zwölf Sünder examiniere und über sie ein Urteil schöpfe, und daß allen Beteiligten, die die zwölf angeben werden müssen, ihr geraubtes Vieh und hauptsächlich aber ihre Kinder zurückgestellt werden in kürzester Zeit! Denn für diesen großartigsten Spitzbubenfall ist das hiesige Spezialgericht zu klein und in solchen Fällen auch nicht kompetent. Aber von Mir soll dabei keine Erwähnung geschehen!
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Die zwölf Pharisäer aber werden noch dem Obergerichte zu schaffen machen! Es wird ihnen des Raubes wegen nicht an den Leib kommen können. Auch die Umgehung der Maut wird sie nicht genieren; denn sie haben im ganzen Lande den Freipaß; und weil sie des Landes Kinder sind, so kann von ihnen nach dem Gesetze ohnehin kein Zoll genommen werden, und sie haben auch deshalb nicht die Maut umgangen, sondern allein aus Furcht vor dem Volke. Denn sie haben bei ähnlichen Gelegenheiten schon Lehrgeld bezahlt und haben sich darum einen geheimen Weg nach Jerusalem gemacht.
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Es liegt daher nur eine vor, für die sie vom Gerichte zu einem starken Schadenersatz verurteilt werden können, und das ist der Waldfrevel, den sie in deinen Waldungen verübt haben, und da wird all das Pfandzeug, das sich nun in deinen Händen befindet, lange nicht hinreichen, auch samt dem Gelde nicht, das sie bei sich führen.
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Laßt daher als zweite Notwendigkeit auch schnell fachkundige Schätzleute in Begleitung einer Gerichtsperson in den Wald gehen und den Schaden erheben, auf daß, so das Obergericht hierher kommt, schon alles da ist, was zur gültigen Fällung eines rechtskräftigen Urteiles vonnöten ist; denn sonst zieht das Gericht die Untersuchungen ins lange und breite, und die hart Benachteiligten kämen zu ihrer Sache vielleicht erst in einem Jahre. Ist aber alles da, was dem Gerichte als nötig erscheint, so kann dasselbe auch schnell ein Urteil schöpfen und nach dem Urteile zur Exekution übergehen."
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Nach dieser Information begibt sich Kisjonah sogleich zu seinen Amtleuten und bestellt alles alsogleich, was Ich ihm geraten habe.
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Ein kleines Segelschiff fährt bei einem sehr günstigen Winde eiligst nach Kapernaum ab, und der römische Richter selbst mit acht unter Eid genommenen Schätzleuten begibt sich schnell auf das Gebirge, das von Kis aus die linke Seite des Tales begrenzt, und sendet einen Kommissär mit acht andern, ebenfalls beeideten Schätzleuten auf das Gebirge zur Rechten des Tales.
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Bis um die vierte Stunde nachmittags treffen ein Obergerichtskommissär mit zwei Schreibern und die Schätzleute von beiden Bergen mit dem genau erhobenen Schaden ein.