Gottes Neue Bibel

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 10

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr in der Gegend von Cäsarea Philippi
(Fortsetzung)

- Kapitel 16 -

Die Bedingungen zur Erlangung der Weisheit

Als wir alle uns leiblich gestärkt hatten, da erkundigte sich der Hauptmann nach Kisjona und Philopold.
2
Und Ich sagte zu ihm: ,,Siehe die Männer hier zu Meiner Rechten; der erste ist Kisjona und der zweite ist Philopold! Du wirst noch oft Gelegenheit haben, mit ihnen zu reden; da Ich aber gar wohl weiß, über was alles du nun mit Philopold sprechen möchtest - wozu aber jetzt die rechte Gelegenheit und Zeit nicht vorhanden ist -, so wolle du dein Vorhaben auf eine andere Zeit verlegen! Für heute hast du gar vieles zur Vertilgung des alten heidnischen Aberglaubens gesehen und gelernt; denke nun nur darüber nach, auf daß es bleibe in deinem Gedächtnisse und in deinem Herzen und du es nicht wieder verlierst, so du in deine Weltdinge und -geschäfte bald wieder zurückkehrst!
3
Was du und deine Gefährten nun kennengelernt habt, das kannten auch die Menschen in den alten Zeiten; aber als ihre Nachkommen sich stets mehr mit den Dingen dieser Welt zu beschäftigen anfingen und stolz und herrschsüchtig wurden, da vergaßen sie auch bald der alten Weisheit, achteten ihrer nicht und meinten, daß derlei zu wissen zur Fristung des Lebens nicht nötig sei. Es genüge, so nur gewisse Weise Kunde davon hätten; das Volk solle dafür nur auf seine Herden und auf seine Äcker, Gärten und Wiesen und Tierjagden sehen und sich nicht mit den Dingen am Himmel beschäftigen. Und siehe, dadurch ward das Volk samt seinen Lenkern nicht nur in diesen, sondern auch in andern Dingen dumm, blind und am Ende voll des finstersten Aberglaubens, wie es jetzt noch ist und sich vor der Wahrheit scheut und vor ihrem Lichte flieht!
4
Man kann bei aller Weisheit auch Sorge tragen um das, was der Mensch für seinen Leib benötigt; aber um das, was die Seele betrifft und den Geist des Lebens in ihr, soll ein jeder Mensch sich vor allem sorgen und kümmern; denn des Essens, Trinkens und des Hochtuns wegen ist kein Mensch in diese Welt gesetzt worden, sondern daß er lebe nach der in ihm von Gott treu geoffenbarten Ordnung nur für den alleinigen Zweck, den ihm Gott gestellt hat.
5
Wenn du denn nun hier wieder zur lange verlorenen Wahrheit in den Dingen des Himmels gelangt bist, so verdaue in deiner Seele das Überkommene; bist du in dem stark geworden, dann kannst du dich bei Philopold um etwas Weiteres bekümmern!"
6
Sagte der Hauptmann: ,,Ja, Herr und Meister, Du hast in allen Dingen recht; ich sehe es nun schon ein, ein wie vieles und Großes ich durch Deine Gnade von dem wundersamen Jünglinge in den Dingen des sichtbaren Himmels überkommen habe! Habe ich alles das in mir erst völlig geordnet und mir das auch durch Zeichnungen, die ich gut zu machen verstehe, für andere zum Unterricht entworfen, dann erst werde ich mich um ein Weiteres bekümmern."
7
Sagte Ich: ,,Da hast du recht; doch das beste ist, vor allem das Reich Gottes und dessen Gerechtigkeit durch das Leben und Handeln nach Meiner Lehre in sich zu suchen. Wer das in sich gefunden hat, dem wird auch alles andere als eine freie Zugabe treulich werden; denn der Geist im Menschen ist aus Gott, und ist der im Menschen Herr geworden, so lehrt er die Seele in einer Stunde ein um gar vieles mehr, als du auf dieser Erde von noch so weisen Lehrern in tausend Jahren erlernen könntest.
8
Mein Raphael, der ein ganz reiner Geist ist - was du Mir glauben und es dir wohl merken kannst -, hat es euch dreien gezeigt, in einer wie kurzen Zeit er euch über Dinge belehrt hat, welche die Menschen mit all ihrem Scharfsinn und mit allem Eifer ihres Suchens, Forschens und Denkens in mehr denn tausend Jahren in dieser Reinheit und Wahrheit nicht erkennen werden. Also kann eine Seele von einem Geiste in einem Augenblick endlos mehr erlernen, als die Menschen unter sich mit ihrem natürlichen Verstande. Dieses beachte auch, und handle danach!"
9
Sagte der Hauptmann: ,,Herr und Meister, die Grundsätze Deiner Lehre sind mir wohlbekannt, daß man erstens an Dich glaube und in Dir auch den einen, allein wahren Gott erkenne, daß man dann auch den erkannten Gott als das beste und vollkommenste ewige Wesen über alles liebe und seinen Nebenmenschen wie sich selbst, und daß man auch die Gebote Mosis beachte und halte.
10
Nun, was Deine Anforderung betrifft, so wäre ihr leicht nachzukommen; aber Moses hat eine Menge Gesetze, Vorschriften und Verordnungen gegeben, die erstens schwer zu merken, zu verstehen und so denn auch sicher schwer zu beachten und zu halten sind.
11
Muß ein jeder Mensch, der in sich Deinen Geist zur vollen Herrschaft bringen will und also überkommen in sich Dein Reich und dessen volle Gerechtigkeit, auch alle die Gesetze, Vorschriften und Verordnungen halten und treu beachten?"
12
Sagte Ich: ,,So du in Mir den einen, allein wahren Gott erkennst, an Ihn glaubst und Ihn in der Tat über alles liebst und deinen Nebenmenschen wie dich selbst, so erfüllst du damit auch alles, was Moses und alle Propheten gelehrt haben; denn sie sagen mit ihren vielen Worten in bezug auf die Pflichten der Menschen gegen Gott und unter sich nichts anderes, als was Ich dir in den wenigen Worten gesagt habe.
13
Aber da heißt es dann, als ein römischer Hauptmann bei irgend unschuldigen Vergehen eines Ebal gegen deine blindeifrigen Verordnungen nicht gleich eigenmächtig eine solche Strafsumme Goldes und Silbers fordern, die mit Ausnahme Jerusalems und des Tempels beinahe ganz Palästina, Samaria und Galiläa nicht aufzubringen imstande wären; denn in solch einem Verlangen läge kein Fünklein von einer Nächstenliebe und einer Gerechtigkeit des Reiches Gottes im Menschen, weil in solch einem Verlangen nicht einmal ein Funke eures römischen Rechtes herausschaut und es dir das Zeugnis gab, daß du in seinen Grundsätzen schlecht bewandert bist!
14
So du nach Meiner Lehre leben und handeln willst, so mußt du deine eigenmächtig scharfen Verordnungen für die Zukunft auch gewaltig ändern; denn bei solchen deinen Verordnungen wärest du noch sehr weit entfernt von der wahren Nächstenliebe und somit vom Reiche Gottes, in das dich die nunmalige Kenntnis der Erde, des Mondes, der Sonne und der andern Planeten allein nicht erheben würde. Denn alles, was der große sichtbare Raum deinen Fleischesaugen zur Beschauung darstellt, hat erst dann auch fürs Reich Gottes im Menschen einen Wert, wenn es von ihm aus betrachtet und geistig beleuchtet wird. An und für sich aber hat es als Materie keinen Wert für den ganzen Menschen, sondern nur einen höchst flüchtigen und vergänglichen für den Leib. - Das, Mein Freund, auch zu deiner Danachachtung!"
15
Sagte der Hauptmann: ,,Herr und Meister, ich danke Dir auch für diesen überaus wahren und guten Rat, den ich sicher auch befolgen werde, insoweit es mir nur immer möglich sein wird! Ich werde dem Äußeren nach der Ordnung wegen strenge scheinen müssen, - doch in meinem Herzen wird es anders aussehen, und das wird vor Dir, o Herr und Meister, ja doch nicht gefehlt sein?"
16
Sagte Ich: ,,O mitnichten, aber nur nach dem ordentlichen Gesetze Roms, das sehr viele Milderungen bei gewissen kleinen Vergehen aufzuweisen hat! Ein sanfter Richter in dieser Welt wird in der andern auch von Mir sanft gerichtet werden, und der Barmherzige wird auch bei Mir Barmherzigkeit finden. Kurz, mit welchem Maße du ausmessen wirst, mit demselben Maße wird es dir wieder eingemessen werden!"
17
Der Hauptmann merkte sich das, und Ich sagte nun zu allen Anwesenden: ,,Mit dem ist nun ein schweres Stück Arbeit, auf die Ich euch ehedem noch unter dem Mittagsmahle aufmerksam gemacht habe, gut beendet, und wir zählen drei neue Jünger. Da es nun aber schon ziemlich spät in die Nacht hinein gekommen ist, so wollen wir unseren Gliedern auch wieder die nötige Ruhe gönnen!"
18
Hierauf erhob Ich Mich mit etlichen Jüngern und begab Mich in ein anderes Gemach zur Ruhe, und so die Maria mit der Jahra; die andern aber blieben noch und besprachen sich von Mir, Meinen Lehren und Taten.

Fußnoten