Das Grosse Evangelium Johannes: Band 10
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr in der Bergstadt Pella
- Kapitel 52 -
Die Geschichte der siebzehn Geister
1
() ,,Was aber da betrifft die Gestaltung der siebzehn Geister, so entspricht diese der nie zu sättigenden Freßgier eben der Tiere, in deren Gestalt sie hier ersichtlich werden mußten.
2
Als Ich auf dem Berge Sinai dem Moses unter Blitz, Donner, Feuer und Rauch für das israelitische Volk zunächst die Gesetze diktierte, da verlangte Moses auf Mein Geheiß von dem gefräßigen Volk unter Hinweisung auf Meine Gegenwart eine gerechte Nüchternheit, auf daß ihre Seelen aufnahmefähiger für die Wahrheiten wären, die ihnen vom Berge herab verkündet würden.
3
Das Volk aber bat Moses und durch ihn auch Mich, daß es wegen der großen Furcht und Angst ob des beständigen Blitzens, Donnerns und ob des Feuers und Rauches sich vom Berge in ein fernes Tal hin zurückziehen dürfe; es werde sich allda ganz nüchtern verhalten, und Moses mit seinem Bruder Aaron möchten allein mit Mir die große Sache abmachen.
4
Auf ein längeres Bitten und Drängen des einen großen Volksteiles ward die Gewährung dessen Verlangens erteilt. Der große Teil des Volkes zog sich denn auch sogleich mit allen seinen Habseligkeiten in ein vom Berge ziemlich weit entlegenes Tal. Einige Wochen hielt er sich wohl so ziemlich dem Verlangen des Moses entsprechend. Da aber Moses verzog, so fing das Volk an, seiner und Meiner zu vergessen, schlachtete Kälber und Schafe und hielt Mahlzeiten über Mahlzeiten.
5
Da trat einer von diesen siebzehn auf und verlockte das Volk; denn er goß mit Hilfe der andern ein goldenes Kalb, lud das Volk zusammen, und sagte: ,Das ist unsere Hauptkost, und ihr verdanken wir das Leben in dieser mageren Wüste, in der unsere Herden nur mit Mühe kaum ihr hinreichendes Futter finden! Dieses kostbare Symbol lasset uns hoch verehren und anbeten! Bestellet nun Mahlzeiten über Mahlzeiten, und lasset uns um dieses Symbol fröhlich und heiter sein! Dann erwählet uns zu euren Heerführern, und wir werden euch eher in ein fettes Land zu führen imstande sein denn der unser ganz vergessen habende Moses mit seiner Lade! Wir haben es in Ägypten von den schlauen Krokodilen erlernt, wie man zu verfahren hat, um für sich eine gute Beute zu erjagen; darum folget uns, und es wird uns an fetten Mahlzeiten nicht fehlen!`
6
Und siehe, viele ließen sich verleiten, daß sie taten, was diese Haupträdelsführer ihnen anrieten!
7
Ich aber ließ Moses zu ihnen kommen, als eine Menge um das goldene Kalb tanzte. Er geriet, von Mir angetrieben, in einen gerechten Zorneifer, zerbrach die steinernen Gesetzestafeln, und es kamen gleich darauf geflügelte Schlangen also, als wären sie glühend, welches dem gerechten Zorneifer Mosis entsprach, bissen die Abtrünnigen, und wer da gebissen ward, der mußte sterben. Darunter befanden sich denn auch vorzüglich unsere siebzehn Geister, die mit der Schlauheit und Gefräßigkeit der Krokodile sich fette Länder und fette Braten erjagen wollten, - aus welchem Grunde sie denn auch hier noch in dieser ihrem Charakter entsprechenden Gestalt erscheinen mußten.
8
Dieser Mensch stammt zwar nicht von einem der siebzehn ab; aber er war schon von seiner Kindheit an ans viele Essen gewöhnt und ist dadurch später zu einem wahren Vielfraße geworden, und diese seine arge Beschaffenheit hatte den siebzehn argen Geistern den Eingang in seine Eingeweide verschafft.
9
Aber er hat dabei gewonnen. Da sie seinen Leib anfangs zu noch mehr Fraß antrieben, so verlor sein Magen bald die Verdauungskraft, und der Mensch konnte darauf beinahe nichts mehr verzehren, so daß man sich zu wundern begann, wie er nahezu ohne alle Speise leben könne. Dadurch aber verlor er denn auch seine Vielfraßgier, und seine Seele ward dadurch geistiger und in sich kräftiger; und da nun sowohl sein Leib und noch mehr seine Seele in eine rechte Ordnung kam, so war es auch an der rechten Zeit, auch ihn von seinen Plagegeistern zu befreien.
10
Zugleich aber hatte dies Doppelbesessensein noch einen andern großen Nutzen, und das namentlich für die beinahe um allen Glauben gekommenen Abiläer; denn sie waren zumeist der Lehre des Diogenes zugetan, also Stoiker in hohem Grade, und glaubten an kein Fortleben der Menschenseele nach des Leibes Tode.
11
Nun, dies Doppelbesessensein hat denn bei manchem schon den Glauben an das Fortleben der Seele nach dem Leibestode wenn auch nicht ganz, aber doch so gut zur Hälfte wachgerufen, und es wird nun durch die von beiden Besessenen und von ihren Leuten erlebte und gesehene Erscheinung ein leichtes sein, die Bewohner Abilas von ihrem schon stark verrosteten Stoizismus ganz zu befreien.
12
Und so geschieht in dieser Welt als von Mir zugelassen nichts, das da nicht zum Heile der Menschen dienen könnte, was du, Mein Freund, und auch die andern hier Anwesenden mit dir gar wohl einsehen werden.
13
Da du jetzt auch weißt, wie du mit den siebzehn Geistern daran bist, so wollen wir nun warten, ob einer von ihnen zurückkehren wird."