Gottes Neue Bibel

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 2

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre.
(Im Sommer des Jahres 30)
Zweite Reise des Herrn:
Nazareth - Höhle bei Bethabara (Erste Volksspeisung) - Berg des Gebets - Wandel auf dem Galiläischen Meer (des Petrus Glaubensprobe) - Zu Schiff nach Genezareth an der gleichnamigen Meeresbucht

- Kapitel 141 -

Von der Größe des Menschengeistes

Hier wendet sich die Jarah an den Engel und fragt ihn, sagend: ,,Dein Herr und mein Herr hat mich gnädigst an dich, du lieber, holdester Jüngling, gewiesen und hat zu mir gesagt, daß ich dich um etwas Bestimmtes fragen solle, und du werdest mir dann eine rechte Antwort geben. Und so sage mir, warum diese meine irdischen Verwandten, wie auch die Jünger des Herrn, schlafen müssen, während ich wache, und warum muß ich das mit meines Leibes Augen schauen, oder warum kann ich das, was sie nach der Kündung des Herrn nur im Traume sehen und hören können oder dürfen?"
2
Sagt der Engel mit der liebfreundlichsten Stimme: ,,Du holdseligste Tochter des Herrn bist mit deiner Seele ganz in den Geist übergegangen und hast mit der Materie der Welt nahezu gar keine Gemeinschaft mehr; dein irdisch Auge ist zum Auge deiner Seele geworden, und dein Seelenauge zum Auge deines ewig unsterblichen Geistes. Und du bist darum ganz vollkommen in deiner Lebenssphäre so gestellt, wie eigentlich ein jeder Mensch gestellt sein sollte.
3
Jedes Menschen Geist aber ist also beschaffen, daß er gleich dem Geiste Gottes die ganze Unendlichkeit in sich faßt. Wenn du nun einen noch so fernen Stern oder etwas anderes in dein reinstes Gemüt aufnimmst, das da ist ein Auge des Geistes, und daneben dein Seelenauge durch das fleischliche Auge dem mit den Augen des Geistes betrachteten Gegenstande zuwendest, so entsteht da ein Konflikt des innern, in deinem Geiste ruhenden Bildes mit der äußeren entsprechenden Form desselben Bildes. Aus diesem Konflikte wird es dann in deiner Seele vollends licht über den beschauten Gegenstand, und dieser stellt sich dir dann so vor, wie er in seiner Art wirklich is t.
4
Und ich sage es dir treu und wahr, daß dies alle Menschen vermöchten, wenn sie in ihrem Gemüte also reif und ebenso beschaffen wären wie du; aber gar wenige gibt es nur, die dir glichen! Diese Schlafenden hier aber gleichen eben deiner Seele und deinem Gemüte nicht! Durch ihr irdisch Auge schaut noch lange ihre Seele nicht, und das Auge ihres Geistes ist noch fest geschlossen; darum muß ihre Seele für sich allein erst dadurch befähigt werden, daß ihr durch den Schlaf des äußern Auges alle Weltanschauung benommen wird und sie dadurch mit ihren feineren Sinnen zur Wahrnehmung und Anschauung des Übersinnlichen, ins Geistige Übergehenden gelangen kann.
5
Es ist aber der Schlaf dieser hier Ruhenden darum auch ein Schlaf eigener Art, zu dem ein Mensch auf einem ganz natürlichen Wege nur selten gelangen kann.
6
Gewisse seelen- und geistesstarke Menschen können bei den schwächeren Brüdern solchen Schlaf durch öftere Händeauflegung bewirken, aber die schwachen Menschen vermögen solches an ihren gleich schwachen Brüdern und Schwestern nimmer. Daß aber der Herr bloß durch Seinen Willen alles vermag, daran wirst du wohl ewighin keinen Zweifel mehr in dir aufkommen lassen können?!"
7
Sagt die Jarah: ,,Der Herr segne dich für die mir gegebene Aufklärung, die ich recht wohl begriffen habe! - Aber nun noch eine andere Frage! Sage mir, du lieber, holdseligster Jüngling, wie soll ich mir denn deine unbegreifliche Schnelligkeit erklären?"
8
Spricht der Engel: ,,Allerliebste Tochter Gottes! Das ist etwas, das nur ein reiner Geist fassen kann, da er mit der Zeit und mit dem Raume nichts zu tun hat. Wir sind an uns selbst nichts, sondern das du an uns erschaust mit den Augen deines Geistes, ist Gottes Gedanke, Gottes Idee, Gottes Wort. Wir sind daher ganz reine Geister; keine Materie kann uns irgendein Hindernis sein.
9
So einen lebendigsten Geist gar nichts hindern kann, so ist sein Hier und Dort ja notwendig ein und dasselbe. Keine Materie kann daher eine uns Geistern gleich schnelle Bewegung annehmen, weil sie selbst im allerfeinsten Äther dennoch immer ein Hindernis findet, durch das ihre Bewegung gehemmt wird.
10
Es gibt im endlos weiten Schöpfungsraume besonders die Mittelsonnen der dritten Ordnung, nach denen gleich die Hauptmittelsonne kommt. Diese Sonnen bewegen sich in verschieden großen Kreisen um die Hauptmittelsonne in einer für deine Begriffe undenklichen Schnelligkeit, damit sie dadurch von der Hauptmittelsonne in der vorgezeichneten Entfernung bleiben. Ihre Bahnen sind vermöge ihrer großen Entfernung von der Hauptmittelsonne für deine Begriffe überweit gedehnt.
11
Denke dir zum Beispiel diese Erde als eine in der Wahrheit viele hunderttausend Male größere Kugel, als wieviel du nun von ihr überschaust. Diese große Kugel aber bestände aus lauter Sandkörnchen, wie du sie schon oft am Meeresufer wirst gesehen haben. Nun denke dir die Zahl aller der kleinsten Sandkörnchen, wie viele deren nötig wären, um eine solche ganze Erde auszumachen! Für jedes dieser Körnchen denke dir nun eine Entfernung wie von hier bis zu jenem Sterne, den wir zuerst besucht haben, und du wirst dadurch nahezu den Durchmesser einer solchen Bahn erreichen! Eine solche Bahn durchfliegt eine obenerwähnte Mittelsonne dritter Ordnung freilich erst kürzestens in zehnmal hunderttausend Jahren; aber weil die Bahn eine gar so ungeheuer weitgedehnte ist, so muß solch eine Sonne in einem Augenblick schon eine tausendmal so weite Strecke hinter sich haben wie von hier bis zu jenem Sterne, den wir zuerst besucht haben!
12
Du wirst nun meinen und sagen: ,Ja, wenn das, da bewegt sich solch eine Sonne ja dennoch um tausend Male schneller denn du als ein reiner Geist! Denn wären wir mit der Geschwindigkeit jener Sonne von hier nach jenem Sterne geflogen, so müßten wir ja notwendig um tausend Male früher dort gewesen sein als mit deiner geistigen Schnelle!?`
13
Da sage ich dir, daß die große Schnelligkeit jener Sonne gegen meine geistige dennoch eine pure Schneckenbotschaft ist! Denn sieh, bei all der für deine Begriffe ungeheuren Schnelligkeit braucht jene Sonne denn doch noch zehnmal hunderttausend Jahre zum Durchfliegen ihrer weitesten Bahn um die Hauptmittelsonne, während ich oder ein anderer Geist meiner Art dieselbe Strecke in einem so schnellen Augenblick durchfliegen kann, daß du zwischen meiner Abreise und meiner Wiederankunft nicht den allerkleinst fühlbaren Zeitraum merken würdest; ja ich könnte in der gleich kurzen Zeit auch einen viele tausendmal hunderttausend Male größeren Kreis durchfliegen!
14
Es ist daher zwischen der Schnelligkeit eines Geistes und zwischen der Schnelligkeit einer noch so schnell dahinfliegenden Materie - und möge diese gesteigert werden, wie sie will - ein unendlicher Unterschied; denn wenn eine noch so schnell bewegte Materie auch in einem Augenblick eine Strecke wie von hier bis zu jenem Sterne durchmacht, so braucht sie zu einer noch einmal so langen Strecke schon zwei Augenblicke, und macht die Materie in einem Augenblick hunderttausend solche Entfernungen durch, so wird sie für zehn solche Entfernungen auch zehn Augenblicke brauchen, während ich jede denkbare Entfernung in einem und demselben Augenblick durchmachen kann.
15
Und sieh, das kann ich und jeder Geist meiner Art, weil für uns in der ganzen ewigen Unendlichkeit kein noch so allerleisestes Hindernis vorhanden ist; die Materie aber findet allerlei Hindernisse selbst im freiesten Ätherraume und kann daher eines Geistes Schnelle nie erreichen! - Sage mir nun, du holdseligste Tochter Gottes, ob du das wohl so ein wenig begriffen hast!"

Fußnoten