Das Grosse Evangelium Johannes: Band 2
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre.
(Im Sommer des Jahres 30)
Erste Reise des Herrn:
Kis - Landungsstelle Sibarah - Nazareth
- Kapitel 37 -
Josa, der Alte, dankt dem Herrn
Als der Roban fort war, da kam der Alte, der Josa hieß, mit seinen in dieser Nacht geheilten Kindern und Kindeskindern und brachte Mir Dank, Lob und Ehre und bat Mich, ob er mit den Seinen nicht den Tag über in Meiner Gesellschaft sich aufhalten dürfe.
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Und Ich sprach zu ihm: ,,Was du willst, das tue! Du hast gestern in der Nacht Meinetwegen noch einen Kampf mit den Pharisäern zu bestehen gehabt, und ihr alle habt euch in Meinem Namen gut benommen. Darum aber sollet ihr in Zukunft von aller solcher Plage befreit sein, und es soll fürder kein habgieriger Zelot () mehr die Schwelle eures Hauses betreten! Gehet aber nun zu Meinen Jüngern hin; diese werden euch unterweisen, was ihr alle für künftighin zu glauben und zu tun haben sollet!"
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Bei diesen Worten tritt Petrus vor und führt die ganze Gesellschaft zum Matthäus dem Schreiber hin, und dieser gibt ihnen zu lesen, was alles sich bei Meinen Jüngern zugetragen hat, und was Ich gelehrt habe.
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Als diese also für ihren Geist versorgt sind, da erst treten Cyrenius, Kornelius, Faustus und der Oberste Jairus mit Weib und Tochter aus ihren Schlafkammern, begrüßen Mich auf das allerfreundlichste und bedanken sich bei Mir für den guten und überaus stärkenden Schlaf und für die überaus schönen Träume, die sie diese Nacht hindurch gehabt haben; Ich aber begrüße sie auch und zeige ihnen die soeben Angekommenen, die geheilt worden waren.
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Und Cyrenius tritt zu ihnen hin und fragt sie um alles klein aus. Als er aber von den nächtlichen Umtrieben der Pharisäer gehört hatte, da ward er völlig zornig und sprach: ,,Nein, Herr, bei Deinem mir nun über alles heiligen Namen, das kann ich diesen Satansjüngern nimmer nachsehen! Ich muß sie züchtigen lassen, und sollte ich darob auch mein Leben verlieren! Sind aber das doch Wölfe, Hyänen und Füchse, wie es keine zweiten in ganz Palästina, ja in ganz Asien gibt! Welcher Unterschied ist denn zwischen ihnen und den ärgsten Dieben und Straßenräubern? O ihr Argen, ihr Bestien erster und reißendster Klasse! Gottesdiener nennen sie sich und lassen sich dafür auch allenthalben überhoch ehren und preisen am Tage; bei der Nacht aber ziehen sie dann auf offenbarsten Raub aus! Nun, wartet, wartet, ich werde euch das nächtliche Auf-den-Raub- Ausgehen schon auf eine Art vertreiben, daß euch darob das Hören und Sehen vergehen soll!"
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Sage Ich zum ganz erbosten Oberstatthalter: ,,Freund, laß du das; denn was du nun tun möchtest, habe Ich geistig schon in dieser Nacht auf eine viel empfindlichere Art getan, und die Folge davon wird sein, daß sie alle bald Meine Lehre annehmen werden. Ihr Ältester, namens Roban, war heute schon hier und hat Meine Lehre angenommen; und Ich habe ihn darum denn auch schon als bereits Meinen Jünger nach Sichar gesandt, allwo er vieles sehen und lernen wird. In zwei Tagen kommt er wieder zurück und wird seine Kollegen ganz sicher unter Mein Dach bringen! Und siehe, das ist besser denn Rute, Kreuz und Beil!"
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Sagt Cyrenius etwas weniger erregt: ,,Wenn so, da nehme ich mein Wort zwar wohl zurück und werde über sie kein scharfes und peinliches Gericht ergehen lassen; aber Rede stehen müssen sie mir!"
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Sage Ich: ,,Aber nur nicht vormittags, sondern nachmittags! Denn diese schöne Zeit wollen wir mit etwas Besserem zubringen. Nun aber gehen wir vor allem zum Morgenmahl!"
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Es hatte nämlich Borus im Freien eine Menge Tische aufrichten lassen, bei welcher Arbeit ihm Meine Brüder als Zimmerleute natürlich Hilfe leisteten, und so war heute als an einem Vorsabbat, respektive an einem Freitage, das Morgenmahl im Freien einzunehmen. Es waren bei fünfzig große Tische mit Bänken versehen, voll mit Speisen und Wein besetzt, und es war wahrlich recht ergötzlich, zu sehen, wie da Hunderte von Gästen aller Art schon an den Tischen saßen, Lobpsalmen sangen und das reichliche Morgenmahl verzehrten. In der Mitte der vielen Tische war eine Art Tribüne errichtet, auf der ein großer, zierlich geschmückter Tisch mit Speisen unser harrete und wir - Ich, Cyrenius, Kornelius, Faustus, Jairus mit Weib und Tochter, Meine Mutter und die zwölf Apostel - Platz nahmen und daselbst unter allerlei erbaulich heiteren Gesprächen das Morgenmahl einnahmen, welches Faustus und Borus also bestellt hatten.
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Es fehlte aber die Lydia, des Faustus junges Weib, das er in Kapernaum daheim ließ wegen seiner vielen häuslichen Geschäfte, obschon es überaus gerne auch mit nach Nazareth gezogen wäre. Meine Mutter machte ihm darum, natürlich ganz sanfte, Vorwürfe; und er bereute es, sein liebstes Weib daheim gelassen zu haben und beschloß, es sogleich selbst zu holen.
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Ich aber sagte zu ihm: ,,Laß das; so Ich will, wird sie bis gen Mittag ganz wohlbehalten hier sein!" Faustus bat Mich darum, und Ich versprach ihm, solches zu tun.
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Es waren aber an Meiner Seite sogleich zwei überaus holde Jünglinge in lichtblauen Faltenkleidern zu sehen. Diese verneigten sich vor Mir bis zur Erde und sprachen: ,,Herr, Deine Diener harren in tiefster Ehrfurcht Deiner heiligsten Befehle!"
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Und Ich sage zu ihnen: ,,Gehet, holet die Lydia, auf daß sie bei uns sei!"
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Die beiden verschwinden, und Cyrenius fragt Mich ganz erstaunt: ,,Freund, wer waren diese beiden gar so ungemein schönen und holdesten Jünglinge? Beim Himmel, solch herrliche Gestalten hat mein Auge noch nie gesehen!"
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Sage Ich: ,,Sieh, ein jeder Herr hat seine Diener, und so er sie ruft, müssen sie da sein und ihm dienen. Da Ich auch ein Herr bin, so habe auch Ich Meine Diener, die Meine Befehle der ganzen Unendlichkeit zu verkünden haben. Sie sind dir freilich nicht sichtbar, aber wohl Mir; und wo du nichts ahnest, da harren dennoch gleichfort zahllose Legionen Meiner Winke! Und solche Meine Diener sind dazu - ob sie auch noch so zart aussehen - dennoch stark genug, diese Erde, so Ich es ihnen gebieten würde, in einem Augenblick zunichte zu machen! - Nun aber sehet, dort kommen die beiden schon zurück mit der Lydia!"
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Nun ergreift fast alle bei Meinem Tische ein Entsetzen, und Cyrenius sagt: ,,Wie ist das möglich? Die beiden können kaum noch fünfhundert Schritte von hier entfernt gewesen sein - nach Kapernaum sind von hier nahe zwei Stunden Weges -, und nun sind die beiden schon wieder da! Ach, das ist doch über alles, was ein armer Mensch auf dieser Erde je erleben kann!"
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Als die Lydia, vom erstaunten Faustus überzart empfangen, an unsern Tisch gebracht ward, so fragte Cyrenius sie sogleich: ,,Aber holdeste Lydia, wie kamst denn du so schnell von Kapernaum hierher?! Bist du etwa schon auf dem Wege gewesen?"
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Sagt Lydia: ,,Siehst du denn nicht die beiden Engel Gottes? Diese trugen mich mehr denn in Pfeiles Schnelle hierher. Ich sah am Wege weder Erde noch Luft, sondern dort und hier war nur ein Moment, und ich bin nun hier. Frage aber die beiden Engel; diese werden davon mehr denn ich kundzugeben verstehen."