Gottes Neue Bibel

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 3

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Jesus in der Gegend von Cäsarea Philippi

- Kapitel 38 -

Julius verhört die Verbrecher

Als Julius solches von Mathael vernahm, ward es ihm etwas leichter ums Herz, und er wandte sich sonach auch sogleich an die noch auf der Erde liegenden politischen Verbrecher, sagend: ,,Stehet auf ohne Furcht und Zagen; denn Männer wie ihr müssen auch dem nackten Tode ohne Furcht und Beben kalt ins Angesicht schauen können! Denn wir Römer sind keine Tiger und keine Leoparden, sondern Menschen, die eher suchen das Unglück der Menschen zu lindern als irgend zu vermehren! Aber das sei euch auch gesagt: daß wir kein Verbrechen so hart zu strafen pflegen wie das der Lüge! Auf ein falsches Zeugnis und auf eine unverschämt lügenhafte Aussage ist bei uns der Tod gesetzt! Darum gebt Wahrheit mir auf jede meiner Fragen zur Antwort, und ich als euer von Gott bestellter Richter werde euch, so ihr mir wohl erweislich mit aller Wahrheit entgegenkommen werdet, eher von allen Übeln zu retten bemüht sein, als euch in irgendeinen Schaden zu bringen! Darum erhebet euch nun und stehet mir offen Rede!"
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Auf die Worte des Julius erheben sich die politischen Verbrecher vom Boden ganz trübseligen Aussehens, und Ich sage heimlich in der römischen Zunge: ,,Befreie sie zuerst von ihren Fesseln; denn der Gefesselte an Händen und Füßen hat auch eine arg gefesselte Zunge!"
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Auf diese Meine Worte befahl Julius den Soldaten, den Gefesselten die Fesseln abzunehmen.
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Dieses geschah alsogleich, und als die in der Totalsumme etlichen zwölf ganz frei ohne alle Fesseln dastanden, fragte sie Julius, sagend: ,,Wer seid ihr, wo geboren?"
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Sagte einer im Namen der andern: ,,Herr, Schrift haben wir keinerlei bei uns! Willst du aber meinen Worten Glauben geben, so sind wir durch den Tempel so gut wie durch den scheußlich frommen Sinn unserer dummen Eltern verwünschte Templer und sind samt und sämtlich Kinder Jerusalems. Das Gesetz Mosis in bezug auf das Verhältnis der Kinder zu ihren Eltern dürfte der reinen Menschenvernunft zufolge wohl auch einmal dahin eine Abänderung erleiden, daß durch Zufall und durch zeitweiligen Umgang mit wahrhaft weisen Menschen vernünftig gewordene Kinder nicht gleichfort ihren Eltern untertan bleiben sollen; denn gar vieler Kinder geistiges und leibliches Unglück sind ihre oft unbeschreibbar dummen, stolzen und mit allen schlechten Salben gesalbten Eltern!
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Wahrlich, dieses Gebot kann kein höchst weiser Gott dem Moses für die arme Menschheit gegeben haben! Wahrlich, dieses Gebot, ohne daß dabei irgendeine Ausnahme gemacht werden darf, ist fürs Tierreich zu schlecht, geschweige für das Reich des Menschen! Durch die strenge Beobachtung dieses dümmsten Gebotes, von dessen Gebung Gott vielleicht kaum der Urheber war, sondern Moses allein oder irgendein Nachmoses, stehen wir nun als Verbrecher vor dir, id est (d.i.) vor dem Richter über Leben und Tod! Eine sehr angenehme Bescherung für unsern stets treuen Gehorsam gegen unsere mehr als blitzdummen Alten! Auf diese höchst angenehme Bescherung wird wahrscheinlich entweder das ehrenhafte Kreuz oder der unterste Schiffsdienst in ewigen Ketten folgen! Denn so wir mit der vollen Wahrheit über unser freilich dreifach genötigtes Tun zum Vorschein kommen müssen, so rettet uns vor der unerbittlichsten Strenge eurer Gesetze kein Gott! Und doch heißt es in diesem schönen Gebote Mosis: ,Ehre Vater und Mutter, auf daß es dir wohlergehe und du lange lebest auf Erden!` Schön! Da stehen wir nun! Wie gut es uns armen Teufeln geht, das sieht ein jeder, und wie lange wir noch leben werden, das hängt nun allein von dir ab! Die göttliche Verheißung auf die Haltung des vierten Gebotes Gottes geht uns ja so herrlich in die Erfüllung, daß uns darüber wahrlich alle Teufel ins Gesicht lachen und am Ende noch anpissen müssen!"
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Sagt Julius: ,,Aber meine Lieben, das gehört ja nicht zur Sache, sondern ihr habt bloß auf das allein nur zu antworten, um das ihr gefragt werdet!"
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Erwidert darauf Suetal (also hieß der Redner) im Namen der zwölf: ,,Herr, wenn einem schon der sichere Tod am Genicke sitzt, da gehört alles zur Sache! Daß wir offenbare Verbrecher gegen Rom sind, das können wir unmöglich leugnen, und was darauf folgt, das wirst hoffentlich du nicht in Abrede stellen können; denn dafür trägst du dein scharfes Schwert und hast das Gesetz und die Macht, - Dinge, gegen die der arme Wurm im Staube nichts ausrichten wird!
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Weil aber zuweilen die Herren Römer bei aller Strenge ihrer Gesetze doch noch mehr Menschen sind als die schwarzen Herren im Tempel, nach deren Pfeife jetzt schon sogar der liebe Herrgott tanzen muß, so denken wir euch gestrengen, aber dabei doch noch etwas menschlichen Herren nicht nur unser Vergehen ANTI ROMAM (gegen Rom), sondern auch die Hebel dazu vor die Augen zu stellen; vielleicht wirst du dadurch etwas menschlicher mit uns armen Teufeln verfahren, denn Menschen sind wir schon lange nicht mehr; seit der Zeit nicht mehr, als wir das Teufelswasser mit dem Aufwiegelungsauftrage gegen euch Römer vertauscht haben."
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Fragt nun Julius: ,,Warum hättet ihr damals eigentlich das verfluchte Wasser trinken sollen? Womit habt ihr euch denn dem Tempel und seinen Gesetzen gegenüber also strafbar gemacht?"
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Sagt Suetal: ,,Gerade umgekehrt dadurch, als wir uns nun gegen euch strafbar gemacht haben! Wir sind verraten worden, geheime Freunde von euch Römern zu sein, und das Teufelswasser war fertig! Um als junge Leute aber dem Teufelswasser zu entrinnen, mußten wir gerade eure Feinde werden, und unsere dummen Alten haben danebst noch müssen eine starke Sühne von mehreren hundert Pfund Silbers an den Tempel bezahlen und tausend fette Sündenböcke liefern, von denen wahrscheinlich keiner im Jordan zu schwimmen versucht hat, sondern sie sind, gleich dem Joseph, um viele Silbergroschen sicher und unter guter Bedeckung nach Ägypten gewandert, allwo sie verspeist worden sind.
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Da hast du sonach den Grund, der uns im Tempel das Teufelswasser bereitet hatte und im templischen Gnadenwege eure Feindschaft! Der Unterschied besteht rein nur darin: Hätten wir das Teufelswasser genommen, so wären wir auch schon lange hingewandert in den Schoß des Vaters Abraham; da wir aber im Tempel Gnade gefunden haben, so werden wir wahrscheinlich erst jetzt genötigt, dem lieben Vater Abraham für ewig einen Besuch abzustatten. Bald werden wir aus deinem feinen Munde das bekannte I LICTOR (geh, Scharfrichter!) vernehmen, und die verheißene Frucht für die genaue Beobachtung des vierten Gebotes Gottes werden wir eingeerntet haben unter dem Titel: ,Gutes und langes Leben auf Erden!` Sollten wir wirklich ans Kreuz kommen, so bitten wir dich, uns solchen Titel über unsere Kreuze anheften zu lassen."
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Sagt Julius, innerlich ganz heiter, aber äußerlich den strengen Richter spielend: ,,Ihr schiebet, wie es mir vorkommt, alle Schuld nun lediglich aufs vierte Gebot Mosis; aber ich merke, daß ihr dieses Gebot entweder wirklich oder möglich auch geflissentlich nicht verstehet oder nicht verstehen wollet. Denn es steht im Gesetz nur, daß man seine Eltern ehren, nicht aber, daß man ihnen in allem, wie einem Herrscher, gehorchen solle; denn bin ich als Kind und schon Mann ein vielerfahrener und weiser Mensch geworden, so werde ich doch einsehen, daß eine rechte Liebe zu meinen noch lebenden Eltern die eigentlich rechte Verehrung ist, die Gott durch Moses geboten hat.
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Wenn daher irgend schwache Eltern von ihren Kindern etwas verlangen, wodurch sie samt den Kindern in einen großen Nachteil gelangen können, so ist es Pflicht der Kinder, den Eltern das Schädliche ihres Begehrens mit aller Liebe und Geduld so klar als möglich vorzustellen, und die Eltern werden sicher davon abstehen; beharren sie aber, so ist ein Ungehorsam aus wahrer Liebe zu den Eltern wahrlich keine Sünde, weder vor dem höchst weisen Gott, noch vor allen billig denkenden Menschen.
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Zudem aber hat ja selbst Moses eine Erklärung bezüglich des Gehorsams der Kinder gegen ihre Eltern dahin beigefügt in seinen theokratischen (gottesherrschaftlichen) Verfassungsschriften, welcher ganz klar gehaltener Erklärung zufolge die Kinder ihren Eltern in allem zu gehorchen haben, was nicht wider das Gesetz geht.
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Damit aber ist das Gesetz Mosis mehr denn hinreichend gerechtfertigt, und die Schuld liegt demnach, wenn es so ist, wie ihr es mir gesagt habt, entweder wirklich in der Dummheit eurer Alten und in dem Unverstande (deren Nichtverstehen) des Gesetzes eben derselben, wie auch an eurem nun am Tage liegenden Mißverständnisse des göttlichen Gebotes durch Moses!
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Oder die Schuld kann auch in eurer dicksten Verschmitztheit liegen, die aber hier ganz sicher ans Tageslicht kommen wird. Denn seht, ihr habt eure Pfiffigkeit unvorsichtigermaßen durch euer das Gebot Gottes humoristisch äffendes Entschuldigen gezeigt und scheinet viel bösen Witzes zu besitzen; und solcher Proteusse Entschuldigungen nehmen wir Römer nie so ganz leichten Kaufes als bare Münze an! Daher werdet ihr mir schon ernstere und der Wahrheit ähnlicher sehende Entschuldigungen zum Vorscheine bringen müssen, ansonst ihr von mir kein gutes Urteil zu erwarten haben dürftet!"

Fußnoten