Das Grosse Evangelium Johannes: Band 4
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Jesus in der Gegend von Cäsarea Philippi
- Kapitel 18 -
Die Lehre des galiläischen Propheten
Sagt Cyrenius: ,,Freund, ich erkenne deine große Umsicht und Schlauheit, und Herodes hat sich an dir einen Advokaten erzogen, der in ganz Judäa seinesgleichen sucht! Nun bist du zwar nicht mehr herodisch, sondern römisch, und brauchst nimmer des Herodes Sache zu vertreten, sondern rein die unsrige nur, und das für uns; daher kannst du nun schon manches mehr erfahren, was sich alles hier auf diesen Punkt am Meere konzentriert hat, und weshalb so ganz eigentlich! Vor allem aber sage du mir nun, was du tun würdest, wenn nun auf einmal von irgendwoher der große galiläische Prophet käme!"
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Sagt Zinka: ,,Ich?! - Gar nichts; ich ließe ihn ziehen seine Wege! Besprechen wohl möchte ich mich mit ihm, um zu sehen, ob Johannes wohl recht hatte zu sagen, daß er nicht einmal würdig wäre, diesem die Schuhriemen aufzulösen! Johannes war ein höchst weiser Prophet und hatte mehr Licht denn alle die alten Propheten zusammengenommen. Nun, so aber Johannes über den Jesus aus Nazareth schon ein solches Zeugnis gibt, wie groß, wie weise und wie mächtig muß er sein!
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Weißt du, hoher Freund, wenn ich ernstlich Jesus irgend hätte aufgreifen wollen - wenn auch zum Scheine nur -, so hätte ich das schon lange tun können; denn im Grunde wußte ich doch zumeist, wo sich Jesus aufhielt! Aber es war mir wahrlich nicht darum, und aufrichtig gesagt, - ich hatte eine eigene Scheu vor diesem Manne! Denn nach dem, was ich alles von ihm gehört habe - und das von glaubwürdigen Zeugen, sogar von Samariten -, muß er ordentlich in einer Fülle irgendeiner vollendetsten Göttlichkeit - oder er muß ein ausgepickter Magier aus der altägyptischen Schule sein! In keiner Beziehung möchte ich darum mit ihm etwas Besonderes zu tun haben; denn da bekäme ich doch sicher alle Spreu ins Gesicht. Fürwahr, ich für mich nur möchte ihn sehen und sprechen, doch nur in der friedlichsten Situation; aber in diesem meinem Häscherkleide von ferne nicht einmal!"
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Frage nun Ich Selbst den Zinka und sage: ,,Lieber Freund, Ich bin auch einer, der den Jesus aus Nazareth so gut kennt wie Mich Selbst, kann dir aber nur das von Ihm sagen, daß Er keines Menschen Feind ist, sondern ein Wohltäter aller, die zu Ihm kommen und Hilfe bei Ihm suchen. Er ist zwar wohl ein Feind der Sünde, aber nicht des Sünders, der seine Sünde bereut und demütig zum Guten zurückkehrt. Von Ihm ist noch kein Mensch gerichtet und verurteilt worden, und wären seiner Sünden mehr gewesen als des Sandes im Meer und des Grases auf der Erde.
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Seine Lehre aber besteht ganz kurz darin, daß der Mensch Gott erkenne und Ihn über alles liebe und seinen Nebenmenschen, was und wer er auch sei, hoch oder nieder, arm oder reich, männlich oder weiblich, jung oder alt, ebenso liebe wie sich selbst. Wer das allezeit tue und meide die Sünde, der werde es jüngst in sich erfahren, daß solch eine Lehre wahrhaft aus Gott ist und nicht gekommen ist aus dem Munde eines Menschen, sondern aus dem Munde Gottes; denn kein Mensch könne wissen, was er tun solle, um zu erlangen das ewige Leben, und worin dieses bestehe. Solches wisse nur Gott, und am Ende auch der, welcher es aus dem Munde Gottes vernommen habe.
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Er lehret auch, daß alle Menschen, die das ewige Leben erreichen wollen, von Gott gelehret sein müssen; die da nur von Menschen es vernehmen, was sie tun sollen, die sind noch ferne dem Reiche Gottes. Denn sie hören wohl die Worte einer sterblichen Zunge entgleiten; aber wie die Zunge, die die Worte gab, sterblich ist, so ist es dann auch das Wort in dem Menschen, der es vernommen hat. Er achtet nicht darauf und macht es durch keine Tat lebendig. Aber das Wort, das aus dem Munde Gottes kommt, ist nicht tot, sondern lebendig, beweget des Menschen Herz und Willen zur Tat und macht dadurch den ganzen Menschen lebendig.
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Ist aber einmal der Mensch durch das Gotteswort lebendig geworden, so bleibt er dann lebendig und frei für ewig und wird keinen Tod je mehr irgend fühlen und schmecken, - und könnte er auch dem Leibe nach tausendmal sterben!
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Siehe, Freund, das ist so in aller Kürze der Kern der Lehre des großen Propheten aus Nazareth! - Sage es uns, wie er dir gefällt, und was du dann von dem großen Propheten hältst!"