Das Grosse Evangelium Johannes: Band 4
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Jesus in der Gegend von Cäsarea Philippi
- Kapitel 193 -
Der große Felsentempel Jabusimbil
1
(Oubratouvishar:) ,,Wir fragten den Obersten, ob irgend so etwas Ähnliches auf der ganzen Erde noch nie irgendeinem höchst gerechten Menschen begegnet sei.
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Der Oberste zuckte mit den Achseln und sagte: ,Unmittelbar wohl sicher noch nie; aber mittelbar hat man aus den Schriften und mündlichen Überlieferungen wahre Beispiele, daß gar sehr gerechte und fromme Menschen in eine gewisse Verzückung versetzt worden sind, in der sie den Geist Gottes als ein alle Räume der Unendlichkeit erfüllendes Licht ersahen und wahrnahmen, daß sie selbst ein Teil dieses Lichtes sind. Alle aber, denen solch eine Gnade zuteil ward, bekennen, daß sie in diesem Lichte von einem unaussprechlichen Wonnegefühl durch und durch ergriffen wurden und zu weissagen anfingen; und was sie da weissagten, das ist auch stets in Erfüllung gegangen. Noch nie aber hat ein Sterblicher den wahren Urgott unter einer andern Gestalt gesehen!
3
Der Mensch als eine begrenzte Form möchte zwar den Urgott sich näherbringen, sein Herz dürstet danach, den Schöpfer einmal in einer zugänglichen Menschenform zu erschauen und mit Ihm, dem ewigen Urgeiste, Worte wie mit einem Menschen zu wechseln; aber es ist dies nichts denn ein törichtes Verlangen des schwachsinnigen Menschen, das in einer gewissen Hinsicht sehr verzeihlich ist, aber ewig nie realisiert werden kann. Denn das Endliche kann ewig nie unendlich werden - und das Unendliche nie endlich!`
4
Also sprach der weise Oberste zu uns, und wir begriffen das auch, so gut es für unsere schwache Begriffsfähigkeit möglich war.
5
Aber alles dessen ungeachtet drängte sich bei jedem aus uns von selbst eine wenn auch noch so große göttliche Persönlichkeit auf, da wir uns in der göttlichen Unendlichkeit als zu verlassen dennoch nie so ganz zurechtfinden konnten. Unser Herz verlangte stets einen persönlichen, schauund liebbaren Gott, wenn unser Verstand auch allzeit einen Krieg dem armen Herzen ankündigte, das sich denn doch viel zu klein fühlte, die göttliche Unendlichkeit mit aller Liebe zu erfassen, obwohl uns der Oberste anriet, die Urgottheit zu lieben.
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Der Oberste bekannte uns, daß es auf der Erde ein Volk gäbe, das da den Namen ,Juden` habe. Dies Volk sei in der richtigsten Erkenntnis des allerhöchsten Gottes. Ein Erster ihrer Weisen, ein geborener Ägypter namens Moi ie sez (das heißt: ,meine Aufnahme`, ein Name, den ihm eine Prinzessin gab, als sie ihn aus dem Nilstrome rettete), habe bei fünfzig Jahre lang mit dem Geiste Gottes Unterredung gepflogen. Dem habe eben der Geist Gottes zu einer strengen Pflicht gemacht, Ihn sich ja nie unter irgendeinem Bilde vorzustellen! Auch dieser Weise verlangte einmal nach dem Bedürfnisse seines Herzens, Ihn persönlich zu erschauen, bekam aber zur Antwort: ,Gott kannst du nicht schauen und leben!`
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Als aber dessenungeachtet im Herzen des Weisen die Sehnsucht, Gott zu erschauen, heftiger ward, da hieß ihn der Geist Gottes sich verbergen in eine Felskluft und hervortreten, wenn er gerufen werde. Das tat der Weise; und als er gerufen ward, trat er hervor und hat in einer Ferne Gottes Rücken strahlend mehr denn tausend Sonnen gesehen! Sein Angesicht aber soll darauf derart strahlend geworden sein, daß dasselbe sieben Jahre lang kein Mensch ohne zu erblinden ansehen konnte, weshalb dieser Weise denn auch sein Gesicht diese Zeit hindurch ganz dick verhüllen mußte. Also, wie ihr wisset, hatte uns solches alles der sehr weise Oberste kundgetan.
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Inwieweit sich das alles also oder anders verhielt, darüber wissen wir kein weiteres Urteil zu fällen; nur das wissen wir, daß über des Obersten Lippen nie ein unwahres Wort geflossen ist. Wie er es vernommen hat, genau also hat er es uns auch mitgeteilt.
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Wisset ihr, als wir ihn fragten, wo im ganzen Lande Ägypten denn je die wahre, ewige Urgottheit angebetet und höchst verehrt werde der möglichsten Wahrheit nach, wie er dann sagte: ,Nicht sehr ferne von hier, und zwar im großen Felsentempel von Ja bu, sim, bil (das heißt: ,Ich war, bin und werde sein`)! Durch ein großes und hohes Tor führt der Weg in das Innere der großen Berghalle. Diese ist geziert mit Säulen, die alle aus dem Felsen ausgehauen sind. Zwischen einer jeden Säule steht ein gewappneter Riese von mindestens zwölf Mannshöhen also, als trüge er des Tempels Decke.
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Das Innere ist in drei Hallen durch einen Bogen getrennt; in jeder zu beiden Seiten aber stehen sieben solche Riesen, zusammen vierzehn Riesen in jeder der drei Hallen. Es sind dies Sinnbilder der von Gott ausgehenden sieben Geister. Die Halle zählt aber in ihren drei Abteilungen sechsmal sieben solcher Riesen; das bezeiget, daß Gott schon vom Anbeginne aller Schöpfung sechs Zeiträume gesetzt hatte, und daß in jedem dieser endlos langen und sich stets durchgreifenden Zeiträume dieselben sieben Geister alles getragen und überall gewirkt haben. Jede der sechs Seiten der langen, dreiteiligen Tempelhalle ist mit allerlei Zeichen und Figuren geziert, aus denen der in die alte Weisheit Eingeweihte alles entziffern kann, was der Geist Gottes den Urerzweisen dieses Landes geoffenbart hat.
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Am Schlusse der drei Hallen befindet sich abermals das verhüllte Bild der I-sis, das offene des Ou-sir-iez, und an einem Altare vor der I-sis stehen die Worte in den harten Stein gegraben: Ja-bu-sim-bil! Am Eingange zu beiden Seiten des Tempeltores befinden sich je zwei Riesen in sitzender Stellung und stellen die vier Hauptelementarkräfte Gottes in der Natur dar; daß sie sitzen, bezeichnet die Ordnung und Ruhe, in die sie von Gott aus gestellt worden sind, um aller Kreatur nach dem Willen Gottes zu dienen.
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Eine Inschrift über dem Tore mahnt den Besucher dieser geheiligten Stätte, daß er stets gesammelten Geistes die heiligen Hallen betreten solle. Wer in die erste Halle kommt, wird die zwei ersten Pfeiler mit ganz absonderlichen Zeichen und Figuren geziert finden; diese sollen auf eine Art Weltenkampf unter dem Ausdruck ,Gotteskriege` Beziehung haben.
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Nun, da bin ich selbst zu wenig tief in der alten Weisheit bewandert, um euch das weiter und tiefer erläutern zu können! In sieben Tagen will ich euch dahin führen, wo ihr das alles selbst in Augenschein nehmen könnet. Freilich hat der scharfe Zahn der Zeit so manches an diesem uralten Heiligtume verwüstet; aber es ist noch sehr viel ganz gut erhalten, und ihr könnet noch sehr vieles daraus lernen!`
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Nun, welche Gefühle fingen dann in uns aufzukeimen an! Und wir konnten den Tag kaum erwarten, an welchem uns der Oberste zu dem beschriebenen Heiligtume führen würde. Als endlich der Tag kam, und wir auf unseren Kamelen dahin trabten, wie fing es an zu glühen in unseren Herzen, als wir uns nur dem kleinen Vortempel zu nahen anfingen, der nichts als eine Grabstätte einiger Urweisen sein soll! Wie aber pochte unser Herz, als wir vor das Tor des großen Felsentempels kamen! Welch einen unbeschreiblichen Eindruck machte die Ansicht der vier personifizierten Elemente, und wurden wir nicht nahe sprachunfähig, als wir mit brennenden Fackeln in des Tempels innere Hallen kamen? Warum aber ergriff uns das alles gar so mächtig? Weil wir uns dort dem allerhöchsten, wahren Gottwesen näher zu sein dünkten denn irgendwoanders bei Memphis.
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Als wir dann wieder unter vielen Tränen und Seufzern den wunderbaren Tempel verließen und der gute Oberste uns so manches aus der Urzeit der Erde mitteilte, wie ergreifend erbaute uns das alles, daß wir am Ende gleich schon die ganze Erde für einen großen Gottestempel zu halten anfingen! Ob die paar Tage heiß oder mehr kühl waren, das verspürten wir gar nicht; denn unsere Gemüter hatten zu vollauf zu tun, und zwar mit dem allem, was uns den Urgeist Gottes hätte näherbringen mögen. Und dennoch hieben wir damit ganz offenbar ins Blaue. Wir wußten wohl viel dann; aber die I-sis blieb verhüllt und verschleiert, und kein Sterblicher vermochte irgend zu lüften dies mysteriöse Gewand der ewigen Gottheit."