Das Grosse Evangelium Johannes: Band 5
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Jesus in der Gegend von Cäsarea Philippi
Ev. Matth. Kap. 16 (Fortsetzung)
- Kapitel 128 -
Der geistige Sinn der beiden Gleichnisse
Sage Ich: ,,Mein Freund, sieh, die Vögel haben ihre Nester und die Füchse ihre Löcher; aber Ich, als nun des Menschen Sohn, habe auf dieser Erde auch nicht einmal einen Stein, den Ich als weltgesetzlich eigen unter Mein Haupt legen könnte, - geschweige ein irdisch mit Weizen vollbebautes Feld, das nun der Schnitter bedürfte!
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Der ,Acker`, den Ich meine, ist diese Welt, und der reife ,Weizen` auf demselben sind die Menschen, und die ,Schnitter` sollen sein, die Ich Meine Jünger nenne. Diese sollen hinausgehen in alle Welt und bekehren die Menschen und auf den rechten Weg bringen alle, die auf Ab- und Irrwegen wandeln und ein sicheres Asyl mit dreimal verbundenen Augen suchen, aber keines finden können.
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,Reif` sind sie, weil in ihnen das Streben nach einem höheren Ziele wach und lebendig geworden ist. Alle suchen die lebendige, mit aller Seligkeit gekrönte Ruhe - aber auf irreführenden Wegen - und erreichen somit trotz ihres Suchens nichts als am Ende des Leibes Tod; darüber nach jenseits hinaus ist bei jedem tiefste Nacht.
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Solange der Mensch in sich ein solches Bedürfnis nicht fühlt, sondern ganz einem Tiere gleich unbekümmert für seine Lebenssphäre, in was sie auch übergehe, fortlebt und ißt wie ein Polyp auf dem Meeresgrunde, in dem ist noch keine Reife für eine höhere Offenbarung vorhanden; aber Menschen, wie es nun deren überaus viele gibt, sogar unter den Heiden, auf nahe ein Drittel der bewohnten Erde, daß sie suchen allerlei, sich auch voll Gier nach dem Besitze einer wenn auch geträumten Seligkeit sehnen, oft begraben in allerlei Leidenschaft, sind eine für eine höhere Sehe, für die Wahrheit, also für Mein Reich, reife ,Saat`, und es bedarf da vieler Schnitter, Lehrer aus Meiner Schule, ausgerüstet mit aller Liebe, Geduld, Sanftmut, Weisheit und Kraft.
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Und siehe, solcher gibt es nun noch wenige; außer euch gibt es keine irgend mehr, außer den Mohren, die hier waren und sich für ihren Stamm das nötige Licht geholt haben und in ihrem Lande auch damit gut wirken werden! Darum sollet ihr wenigen von nun an eure Hände nicht in den Schoß legen, sondern arbeiten ohne Rast und Ruhe, auf daß sich stets mehre die Zahl der Schnitter auf dem großen Lebensacker Meiner Saat! - Das ist es, was Ich dir damit habe sagen wollen, als Ich zuvor sprach von Meinem Acker, von der reifen Frucht und von der dafür zu kleinen Anzahl der Schnitter.
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Was aber den alten ,Libanon` mit seinen Zedern betrifft, so stellt er dar die Schrift von Moses bis auf diese Zeiten her. Sie besteht wohl noch, aber ihre Bilder sind alt und morsch geworden gleich den früher so herrlichen Zedern, aus denen der alte Tempel zu Jerusalem, zuallermeist innerlich, ist erbaut worden, und aus deren Holze schon lange früher die wunderbare Arche des Bundes ist erbaut worden.
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Die ,Zedern` bezeichnen sonach die Worte und die Gesetze in der Schrift. Einst, als die Zedern auf dem Libanon noch jung und kräftig waren, schafften sie viel Nutzen den Menschen, und ein Richter Samuel konnte wahrhaft beten unter ihren Ästen. Aber die irdische Gewinnsucht der Menschen hat den schönen Libanon nahe ganz entzedert, und es wuchs an der alten und vollgesunden Zedern Stelle nur zu bald allerlei wildes Gesträuch, und selbst die alten, noch übriggebliebenen Zedern mit ihren vielen morsch gewordenen Ästen dienen nun nur mehr den Affen als den Menschen zum Schutz und Gewinne, - aber das natürlich nur wie zufällig; denn der Affe kann den Wert einer Zeder nicht erkennen und somit auch nicht schätzen und weiters zweckdienlich bestimmen.
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Und so ergeht es nun der alten Schrift und den Propheten. Man verehrt das alte Buch auf einem Altare und betet es wie eine Gottheit haarsträubend dumm und blind an und kümmert sich weiter um den Inhalt gar nicht, und noch weniger und noch seltener, um danach zu handeln. Da gleicht ein solcher Mensch (ein Pharisäer) ja ganz dem Affen, der ganz munter auf den dicken Ästen herumhüpft und den, der ihn davon vertreiben wollte, gleich mit den dicksten Prügeln bewirft und ihn zur Flucht nötigt, weil der Affe ein Affe ist und den kostbaren Baum zu einem ganz andern Zweck gebraucht, als welcher im Baume selbst von der Natur aus zu suchen und zu finden ist.
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Und also ist die Schrift den Menschen nichts mehr, als eine morsche Zeder den Affen, und der ganze Libanon ist nun wucherisch überwachsen mit allerlei wilden und oft giftigen Gesträuchen. Diese gleichen den verderblichen und überaus schlechten Menschensatzungen, die da an die Stelle der Gesetze Gottes getreten sind, und gleichen ferner noch den fein und geschmackvoll übertünchten Gräbern der Propheten, die inwendig voll Todes, Moders und Ekelgeruches sind, während das in den Büchern aufgezeichnete lebendige Wort der Propheten unbeachtet bleibt in der Sphäre, in der es eben beachtet werden sollte. Man betet es als ein Heiligtum an und reibt dem, der da unwürdig das Buch der Propheten anrührt, die Hände mit Salz blutig; aber daß man die Worte der Propheten beherzigte und danach handelte, - oh, davon ist keine Spur irgend wahrzunehmen! Was ist da dann die sogenannte Heilige Schrift? Nichts als der mit wildem Gestrüpp überwachsene Libanon, nun eine Wohnstätte der Affen und nicht mehr gottbegeisterter Menschen!
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Es kann mit der Weile mit der Lehre, die Ich nun gebe, wohl auch so werden, daß man sie als eine heilige Reliquie wie einen Götzen anbeten wird und wird gar leichten Sinnes und Gewissens sich weiter gar nicht kümmern um den inneren Sinn und Geist eben dieser Meiner Lehre, sondern man wird sich richten nach den Satzungen der Menschen und wird sagen: ,Was Weiteres brauchen wir?`
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Aber dann wird auch kommen jene große Trübsal, von der der Prophet Daniel geweissagt hat, als er auf der heiligen Stätte stand, indem er sagte: ,Es wird aber in jener Zeit eine Trübsal unter den Menschen sein, wie sie nicht war vom Anbeginne der Welt!` - Ich meine nun, daß du Meine früheren zwei Bilder wohl verstehen wirst!"