Das Grosse Evangelium Johannes: Band 5
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Jesus in der Gegend von Cäsarea Philippi
Ev. Matth. Kap. 16 (Fortsetzung)
- Kapitel 141 -
Demut und Bruderliebe. Roklus und seine Gefährten in Verlegenheit
Roklus machte nun eine sehr tiefe Verbeugung und eilte zu seinen Gefährten, die sich unterdessen über allerlei wichtige Hauseinrichtungen ihres Institutes besprochen hatten, die aber genau den Sinn hatten, welchen Ich dem Roklus in Meinen Belehrungen zu seiner Lebensrichtschnur gab.
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Roklus verwunderte sich auch nicht wenig, als er von seinen Gefährten alles dasselbe vernahm, was er ihnen als etwas ganz Neues und höchst Allerwichtigstes mitteilen wollte - und das aufs von Mir vernommene Geheiß, um dadurch zu zeigen, wie Ich als der Herr ihn zur Verwaltung des so höchst wichtigen Amtes mit ganz besonderen Aufträgen betraut habe. Er wollte als der Chef des Institutes seinen Untergebenen nun denn doch so ein bißchen zeigen, daß er darüber mit Mir Selbst gar sehr vieles und Außerordentliches abgemacht habe und er ihnen das nun alles mitteilen wolle.
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Aber die Gefährten sagten: ,,Diese Mühe kannst du dir schon füglichermaßen ersparen; denn wir sind von allem unterrichtet und haben eigentlich noch mehr denn du, trotzdem du mit dem Herrn Selbst verhandelt hast! Da sieh her! Sieh, eine tüchtige Anzahl von Blättern, alle voll angeschrieben! Darin kannst du alles getreu wiederfinden, was der Herr zu dir geredet hat. Du aber machst, wie es uns vorkommt, eben nicht das wohlgefälligste Gesicht darüber; was hast du denn?"
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Sagt Roklus: ,,Ah, ich habe dagegen oder darüber - gar nichts; aber wenn mich der Herr Selbst dazu gewisserart auffordert, mit euch das zu besprechen und abzumachen, was Er mir anvertrauet hat wegen der gänzlichen Restituierung des gesamten Institutes, und ihr nun aber schon zum voraus in allem beinahe besser unterrichtet seid denn ich, so muß ich denn nun ja doch so ein bißchen nachdenken, was der liebe Herr durch diese kleine und freilich sehr unschädliche Fopperei bei mir hat erzwecken wollen!"
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Sagt Raphael, der unter den Gefährten sich herumtummelte: ,,Freund, das werde ich dir gleich erklären; wolle mich nur ganz kurz anhören! Siehe, das sind zwar deine allernächsten Staatsbeamten in, sage, deinem Institute! Der Herr Selbst konnte der vollsten Wahrheit gemäß dir keinen andern Titel geben als den, welchen du vom Staate aus hast und auch haben kannst, da dir deine großen Geldmittel dazu das Recht einräumen müssen. Der Herr aber will, daß alle Menschen sich als Brüder umarmen sollen und nur Ihn allein als den wahrsten Herrn und Meister anerkennen.
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Dieweil du aber nun schon einmal ein Herr deines Institutes bist, so war es auch ganz in der Ordnung, daß der Herr Selbst dir die Weisung gab, was du künftighin tun und welche Einrichtungen du treffen sollst. Aber ebenso in der Ordnung war es, daß der Herr durch mich deine Gefährten in allem dem gleichzeitig unterweisen ließ, erstens, um dir die unnötige Mühe des Unterrichts zu ersparen, und zweitens, um das gewisse prophetische Hochgefühl, das gar leicht zu einem Hochmütlein werden könnte, in dir zu dämpfen, und drittens, um dir die anbefohlene Besprechung mit diesen deinen Gefährten so leicht und wirksam als nur immer möglich zu machen.
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Denn der Herr hat damit, daß Er zu dir sagte: ,So gehe hin und sage das auch deinen Gefährten!`, an dich ja nicht eine Art Aufforderung gemacht, daß sie von dir erst erlernen sollen, was du vom Herrn alles gehört und erlernt hast, sondern, daß du ihnen nur zu sagen hast, daß du selbst das richtig erlernt und vollkommen begriffen hast, was da in der Folge in dem Institute für Veränderungen vorzunehmen sein sollen. Da kommt von dem ja doch wohl nichts vor, daß du, als nun etwa allein in die Sache eingeweiht, die Gefährten erst unterweisen sollst!? Und du brauchst darum ja durchaus keine bedächtige Miene zu machen, so du selbst den Auftrag des Herrn ganz krumm aufgefaßt hast! - Verstehst du mich wohl nun, oder stößt dir etwa noch irgendeine Bedenklichkeit auf?"
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Sagt Roklus: ,,Ja, jetzt bin ich auch da schon wieder ganz in der Ordnung und denke nun über diesen Punkt schon gar nicht mehr nach; aber ganz etwas anderes beschäftigt nun mein Gemüt! Alles werden wir leicht in eine ganz gute Ordnung bringen, - nur mit der Abstellung des Volksglaubens an das, daß wir die Sonnen- und Mondfinsternisse in unserer Gewalt haben, wird es uns ein wenig schwer werden! Denn diese werden immer erscheinen, und wir werden nicht mehr sagen können und dürfen zu jemandem: ,Siehe, dieweil du und dein Volk nicht tun und glauben wolltet strenge und genauest, was wir dir geboten haben, so werden die Götter in der und der Zeit den Mond oder die Sonne verfinstern!` Wie werden wir uns aus dieser Verlegenheit helfen? Alles andere ist gut, - nur da finde ich keinen rechten Ausweg! Was meint denn ihr in dieser alleinigen Hinsicht, und was du, mein Freund Raphael?"
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Sagt Raphael: ,,Beratet nur ihr zuerst untereinander; mein Rat wird dann noch immer, so etwa bei euch alle Stricke reißen sollten, zur rechten Zeit eintreffen!"
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Sagt einer der Gefährten: ,,Ja, das ist ein ganz kitzliger Punkt! Da werden wir mit dem Volke eben nicht zum besten auskommen! Das Volk ist nun schon seit einer ziemlichen Reihe von Jahren daran gewöhnt, und so da die Vornehmen nach einer gesehenen Finsternis des Mondes oder gar der Sonne zu uns kommen und uns sicher ganz ernst um den Grund fragen werden, warum wir die Verfinsterung von den Göttern begehrt und warum wir ihnen solches nicht angezeigt hätten, - was werden wir dann auf solche Fragen auf dem Grunde der Wahrheit für Antwort geben, auf daß wir nicht gar zu gewaltig zuschanden werden vor dem Angesichte der Fragenden?"
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Sagt ein dritter: ,,Mit einer so ganz kleinen Hauslüge könnte man sich da schon aus der Pfütze machen; ohne die sehe ich trotz alles Denkens keinen ehrsamen Ausweg. Aber es wird uns nicht allein da, sondern noch an gar manchen anderen Punkten auch haben, und nicht minder als eben bei den Finsternissen! Wir sitzen nun schon ganz ordentlich in der Wäsche! Wir werden an die Schwierigkeiten erst stoßen, so wir an dem alten Gebäude werden zu rütteln und zu bessern anfangen! Wie ein Heuschreckenheer aus Arabien werden uns die unüberwindbaren, zahllos vielen Hindernisse den Weg verrammen von allen Seiten, und wir werden dann nimmer wissen, wo aus, wo ein! Diese Stätte verlassen und sehr weit von hier uns irgendwo niederlassen, das dürfte noch am allergeratensten sein!"
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Sagt Roklus: ,,Ja, ja, wäre schon alles recht; aber was mit diesen unseren Besitzungen und Einrichtungen machen, die man doch auch nicht so ganz leichten Sinnes unseren Widersachern zur freien Einsichtnahme überlassen kann?! Wahrlich, euer Rat würde besonders mir sehr teuer zu stehen kommen! Wir haben Gott den Herrn nun für uns, der ganz allein uns am sichersten aus aller weiters völlig unnötigen Verlegenheit erlösen wird, - dessen ich ganz vollkommen sicher bin! Wohl werden wir noch so manches zu bestehen haben; aber - wie es mir nun so vorkommt - wir werden dadurch sicher eine gar gewichtige Schule durchmachen, aus der wir erst die praktische Einsicht schöpfen werden, was man aus seinem Erdenleben alles hinwegräumen muß und wie, um zum wahren, innersten Leben aus Gott in uns zu gelangen.
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Darum werden wir dennoch hier bleiben! Wegen all der andern Dinge aber habe ich durchaus keine Furcht; denn da sage ich selbst zu jedermann: Von nun an bleiben die Erweckungen ein für alle Male weg! Warum? Antwort: Gott will es nicht mehr, weil die Menschen nicht danach leben, solch einer besondern Gnade wert zu sein!
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Die aber nach dem Willen Gottes leben, die werden auch die Einsicht haben, warum ihnen Gott ein oder das andere Kind hat sterben lassen, und werden sich von Seinem Geiste fürder selbst können unterweisen lassen. Dagegen wird niemand etwas einwenden können!"