Das Grosse Evangelium Johannes: Band 5
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Jesus in der Gegend von Cäsarea Philippi
Ev. Matth. Kap. 16 (Fortsetzung)
- Kapitel 51 -
Die wahren und die falschen Wundertäter
Sagt Roklus: ,,Für uns Denker ist da freilich wohl ein unendlicher Abstand zu entdecken, aber für den Laien ist bald etwas gut! Wenn ein Wundertäter aus seiner inneren Geisteskraft uns nur nicht vor dem Volke herausfordert und demselben unsere ganz natürliche Magie entdeckt, so können meines Erachtens wir Naturmagier neben dem wahren Magier aus seiner innern Gottgeisteskraft recht gut bestehen und er neben uns, wenn ihn etwa nicht die Eifersucht plagt!"
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Sagt Raphael: ,,So, sonst hast du kein Leiden in deinen Eingeweiden?! Meinst du denn, daß der wahre Wundertäter aus der in ihm wohnenden Gotteskraft auch auf eine weltliche Ehre und auf einen irdischen Erwerb schaut?! Gibt es denn für den Menschen keine höhere und endlichere Bestimmung als die weltliche, möglich beste Leibesversorgung und die Personsehre im Angesichte dieser materiellen Erde? Höre und fühle!
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Ein jeder Mensch hat eine unsterbliche Seele und in der Seele einen noch unsterblicheren Geist. Auf daß aber die Seele als ein aus der Materie sich entwickelnder Geist mit dem Urgeiste Gottes, der ,Liebe` heißt, vollends eins werde, muß die Seele selbsttätig dahin all ihr Streben richten, fürs erste sich der Materie und ihren wie immer aussehenden Anforderungen zu entziehen und all ihr Trachten, Tun und Treiben allein nach dem rein Geistigen zu richten, und fürs zweite fortwährend allein dafür besorgt sein, eins zu werden mit dem in ihr ruhenden Geiste der reinen Liebe Gottes, indem Gott Selbst in Seinem Urgrundwesen die allerpurste Liebe ist.
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Wie aber kann ein Mensch es denn erfahren, daß seine Seele eins geworden ist mit dem wahren Geiste Gottes in ihr? - Das erfährt er aus sich überaus leicht! Wenn du in dir keinen Hochmut, keinen unnötigen Ehrgeiz, keine Ruhmsucht, keinen Neid, keine Hab- und Glanzsucht, keine Eigenliebe, aber dafür desto mehr Liebe zum Nächsten und zu Gott lebendig und wahr fühlen wirst und es dir eine wahre, dich tief rührende Herzensfreude machen wird, dein ganzes Hab und Gut im Notfalle an arme und sehr notleidende Brüder und Schwestern verteilt zu haben, ja, wenn du ein ordentliches Leid in deinem Herzen fühlen wirst, irgend einem Armen nicht helfen zu können, wenn dir Gott alles und die ganze Erde mit allen ihren Schätzen und Schätzen nichts sein werden, dann ist deine Seele schon völlig eins mit dem Geiste Gottes in ihr, hat das vollkommene, ewige Leben erreicht, ist weise und wo nötig durch ihr pures Wollen wundertatkräftig!
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Um die Menschenseelen aber dazu zu bestimmen, ist von Gott aus so mancher frommen, in sich und mit Gott eins gewordenen Seele eben die göttliche Wundertatkraft verliehen in einem besonders hohen Grade, damit sie ein Zeuge sei für die Schwachen und Kleingläubigen, dafür, wozu von Gott aus die Menschen bestimmt sind, wie sie zu leben haben und wie zu handeln, um solche Bestimmung in sich selbst zur vollsten Wahrheit zu bringen.
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Und es tut ein wahrer Wundertäter sicher kein Wunder, um sich von der dummen und blinden Welt anstaunen zu lassen oder gar etwas zu gewinnen, worauf nur die materielle Welt einen Wert legt, sondern um seinen Nebenmenschen den wahren Lebensweg zu zeigen, ihnen Mut und Vertrauen zu geben zum Kampfe mit der Welt in ihren bösen Leidenschaften, ihnen zu zeigen des Lebens wahren Grund, Wert und Zweck und sie auf diese Weise auf einem ganz kurzen Wege dahin zu bringen, wozu sie alle von Gott aus berufen sind, nämlich zum wahren, ewigen Leben und zu dessen höchster Glückseligkeit.
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Frage du nun dich und dein ganzes Institut, ob ihr auch eure falschen Wunder je in dieser Absicht verrichtet habt! Ihr seid wohl weltkluge und gerade eben nicht von Hause aus böse Menschen; aber ihr seid bei eurem Jagen nach den Gütern dieser Welt selbst ganz blind in der innern Lebenssphäre geworden. Die Welt und ihre Glückseligkeit ist euch alles! Um diese so vollkommen als möglich zu erreichen, ist vor allem notwendig, sich durch taugliche und sicher wirksame Mittel ein möglich größtes Ansehen zu verschaffen. Mit dem Schwerte in der Hand geht es nicht immer am besten; aber damit, sich durch allerlei Zauberkünste irgendein gottähnliches Ansehen zu verschaffen, geht es eben nicht schwer, weil alle Menschen von Natur aus viel mehr wunder- als kriegssüchtig sind. Es gehört dann nur noch dazu, daß mit Hilfe solcher falschen Wunder für die Schaulustigen irgendein materieller, wenn auch nur scheinbarer Nutzen heraussieht, und das Spiel ist gewonnen.
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Eure Tendenz ist demnach keine andere als folgende, die ich dir nun zum besten geben will: ,Wir uns in aller Welt umgesehen habende Menschen haben die Erfahrung gemacht, daß der Mensch über dieses Erdenleben hinaus gar kein Leben mehr hat und haben kann. Weil man aber schon einmal auf der Welt leben muß, so suche man wenigstens so gut als möglich zu leben. Um das zu können, erfinde man etwas, wodurch man sich dem Volke unentbehrlich und scheinbar mit der leichtesten Art und Mühe von der Welt nützlich machen kann. Dann wird das Volk selbst für uns alle schwere Arbeit verrichten, wir werden dabei sehr gut leben, und das uns ganz versorgende Volk wird dabei der Meinung sein, Gott dadurch einen wohlgefälligen Dienst zu erweisen, so es für uns alles und alles tut! Wir präsentieren uns aber dafür dem Volke infolge unserer Wunderleistungsfähigkeit als fortwährende und unverwüstbare Stellvertreter der Götter auf Erden, und wir werden dafür auch leben wie die Götter. Aber nur ewig keinen Verräter! Können wir uns nur fünfzig Jahre ohne einen Verrat erhalten, so werden Fürsten samt ihren Völkern vor lauter Demut vor uns im Staube kriechen.
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Um die Sache aber so wirkungsreich als möglich zu machen, dürfen wir im Anfange keine Kosten scheuen, um alles also einzurichten, wie es am effektvollsten nur immer gedacht werden kann. Dann müssen wir vor dem Volke uns stets als die liebe- und teilnahmevollsten und von den Göttern wahrhaft begeisterten Menschen darstellen, und wir werden von den Völkern auf den Händen getragen werden! Die alten Religionsstifter waren zwar klug in dem, daß sie sich ein Volk zurichteten, wie sie es am besten brauchen konnten; aber wir erfahrungsreichsten Essäer wollen eine Religion aufstellen, zu der am Ende alle Völker samt ihren Herrschern werden kommen müssen! Denn wie es nahe überall anderwärts zugeht, das wissen wir und werden künftig noch ein mehreres erfahren und wissen, und wir werden unser gelungenstes Institut stets verbessern und mit allem und jedem, was uns dienlich ist, im höchsten Grade bereichern und es so für alle Zeiten der Zeiten als völlig unzerstörbar allen unseren Feinden gegenüberstellen!`
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Nun, wenn die wahren Wundertäter aus dem Geiste Gottes sich etwa auch noch mit euch vereinen möchten, so wäre euer menschenbetrügerisches Institut freilich etwas völlig Unbesiegbares, und ihr würdet bald über alle Weltschätze dieser Erde zu gebieten haben; aber die wahren Wundertäter sind, wie sie waren und auch fürder stets also bleiben werden, immer die größten Feinde alles Betruges und aller Lüge gewesen und werden sich demnach mit euch nie vereinen, sondern euch überall entlarven und den Völkern zeigen alle Einrichtungen eures von euch aus betrachtet gar löblichen Institutes! Dadurch werden eure gar so schön grün aussehenden Hoffnungen nur zu bald welk werden und vor niemandem irgendeinen Wert mehr haben. Wirst du da dann auch noch behaupten, daß euer Falschwunderinstitut sich neben den Rechtwundertätern aus Gott so ganz gemütlich und einträchtlich vertragen könnte? Sieh, ich allein wäre ganz wohl imstande, euer Institut mit einer einzigen Wundertat schon derart zu entkräften, daß fürder sicher kein Mensch mehr zu euch irgendeine hilfesuchende Zuflucht nehmen würde! - Glaubst du mir das, oder glaubst du mir es nicht?"