Das Grosse Evangelium Johannes: Band 5
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Jesus in der Gegend von Cäsarea Philippi
Ev. Matth. Kap. 16 (Fortsetzung)
- Kapitel 88 -
Glaube und Verstand
1
(Der Herr:) ,,Darum soll ein rechter Jünger Meiner Lehre niemals etwas leichtfertig ohne eine vorangegangene genaue Prüfung annehmen. Erst wenn er von allem, was darin vorkommt, sich eine gründliche Einsicht und Überzeugung verschafft hat, soll er dann das Gute und Wahre als lebenswahr annehmen und darauf klug und weise danach handeln; und er wird dadurch ganz sicher zu jenen Resultaten gelangen, die man mit allem Fug und Recht als aus den Himmeln herab gesegnet anpreisen kann.
2
Ich bin doch der Herr und der Meister von Ewigkeit, und ihr erkennet Mich als solchen nun vollkommen. Ich könnte zu euch nun sagen dies und jenes, krumm oder gerade, weiß oder schwarz, und ihr würdet es Mir glauben, da ihr nun lebensinnerlichst überzeugt seid, wer Ich bin. Da wäre sonach ein sogenannter Autoritätsglaube sicher am rechten Platze!? Aber wer von euch kann sagen, daß Ich solchen von jemandem verlange oder je verlangt habe?! Ja, Ich verlange Glauben, aber keinen blinden und keinen toten, sondern einen vollauf lebendigen! Ich lehre euch Wahrheiten, von denen der Welt nie etwas in den Sinn gekommen ist; aber Ich sage dabei nicht: ,Glaubst du das?`, sondern: ,Hast du das wohl verstanden?` Und so du sagst: ,Herr, dies und jenes ist mir dabei noch unklar!`, da erkläre Ich dir die Sache durch alle Mir zu Gebote stehenden Mittel so lange, bis du es vom tiefsten Grunde aus völlig begriffen hast, und gehe dann erst wieder um einen Schritt weiter.
3
Ich könnte jedem wohl gleich anfänglich eine solche Erklärung geben, daß er eine von Mir neu vorgetragene Lehre alsogleich vollauf begreifen müßte; aber Ich kenne auch, was und wieviel er auf einmal zu ertragen fähig ist, und gebe auf einmal nur so viel, als es jemand von euch zu ertragen imstande ist, und lasse dem Samen Zeit, zu keimen und Wurzeln zu fassen, und binde Mich Selbst darauf, nicht eher etwas Neues zu bringen, als bis das eine auf den Grund begriffen worden ist. Ich lasse euch Zeit zur Prüfung des Vorgetragenen und Gezeigten!
4
Ich Selbst sage zu euch: ,Prüfet alles und behaltet das Gute und somit auch Wahre!` Tue Ich Selbst aber das, um wieviel mehr ihr, die ihr der Menschen Gedanken nimmer zu durchschauen vermöget gleich Mir!
5
Verlanget ja von niemandem einen blinden Glauben, sondern zeiget jedem den Grund! Und sollte er nicht fähig sein, solchen zu erfassen mit seinem Verstande, so lasset es euch der Mühe nicht gereuen, ihn von Stufe zu Stufe hineinzuleiten mit aller Liebe und Geduld, bis er fähig wird, eure gute Lehre vom Grunde aus zu begreifen; denn mit einem finstern Verstande soll niemand euer Jünger sein in Meinem Namen! Denn Ich gebe euch ein helles Licht und Leben, und ihr sollet darum keine Apostel der Finsternis und des Todes sein!
6
Wer da sucht, der soll es finden; wer da bittet und fragt, dem werde eine rechte Antwort gegeben, und wer da pocht an die verschlossene Pforte, dem werde sie völlig aufgetan!
7
Es gibt nichts Undienlicheres als eine halbe Antwort auf eine gestellte Frage; da ist gar keine Antwort geben besser um vieles! Und es gibt nichts Unpraktischeres als eine halbe Erklärung über eine Sache, von deren genauer Erkenntnis oft eine große Lebenswichtigkeit abhängt.
8
Daher soll derjenige, der ein Lehrer sein will, dasjenige überaus gründlich erkennen in allen Wurzel- und Urkeimstiefen, was er seinen Bruder lehren möchte, da ansonst ein Blinder den andern führt, und kommen sie an einen Graben, so fallen dann beide, Führer und Führling, hinein."