Gottes Neue Bibel

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 6

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr und die Tempelpriester
(Ev.Joh. Kap.5)

- Kapitel 166 -

Das Wesen der Meteore und Kometen

Wir gingen nun nach Hause, und als wir noch bei dreißig Schritte zu machen hatten, da ereignete es sich, daß ein große Feuermeteor, von Norden herkommend, gerade über uns gegen Süden hinflog, und zwar in einer solchen Schnelligkeit, daß er von Horizont zu Horizont kaum ein paar Augenblicke vonnöten hatte, um die mindestens vierhundert Stunden lange Strecke zu durchfliegen.
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Da sagte der bei solchen Erscheinungen auch noch etwas abergläubische Lazarus mit einer gewissen Aufregung zu Mir: ,,Herr, das bedeutet nichts Gutes!"
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Sagte Ich: ,,Warum denn? Wie sollte denn das etwas Schlechtes anzeigen?"
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Sagte Lazarus: ,,Eine schon gar alte Volkssage erklärt derlei Erscheinungen also: Wenn irgendwo auf der Erde ein gar großer Bösewicht stirbt, so ergreifen dann sieben der allerärgsten Teufel seine Seele und zerren sie durch die Luft. Vor lauter Schrecken, Angst und Schmerzen läßt sie alles unter sich gehen, und weil sie einmal schon der untersten Hölle angehört, so ist natürlich auch schon alles Feuer, was sie in ihrer Angst von sich läßt. Solch teuflischer und höllischer Unrat aber verpestet die Luft, und wo er etwa teilweise auf die Erde niederfällt, da geschieht dann aber auch schon ein Unglück über das andere und es gehören dazu viele Opfer und Gebete, um so einen Fleck von dem Übel zu reinigen. - So lautet die alte Volkssage. Ich nehme sie zwar durchaus nicht als bare Münze an; aber es ist da doch etwas Eigenes, daß so manche Dinge, die man als Kind gewisserart mit der Muttermilch eingesogen hat, nicht so leicht aus dem Menschen ganz hinauszubringen sind. Es haftet stets so eine Art Glauben daran, der sich von Zeit zu Zeit bei solchen vorkommenden sonst ganz unbegreiflichen Erscheinungen wieder erneuert und das Gemüt mit Furcht und Angst erfüllt. - Sage doch Du es mir, o Herr, was daran Wahres ist!"
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Sagte Ich: ,,An der alten Sage ist nicht ein kleinstes Fünklein Wahrheit; aber die Erscheinung selbst, als etwas ganz Natürliches, muß wahr sein, weil sie sonst niemals zum Vorschein käme. Was aber an der Erscheinung selbst ist, das will Ich dir gleich praktisch zeigen. Und so gib nun acht!
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Sieh, da ist ein Stein! Wenn jemand mittels einer außerordentlichen Kraft imstande wäre, ihn so mächtig durch die Luft zu schleudern, daß er in einem Augenblick nur hundert Stunden weit käme, so würde er durch die starke Reibung an den Luftschichten im Augenblick so glühend werden wie fließendes Erz. Aber auch die Luft, die der Stein durchschnitte, würde erglühen und hinter dem geworfenen, fliegenden Stein einen glühend aussehenden Streif bilden, der sich aber doch bald abkühlte und sonach verschwände, - geradeso, wie du das bei dem soeben über uns vorbeischwebenden Meteor gesehen hast. Solch ein Streif ist dann kein Unrat einer in den Krallen der Teufel befindlichen Seele, sondern nur die durch den höchst schnellen Flug des Steines mit glühend gemachte Luft. Damit du aber solches noch leichter begreifst, so nehme Ich nun diesen Stein und werde ihn mit der Macht Meines Willens in großer Schnelle in der Luft herumtreiben und ihn dann wieder hierher führen, wodurch du dann deinen alten Kinderglauben völlig loswirst."
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Hier hob Ich den bei zehn Pfund schweren Stein auf und führte ihn mit Blitzesschnelle ein paar Augenblicke lang in weiten Kreisen durch die Luft, wo er noch mehr glänzte als der frühere ganz natürliche Meteor, und als er vor uns niederfiel, da war er noch so glühend wie geschmolzenes Erz und verbreitete eine große, kaum auszuhaltende Hitze um sich; und so man Holz auf ihn legte, brannte es gleich lichterloh auf. Da wunderte sich Lazarus.
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Und Ich sagte zu ihm in einem ganz gemütlichen Ton: ,,Siehe, Bruder, da hast du deine von sieben Erzteufeln getragene Bösewichtsseele! In ein paar Stunden wird sie schon wieder völlig abgekühlt sein.
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Aber hat dir dein Inneres noch nie gesagt, daß zu allen Zeiten das Priestertum alle außergewöhnlichen Naturerscheinungen vor den blinden Völkern zu seinem Nutzen auszubeuten verstanden hat?! Die Mondund Sonnenfinsternisse, die Kometen, große Stürme und große feurige Erscheinungen in der Luft und noch andere seltene Erscheinungen erklärte es für außerordentliche, böse Anzeichen aus den Himmeln und ordnete bald große Gebete und Opferungen an. Das wurde schon den Kindern beigebracht, und wenn dann so eine Erscheinung zum Vorschein kam, lief das geängstigte Volk gleich zu den Priestern, und diese verordneten dann sofort, was ihnen am meisten frommte. - Nun, Bruder, frage Ich dich, ob du diesen Stachel noch nicht erkennst!"
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Sagte Lazarus: ,,Ja, jetzt erkenne ich ihn freilich wohl; aber früher war das für mich ja doch nicht möglich. Aber sind diese Priester doch Kerls, die wahrlich mit allen Teufelssalben gesalbt sind! Nun, ich danke Dir, o Herr, für diese Erklärung; denn jetzt erst bin ich ganz im klaren, was ich von diesen schwarzen Völkerbetrügern zu halten habe. - Aber die Kometen sollen doch im Ernste Vorboten der Kriege sein?"
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Sagte Ich: ,,Sie sind es - und sind es nicht! Sie sind es, weil das Volk daran glaubt, und es wird von den Engeln aus solch ein an und für sich ganz unschuldiges Zeichen auch gewählt, um den unbändigen Menschen die Zulassung eines Gerichtes anzuzeigen. Glauben darauf die Menschen und tun Buße, so wird auf einen Kometen kein Krieg folgen; bessern sie sich aber nicht, so wird der Krieg nicht ausbleiben, der allzeit der Vorgänger von allerlei nachfolgenden noch größeren Übeln ist, als da der Krieg selbst ist.
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An und für sich aber sind die Kometen nichts als werdende Erden, die sich nach und nach dem göttlichen Plane gemäß zu dem ausbilden, was sie werden sollen, - und da sind sie keine Vorboten des Krieges.
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Du meinst nun freilich, daß Gott eine Welt ja auch in einem Moment erschaffen könnte. O ja, das könnte Er gar wohl; aber da wäre in Gott keine Ordnung und also auch in keinem so plötzlich hervorgegangenen Geschöpf. Gott aber erschafft eine Welt aus Seiner Ordnung, und da entsteht eins nach dem andern, und es wird dadurch eine vollkommene Einheit der zahllosen Vielheit der göttlichen Gedanken und Ideen.
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Ein solcher Komet ist auch ein werdendes großes Gericht für eine gewisse Art von Geistern. Diese müssen sich nach und nach stets inniger und inniger ergreifen, so daß sie im Raum und in der Zeit am Ende eine buntmaterielle Masse bilden. Diese Bildung der sichtbaren, festen Masse nennen wir die Einhülsung der geistigen Potenzen, und diese Einhülsung ist das eigentliche Gericht, aus dem dann nach langen Zeiten die im Gerichte gefangengehaltenen Geister ihre selbständige Lebensfreiheit erlangen können. Und weil eben die Kometen werdende Gerichte sind, so ist denn auch ihr Einfluß bei einer größeren Annäherung zu einer schon lange fertigen Erde hin auch ein solcher oder wird von den Engeln Gottes als ein solcher für eine alte Erde benutzt, der auf ihr ein Gericht erweckt und namentlich die Menschen gegen Menschen erregt, - natürlich nur, wenn es not tut, das heißt, so die Menschen Gott sehr zu vergessen anfangen und sich selbst für Götter halten. - Jetzt weißt du denn auch, was du von den Kometen zu halten hast, und so können wir nun diese Stelle schon verlassen. Oder willst du zuvor noch etwas fragen?"
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Sagte Lazarus: ,,Herr, nur um zwei kleine Dinge noch; denn weiß ich nun durch Deine Güte schon das, was ich weiß, so möchte ich das wenige wohl noch hinzuwissen, auf daß mein Wissen nicht allzusehr ein Stückwerk sei! Die zwei kleinen Dinge aber bestehen darin: Erstens möchte ich von Dir noch erfahren, woher da die ganz natürlichen Meteore ihren Ursprung nehmen, wer sie mit solch einer unermeßlichen Heftigkeit von sich in die Luft hinausschleudert, und dann fürs zweite möchte ich von Dir erfahren, wohin die Kometen kommen, so sie nach und nach am Himmel unsichtbar werden."
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Sagte Ich: ,,Was die Meteore betrifft, so haben sie einen doppelten Ursprung. Sie sind entweder Auswürfe der Sonne; denn die Sonne ist eine tausendmal tausend Male größere Erde als diese, auf der wir stehen. Auf ihrer Oberfläche geschehen denn auch zuweilen nach demselben Verhältnisse größere und heftigere Eruptionen (Ausbrüche) denn auf dieser Erde. Bei solchen Eruptionen werden dann auch stets eine große Menge loser, größerer und kleinerer, härterer und oft auch weicherer Massen mit einer für dich völlig unbegreiflichen Gewalt in den weiten Weltenraum hinausgeschleudert, und es kommen von ihnen auch stets welche in die Nähe dieser Erde. Und sowie sie ein wenig in die Region der Luft dieser Erde gelangen, erglühen sie und werden als fliegende Sterne sichtbar. Und schlagen sie zu tief in die dichtere Luftmasse der Erde, so werden sie in ihrer Schnelligkeit gehemmt und von dieser Erde als schwere Körper angezogen und fallen dann auch ganz natürlich auf dieser Erde Boden, entweder auf den trockenen oder auf den nassen, der auf dieser Erde der bedeutend größere ist.
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Also das ist die eine und häufigere Art der auf dieser Erde erscheinenden Meteore. Eine andere und seltenere Art der Meteore, wie der frühere einer war, entsteht aber auf dieser Erde selbst. Es gibt in der großen Reihe der Berge auf dieser Erde auch solche, die mit dem Innersten der Erde durch gewisse große Organe zusammenhängen und durch dieselben stets eine solche Nahrung bekommen, die nach und nach auch in eine stets heftigere Gärung gerät, durch die die inneren großen, hohlen Räume angefüllt werden, und zwar mit Luftarten, die sich leicht entzünden, wenn sie zu sehr gepreßt werden. Wenn der Akt der inneren Entzündung vor sich gegangen ist, so zerstören diese brennenden Luftarten die weniger festen Teile des Berges, brechen dann als lichterlohe Feuermassen durch und reißen die lockeren Klumpen mit und schleudern solche - wie eben unser früher gesehener einer war - dann auch mit einer immensen entsprechenden Gewalt entweder gerade über sich oder manchmal nach irgendeiner Richtung schief über die Erde hin, oft mehrere hundert Stunden weit weg von dem Orte ihrer Entstehung. Da fallen sie dann auf die Erde, ohne ihr dadurch irgendeinen Schaden zuzufügen.
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In größerer Nähe irgendeines feuerspeienden Berges würdest du derlei Erscheinungen sehr oft und sehr dicht zu Gesichte bekommen; aber hierher kommen aus den Kaukasusbergen nur solche, die zufällig bei ihrem Auswurf in eine solche Richtung, die sie offenbar hierher bringen muß, kommen, dazu aber auch mit der erforderlichen Kraft hinausgeschleudert worden sind. Dazu aber mußten sie auch schon bei ihrem Auswurf in einem sehr glühenden Zustande sein, wodurch sie die ihren raschen Flug hindernde Luft leichter besiegten, da diese vor ihnen augenblicklich verdünnt ward und daher ihrem Laufe weniger hinderlich war denn eine kalte und somit dichtere Luft.
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Und jetzt habe Ich dir diese Sache ganz in der natürlichen, weltweisheitlichen Art erklärt, mit der du voll zufrieden sein kannst. Eine tiefere, ganz geistige Erklärung darüber aber kann Ich dir nun deshalb nicht geben, weil du sie nicht fassen würdest; wenn Ich aber den Geist der Wahrheit über euch alle senden werde, dann wird er euch in alle Weisheit leiten. - Jetzt aber ist es auch schon höchste Zeit, ins Haus zu gehen. Sieh, die beiden Schwestern kommen uns schon holen!"
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Darauf erst gingen wir ins Haus, setzten uns sogleich an den Tisch und aßen und tranken ganz wohlgemut.
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Es fragten uns zwar einige Jünger, was wir solange im Freien gemacht hätten.
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Und Ich sagte: ,,Das, was ihr nicht gemacht und getan habt; und es war das denn auch mehr wert als euer Wortstreit über die vage Persönlichkeit oder Nichtpersönlichkeit des Beelzebub. Aber jetzt esset und trinket, auf daß ihr für morgen Kraft habt, einen heißen Tag standhaft zu ertragen!"
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Darauf fragte niemand mehr um etwas, und jeder aß und trank, was er vor sich hatte.

Fußnoten