Gottes Neue Bibel

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 6

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr auf dem Ölberg
(Ev. Joh. Kap. 8)

- Kapitel 197 -

Die Ehebrecherin (Ev. Joh. 8, 3-11)

Aber während sie so nachsannen, da brachten ihre ausgesandten Schergen eine Ehebrecherin zu ihnen, die auf frischer Tat ertappt wurde und nun nach Mosis gesteinigt werden sollte, - was aber von den gegenwärtigen Pharisäern, wenn die Ehebrecherin eine Reiche war, stets in eine große Geldbuße umgewandelt wurde. Und war sie arm, aber jung und schön, so ward sie gewöhnlich gestäupt und mußte dann den Templern dienen; eine Alte und Häßliche aber war ja schon durch die Natur vor dem Ehebruch gesichert. Die gegenwärtige Ehebrecherin aber war noch sehr jung, aber arm und wollte sich bei dieser Festzeit von einem sehr reichen Fremden einen ausgiebigen Notpfennig verdienen, um sich dann leichter fortzubringen. Diese wäre dem Tempel offenbar auch verfallen gewesen, wenn Ich nicht dagewesen wäre, und wenn die Templer nicht genötigt gewesen wären, sie zu einem Hauptmittel zu gebrauchen, um Mich durch dasselbe nach ihrer Meinung ganz sicher zu fangen.
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Also diese arme Ehebrecherin ward von den weisesten Pharisäern sogleich vor Mich hingestellt und somit in die Mitte des Volkes, das Mich natürlich von allen Seiten dicht umgab. (Joh.8,3)
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Und als das Weib, von der Todesangst geplagt, nun vor Mir stand, da fragte Mich einer der hochweisen Pharisäer: ,,Dies Weib ist auf frischer Tat im Ehebruch ergriffen worden. (Joh.8,4) Moses hat uns in einem Gesetze geboten, solch eine Person zu steinigen, - und Mosis Gesetz ist soviel wie Gottes Gesetz. Was sagst du nun dazu?" (Joh.8,5)
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Es versteht sich von selbst, daß sie das nur darum taten, um Mich dahin zu versuchen, daß Ich teils durch das harte Gesetz Mosis und teils durch Meine Rede von der großen Barmherzigkeit Gottes des Vaters und auch durch Meine ihnen wohlbekannte Güte gegen die Sünder in eine nach ihrer Rechnung unvermeidliche Verlegenheit käme, sie dann eine Sache wider Mich fänden und dann dem Volke, wie schon bemerkt, mit großem, feierlichem Pompe sagen könnten: ,Da seht nun den großen Betrüger und Volksverführer, den wir nun mit Recht ergreifen und der Gerechtigkeit überliefern!`
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Aber Ich gab ihnen auf ihre Frage so schnell, wie sie solche haben wollten, keine Antwort, sondern bückte Mich nieder und schrieb der Sünderin Schuld in den Sand des Bodens (Joh.8,6); denn es gab bei so großen Festen stets viel Sandes am Boden, weil der Tempel erst nach dem ganz verstrichenen Feste wieder gefegt wurde und der Kehricht darauf verkauft ward an allerlei abergläubische Juden.
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Als aber die Pharisäer und die Tempeljuden mit ihren Fragen anhielten, da richtete Ich Mich auf und sagte zu ihnen: ,,Es ist vollkommen wahr, daß Moses ein solches Gesetz gegeben hat; aber die, die solch eine Sünderin zu steinigen das Recht hatten, mußten ohne Sünde sein, - das stehet auch geschrieben! Wenigstens mußte der, welcher den ersten Stein nach der Sünderin warf, völlig rein und ohne Sünde sein! Wer also unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein nach dieser Sünderin! (Joh.8,7) Gottes Barmherzigkeit leidet dadurch keinen Schaden; denn Moses gab dem Menschen weise Gesetze. Wer sie kennt und nicht beachtet, der hat sich selbst gerichtet und sein Todesurteil besiegelt."
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Darauf bückte Ich Mich wieder zu Boden und schrieb wie zuvor. (Joh.8,8)
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Als sie aber solche Worte von Mir vernahmen mit denen sie nicht gerechnet hatten, und ihr Gewissen ihnen sagte: ,Ihr seid ja selbst vielfache Sünder und Ehebrecher, und alles Volk kennt euch als das!`, da sagte vom Größten bis zum Geringsten keiner ein Wort mehr, und ein jeder verließ, so geschwind er nur konnte, den Tempel und zog sich hinaus.
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Nun war nach einigen Augenblicken von den Pharisäern und Tempeljuden und von den Leviten und Knechten und Schergen niemand mehr in der Mitte des Tempels als Ich und die Sünderin und natürlich weit herum im Kreise das Volk und Meine Jünger alle. (Joh.8,9) Da staunte das Volk ganz wohlgemut, wie Ich die Pharisäer mit ganz wenigen Worten aus dem Felde in die Flucht getrieben hatte.
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Und mehrere sagten ganz laut: ,,Oh, die hätten nur einen Stein aufzuheben brauchen, so hätten wir sie zerrissen, diese alten Sündenböcke! Denn ein Sünder kann und darf besonders einen viel kleineren schon gar nie richten."
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Bei dieser Gelegenheit richtete Ich Mich wieder ganz auf und sah niemand von den Richtern im Kreise, sondern das Weib nur, das da hätte gesteinigt werden sollen.
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Und Ich fragte es: ,,Nun, wo sind denn deine Verkläger? Hat dich denn niemand verdammt?" (Joh.8,10)
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Sagte die Ehebrecherin: ,,Nein, Herr, es hat mich niemand verdammt, sondern sie gingen alle eiligst hinaus!" (Joh.8,11)
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Darauf sagte Ich zu ihr: ,,So verdamme auch Ich dich nicht! Aber gehe nun hin in deine Heimat und sündige hinfort nicht mehr! Denn wo du sündigst, wird es dir übel ergehen!" (Joh.8,11)
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Da dankte die Sünderin für die ihr erwiesene Gnade, bat Mich aber, daß Ich ihr einen Rat geben möchte, wie sie sicher nach Hause käme; denn sie fürchte dennoch, daß die Schergen der Pharisäer ihr unterwegs aufpaßten und ihr Übles zufügten.
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Da sagte Ich: ,,Habe keine Furcht vor ihnen; denn sie werden froh sein, dir nicht so leicht unters Gesicht zu kommen! Gehe nun aber unters Volk, das wird dich schon schützen und dich ganz wohl nach Hause bringen! Da sieh nur dorthin gegen den Vorhang des Tempels, und du wirst sie alle sehen, die ehedem da standen! Denn sie wurden draußen von dem Volke befragt, was es denn gegeben habe, daß sie alle so eilig aus dem Tempel flöhen. Sie schämten sich aber, die Wahrheit zu sagen, machten dann eine plumpe Ausrede und kehrten bei dem Tore, das gegen Morgen geht, wieder ganz still zurück. Aber gehe du nun nur unters Volk, das an Mich glaubt, und du wirst ganz wohlbehalten bleiben! Ich werde das Volk nun weiter lehren, und da werden sie sich gleich wieder melden und zu Mir vordringen; denn sie haben nun einen um so größeren Grimm auf Mich, weil Ich sie beschämt und dich aus ihren Klauen gerettet habe. Aber gehe nun nur getrost dahin, wohin Ich dich beschieden habe, sei fromm und sündige hinfort nicht mehr!"
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Da ging sie schüchtern hin unters Volk, und das nahm sie gut auf und flößte ihr unter lauten Drohungen gegen die Pharisäer Mut ein.

Fußnoten