Gottes Neue Bibel

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 6

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr und die Tempelpriester
(Ev.Joh. Kap.5)

- Kapitel 58 -

Petrus und der reiche Bürger von Kapernaum

Unter dem Mahle ward wenig geredet, aber nach dem Mahle desto mehr; denn es kamen bald eine Menge Gäste aus der Stadt, teils um zu besehen das wütende Meer, und teils aber auch, um allda einzunehmen ein gutes Fischfrühstück; denn unser Wirt hatte nämlich in dieser Hinsicht einen guten Ruf in der ganzen Stadt. Es war nicht leicht zu vermeiden, mit diesen Gästen in eine Berührung zu kommen, und so fragten viele, ob Ich nicht auch zugegen wäre; denn sie sahen etliche Meiner ihnen wohlbekannten Jünger und schlossen daraus, daß Ich auch nicht gar zu weit von ihnen entfernt sein würde.
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Ein gar vornehmer Kapernaumer, der den Simon Petrus gar wohl kannte, rief ihn zu sich und sagte: ,,Lieber Freund! Du weißt, daß ich stets von dir Fische nahm und dein Haus nach Kräften unterstützt habe; allein es ist jetzt schon über ein Jahr, daß du und mehrere recht brave und solide Leute mit dem Nazaräer Propheten für nichts und wieder nichts umherziehet und euch dadurch eine Menge Feinde unter den Juden zügelt (ziehet). Zugleich vernachlässiget ihr euer Hauswesen und eure Familien, und das kann nach den Gesetzen Mosis doch Gott nicht angenehm sein! Es ist wohl wahr, daß der Nazaräer zuweilen ganz außergewöhnliche Zeichen wirkt und man beinahe versucht wird, ihn für einen von Gott gesalbten Propheten zu halten; aber hört man ihn hernach reden, so weiß man nicht, ob es ihm im Gehirne mangelt, oder ob er nicht geflissentlich einen Unsinn zusammenredet, den kein gesunder Mensch anhören kann, wie zum Beispiel gestern in der Schule. Man war allgemein gespannt, was er da vorbringen werde, da man sonst von seinen wahrlich außerordentlichen Fähigkeiten doch schon so manches selbst erlebt und mehreres von sehr glaubwürdigen Augenzeugen vernommen hatte; allein seine gestrige Rede war doch so etwas Hirnloses, daß sich alles darob weidlichst ärgern mußte! Wahrlich, wenn ihr von ihm nichts Besseres lernet, so seid ihr um euretwillen und noch mehr eurer braven Familien wegen sehr zu bedauern! - Habe ich recht oder nicht?"
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Sagte Petrus etwas erregt: ,,Freund, wenn du über unsern Meister ein gültiges Urteil fällen willst, so mußt du Ihn gleich mir näher kennen! Ich bin nun über ein Jahr stets um Ihn und weiß darum auch um ein bedeutendes mehr, als du irgend wissen kannst. Ich bin auch nicht aufs Gehirn gefallen, kenne die Schrift und kann daher auch so manches ganz gründlich beurteilen; aber ich habe aus Seinem Munde noch nie ein Wort vernommen, in welchem sich nicht die tiefste, göttliche Weisheit sonnenhellst bekundet hätte. Selbst die gestrige Rede war voll des innersten, göttlichen Lebens und Geistes. Daß sie nur von sehr wenigen verstanden wurde, dafür kann Er wahrlich nicht! Wenn Er Sich klar offenbart und endlich ausspricht, wer Er so ganz eigentlich ist, und niemand glaubet es Ihm, wie möglich könnte da von solchem harten Unglauben Seine gestrige Rede verstanden werden?!
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Da sieh hinaus! Das Meer, wie es unerhört tobt und wütet! Und sieh aber auch diese bedeutende Uferstrecke an, wie spiegelruhig sie ist, und keine mit aller Gewalt an sie stoßende Woge vermag sie aus ihrer Ruhe zu rütteln! Und siehe, daß dieses also ist und geschieht, das ist des Nazaräers Wille! Vor kaum einer halben Stunde waren die Wogenstürme auch hier am Ufer ebenso mächtig wie dort in der hohen See; aber Er gebot dieser Strecke Ruhe, und sie ruhte im Augenblicke, wie sie nun noch ruht. Wer aber mag wohl Der sein, dem auch die stummen Elemente augenblicklich gehorchen?!
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Er hat es euch aber gestern einmal frei und unumwunden herausgesagt, wer Er ist. Warum habt ihr Ihm denn nicht geglaubt und gebeugt eure Knie und eure Herzen vor Ihm?! War es wohl klüger von euch, Ihn für einen Narren zu erklären, als hinzutreten vor Ihn und zu sagen: ,O Herr, der Du, als das Leben und alle Macht aus Gott Selbst, Worte des Lebens uns verkündest, sei uns armen, blinden Sündern gnädig und barmherzig!` Siehe, ich kenne und sehe, wer Er ist, und bleibe darum bei Ihm und werde allein nur von Ihm darum ernten das ewige Leben, dessen ich schon jetzt um vieles gewisser bin, denn daß ich jetzt lebe und rede! Und wäre es nicht also, da, glaube es mir, würde ich schon lange nicht mehr Sein Jünger sein; denn so viel Verstand als so mancher Bürger dieser Stadt habe ich auch!
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Aber ich habe übereinstimmend mit allen Propheten der Schrift erkannt, daß nur Er allein der verheißene Messias, der große Gesalbte Gottes von Ewigkeit sein kann und auch ist, und so bleibe ich bei Ihm und halte es für den höchsten Ruhm der Welt, von Ihm Selbst als ein Jünger berufen worden zu sein. Gehe hin zu meiner Familie und frage sie, ob ihr seit meiner Abwesenheit je irgend etwas abgegangen ist! Wer außer Ihm aber sorgt für sie?! Und sie hat Brot und Wein zur Genüge! Er geht nicht hin und bebaut ihre Äcker und fängt für sie die Fische; das alles tut Sein allmächtiger Wille, durch den allein auch der ganze Erdboden bebaut wird! Und du sagst, daß es nicht fein sei, dieses Nazaräers wegen sein Haus und seine Familie zu verlassen! O du blinder Freund du!
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Sieh, ich brauche wahrlich von dir und von gar keinem Menschen eine Belehrung; denn ich habe für ewig an der Belehrung des Einen genug! So du aber nicht gar so blöde wärest, wie du in aller Wahrheit bist, so würdest du uns fragen, was dein Nazaräer lehrt und tut, und du würdest um sehr vieles weiser tun denn also mit deinen weltklugen Selbstsuchtsreden! Ich weiß, was ich weiß, und die andern Jünger wissen es auch und sind samt mir Zeugen von der großen Liebe und Wahrheit Gottes des Vaters, die nun in unserem Herrn Jesus, dem von Gott Gesalbten, zu uns in diese Welt gekommen ist zum Heile aller, die an Ihn glauben, und zum Gerichte für die, welche Ihn nicht annehmen wollen und allzeit mit Rat und Tat wider Ihn sind und wider Ihn zu zeugen sich alle Mühe nehmen.
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Aber wir maßen es uns doch nicht an, jemanden von euch für dumm und blind und für leichtsinnig zu erklären; aber ihr tut das an uns und haltet uns für arbeitscheue Müßiggänger und luftige Abenteurer, ohne daß wir euch nur den allergeringsten Anlaß dazu geben! Sage mir offen, ob das recht ist vor Gott und vor jedem biedern Menschen!"
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Sagte der reiche Bürger: ,,Na, na, mein lieber Simon Juda, ich habe es ja nicht gar so arg gemeint, daß du darob Ursache hättest, dich gar so zu ereifern über mich! Wenn du den wunderlichen Nazaräer besser kennst denn ich, so ist das ja nicht meine Schuld; denn ich habe nicht die Gelegenheit gehabt, dir gleich beständig bei ihm zu sein, und zu sehen alle seine Werke und zu hören alle seine Worte. Ich beurteilte ihn nur nach dem, was ich wohl selbst gesehen und was ich über ihn von anderen Menschen gehört habe. Als ein purer Mensch kann ich von einem Menschen auch beim besten Willen nicht anders als nur menschlich urteilen; und weil ich als dein alter Freund solches nun dir gegenüber tat, so wäre es dir als einem viel erfahreneren und weisen Menschen etwa doch nicht übel angestanden, so du mit etwas gemäßigteren Worten mir meinen Irrtum vorgetragen hättest! Ich bin dir aber darum nicht gram, weil ich dich allzeit liebgehabt habe.
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Das aber muß sogar die göttlichste Weisheit mir offen zu Recht bekennen, daß niemand von einem Menschen mehr verlangen kann, als dieser zu leisten imstande ist. Ich möchte den Gott kennen, der zu mir gebietend und gleich strafdrohend sagen möchte: ,Da, du elender Erdenwurm, diesen Berg hebe auf und trage ihn von hier bis ans Ende der Welt, ansonst verfluche Ich dich ins ewige Elend!` Würdest du solch eine irgend göttliche Anforderung für weise halten?! Könnte ein weiser Gott, der meine Kräfte kennen muß, eine solche Tat von mir verlangen?! Ich frage dich, ob es so ganz weise von dir war, von mir über meine geistigen Kräfte ein Erkennen, Verstehen und Glauben zu verlangen, mich aber meines wackeligen Glaubens und Erkennens wegen auch gleich des Gerichtes zu versichern.
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Die geistige Kraft steht aber offenbar noch höher denn jede natürliche. Wem sie nicht eigen ist, dem ist sie einmal nicht eigen, und man kann dann ohne die Innehabung der größeren und höheren geistigen Kraft denn auch ebensowenig tiefere und geheimere Wahrheiten verstehen und sie als solche gläubig erkennen, als wie wenig man mit zu wenig Naturkraft einen Berg aufheben und weitertragen kann. Ich meine aber, daß man überall mit Liebe und Geduld mehr ausrichtet bei den Menschen denn mit solch einem Ernste, wie du ihn nun ohne Not mir gegenüber entwickelt hast. - Habe ich recht oder nicht?"
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Sagte Petrus etwas verlegen: ,,Ja, ja, du kannst schon auch in deiner Art recht haben, und ich kann dieser deiner Ansicht gerade nichts entgegenstellen; aber das mußt du auch einsehen, daß es von deiner Seite durchaus nicht fein war, mich gleich gewisserart für einen leichtsinnigen Menschen zu halten, dieweil ich mein Haus, mein Gewerbe und meine Familie verließ und bin nachgefolgt dem Heiligen Gottes aus Nazareth!
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Ich weiß es wohl, daß es dir hier, wie nun gar vielen, an der geistigen Kraft mangelt, die tiefen Geheimnisse Gottes auf den ersten Blick zu verstehen; aber es ist da noch ein ganz guter Mittelweg, und dieser lautet von mir aus ungefähr also: Wenn ich von außerordentlichen Dingen höre oder sie sogar selbst sehe, so bleibe ich bescheiden und halte mit meinem Urteile so lange inne, bis ich nicht von irgendeiner Seite her möglicherweise ein helleres Licht darüber erhalte; und bin ich dadurch auch noch nicht so ganz im klaren, so forsche ich noch weiter, und kommt mir darüber kein höheres und stärkeres Licht, so bin ich erst berechtigt zu sagen: ,Das verstehe ich nicht und überlasse es andern, die fähiger sind denn ich, darüber ein Urteil zu fällen!` Aber über eine unverstandene Sache gleich den Stab zu brechen, ist doch sicher noch unweiser denn mein Eifer gegen dich!
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Du hast sicher das Hohelied Salomos gelesen und auch sicher samt mir keine Silbe davon verstanden! Wäre das klug, es darum zu verwerfen, weil man es nicht versteht?! Wir haben dennoch eine große Hochachtung vor diesem Liede, obwohl wir es nicht verstehen und wahrscheinlich in dieser Welt auch nie völlig verstehen werden. Hätten wir zu den Lebzeiten des mit so hoher Weisheit begabten Königs mit unserem gegenwärtigen sehr beschränkten Verstande gelebt, da hätten wir bei uns über das Hohelied wahrscheinlich kein besseres Urteil geschöpft, als ihr es gestern über die vom Herrn und Meister gehaltene Rede geschöpft habt; aber weil des Königs Lied schon sehr alt ist, so achtet man es des Alters wegen, wenn man es auch gar nicht versteht.
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Unser Herr und Meister leistet Taten, von denen einem Salomo nie etwas geträumt hat, und Seine Weisheit und respektive vollste Allwissenheit verhält sich gegen die Salomonische Weisheit gerade also wie die Unendlichkeit zu einem kleinsten Punkte in ihr; weil sie aber nicht nahe tausend Jahre alt ist, und hier vor euren Augen und Ohren ist, wirkt und leuchtet, so ist sie für euch eine Torheit. Denke selbst nur ein wenig reiflich nach, und sage es mir, ob das von Männern von einigem Verstande klug ist!
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Ich bin wohl dir gegenüber in einen Eifer gekommen, aber in einen gerechten, da ich dir denn doch zeigen mußte, daß ich wie auch die andern Brüder deshalb keine arbeitscheuen Toren sind, so wir alles verlassen haben und sind Ihm nachgefolgt; aber ihr alle seid es, die ihr das nicht einsehet, erkennet und dasselbe tut, was wir tun. Denn jetzt ist die Zeit vor unseren Augen da, in der ein jeder, der es will, unmittelbar von Gott belehrt und gezogen werden kann; denn wahrlich, ich sage dir als dein alter Freund: In diesem von euch so genannten Propheten aus Nazareth wohnt nicht nur der erweckte Geist eines Propheten, sondern die ganze Fülle der Gottheit körperlich und sonach um so mehr im Geiste! Aber ihr seid alle blind und möget das nimmer erkennen und um so weniger glauben zu eurem eigenen größten Schaden, und es ist darum schwer zu reden mit euch."
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Sagte der reiche Bürger: ,,Aber - lieber, alter Freund, du redest stets ein und dasselbe! Bedenke doch einmal mit nüchternen Sinnen, daß fürs erste noch nie irgend jemand als ein völlig Weiser vom Himmel auf unsere Erde herabgekommen ist - und namentlich als ein Mensch unseresgleichen schon gar nie! Woher hätten wir es denn nehmen sollen, daß wir wüßten, daß hinter dem uns persönlich nur zu wohl bekannten Zimmermannssohne, der bei uns mit seinem Vater Joseph und seinen Brüdern mehrmals gearbeitet hat, nun auf einmal die ganze Fülle der Gottheit sich befinden solle?!
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Ja, wäre er etwa aus Ägypten oder aus Persien zu uns mit seinen Wundertaten herübergekommen, da hätte sein ganzes Wesen vor uns kurzsichtigen Menschen offenbar mehr für sich und würde uns auch sicher leichter und stärker anziehen; aber so ist er uns schon von seiner Kindheit an bekannt und hat früher, solange sein Vater lebte, nie etwas nur im geringsten merken lassen, daß er irgend etwas mehr wäre denn ein ganz gewöhnlicher, stiller, fleißiger und höchst gut gesitteter Mensch! Nun auf einmal hat er sich erhoben zu einem Lehrer und außerordentlichen Heilande für Kranke und sogar scheintote Menschen, was um so auffallender ist und sein muß, weil er früher von all dem nie irgend etwas hat merken lassen und wir recht wohl wissen, daß er zuvor niemals eine Schule besucht hat und nie in einer Fremde war, in der er sich so etwas hätte zu eigen machen können.
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Auf einmal steht er aber mit so außerordentlichen Fähigkeiten ausgerüstet vor uns, über die ein jeder Mensch mit Recht sein höchstes Staunen ausdrücken muß! Was bleibt uns mit unserem natürlichen Verstande zu urteilen übrig als: er ist einmal in einer Nacht vom Geiste Gottes als ein frommer Mann zu einem Propheten erweckt worden, und wir tun darum nichts Unbilliges, so wir ihn für einen Propheten aus Nazareth erklären, was auch die Nazaräer selbst tun. Von dir erfahre ich erst jetzt ganz andere Dinge, die freilich für mich noch etwas seltsam klingen müssen; aber auch das macht nichts, weil ein jeder Mensch von einer Sache zuvor doch etwas vernehmen muß, bevor er sie beurteilen, prüfen und dann erst als eine volle Wahrheit gläubig annehmen kann.
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Ich habe von dir nun zum ersten Male darüber etwas vernommen, was eigentlich hinter unserem Nazaräer stecke, und siehe, so großartigst deine Aussage von ihm auch ist, so finde ich sie dennoch durchaus nicht verdammlich, sondern sogar sehr ernstwürdig, darüber nachzudenken, sie zu prüfen und auch anzunehmen, so man alle dazu erforderlichen Bedingungen in der vollen Ordnung gefunden hat! Ich finde daran nichts Unmögliches, und es spricht nun der Umstand sehr dafür, weil wir alle es nur zu gut wissen, daß der Nazaräer sich solche außerordentlichen Fähigkeiten nie in irgendeiner geheimen Prophetenschule hat zu eigen machen können, weil er nie eine besucht hat. Nach der Behauptung seines Vaters soll er sogar niemals lesen und schreiben derart gelernt haben, daß man sagen könnte, er sei dessen völlig kundig. Und so ist seine plötzlich aufgetauchte Fähigkeit um so auffallender und um so bewunderungswürdiger die unbegreifliche Macht seines Willens, dem sogar, wie ich's vernommen habe, buchstäblich wahr die härtesten Steine weichen sollen. Ich halte das alles für wahr, weil ich im vorigen Jahre selbst Zeuge war von einer solchen Tat, die er offenbar nur durch seinen Willen vollführt hat. Aber du, mein alter Freund, mußt mir darum nicht gram werden, wenn ich als ein einfacher und schlichter Mensch nur menschlich mit dir rede!"
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Sagte Petrus: ,,Vom Gramwerden kann bei mir schon lange keine Rede sein; aber einem alten Freunde die volle Wahrheit zu sagen, dessen werde ich mich auch nicht scheuen. Für jetzt aber vergnüge dich wohl im Namen meines Herrn und rein göttlichen Meisters! Ich muß nun zu Ihm ins anstoßende Zimmer gehen; denn ich habe in mir Seinen Ruf vernommen."
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Hier verließ Petrus seinen alten Freund und kam wieder zu uns in unser Gemach.

Fußnoten