Das Grosse Evangelium Johannes: Band 7
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr auf dem Ölberg (Fortsetzung)
Ev. Joh. Kap. 8
- Kapitel 16 -
Die Arbeit der Naturgeister bei der Metallbildung. Das Geheimnis des Wunders
1
() ,,Siehe, du siehst den Stoff, aus dem das ganz reine Gold besteht, sicher nicht als in dieser Luft enthalten herumschwimmen; ich aber sehe ihn und kann ihn von den zahllos vielen anderen Stoffen sehr wohl unterscheiden. Weil ich aber das wohl kann und auch meinen Willen als entsprechend gleichartig nach allen Richtungen ausdehnen kann, so kann ich auch eben diesen in der Luft enthaltenen reinsten Goldstoff sogleich auf einen sichtbaren Haufen zusammenziehen, oder ich kann ihn auch ebenso leicht sich in eine beliebige Form, als wie etwa da ist ein Trinkgefäß, festest zusammenfügen lassen, und du wirst entweder alsogleich einen beliebig großen Goldhaufen oder ein Goldgefäß vor dir sehen, und es wird solches ebenso ein ganz natürliches und kein gewisserart nichtig wunderbares Gold sein, als wie natürlich jenes Gold ist, das die Menschen aus den Bergen graben, von den fremden Stoffen reinigen, es dann im Feuer schmelzen und daraus allerlei kostbare Sachen und Dinge verfertigen.
2
Denn die gewissen Naturgeister in der Materie der Berge, die eben mit dem in der Luft freien Goldstoffe am nächsten verwandt sind, ziehen vermöge ihrer sehr geringen Intelligenz und der mit ihr verbundenen Willenskraft - was die Apotheker die Anziehungskraft nennen - das freie Gold aus der Luft an sich, und so das mehrere Hunderte von Jahren fort und fort geschieht, so wird an einer solchen Stelle dann recht viel Gold sichtbar werden.
3
Daß aber solch eine Ansammlung des Goldes in der Natur nur sehr langsam vor sich geht, daran schuldet die sehr geringe Intelligenz und die ebenso geringe Willensmacht solcher Naturberggeister in ihrem notwendig gerichteten Zustande.
4
Ich aber als ein höchst freier und vollkommener, mit den höchsten Intelligenzen ohne Zahl und Maß sowie dazu mit der Fülle der Willensmacht aus Gott versehener Geist kann nun das in einem Augenblick bewirken - wie ich das schon gezeigt habe -, was die einseitig schwach intelligenten und ebenso willensbeschränkten Naturgeister nur nach und nach zustande bringen.
5
Habe nun wohl acht, wie ich solch ein Wunder vor dir bewirken werde! Ich will es dir zuliebe aber mit dem Wunder etwas langsamer machen, damit du leichter merken kannst, wie sich das Gold aus der freien Luft gerade auf deiner Hand ansammeln wird. Sieh, ich will nun, und schon siehst du auf deiner Handfläche einen dünnen Goldanflug! Sieh nur zu, wie sich das Gold mehrt und mehrt! Nun bedeckt deiner Hand Fläche schon eine ganz gewichtige Goldscheibe. Über diese fängt nun ein ganz wohlgeformter Rand an sich zu erheben. Er wächst nun fort, und sieh, du hast jetzt in wenigen Augenblicken schon ein fertiges Gefäß aus reinstem und - sage - ganz natürlichem Golde auf deiner Hand, das nur eines vollkommenen Geistes Macht wieder in seinen Urstoff auflösen kann, sonst aber auch nicht leichtlich eine andere Kraft in der Natur. Aber ich werde dir dieses Gefäß belassen, wie es ist, und du kannst es verwerten oder dir von einem Goldschmiede auch etwas anderes daraus machen lassen oder es auch also behalten.
6
Du hast nun gesehen, wie ich auf eine langsamere Weise vor dir ein Wunder gewirkt habe; aber nun strecke deine andere Hand aus, und ich werde dir ein gleiches Wunder augenblicklich bewirken! Sieh, ich will, und du hast nun in einem Augenblick ein ganz gleiches Gefäß in deiner linken Hand!
7
Wie ich aber das vermag durch die mir innewohnende Kraft, so vermag ich auch alles andere, was ich dir für die vielen Gäste dargestellt habe. Aber du brauchst darum das Mahl diesen Gästen nicht zu schenken; denn sie sind alle reiche Handelsleute und sollen auch bezahlen, was sie gegessen und getrunken haben. Sie werden sich darauf bald wieder in ihre nun unterdessen verschlossenen Verkaufsbuden begeben und die Käufer durch ihr Geschrei anlocken. Laß nun nur deine Diener das Geld einsammeln!"
8
Hierauf berief Lazarus die Diener und sagte, daß sie von jedem Gaste nicht mehr als einen Groschen verlangen sollten. Und die Diener taten das, und jeder Gast zahlte gern den verlangten Groschen und bedankte sich noch obendrauf für die gute Verpflegung, und alle erbaten sich die Freiheit, am Abend sowie an den noch kommenden zwei Tagen wiederkommen zu dürfen, was ihnen natürlich von Lazarus freundlichst gestattet wurde.
9
Als so die vielen Gäste sich vom Berge hinab in die Stadt verliefen, da wollten die Diener die Tische nach gewohnter Sitte abräumen. Aber Raphael bedeutete ihnen, daß sie sich diese Arbeit ersparen sollten; denn so dieselben Gäste am Abend wiederkommen würden, so brauche niemand sich anders um sie zu kümmern, als daß die Diener ihnen nach dem Abendmahle das Geld abverlangen und darauf wieder alle Tische so wie jetzt gedeckt lassen. Bei dem blieb es denn auch, und es wurden also die noch folgenden zwei Tage hindurch alle die vielen Gäste mit Speise und Trank versorgt, ohne daß Lazarus auch nur einen Fisch, ein Stück Brotes und einen Becher Weines von seinem Vorrate herzugeben vonnöten hatte.