Die Geistige Sonne
Band 2
Mitteilungen über die geistigen Lebensverhältnisse des Jenseits
- Kapitel 108 -
In der ganzen Schöpfung ist nichts Vernichtbares vorhanden
Es dürfte hier mancher fragen: Wie ist das wohl einzusehen und zu verstehen, daß irgendeine im höchsten Grade untergeordnete Lebenskraft aus der Sphäre ihres Bewußtseins sich gegen eine unendliche, vollkommenste Lebenspotenz auflehnen kann, von welcher sie, nämlich die untere Lebenspotenz, doch sicher irgend etwas weiß und innewerden muß, daß sich ein Minimum der Lebenskraft gegen das Unendliche nimmer behaupten kann, und von einem Überwinden ja doch ewig keine Rede sein kann! - Gut, sage ich, solcher Einwurf klingt nicht übel, aber er rührt von einem noch bedeutenden Grade des Unverstandes her. Man könnte ihn wohl im außerordentlichen Falle approximativ (annähernd) nennen. Aber da es im reinen Geisterreiche keine Hypothesen und somit auch keine Approximationen gibt, sondern nur Wahrheiten, so kann er nicht einer völligen Beantwortung würdig sein.
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Eine geistige Antwort ist eine volle Wahrheit. Enthält aber ein Fragesatz diese nicht in sich, so kann ihm auch keine Antwort werden. Der Fragende wird zwar wohl eine Antwort bekommen, aber nie als direkt auf seine Frage passend, sondern nur als eine indirekte Wahrheit. Also wird es auch hier sein. Wird die Antwort da sein, dann wird sich der fragliche Einwurf von selbst aufheben.
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Ob also eine untere, oder wie hier eine höchst untergeordnete Lebenspotenz sich auflehnen kann oder nicht, oder ob sie durch die unendliche völlig zerstörbar ist, sollen sogleich einige kleine Beispiele zeigen.
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Wie schwer ein ganzes Felsengebirge ist, braucht kaum eine nähere Bestimmung für den, der nur einmal mit dem Tragen einiger kleiner Steine zu tun hatte. Woraus besteht denn ein kleines Felsengebirge? Aus lauter atomistisch kleinen Partikeln, welche durch die wechselseitige Anziehungskraft fest aneinanderkleben. Wenn wir unter dem Gebirge hineingraben bis zu der Stelle, auf der die höchste Gebirgskuppe, also die schwerste, ruht, so entdecken wir bei dieser Grabung überall wohlerhaltene und überaus feste Steinwände. Nehmen wir aus diesen festen Steinwänden nur ein kleinstes Partikelchen, legen es auf eine Platte aus Stahl oder aus einem Steine, drücken dann einen Hammer nur ein wenig auf dieses Partikelchen, so wird es zerstäuben.
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Frage: Weshalb hat sich dieses Partikelchen gegen den Druck des Hammers nicht halten können, während es vordem Jahrtausende hindurch einem unberechenbar mächtigen Drucke einer ganzen Gebirgsschwere Widerstand zu leisten vermochte? Man wird sagen: Unter dem Gebirge war es ein konkreter Teil der ganzen Masse und konnte sohin mit Hilfe der anderen Teile dem allgemeinen Drucke widerstehen, einzeln aber hatte es keine Nebenhilfe und mußte daher schon einem geringen Drucke weichen. - Gut, hat aber dieser geringe Druck dieses Partikelchen völlig zerstört? Durchaus nicht, sondern nur zerteilt in noch viel kleinere Partikelchen.
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Könnte man denn keinen solchen Druck anbringen, um diese Partikelchen völlig zu vernichten? - Auch das ist weder durch den Druck, noch durch was immer für eine andere Kraftanwendung möglich. Denn auf dem einen Wege kann es nur in kleinste Teile zerteilt, auf einem andern aber in ein einfaches und hernach noch weniger zerstörbares Element verwandelt werden.
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So ruht auch die ganze Schwere der Erde auf ihrem kleinen, winzigsten Mittelpunkte. Wie kann dieser wohl einer solchen von allen Seiten auf ihn einwirkenden Schwerkraft widerstehen? Aus dem einfachen Grunde, weil nach der ewigen göttlichen Ordnung in der ganzen unendlichen Schöpfung nichts Vernichtbares vorhanden ist, und das Allerkleinste kann sich gegen das Allergrößte fortwährend behaupten, wenn nicht in dieser, so doch wieder in einer andern Form.
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Unterschieben wir aber nun diesen kleinen Teilchen ein vollkommenes Bewußtsein, demzufolge sie inne sind, ewig unvernichtbar zu sein, Frage: Welche Kraft kann sie da bändigen und welche besiegen? Oder verliert darum ein ganzes Gebirge etwas, wenn sein Minimum der Unterlage unzerstörbar ist? Sicher nicht, denn wäre ein Atom zerstörbar, müßten es auch die andern sein, und auf diese Weise wäre es auch mit dem ganzen großen Gebirge geschehen.
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Derselbe Fall wäre es mit der Erde, und mit Gott Selbst würde es am Ende nicht besser gehen, wenn in Seiner ganzen Unendlichkeit irgend etwas Vernichtbares vorhanden wäre.
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Also ist das die feste, ewige göttliche Ordnung, daß da das Allerkleinste neben dem Allergrößten bestehen kann. Wenn aber demnach die kleinste Lebenspotenz in ihrer geistigen Sphäre sich als untötbar und somit unvernichtbar erkennt, so hat sie auch keine Furcht mehr vor der allerhöchsten Lebenspotenz. Und dieses Bewußtsein erhebt dann die unterste Lebenspotenz zu einem Herrschergefühle, in welchem sie spricht: Ich bin der obersten Lebenspotenz, die sich als die Gottheit ansieht, zu ihrem Dasein so notwendig und unentbehrlich, daß sie ohne mich nicht bestehen kann. Wenn wir mehrere, ja zahllos viele untere Potenzen uns in eins vereinen, so können wir vom Zentrum aus wirken und die vermeintliche oberste Potenz zu der untersten machen. Diese kann uns dann ebensogut anbeten, wie sie solches nun von uns verlangt. Wie man möglicherweise einer Welt Innerstes nach außen kehren kann, also kann es auch mit uns Lebenskräften der Fall sein. Vereinen wir untere Potenzen uns, legen wir nach außen einen Sturm, und die Gottheit liegt als untere Lebenspotenz zu unseren Füßen. -
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Sehet, das ist rein höllische Philosophie, und das ist zugleich der eigentliche Grund alles Lasters, und sein Name ist - Herrschsucht!
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Mit diesem Begriffe haben wir nun auch das ganze Wesen der untersten Hölle kennengelernt, und dieses Wesen entspricht der äußeren Erscheinlichkeit eines Weltkörpers. - Auf der Oberfläche ist der erste Grad der Hölle in der polypenartigen Genußsucht deutlich zu erkennen; denn da ist alles ein Fresser, was ihr nur ansehet. In der mehr inneren Rinde der Erde beurkundet sich das Fasten und Magerwerden; es besteht nirgends eine Vegetation. Wie im starren und rachebrütenden Tode liegt alles da; höchstens zeigen sich hier und da Feuerquellen und andere heiße Wasserquellen als entsprechende Bilder des schon überall durchblickenden Zornes der Geister dieser Hölle.
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Gehen wir in das Inwendige der Erde, da entdecken wir nichts als ein fortwährendes mächtigstes Durcheinandergedränge. Ein Feuer weckt und erstickt das andere. Jeder Wassertropfen, der da hineingelangt, wird alsobald in glühenden Dampf verwandelt.
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Je mehr aber hier vorgeht, desto größer stellt sich die Reaktion über der Oberfläche der Erde dar und dämpft allezeit mit der größten Leichtigkeit alle diese inneren Reaktionen. Und so ist es vom Herrn weise eingeleitet, daß Ihm auch alle diese Höllen trotz stärksten Widerwillens zur ewigen Erhaltung der Dinge dienen müssen. Und dieser Mußdienst, welcher den höllischen Geistern wohlbekannt ist, ist ihre größte Qual, weil sie da sehen, wie trotz ihres Widerwillens all ihre Aktion im allgemeinen der göttlichen Ordnung auf ein Haar entsprechen muß. -
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Das ist aber auch zugleich die unendliche Liebe und Weisheit des Herrn, denn auf diesem Wege ist es allein möglich, diesen argen Wesen in ihrer herrschsüchtigen Handlungsweise Schranken zu setzen. Denn sehen sie, daß Sich der Herr ihre bösesten Unternehmungen allzeit zugute machen kann, da werden sie erbost und tun garnichts mehr, - bis sie wieder einen neuen Plan gefaßt haben, um ihn gegen den Herrn in Ausführung zu bringen. Welchen der Herr natürlich auch wie die früheren zu benützen weiß. - Das ist theoretisch betrachtet die Aktion und das Wesen der untersten Hölle.
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Wie sich aber alles dieses in der Erscheinlichkeit kundgibt, dazu wollen wir in der Folge einige Betrachtungen machen, und zwar alle drei Höllen hindurch! -