Gottes Neue Bibel

Die Geistige Sonne
Band 2

Mitteilungen über die geistigen Lebensverhältnisse des Jenseits

- Kapitel 12 -

Rechte Erbauung - Entwicklung dessen, was in euch ist

Nun sehet, die Welt ist unter unseren Füßen; versuchen wir, auch ein wenig auf ihr herumzugehen. Ihr wundert euch jetzt wohl, daß euch diese Welt so gut trägt, und ihr schauet die herrlichen Ländereien, viele Berge mit Wäldern; die herrlichsten Fluren, Äcker und Gärten mit verschiedenartigen Wohnhäusern sehet ihr allenthalben umher. Ihr saget: Aber solches haben wir doch nicht gedacht!
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Ich aber sage euch: es hat solches streng genommen auch nicht not; denn habt ihr mit der Kraft in euch die Gegenkraft angezogen, welche eigentlich der Grund der Kraft in euch ist, da gibt dann die angezogene Gegenkraft schon ohnehin das, was sie in sich hat. Denn eure Kraft entspricht der Gegenkraft in allen ihren Teilen.
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Durch die Wirkung der Gegenkraft, welche ihr in euch angezogen habt, aber werden die Teile der Kraft in euch entwickelt, und so ist der Akt dieser scheinbaren Schöpfung aus euch nichts anderes als eine Entwicklung dessen, was in euch ist.
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Ihr könnet daher auch nicht so ganz eine Welt nach eurem Belieben erschaffen, sondern nur die hervorrufen, welche in euch zugrunde liegt. Es brauchen auch nicht alle Teile einer solchen Welt von euch gedacht zu werden; ist die Welt gedacht und eure Liebe vollkommen entwickelt, dann kann sie sich unmöglich anders vorstellen, als wie sie bestellt ist urgründlich vom Herrn aus.
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Ihr seid demnach nicht etwa im Ernste Schöpfer dieser Welt, denn das Schöpfungsrecht kann nie ein Geschöpf überkommen. Aber die Fähigkeit, das Geschaffene, welches endlos in euch vorhanden ist, aus euch hervorzurufen auf die euch nun bekannt gegebene Art, solches liegt in der Fähigkeit eines jeden vollkommenen Geistes. Unvollkommene Geister haben zwar auch eine ähnliche Fähigkeit in sich; aber weil sie keine Festigkeit haben, so können sie das in ihnen zugrunde Liegende eben nicht hervorrufen. Ein unvollkommener Geist ist ein unbeständiger Geist. Er ist eine Wetterfahne und ein Rohr, das vom Winde hin und her geweht wird, und ist zugleich ein törichter Baumeister, der sein Haus auf lockerem Grunde baut. Darum denn kann auch ein unvollkommener Geist nichts anderes, als nur Ephemeriden hervorrufen, die da gleich sind den vorüberfliehenden Augenlidbildern, welche ihr erschauen möget, so ihr in der Nacht eure Augen schließet. Allda erschauet ihr ein chaotisches Gewirre und mitten in diesem Gewirre verschiedenartige Zerrbilder, welche sich flüchtig entwickeln und wieder also flüchtig vergehen.
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Aber nicht also ist es mit dem vollkommenen Geiste, der in seinem Zentrum feststeht. Was er hervorruft, ruft er in der Ordnung des Herrn hervor und ruft nicht etwas Ungeschaffenes, also eine leere Phantasie, sondern ein urgeschaffenes Ding hervor.
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Sehet, also stehen die Sachen. Wir aber befinden uns nun auf dieser Welt, die ihr aus euch hervorgerufen habt und wollen sie darum ein wenig überwandern und beschauen.
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Da vor uns ist ein großer Garten mit einem sehr prachtvollen Gebäude, welches in der Mitte des Gartens steht, da wollen wir hinziehen; also folget mir!
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Sehet, da ist schon das Gartentor. Wie ich aber bemerke, so seid ihr ja sehr prachtliebende Bauherren, denn die Gartenmauer besteht aus lauter Edelsteinen und das Tor ist gediegenes Gold. Und da sehet nur einmal hin: die Gartenwege sind alle mit gold- und silberdurchwirktem Sand überzogen, und die Fruchtbeete des Gartens sind ja auf das zierlichste mit kleinen Goldgeländern umfangen und die Spangen der Geländer durchgehends mit unterschiedlichen herrlichen Edelsteinen besetzt. Nein, wahrhaftig, das heißt doch verschwenderisch gebaut! Sogar die in den schönsten Reihen gesetzten herrlichen Fruchtbäume sind mit silbernen Geländern umfangen, und je in der Mitte eines jeden Beetes ist ein kleiner Springbrunnen angebracht, der sein Gewässer in verschiedenartigsten Formen aus sich treibt. Weil die Wege gar so herrlich bestellt sind, müssen wir denn doch eine Promenade tiefer in den Garten hinein machen.
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Die Wege sind, wie ich merke, sogar wie Sofas von unten gepolstert; ja es ist eine stets größere Verschwendung in eurer Baukunst zu erschauen. Wir haben bereits schon eine tüchtige Strecke in dem Garten zurückgelegt; aber das Hauptwohngebäude scheint noch im weiten Hintergrunde zu stehen.
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Doch da vorne sehe ich ja gerade eine weitgedehnte Säulengalerie, die Säulen aus lauter geschliffenen Diamanten, die herrlichen Bögen über den Säulen aus lauter Rubinen, der Gang über den Bögen aus blankem Golde, die Galerie aus reinstem durchsichtigem Golde und die Spangen der Galerie aus allerfeinstem weißem Golde. Das will ich denn doch eine Pracht heißen! Und unter dem Gange zwischen den Säulen, also zu ebener Erde, sehe ich wie einen Wasserkanal, über welchen die herrlichsten Brücken führen. Da sehet nur einmal hin, über dem Kanal ist ein überaus großer, freier Platz. Der Boden dieses Platzes ist eine Fläche aus feinstem, durchsichtigem Golde. Dort, schon nahe an dem herrlichen Gebäude, erschaue ich himmelanragende Säulen aus weißem Gesteine und auf der Spitze einer jeden Säule flackert eine große, dreifarbige Fahne aus Weiß, Rot und Grün.
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Fürwahr, je weiter man euer Bauwerk betrachtet, desto großartiger, kühner und erhabener wird es; und das eigentliche Wohngebäude erst im Hintergrunde, das hat ja eine beinahe meilenweite Front aus drei Stocken bestehend! Jedes Stockwerk hat ein Maß nach dem Auge geschätzt von sechshundert sechs und sechzig Ellen; das ist die Zahl eines Menschen. Die Fenster sind hoch und breit. Das Eingangstor ist überhoch und überbreit und ist verfertigt aus reinstem Golde, und aus den Fenstern, deren Front ebenfalls 666 zählt, strahlt aus der untersten Reihe ein weißes, aus der mittleren ein grünes und aus der obersten Reihe ein rotes Licht. Das Dach dieses übergroßen Gebäudes bildet eine einzige, ungeheure Pyramide. Es fehlt dem ganzen Garten und Gebäude nichts als Einwohner. Wo habt ihr denn diese gelassen, als ihr dieses herrliche Gebäude aufgeführt habt?
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Ihr saget wohl: Lieber Freund und Bruder, du bist zwar ein großer Liebling des Herrn, aber bei dieser deiner Sprache guckt denn doch so eine kleine Fopperei heraus. Denn von so einer unermeßlichen, reichen Pracht ist uns noch nie etwas auch nur im allertiefsten Traume vorgekommen, geschweige erst, daß wir da Baumeister eines solchen endlos herrlichen und allerreichlichst prachtvollsten Werkes sein sollten. Wenn wir so etwas gebaut hätten, da müßten wir doch auch ,,dabei gewesen" sein. Aber davon haben wir nicht die leiseste Spur auch nur von einer allerleisesten Ahnung. Daher wird es bei uns auch einen sehr starken Haken haben hinsichtlich der Bewohner, welche allenfalls diesen unbeschreiblich prachtvollen Palast bewohnen sollten.
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Meine lieben Freunde und Brüder, ihr denket hier unrecht. Ihr habt dieses Werk freilich nicht erbaut, so wenig als diese ganze Welt. Aber ihr habt dieses prachtvolle Wohngebäude samt dieser Welt aus euch hervorgerufen, und das will ja denn doch auch etwas gesagt haben. Ihr sprechet aber ja nicht selten unter euch: Dieses und jenes hat mich erbaut. Was wollet ihr denn damit sagen? Ich sage euch, nichts anderes als: Dieses und jenes hat aus meinem inneren Lebensgrunde eine Kraft erweckt, die mich belebt hat in dieser oder jener Art. Diese Belebung bildete sich in mir zu einer erhabenen geistigen Form aus, und ich erkannte in dieser Form, daß der Herr überall die allerhöchste Liebe und Weisheit Selbst ist! Mein Herz entbrannte in dieser Erkenntnis, und ich betete Gott darin an im Geist und in der Wahrheit!
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Das also ist eine rechte ,,Erbauung". Und nun sehet, da haben wir ja eine Form der Erbauung vor uns. In euch selbst habt ihr euch erbaut; die Erbauung ward zur Form, und ihr schauet in dieser Form der göttlichen Liebe und Weisheit unendliche Macht und Kraft, und das ist gleich einer großen Verwunderung, welche allezeit der Liebe vorangeht. Warum denn? Welcher aus euch ist je in ein weibliches Wesen eher verliebt geworden, bevor er es gesehen und bewundert hatte?
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Sehet, also ist es auch hier der Fall. Wer könnte wohl Gott lieben, wenn er Ihn nicht zuvor erkennete? Also das Erkennen geht der Liebe doch notwendig voraus! Wie aber kann der Mensch Gott erkennen?
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Wenn der Mensch das Wort Gottes hört und Seine Werke betrachtet, dadurch wird der Gedanke Gottes im Menschen hervorgerufen. Ist der Gedanke einmal hervorgerufen, so soll ihn der Mensch nicht mehr auslassen, sondern ihn ebenfalls fester und fester fassen. Dieses Fester- und Festerfassen ist der Glaube. Wenn nun der Mensch durch den festen Glauben, also durch das stets größere Fixieren des Gedankens Gottes in sich, Gott Selbst zu einem lebendigen Gefühle gemacht hat, so betritt er mit seinen Füßen die Welt Gottes in sich. Er erschauet in dieser Welt Wunderdinge über Wunderdinge.
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Dieses Erschauen ist die wachsende Erkenntnis Gottes. Aber die Welt, die wundervolle, ist noch wesenleer, das Prachtgebäude hat noch keine Bewohner. Aber sehet, dort in der Mitte des Gebäudes, das nun vor uns steht, ist ein Opferaltar errichtet und auf dem Opferaltare eine Menge frisches Holz gelegt. Wir wollen es anzünden, und es soll sich dann sogleich zeigen, ob diese Welt wesenleer ist. Womit aber werden wir das Holz anzünden?
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Ich sage euch: Das sehr merkwürdige Feuerzeug liegt auch in eurem Herzen; es heißt Liebe! Diese wollen wir an den Altar hintragen, und ihr werdet euch dann sobald überzeugen, daß im Menschen nicht nur die puren Gedanken Gottes, sondern auch die lebendigen Wesen wohnen! Was würde es auch nützen, so jemand sagte: Siehe hier meine Brüder, siehe da meine Schwestern, wenn er sie aber nicht liebete? Liebt er sie aber, so liebt er sie doch sicher nicht draußen, sondern in seinem Herzen! Und so denn sind sie für ihn auch nicht draußen, sondern sie sind in der Liebe seines Herzens. Also zünden wir das Holz nur an, damit dieses Gebäude Einwohner bekomme!

Fußnoten