Gottes Neue Bibel

Die Geistige Sonne
Band 2

Mitteilungen über die geistigen Lebensverhältnisse des Jenseits

- Kapitel 21 -

Die Liebe setzt das Holz auf dem Altar in Flammen

Ihr habt getan, was ich euch geraten habe; und sehet, schon ergreift eine herrliche Flamme, glänzend wie ein Morgenrot. den Holzstoß auf dem Altare, und ein unbeschreiblich hoher Wohlgeruch erfüllt die überherrlichen Hallen und Galerien dieses großen Palastes.
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Aber nun sehet auch hinauf auf die Galerien, wie es von Menschen zu wimmeln anfängt; und alles eilt herab in die große Rotunde!
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Sehet einmal diese Menschen an, von welch unbeschreiblicher Schönheit sie sind! Die Weiber, als wären sie vom feinsten ätherischen Lichtstoffe geformt, und die Männer sehen wie Feuerflammen aus, die sich ergriffen hätten zu einer wunderherrlichen, liebernst-majestätischen Menschenform.
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Nun sehet, es kommt aus der großen Menge dieser herrlichen Menschen schon wieder ein Ältester hervor und trägt wie einen Herrscherstab in seiner Hand. Seine Haare sind so weiß wie frisch gefallener, von der Sonne beschienener Schnee und wallen in reichen Locken den halben Rücken hinab. Sein Bart, ebenfalls so weiß, krauset sich bis über den Unterleib; seine Größe ist ehrwürdig erhaben vor der Größe der andern Menschen. Nach eurem Erdmaße dürfte er wohl bei sieben Schuh haben.
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Ihr möchtet wohl wissen, warum er einen Stab trägt? Ist er vielleicht ein Herrscher oder sonst etwas Erhabenes vor seinen Mitmenschen? Ich sage euch: Er ist bloß ein Ältester und hat das Ansehen eines Patriarchen. Unter ihm stehen hier bei tausend solcher Paläste, wie wir einen schon vorher gesehen haben, und er ist somit auch ein Ausbund von Weisheit.
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Wenn die Menschen in den untergeordneten Wohnungen irgendeines hohen Rates bedürfen, so kommen sie zu ihm. Aber er sendet niemals etwa Boten aus, um die Untergeordneten in einem oder dem andern Fache der Weisheit zu unterweisen. Denn hier gilt der Grundsatz der vollkommenen Freiheit allein; und diese darf nie eigenmächtig weder durch Wort noch Tat gefährdet werden. Daher können hier die Bewohner der anderen untergeordneten Paläste in Berücksichtigung auf diesen Hauptpalast tun unter sich, was sie wollen.
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Nur darf sich niemand wagen, feindlich in das weite Territorium dieses Palastes zu treten. Würde solches geschehen, dann würde auch sogleich der mächtige Patriarchenstab in eine durch den Willen des Patriarchen mächtige Bewegung gesetzt werden. Dergleichen jedoch ist auf dieser Zentralsonnenwelt nicht leichtlich denkbar, obschon es gerade nicht außer der Möglichkeit ist. Denn ein jedes untergeordnete Haus besitzt ebenfalls fürs erste alle erdenklichen Reichtümer, Pracht und Schätze aller Art; dazu hat noch ein jedes Haus für sich allzeit einen weisen Ältesten, wie ihr schon einen habt kennengelernt, und somit ist von einer Feindseligkeit schwerlich je eine Rede.
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Ein einziger Umstand nur ist vorhanden, der manchmal ein wenig bedrohlich auszusehen anfängt; und das ist die mächtige Weiberliebe der Bewohner dieser Zentralsonnenwelt.
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Die Weiber solch eines Hauptpalastes sind, wie ihr sehet, aus so manchen Rücksichten ums Bedeutende schöner als die der untergeordneten Paläste. Es verhält sich diese Sache beinahe also, wie bei euch auf der Erde, da auch, im letzteren Falle versteht sich von selbst, das Weibervolk eines gebildeten reichen Hauses, wie auch einer ganzen besseren Stadt schöner und reizender ist als das des Landmannes, welches natürlicherweise durch eine geringere Bildung des Geistes und durch die mannigfache Verkümmerung an Liebreizen durch die schwere Handarbeit jenem nachsteht. Wenn bei euch ein rüstiger Landmannssohn sich in so einem reichen, ansehnlichen und wohlgebildeten Stadtvaterhause ein Weib holen dürfte, da ließe er sicher sein Landweibervolk sitzen. Die Ursache, warum, ist mehr als mit Händen zu greifen.
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Ein ähnlicher Fall kann sich denn auch hier ereignen, und das beinahe leichter als auf der Erde. Wenn so die Jünglinge zufolge ihrer Freiheit dann und wann so einen Hauptpalast besuchen und nicht selten allda der ätherischen weiblichen Schönheiten gewahr werden, dann fängt es sie an, ganz gewaltig lüstern zu jucken, und sie möchten dann alles aufs Spiel setzen, um in den Besitz einer solchen unaussprechlichen Schönheit zu gelangen. - Es ist aber eine Frage, ob sie so etwas nicht auf einem gerechten Wege erreichen können? Auch das können sie beinahe auf dieselbe Art, wie solches auf der Erde nicht selten der Fall ist.
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Wie kann sich aber auf der Erde der Sohn eines sogenannten gemeinen Landmannes zum Besitze einer ausgezeichneten Tochter eines vornehmen Stadthauses verhelfen? - Durch geistigen Fleiß! Ein solcher Landjunker durchläuft mit allem Fleiß die wissenschaftliche Bahn, zieht dann durch seine eminenten Fähigkeiten die Aufmerksamkeit des Landesherrn auf sich. Dieser macht ihn zu einem hohen Beamten, und unser ehemaliger Bauernjunker kann nun als ein bedeutender Herr mit dem ruhigsten Gewissen von der Welt in einem solchen vornehmen Hause anklopfen, und man wird ihm nicht den Riegel vor die Türe schieben. Das ist ein Weg.
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Ein anderer Landjunker wird in bedenklichen Zeiten zwar zum Soldatenstande genommen, welcher Stand sich freilich wohl für das Reich der Himmel in einem sehr umgekehrten, unvorteilhaften Maßstabe verhält. Aber wenn es eine allgemeine Not erfordert, so kann er auch gerecht sein, also wie er es war zu den Zeiten Davids.
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Wenn dann ein solcher zum Soldatenstande gestellter Bauernjunker sich als Vaterlandsverteidiger durch Tapferkeit und Umsicht auszeichnet, so wird er in kurzer Zeit von seinem Könige oder Kaiser selbst zur Würde eines Feldherrn erhoben. Als solcher darf er dann in gräflichen und fürstlichen Häusern anklopfen, und man wird dem Günstlinge des Kaisers mit offenen Armen entgegenkommen, der von Geburt nichts als ein einfacher Bauernsohn ist.
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Sehet, auf beinahe dieselbe Weise geht es auch hier. Auf dem einfachen Begehrungswege ist freilich wohl nichts zu erreichen; aber auf dem Wege des Verdienstes durch einen entschiedenen Grad von hoher Weisheit kann sich ein jeder Mensch der unteren Ordnung in den Besitz einer solchen ätherischen weiblichen Palast-Schönheit bringen.
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Worin bestehen aber diese Verdienste? Ihr dürfet nur die Pracht der Gebäude ein wenig betrachten, und ihr werdet doch gar leicht zu dem Schlusse kommen und sagen: Wenn diese Gebäude von Menschenhänden aufgeführt werden, so müssen die Menschen im Fache der Kunst in baulichen Dingen, wie auch im Fache von allerlei Manufaktureien überaus große Meister sein. Ja, also ist es auch; was ihr immer hier sehet und antreffet, ist alles ein Werk menschlicher Hände, und da sie auf diesem Weltkörper des edlen Materials in großer Menge besitzen, bieten sie auch alles Erdenkliche auf, ihre Wohnstätten so wunderherrlich als nur möglich zu machen.
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Wenn jemand aus seiner Weisheit etwas Bedeutendes erfunden und zuwege gebracht hat und bringt es dann vor den Rat der Ältesten eines Hauptpalastes und wird da sein Werk als etwas Besonderes gewürdiget, so wird er mit der Würde eines Meisters in seiner Sache belehnt. Hat er dann dazu auch für den Glanz des Hauptpalastes etwas durch sein Talent bewirkt und bewerkstelligt, so darf er dann schon mit dem besten Gewissen im Hauptpalaste anklopfen, und er bekommt ein ihm wohlgefälliges Weib.
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Das ist dann aber auch schon der höchste Lohn, den ein solcher Weisheitsmeister in seinem Fache erlangen kann. Er verlangt aber auch keinen höheren; und ich bin der Meinung, insoweit ich euch kenne, ihr gäbet für einen solchen Preis ein ganzes Kaisertum her. - Einem solchen beglückten Weisheitsmeister in seinem Fache aber werden dann auch zufolge solch einer Beglückung ganz außerordentliche Vorteile zuerkannt. Fürs erste bekommt er einen eigenen Grund und Boden, welchen für ein gewisses Territorium nur der Älteste des Hauptpalastes zu verleihen hat. Auf diesem neuen Grunde kann er sich dann einen neuen Palast nach seinem besten Geschmack erbauen.
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Wie bekommt er aber die Bauleute? Nichts leichter als das; denn zu solch einem Begünstigten drängt sich alles hin und sucht sich bei ihm verdienstlich zu machen, um dadurch in ihm einen begünstigenden Freund und Fürsprecher im Hauptpalaste zu gewinnen, was einigen auch dann und wann zuteil wird.
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Aber eben bei solchen Gelegenheiten gibt es dann auch mehrere, denen solche Begünstigungen aus so manchen Rücksichten nicht zuteil werden können. Die Folge ist dann manchmal eine kleine Erbitterung, und zufolge solcher Erbitterung gesellen sich dann einige Glücks- und Begünstigungslüsterne zusammen und wollen das nicht selten mit Gewalt erreichen, was andere durch ihr Verdienst erreicht haben. Und da gibt es denn so einen kleinen Krieg, der aber allezeit für die Gewaltlinge fruchtlos ausfällt, denn der Palastälteste darf sich nur mit seinem Stabe zeigen, und die Gewalttätigen sind in die Flucht geschlagen.
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Ja, aber warum fürchten sich denn die Gewalttätigen gar so sehr vor dem Stabe? Weil der Stab das Symbol der Willenskraft des Weisen und Ältesten des Palastes ist. Ihr habet die Willenskraft der Menschen schon in der Sonne kennengelernt, und zwar beim naturmäßigen Teile derselben. Diese Willenskraft habt ihr auch in ihrer Vollmacht dort ganz besonders in den Ältesten gefunden.
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In dieser Zentralsonne ist aber eben die Willenskraft noch entschiedener, und die Unterschiede derselben vom Hauptältesten bis zum gewöhnlichen Menschen herab sind eben so merklich, wie da die Unterschiede der Größen zwischen Zentralsonnen, Planetarsonnen, Planeten und ihren Monden es sind; daher denn auch die Willenskraft eines solchen Hauptpalastweisen gar wohl bekannt ist unter all den anderen Menschen, die in seinem Weisheits- und Willensterritorium wohnen. - Wie aber die Weisheit eines solchen Weisen schmeckt, das sollet ihr zu eurem größten Erstaunen sogleich erfahren. -

Fußnoten