Gottes Neue Bibel

Die Geistige Sonne
Band 2

Mitteilungen über die geistigen Lebensverhältnisse des Jenseits

- Kapitel 40 -

Aufstieg aus der Liebe in die Weisheit

Wie ich merke, so habt ihr alles wohl angesehen und könnet nun auch schon kundgeben, was ihr gesehen habt; und so saget denn, was ihr auf dieser siebenten Galerie oder auf dem sechsten Stockwerke als besonders auffallend erblickt habt. Ich sehe es euch an, daß ihr euch bei dieser Vorstellungsart noch nicht so recht auskennet und könnet auch die geschaute Sache nicht gehörig bezeichnen; daher muß wohl ich euch ein wenig zu Hilfe kommen.
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Fürs erste, meine lieben Freunde und Brüder, merkt man auf dieser siebenten Galerie schon ein wenig die Rundung derselben, während man in den unteren Galerien wegen des großen Kreises davon noch nicht etwas Merkliches hat gewahren können. Fürs zweite merket ihr, daß hier die Säulenrondells nicht mehr von dem bedeutenden Umfange sind wie auf den früheren Galerien; auch besteht ein Säulenrondell nicht mehr aus dreißig, sondern nur mehr aus zwanzig Säulen, und der innere Platz ist darum auch etwas beschränkter. Fürs dritte bemerket ihr, daß hier der Boden lichtrot, die Säulen, die Wände und der Plafond aber lichtblau sind, die Tore durch die Wände des Hauptgebäudes aber ins Dunkelhochrote übergehen. An dem allem bemerket ihr keine Flammungen, obschon sonst einen überaus starken Glanz, und saget in euch auch aus dem Grunde: Was die äußere Pracht dieser gegenwärtigen Galerie betrifft, so steht sie offenbar den vorhergehenden etwas nach; aber was da die äußeren Galeriegeländer und die Verzierung der Rondelle betrifft, so haben diese wenigstens auf den ersten Anblick so manches vor den vorgehenden voraus.
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Fürs erste bestehen die Galerien wie aus lauter Sternen, aus denen ganze feste Zierate gebildet und dann zu einem brauchbaren Ganzen zusammengesetzt zu sein scheinen. Die Sterne sind von überaus hellem Glanze und strahlen in tausendfachen Färbungen durcheinander, und die Rundtreppe innerhalb der Säulenrondelle scheint bloß aus Sternenlinien gefügt zu sein und ist zwischen diesen Sternenlinien kein anderes festes Material zu erschauen. Das ist jetzt aber auch alles, inwieweit unsere Sprache zur Darstellung dessen reicht, was wir hier erblicken. Aber was da betrifft die Mittelverzierung des Rondells, die wir wohl auch erblicken, so ist sie ein Gegenstand, der zu hoch über unserem Sprachfähigkeits-Horizonte steht, und wir können diesen Gegenstand auch darum durchaus nicht bezeichnen.
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Ja, ja, meine lieben Freunde und Brüder, das ist es aber eben auch, was ich euch schon anfangs angemerkt habe, und habe es wohl wahrgenommen, daß euch die Beschreibung dieses Gegenstandes ein wenig schwerfallen dürfte. Darum habe ich aber das auch gleich anfangs auf mich genommen. Und so habet denn recht wohl acht! Wir wollen uns diesem Ziergegenstande möglichst nahestellen und ihn mit aller Aufmerksamkeit in Augenschein nehmen.
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Wir sind nun in dessen möglichst vollkommener Nähe; und da sehet hinab auf den Boden des Rondells. Was erblicken wir denn? Einen bei sieben Klaftern im Umfange habenden Sternenkreis, welcher aus sieben Reihen von Sternen zusammengestellt ist, und zwar in der Ordnung der Färbung eines Regenbogens, und dieser Kreis hat eine Breite von drei Spannen. Innerhalb dieses Kreises erhebt sich ein violetter Altar zu einer Höhe von sechs Spannen und hat einen Umfang von etwa drei Mannsklaftern, d.h. nach dem ausgestreckten Handmaße genommen. Der obere Rundrand ist mit einem Reife aus ein wenig flammendem Golde umfaßt, und über dem Reife ist noch ein eine halbe Spanne hohes, aus lauter Rundsäulchen bestehendes, glänzendweißes Geländerchen angebracht. Über den Geländersäulchen wieder ist ein Breitreif aus hochrotem durchsichtigem Golde angefertigt, über welchem gerade an den Stellen, wo unter ihm die Säulchen stehen, noch mehr ins Dunkelblaue gehende vollkommen runde kleine Kugeln angebracht sind, und jede dieser Kugeln hat um ihre Mitte noch einen kleinen hellschimmernden Sternenkreis.
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Aus der Mitte der eingeländerten Fläche dieses Altares aber erhebt sich eine ganz vollkommen lichtgrüne Säule, und über dieser Säule ist ein aus Sternen zusammengefügter großer Kreis angefertigt. Innerhalb dieses Kreises ist dann eine große Menge wie geometrischer Figuren aus hellroten und weißen Sternchen zusammengefügt, welche da samt ihrer Kreisumfassung einen überaus geheimnisvoll imposanten Anblick gewähren.
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Vom Plafond herab aber hängt an einer massiven Goldschnur ein anderer Kreis, welcher nicht aufrechtstehend, sondern horizontal in gleicher Größe über den aufrechtstehenden zu stehen kommt, d.h. über den an der grünen Mittelsäule angefertigten, sieht aber diesem in allem vollkommen ähnlich. Sehet, das wäre die Gestalt des für euch etwas schwer beschreibbaren Zierakulums eines solchen Säulenrondells.
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Ihr saget: Lieber Freund und Bruder im Herrn! Es wäre alles recht überaus erhaben, schön und gut; aber es wird dieses Zierakulum gleich den früheren sicher auch eine tiefweise Bedeutung haben, wie du dich darüber schon selbst ausgesprochen hast; aber welche Bedeutung, wie lautet diese? Das ist eine andere Frage. Wenn es auf uns zur Erörterung ankäme, so hätten wir schon genug getan, so wir mit der Beschreibung zurechtgekommen wären und hätten die Entsprechung dann gar sicher ewig besseren Zeiten überlassen. Aber da du uns schon aus so vielen Verlegenheiten geholfen hast, da sind wir auch hier der festen guten Meinung, daß es dir auch in diesem Falle eben nicht zu schwer ankommen dürfte, uns darüber so ein kleines Lichtchen zu verschaffen.
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Ja, meine lieben Freunde und Brüder, wir befinden uns hier auf der ersten Stufe über die halbe Höhe dieses Gebäudes, und da haben wir nun schon mit Gegenständen purer Weisheit zu tun. Bisher waren wir im Grunde, d.h. in der Liebe, jetzt aber gehen wir aus der Liebe in die Weisheit, welches ist ein gerechter Weg vor Gott. Da aber Objekte der Weisheit ums überaus Bedeutende schwerer zu fassen sind als Objekte der Liebe, so müssen wir uns hier auch schon ein wenig mehr zusammennehmen, um nicht, wie ihr zu sagen pflegt, aus dem Sattel geworfen zu werden.
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Ihr saget hier freilich: Davon sehen wir nicht so recht den Grund ein, denn in der Liebe ist ja auch die höchste Weisheit vorhanden; können wir sie dort vereint mit der Liebe erfassen, so wird sie uns auch im absoluten Zustande nicht gar zu leicht durchgehen. Ja, meine lieben Freunde und Brüder, ihr urteilet sonst ziemlich richtig; aber diesmal muß ich euch sagen, daß ihr schon wieder einen ziemlich starken Hieb ins Blaue gemacht habt. Damit ihr aber solches von mir nicht nur allein höret, sondern auch bei euch so recht sonnenklar einsehet, so will ich euch ein paar Beispielchen aufführen, die euch zur Genüge meinen Ausspruch bestätigen sollen; und so höret denn!
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Wenn ihr auf eurem Erdkörper hin und her wandelt und begegnet da zahllosen Gegenständen, welche alle von der Sonne wohl beleuchtet sind, da werdet ihr nicht einen finden, den ihr nicht mit euren Händen anfassen und weitertragen könntet, wenn nur sein Gewicht eure Kräfte nicht überragt; und ihr könnt bei keinem Gegenstande sagen, daß er nicht lichtaufnahmsfähig wäre, und so ihr ihn ergreifet, ihr auch zugleich sein Licht mit ergreifet. Nun aber versuchet einmal, euch an dem freien Lichte zu vergreifen und traget es in Bündeln hin und her. Ich meine, solches wird ein wenig schwer gehen.
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Sehet, wo das Licht schon an einen festen Körper, welcher der Liebe entspricht, gebunden ist, da könnet ihr freilich das Licht samt dem Körper ergreifen und es dann hin und her tragen nach eurem Belieben; aber wie schon bemerkt, das freie Licht läßt solch einen Akt durchaus nicht zu. Das wäre ein Beispielchen. Betrachten wir noch ein anderes, aus dem da ersichtlich werden soll, daß der Mensch das Licht genießen und sich dasselbe leibhaftig zunutze machen kann; aber erst auf dem Wege der göttlichen Ordnung. Wie aber das, soll sogleich nachstehendes Beispielchen zeigen.
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Woraus und woher reift wohl die Frucht des Baumes und des Weizenhalms? Ihr saget: Unfehlbar aus dem Lichte und aus der mit dem Lichte verbundenen Wärme. Ihr habt gut geantwortet. Sehet aber nun, eine Frucht ist sonach ein Produkt des Lichtes und der Wärme.
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Das Licht aber gibt sich hier der Wärme gefangen, und je mehr Wärme, desto mehr Licht wird sich auch derselben gefangen geben. Und aus diesen zweien geht dann eine vollreife Frucht hervor, die ihr genießen könnet und nehmet auf diese Weise dann mit der genossenen Frucht mit der leichtesten Mühe von der Welt das gefangene Licht notwendig in euch auf, und dieses gefangene Licht ist auch jener ätherische Stoff, der eurem Organismus die belebende Nahrung gibt.
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Könnte denn da nicht jemand sagen: Wenn solches offenbar und sicher richtig ist, da dürfte man ja auch nur sich der leuchtenden Sonne gegenüberstellen und das ihr entströmende Licht fleißig in sich hineinschlürfen, und man wird da jede grobe Mahlzeit ersparen. Ich aber sage: Es kommt da nur auf eine Probe an. Die Sonnenmahlzeit ist auch ohnedies schon bekannt; es solle nur jemand zehn Tage lang eine reine Sonnenmahlzeit halten, und sein Organismus wird ihm schon am zweiten Tage kundgeben, wieviel des Nahrungsstoffes er in sich eingeschlürft hat.
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Aus diesem Beispiele aber könnet ihr noch klarer denn aus den vorigen erschauen, daß das Licht für sich allein in seinem freien Zustande ungenießbar ist, und sich somit niemand an ihm sättigen kann. Wenn es aber in der göttlichen Ordnung durch die göttliche Kraft selbst gefangen wird, dann erst ist es genießbar und nährend. Aus diesem Grunde soll auch der Mensch all sein Weltlicht in sein Herz gefangennehmen, allwo es gebunden wird mit der Lebenswärme, und er wird dann aus diesem Lichte eine rechte Nahrung für seinen Geist überkommen. Und desgleichen müssen auch wir hier das Geschaute der reinen Formen der Weisheit in unsere Liebe zum Herrn erst gefangennehmen, alsdann werden wir die Entwicklung derselben in uns gar bedeutungsvoll erschauen und uns eine tüchtige Mahlzeit bereiten können. Der Herr wird uns dann auch diesen Altar öffnen, wie Er uns geöffnet hat den in der Allee. -

Fußnoten