Die Haushaltung Gottes
Band 3
Die ersten Hochkulturen. Entartung und Untergang in der Sintflut
- Kapitel 154 -
Die Beratung der zurückgebliebenen Räte. Die Auswanderung von weiteren zweihundertfünfzig Räten
4.11.1843
Einer von den zurückgebliebenen und recht tun wollenden Räten aber erhob sich am dritten Tage und sprach zu den übrigen:
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,,Höret mich an, ihr samt mir recht tun wollenden Räte! Nach der Nachricht, die uns von den Torwachen überbracht wurde, haben wir ersehen, daß unsere sechshundertfünfzig Brüder ohne den allergeringsten Anstand hinausgewandert sind; nichts hat sie in ihren Schritten und Tritten beirrt.
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Wir wissen nun, daß ihnen ihr Verstandessieg gelungen ist; ob uns aber unser Rechttun also gelingen wird, das steht noch nirgends geschrieben! Ob etwa am Ende nicht nach des abgegangenen Mitratsbruders Worten uns begegnet wird?! Das steht auch nirgends geschrieben!
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Ich meine daher, auch wir sollten lieber das Sichere ergreifen und dem wackeren Beispiele unserer Brüder folgen, als hier den allzeit höchst bedenklichen Ausgang unseres mißlichen Rechttunwollens abwarten! Es ist ohne Zweifel besser, als Herr hinauszuziehen, als am Ende hinausgetrieben zu werden als ein verächtlicher Volksbetrüger!"
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Ein anderer aber erhob sich gegen den ersten Redner und sprach: ,,Freund, du redest ohne Erwägung des günstigen Umstandes für uns, der darin besteht, daß wir nun eben dadurch vor allem Volke als sehr begünstigt dastehen müssen, indem wir nun alle Schändlichkeit und tyrannische Willkür in der Staatsverwaltung auf unsere entwichenen Brüder legen können und können uns das noch obendrauf zugunsten kommen lassen und können ohne die geringste Widerrede sagen: wir hätten selbst die Wüteriche hinausgetrieben durch unserer Rede Macht, um nun wieder die alte, göttliche Ordnung einzuführen, wie sie einst unter Lamech bestanden hatte!
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Und die verhängnisvolle Wahrheit, die wir vor dem Volke von uns aussagen sollten, können wir nun auch ohne Anstand und ohne üble Folgen auf unsere abgegangenen Brüder wälzen, und wir stehen dann vor dem Volke ja nur als außerordentliche Wohltäter da, aber nicht als solche verfluchte Tyrannen, die das Volk in jeder Hinsicht so schändlichst bedrückt hatten!
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Bei solcher effektiven Äußerung wird das Volk über uns ja nur jubeln müssen und wird sicher nicht zu den Steinen oder Ruten greifen! Das Mittel ist nun das unschuldigste und unschädlichste von der Welt, und der Zweck ist dem Willen des alten Gottes vollkommen gemäß; was wollen wir mehr? - Daher also gehandelt, und alles muß gut gehen!"
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Und der erste Redner erwiderte diesem: ,,Für diesen günstig scheinenden Umstand wünsche ich dir sehr viel Glück und ein ganz außerordentlich schönstes Wetter dazu; daß aber ich mich bei solch deinem günstig scheinenden Vortrage an das Volk etwas ferne halten werde, das kannst du heute noch auf einer ehernen Tafel geschrieben von mir haben!
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Hast du denn nicht gehört, was unser abgegangener Vorredner gesagt hatte, was vor den zehn Boten ein jeder Lügner zu erwarten hat?! Wenn du aber das Volk also anlügen willst, - frage - hast du da schon mit den zehn geredet und von ihnen die Versicherung erhalten, daß sie bei solcher Gelegenheit aus dir nicht sogleich eine brennende Fackel machen werden?
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Waren nicht stets wir nur der böswilligste und herrschsüchtigste Teil?! Haben nicht hauptsächlich wir den Götzendienst eingeführt, die Polizei und all die übermäßigen Steuern bestimmt?! Und nun sollen wir das alles auf die Abgegangenen wälzen, die allzeit besser waren als wir?!
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Da gratuliere ich dir! Tue, was du willst; ich aber werde gehen, - und wer noch?"
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Hier erhoben sich abermals zweihundertfünfzig und zogen mit Weibern, Kindern und einer Menge Diener von dannen.
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Diesen begegneten die zehn in einer Gasse und fragten sie: ,,Wohin des Weges?"
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Diese aber sagten: ,,Mit eurer Erlaubnis hinaus, wo die Welt ein Ende hat! - Lügen dürfen wir nicht, und so ist es besser hui - als pfui für uns!"
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Und die zehn ließen sie ungehindert fortziehen und sahen sich nicht mehr nach ihnen um.