Die Haushaltung Gottes
Band 3
Die ersten Hochkulturen. Entartung und Untergang in der Sintflut
- Kapitel 233 -
Die erfolgreiche Verhandlung des Unterpriesters mit König Gurat
27.2.1844
Als der abgeordnete Unterpriester mit einiger Mühe vor den König Gurat kam, wurde er sehr freundlich aufgenommen und befragt, was ihn so ganz eigentlich zu ihm, dem Könige nämlich, geführt habe.
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Und der Unterpriester sprach: ,,Du weißt, daß da in Hanoch seit dem ungünstig ausgefallenen Versuche, die Hochländer zu besiegen, die Oberpriesterschaft in zwei feindliche Teile zerfallen ist, wovon der eine Teil dich zum Könige berief, während der andere Teil gegen dich von aller Wut entbrannt ist!
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Siehe, dieser Teil wollte nun eine Macht von dreißigtausend Mann wohlgeübter Krieger zusammenziehen und in der größten Erbitterung gegen dich aufbrechen, um dich womöglich zu verderben!
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Als ich solchen Entschluß von den ergrimmten Oberpriestern vernommen hatte, da gedachte ich bei mir: ,Mein ehemaliger Freund, nun der Herr und der König von ganz Hanoch, hat zwar wohl eine bei fünfzigmal größere Macht; aber sie ist in der Tagereisen weiten Stadt zerteilt und würde sich daher auf einzelnen Punkten kaum halten können gegen eine gedrängte Macht von dreißigtausend wohlgeübten Kriegern!`
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Als ich also deine Gefahr berechnete, da dachte ich mir: ,Nun koste es, was es wolle! Ich will als ein Ratgeber auftreten und die Oberpriester freundlichst warnen vor solch einer gefährlichen Unternehmung!`
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Ich tat solches, stellte den Oberpriestern mit den grellsten Farben von der Welt die große und sichere Gefahr, wie das unvermeidliche Mißlingen ihres Planes dar, - und siehe, sie fingen an zu stutzen, wurden kühler und kühler in ihrem Racheeifer und waren in kurzer Zeit dahin gebracht, mit dir zu unterhandeln durch mich, indem ich selbst ihnen das als das bei solchen Umständen Zweckmäßigste bezeichnete.
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Und so bin ich nun in dreifacher Rücksicht da, und zwar erstlich als Anzeiger dessen, was gegen dich beschlossen ward, fürs zweite als Unterhändler zwischen dir und den Oberpriestern und fürs dritte als noch immer dein alter Freund und Ratgeber!
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Als solcher rate ich dir demnach, daß du die Oberpriester, weil sie denn doch noch einen starken Anhang haben bei den schwachen Köpfen, mit wenigen zweckmäßigen Abänderungen behalten sollest als Götterdiener vor dem Volke; wir aber wissen es ja ohnehin, wie wir mit dergleichen Narrheiten daran sind, und kennen die Natur als den wahren Gott!
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Ich glaube, du wirst mich wohl verstehen, was ich damit sagen will; denn du weißt es so gut wie ich, daß da nur das blinde, gemeine Volk an einen Gott oder noch besser an mehrere absolute übersinnliche Gottwesen gewendet werden muß und muß sich vor ihnen fürchten und dem Könige willigst gehorchen, um nicht in die vermeintliche Strafe der Götter zu geraten.
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Und dazu sind die Oberpriester ganz wie gemacht und auch für die Illusion des Volkes gehörig eingerichtet; daher sollten sie auch nicht so leichtlich aufgehoben werden!
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Wir Eingeweihte brauchen sie freilich nicht, da wir die Kräfte der Natur kennen und ihre Gesetze, nach denen sie gleichfort wirken! - Das ist mein Rat; befolge ihn, und du wirst gut fahren!"
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Diese Unterhandlung hörten auch die königlichen Oberpriester und waren ganz mit dem Rate einverstanden.
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Und der König sprach: ,,Bruder, du mein liebster, alter Freund, du hast mich zu einem großen Schuldner gemacht! Es geschehe nach deinem Rate! Da du aber ein so scharfsinniger Mann bist, so übergebe ich dir sogleich die Bestimmungen bezüglich der zweckmäßigsten Abänderungen bei der Oberpriesterkaste zu treffen, sie mir kundzugeben, und ich werde dann sogleich mein ,Es geschehe!` fügen!"
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Und der Ratgeber sprach: ,,So lasse mich nun wieder hinziehen und mit den Oberpriestern Rat halten! Daß sie nach meiner Pfeife tanzen werden, dafür stehe ich dir mit Leib und Leben; es muß aber den Schein haben, als hätten sie die Abänderungen gemacht, sollen sie treupflichtig werden in solcher neuen Verfassung!"
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Gurat war damit zufrieden, und der Ratgeber begab sich wieder nach Hause.