Himmelsgaben
Band 2
Worte aus der Höhe der Höhen, neben den großen Werken der Neuoffenbarung
- Kapitel 32 -
Vom Werben der göttlichen Liebe − Gleichnis
7. Mai 1842, nachmittags
Ohne die Bibel zur Hand zu nehmen, wählte Jakob Lorber zur Betrachtung Jeremia 3,10: ,,Und in diesem allem bekehret sich die verstockte Juda, ihre Schwester, nicht zu Mir von ganzem Herzen, sondern heuchelt also, spricht der Herr." -
Ans. H. wählte Epheser 3, 7-9: ,,Deß ich ein Diener geworden bin, nach der Gabe aus der Gnade Gottes, die mir nach Seiner mächtigen Kraft gegeben ist. Mir, dem allergeringsten unter allen Heiligen, ist gegeben diese Gnade, unter den Heiden zu verkündigen den unerforschlichen Reichtum Christi und zu erleuchten jedermann, welches da sei die Gemeinschaft des Geheimnisses, das von der Welt her in Gott verborgen gewesen ist, der alle Dinge geschaffen hat durch Jesum Christum."
Der Herr erklärte durch den Knecht:
1
Höret und sehet, wie's der Zufall gibt! Aber nur betrachtet nicht den ,,Zufall" als irgendein vages, blindes Geschick, sondern als das nur, was da euch ,,hinzufällt" als eine gute Beigabe von Mir!
2
Was brachte somit der ,,Zufall"? - Er brachte eine vorbildende, heuchlerische, verstockte Schwester Juda; dann einen getreuen Diener durch Meine Gnade, einen überaus demütigen Bekehrer der Heiden und treuen Verkünder des großen Geheimnisses Gottes in Jesus, dem Gekreuzigten, durch Den alle Dinge sind erschaffen worden, an eben dieses Volk der Nacht. - Also, das ist alles, was hier der ,,Zufall" gab!
3
Wie aber wird sich diese zerstreute Gabe des Zufalls unter ein Dach bringen lassen? - Das ist eine ganz andere Frage!
4
Damit aber der gute ,,Zufall" nicht einen vergeblichen Zufall getan habe, so wollen wir zu einem leicht faßlichen Gleichnisse unsere Zuflucht nehmen und also wie im ,,Zufalle" euch erzählen:
5
Es war ein Mann voll Liebe und Weisheit; sein Alter war von etlich vierzig Jahren. - Dieser Mann verachtete aus dem Grunde seines Herzens alle Reichtümer der Welt, da er im Vollbesitze der höchsten geistigen Güter war.
6
Da er aber also auch ein überaus liebevolles Herz hatte, so dachte er bei sich: Wozu alle diese meine Liebe, die also mächtig ist, daß sie auslangen könnte für sehr viele Weiber? Ich will diese meine Liebe aber dennoch nicht teilen, sondern will da zusehen auf der Erde und mir dann wählen ein rechtes Weib, ja die schönste soll sie sein von allen Weibern der Erde und die kräftigste und vollkommenste!
7
Ihr Kopf soll gleichen einer aufgehenden Sonne. Ihre Augen sollen glänzen wie zwei allerhellste Morgensterne. Ihr Mund soll sein gleich der herrlichsten Morgenröte; ihre Stirne wie ein feurigster Regenbogen, ihre Wangen gleich jenen Wölkchen, welche zunächst um die aufgehende Morgensonne spielen, und ihr Kinn gleich einem jener zarten Nebelchen, welche da voll des herrlichsten Duftes am Morgen den blumenreichen Fluren entschweben. Die Haare sollen sein gleich dem reinsten Golde. Und an ihrem schneeweißen Leibe will ich keinen Makel gewahren! - Also mit diesem vollkommensten Weibe will ich meine Liebe teilen, dachte bei sich dieser liebe- und weisheitsreichste Mann. Und wie gesagt, also auch getan!
8
Der Mann ging aus und suchte - und fand auch im Ernste bald, was er suchte! - Das Weib hieß Juda. - Ihr gefiel anfangs der Mann wohl, denn sie wußte wohl, daß solche Liebe und Weisheit mehr wert ist als alle Schätze der Welt. Darum hat denn auch der Mann bei sich ernstlich beschlossen, um ihr Herz zu freien, ihr aber jedoch keinen Zwang anzutun.
9
Es hatte aber dieses Weib dennoch ein schalkhaftes Herz. Denn sie gelobte dem Manne ihre Liebe allezeit teuer, so oft er sie heimsuchte. Wann er aber verzog, um ihr Gelegenheit zu geben, damit sie ihr Herz erforsche, ob es wohl achte der großen Liebe dieses Mannes bei sich selbst, da fiel sie allezeit von ihm ab und gab sich gleich einer feilen Dirne aller Gemeinheit preis und mißachtete also überstark diesen Mann in ihrem Herzen.
10
Trotzdem aber gab sich der gute Mann alle erdenkliche Mühe mit ihr. Er sandte Boten zu ihr, einen um den andern. Vor einigen heuchelte sie, andere wieder ließ sie ergreifen von ihren Weltpfuhlgötzen und töten!
11
Noch verstieß sie der gute Mann nicht und gedachte wieder: Ich muß Mich ihr einmal selbst wieder vorstellen und gar ernstlich um ihre Hand freien. Sie wird dann ihre Unbilligkeit an Mir einsehen und sicher tief bereuen. Ich werde ihr alles vergeben, und sie wird Mein Weib sein fürder ewig!
12
Siehe, der Mann kam. Sie aber wollte ihn nicht erkennen, ließ ihn ebenfalls ergreifen und töten! - Wie gefällt euch dieses Weib?
13
Da aber solche Liebe sich nicht töten und solche Weisheit sich nicht zerstören läßt, so ließ der Mann auch nur aus großer Liebe zu ihr sich martern und nur zum Zeichen seiner großen Liebe scheinbar töten, um dadurch des Weibes Liebe wieder zu erringen! - Aber - umsonst! Die Hure blieb eine Hure! - und der Mann noch bis zur Stunde ohne Weib!
14
Höre, dieser gerechte Mann wandte sich dann von diesem Weibe und erwählte sich einen andern Boten, einen getreuen und demütigen, der von sich und dem Manne aussagt: ,,Sein Diener bin ich geworden nach der Mitteilung der Gnade Gottes, die mir verliehen ist, nach der Wirkung Seiner Macht. Mir, dem Geringsten unter allen Geheiligten, ward diese Gnade gegeben, unter den Heiden zu verkündigen den unerforschlichen Reichtum Christi und alle zu belehren, welches da sei die neue Veranstaltung dieses Geheimnisses des von Ewigkeit her in Gott Verborgenen, durch den alles erschaffen ist!"
15
Wer sind denn hernach die ,,Heiden"? - Sehet, das ist ein zweites Weib, dem dieser Mann seine Liebe verkündigen ließ und noch immer fort und fort verkündigen läßt. Stets mehr und mehr läßt er ihm von seinen unermeßlichen Schätzen zukommen. Er überhäuft es mit Liebe und allen lebendigsten Liebesbeteuerungen, da ihm seine frühere Gewählte untreu und völlig abtrünnig wurde.
16
Aber wie gebärdet sich auch dieses zweite Weib?! Wenn es von Mir etwas hört, so erbrennt es vor Grimm, Rache und Wut! Was ist ihm der unermeßliche Reichtum, ja der unerforschliche, der unendliche, von dem der demütige Bote spricht, weil er nicht im irdischen Golde und Silber besteht - was jede neue Veranstaltung dieses Geheimnisses der ewigen Liebe in Gott, wenn kein Herz sie mehr aufnehmen will!?
17
Sehet, also ist der Mann ein fortwährend Betrogener und Verkannter und Verabscheuter!
18
Was wird der Mann aber tun, so ihm auch ein drittes Weib tun wird, wie es da gemacht hat das erste und zweite? - Das ist nun wieder eine andere Frage! - Doch auf diese Frage gibt der zum dritten Male hoffende Mann noch keine Antwort, als daß das seine letzte Werbung ist! - Dieses verstehet wohl! - Amen.