Himmelsgaben
Band 3
Worte aus der Höhe der Höhen, neben den großen Werken der Neuoffenbarung
- Kapitel 89 -
Gleichnisse zur Gottes- und Selbsterkenntnis
13. Juli 1847. Nachmittag.
Niemand kommt so weit, daß er nicht noch weiter kommen könnte, niemand ist so vollkommen, daß er nicht noch vollkommener werden könnte, und niemand ist so glücklich, daß er nicht noch glücklicher zu werden vermöchte, - aber auch niemand, so er zu Falle kommt, fällt so tief, daß er nicht noch tiefer fallen könnte; denn es ist der geistige Raum wie der naturmäßige gleich unendlich, und das Meer der Ewigkeit hat auch ewig nirgends einen Grund. Wer in dasselbe fällt, kann ewig tiefer und tiefer sinken; wer aber in ihm emporsteigt, wird auch ewig nie die Oberfläche desselben erreichen, sondern ewig in stets größeren und mächtigeren Zügen die endlose Wonnefülle desselben einschlürfen, je weiter aufwärts er steigen wird.
2
Darum ist das Reich Gottes gleich einem Samenkorne, das ins Erdreich gelegt wird, dann aufgeht und schon beim ersten Aufgehen hundertfache Frucht bringt. Und wenn diese wieder in die Erde gelegt wird, so werden bei der zweiten Einlegung der hundert Samenkörner, die von dem ersten Samenkorne hervorgebracht wurden, schon zehntausend Samenkörner, bei einer dritten Einlegung eine Million, bei der vierten hundert Millionen und so fort bis ins Unendliche, welcher Verunendlichfältigung ewig kein Ziel gesetzt ist.
3
Also geht es auch mit der geistigen Vervollkommnung im ewigen Leben, da nimmer ein Geist jene Stufe erreichen wird, auf der er sagen könnte: Jetzt habe ich alles! - Jeder selige Geist wird zwar stets alles haben, was er haben kann, vollkommen, aber dennoch dabei fortwährend auch einen ewigen Mangel, den er nie in aller Fülle wird ersättigen können. Es wird jeder vollkommene Geist Mir gleich sein, wie ein Bruder dem andern, aber dennoch ewig nie Meine Fülle erreichen.
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Es kann zwar der Sohn erreicht werden, denn es heißt: ,,Ihr werdet noch Größeres tun denn Ich!" - Also kann auch der Vater erreicht werden, denn es steht geschrieben: ,,Ihr sollet vollkommen sein, wie da euer Vater im Himmel vollkommen ist." - Aber der Vater und Sohn als vollkommen Ein Wesen haben in Sich den heiligen Geist, welcher ist Gott heilig, heilig, heilig, und ist das eigentliche Gottleben im Vater wie im Sohne, die vollkommen Eins sind, und das Leben alles Lebens, das Licht alles Lichtes, die Kraft aller Kraft, die Macht aller Macht, die Liebe aller Liebe, die Weisheit aller Weisheit, die Tiefe aller Tiefen, die Größe aller Größen, die Ewigkeit der Ewigkeit und die Unendlichkeit der Unendlichkeit in allen Dingen und Wesen der Unendlichkeit.
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Daher es auch kommt, daß so jemand den Sohn anstrebet, es ihm verziehen wird, und wer den Vater anstrebet, ihm auch verziehen wird, aber wer den Geist anstrebet, dem wird nicht verziehen weder zeitlich noch ewig; - denn es kann wohl Vater und Sohn erstrebt werden, aber ewig nie der unendliche Geist des Vaters und des Sohnes, die da Eins sind, wie ein Mensch und seine Liebe oder sein Herz auch vollkommen Eins sind und Eins werden können mit Vater und Sohn, so diese in des Herzens Liebe aufgenommen worden sind; denn der Geist ist unendlich in allen Dingen, und somit ewig unerreichbar und unerstrebbar!
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Gleichwie aber ein Mensch, der vom Dache fiele, am Boden liegen bliebe und wieder geheilt werden könnte, so er nicht zu derb gefallen wäre, oder wer in ein Wasser fiele, auch noch rettbar ist, so sein Fall bemerkt würde; aber wer da fiele von der Erde in die Unendlichkeit hinaus, wer wohl könnte den retten? Oder so er fiele in ein Feuermeer, wer wird ihn schützen vor dem Verbrennen und gänzlichen Verzehren?! -
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Darum betet und wachet, auf daß ihr nicht in die Versuchung fallet; denn es ist erschrecklichst, in die Hand des Geistes Gottes zu gelangen durch Aufblähung, Stolz und Hoffart! - Wer da fällt, der wird fallen in Ewigkeit; aber wer da steigt, der auch wird steigen ewiglich von Licht zu Licht amen. -