Die Jugend Jesu
Das Jakobus-Evangelium
Biographisches Evangelium des Herrn von der Zeit an, da Joseph Mariam zu sich nahm
- Kapitel 28 -
Joseph drängt zum Aufbruch nach Nazareth. Des Hauptmanns Rat zu warten. Die Kunde von der persischen Karawane und von des Herodes Fahndung nach dem Kinde. Marias Furchtlosigkeit und Gottvertrauen
12. September 1843
Am Morgen des kommenden Tages aber sprach Joseph: ,,Was sollen wir nun noch länger hier? Maria ist wieder gestärkt, daher wollen wir aufbrechen und uns nach Nazareth begeben, allwo wir doch eine ordentliche Unterkunft haben!"
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Als aber der Joseph schon sich zum Aufbruche anzuschicken anfing, da kam der Hauptmann, welcher vor Tagesanbruch schon in der Stadt etwas zu tun hatte, wieder zurück und sprach zum Joseph:
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,,Gotteswürdiger Mann! - Du willst aufbrechen zur Heimreise; aber für heute, morgen und übermorgen widerrate ich es dir!
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Denn siehe, soeben sind Nachrichten durch meine Leute, die heute gar früh schon von Jerusalem angekommen sind, zu meinen Ohren gekommen, daß da in Jerusalem drei mächtige persische Karawanen eingezogen s in d !
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Drei oberste Anführer als Magier hatten sich bei Herodes um den neugeborenen König der Juden angelegentlichst erkundigt!
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Dieser, von der Sache als ein römischer Mietfürst aus Griechenland nichts wissend, wandte sich an die Hohenpriester, auf daß sie ihm kundgäben, wo der Neugesalbte geboren werden sollte.
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Diese aber gaben ihm kund, daß solches in Judäa, und zwar in Bethlehem, geschehen solle; denn also stünde es geschrieben!
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Darauf entließ der Herodes die Priester und begab sich mit seiner ganzen Dienerschaft wieder zu den drei Anführern und gab ihnen kund, was er von den Hohenpriestern erkundschaftet hatte,
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und empfahl darauf den dreien, in Judäa ja sorglichst den Neugesalbten der Juden zu suchen und, wenn sie ihn fänden, ja sobald wieder zu ihm zurückzukehren, auf daß auch dann er käme und dem Kinde seine Huldigung darbrächte.
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Weißt du aber, mein geliebtester Freund Joseph, daß ich weder den Persern, am allerwenigsten aber dem überaus herrschsüchtigen Herodes traue?!
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Die Perser sollen Magier sein und sollen die Geburt durch einen sonderbaren Stern entdeckt haben. Das will ich gar nicht in Abrede stellen; denn haben sich hier bei der Geburt dieses Knäbleins so große Wunder gezeigt, so hat solches auch in Persien geschehen können.
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Aber das ist für die Sache eben auch der mißlichste Umstand; denn offenbar geht es dieses Kind an. Finden es die Perser, so wird es auch der Herodes finden!
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Und wir werden uns dann sehr auf die Hinterbeine zu stellen haben, um dem alten Fuchse aus den Krallen zu kommen!
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Daher mußt du, wie gesagt, wenigstens drei Tage noch hier verweilen an diesem abseitigen Orte, binnen welcher Zeit ich mit den Königsuchern sicher eine gute Wendung machen werde; denn siehe, ich gebiete hier über zwölf Legionen Soldaten! - Mehr brauche ich dir zu deiner Ruhe nicht zu sagen. Nun weißt du das Nötigste; bleibe daher! Ich aber gehe nun wieder und werde um des Tages Mitte wieder zu dir kommen!"
13. September 1843
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Joseph, durch diese Nachricht samt seiner Familie eingeschüchtert, blieb und wartete in aller Ergebung in den Willen des Herrn ab, was da aus dieser sonderbaren Fügung werden solle.
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Und er ging hin zur Maria und erzählte ihr, was er soeben vom Hauptmanne vernommen hatte.
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Die Maria aber sprach: ,,Des Herrn Wille geschehe! Was alles für bittere Dinge sind uns schon bisher begegnet, - und der Herr hat sie alle in Honig verwandelt!
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Sicher werden uns auch die Perser nichts zuleide tun, falls sie im Ernste zu uns kommen sollten; und sollten sie an uns irgendeine bedungene Gewalt verüben wollen, so haben wir ja durch die Gnade Gottes den Schutz des Hauptmanns für uns!"
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Und der Joseph sagte: ,,Maria, das alles ist in der Ordnung! Die Perser fürchte ich auch eben nicht so sehr; aber den graubärtigen Herodes, dieses reißende Tier in menschlicher Gestalt, - der ist es, den ich fürchte, und auch der Hauptmann sich scheut vor ihm!
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Denn wird es durch die Perser allenfalls erwiesen, daß da unser Knäblein der neugesalbte König ist, dann wird uns nichts als eine schnöde Flucht übrigbleiben!
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Denn dann wird auch unser Hauptmann aus staatlichen römischen Rücksichten uns seines Heiles willen zum Feinde werden müssen und wird uns, statt zu retten, nur verfolgen müssen, will er nicht als ein Abtrünniger und als ein geheimer Verräter seines Kaisers angesehen werden!
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Und das sieht er heimlich auch sicher ein, da er selbst zu mir bezüglich des Herodes nicht unbedeutende Bedenklichkeiten zu erkennen gab.
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Darum, meine ich, läßt er uns auch noch drei Tage hier harren! Geht es gut, so bleibt er sicher unser Freund;
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geht es aber schlecht, so hat er uns aber auch bei der Hand, um uns der Grausamkeit Herodis auszuliefern, und wird dadurch noch obendrauf von seinem Kaiser eine große Auszeichnung erhalten, darum er auf eine so feine Art einen jüdischen König, der einst dem Staate gefährlich werden könnte, aus der Welt befördert hat!"
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Maria aber sagte darauf: ,,Joseph! Ängstige dich und mich nicht vergeblich! - Siehe, haben wir doch das Fluchwasser getrunken, und es ist uns nichts geschehen! Warum sollen wir uns denn nun ängstigen, da wir doch schon so viel der Herrlichkeit Gottes ob dieses Kindes gesehen und erprobet haben?!
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Gehe es, wie es wolle, ich sage dir: Der Herr ist mächtiger denn die Perser, der Herodes, der Kaiser Roms und der Hauptmann samt seinen zwölf Legionen! Daher sei ruhig, wie du siehst, daß ich ruhig bin!
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Übrigens aber bin ich überzeugt, daß der Hauptmann eher alles aufbieten wird, als bis er notgedrungen unser Feind werden wird!"
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Damit ward der gute, frommste Joseph wieder beruhigt und ging hin und erwartete den Hauptmann und ließ von seinen Söhnen die Höhle beheizen und einige Früchte kochen für Maria und für sich und die Söhne.