Predigten des Herrn
- 12. Predigt -
Am Sonntage Estomihi. Die Heilung eines Blinden
Hier habt ihr ein Beispiel, in dem der feste Glaube eines Blinden an Meine Allmacht ihm das Licht seiner Augen wiedergegeben hat.
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Wie viele Blinde gibt es jetzt auf eurer Erde, die alle das Licht sehr nötig hätten, und doch sind unter ihnen nur wenige, die den Drang haben, ihr Augenlicht wiederzuerhalten!
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Die meisten sind mit ihrer geistigen Blindheit zufrieden und haben sich an sie so gewöhnt wie ein Blindgeborener, der, weil ihm der Gesichtssinn von Geburt aus mangelt, seine übrigen Sinne, besonders den Tastsinn, so verfeinert und vervollkommnet hat, daß letzterer den ersteren beinahe ganz ersetzt. Sie sind mit ihrer Lage zufrieden, weil sie keine bessere kennen. Sie bedauern den Mangel des Augenlichts nicht, weil sie keinen Begriff von dem haben, was eigentlich Licht und seine Wirkung ist.
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Wie diese Blindgeborenen materiell in dieser Weise fortleben, so leben Tausende von Menschen geistig fort. Durch Erziehung und Umstände wurde ihnen nie etwas von geistigem Licht, von höheren Stufen der Auffassung selbst des Materiellen gesagt. Für sie bestehen nur die Begriffe des Materiellen. Sie glauben, alles sei Materie, und die Materie sei die eigentliche Welt, aus Materie werde alles ausgeboren, und zur Materie kehre alles wieder zurück.
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Zu diesen Stockblinden gehören auch jene Gelehrten und Naturforscher, die sich selbst um den letzten Funken geistigen Lichts durch die verkehrte Richtung ihres Studiums gebracht haben. Die ersteren sind blind und wissen nicht warum, - die letzteren wollen blind sein, weil das Licht, wenn es über sie hereinbräche, nicht mit ihrer Denk- und Lebensweise zusammenpassen würde.
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Außer diesen mit ihrer Blindheit Zufriedenen gibt es noch eine andere Art Blinde, die den Wunsch hegen, sehend zu werden. Das sind diejenigen, welche wie die blinden Bettler am Lebensweg sitzen und die Vorübergehenden, wenn sie ihrer durch das Geräusch gewahr werden, um geistige Nahrung bitten, damit ihre Blindheit entweder erträglich oder gar geheilt werde.
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Solche Blinde sind jene Menschen, die in ihrem Lebenswandel auf manches gestoßen sind, was sie zum Nachdenken veranlaßte, worüber sie gerne Licht und Bescheid haben möchten, aber sich selbst nicht von der Finsternis befreien können. Es sind dies jene Menschen, die den religiösen Zeremonien huldigen, in sie mehr Wert hineinlegen, als sie wirklich haben. In einzelnen Fällen fühlen sie sehr wohl, daß über diesem Kultus doch noch etwas Höheres, Geistiges ist, das ihnen den eigentlichen Trost in den Fällen geben könnte, wo sie die menschliche Weisheit im Stich läßt.
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Diese Menschen sitzen am großen Lebensweg der Geister, welche alle im Fortschreiten begriffen sind. Sie sind es, die als Bettler um geistige Almosen bitten, damit auch sie an der Erdenscholle, auf die sie ihr Schicksal gestellt hat, nicht ewig haften bleiben, sondern damit auch sie den geistigen Flug antreten können, welcher anderen zuteil wurde, die sie an sich vorüberrauschen fühlen. Manche gehen diese große Heerstraße des geistigen Fortschritts; aber nicht alle fühlen sich berufen und gedrungen, den Anflehenden zu helfen. Wie auch nicht alle einem Bettler Almosen darreichen, sondern nur die, die den Begriff der Nächstenliebe näher verstanden haben. So wird diesen geistigen Bettlern nur spärlich der Lebensunterhalt gewährt, weil niemand - sei es aus Mangel an Kraft, sei es aus Mangel an Kenntnis - den Bittenden geben kann, was sie eigentlich verlangen, d.h. die geistige Sehe, welche nur wenige der Vorübergehenden ganz besitzen.
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Damit aber eben diesen nach göttlicher Speise Hungernden, sich nach dem Wahrheitslichte Sehnenden, ihre Bitte erfüllt werde, und damit denjenigen das Gesicht wiedergegeben werde, die, schon längst Meiner harrend, mit unerschütterlichem Vertrauen abwarten wollten, bis Ich selbst als der große Lichtbringer ihnen das in ganzer Fülle geben würde, was andere nur teilweise ihnen hätten darreichen können, - so habe Ich Mich selbst auf den Weg gemacht.
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Wie der Bettler bei Jericho von weitem Meine Stimme erkannte und Mich flehend anrief: ,,Du Sohn Davids, erbarme dich meiner!", ebenso rufen Mich in ihrem Seelendrange manche an, und zwar im vollsten Vertrauen, daß Ich ihr Flehen erhören werde. Diesen kann Ich dann Mein ganzes Gnadenlicht geben; denn ihr Glaube hat ihnen geholfen. Sie waren fest überzeugt, daß Ich derjenige bin, welcher ihnen geistiges Licht bringen und den rechten Weg zur Erlangung der Seligkeit zeigen kann. Diese mache Ich sehend und lege ihnen die Worte ins Herz: ,,Sei sehend, dein Glaube hat dir geholfen!"
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Solche Blinde wart ihr alle, Meine Kinder, die Ich aus vielen herausfand, weil ihr Mich aus innerem Drang und Bedürfnis schon längst gesucht und in euch gefühlt habt, daß das angelernte Glaubenswissen der christlichen Religion nicht ausreicht, für alle Fälle des menschlichen Lebens stets den rechten Trost zu geben.
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Ich ließ Euch so manche bittere Arzneien kosten, um euch desto eher von den verkehrten und falschen Ansichten zu heilen, welche die Welt in euch hineingelegt hat. Euch erzog Ich durch Verwicklung von Umständen zu den Vorkämpfern Meiner Lehre, wie sie jetzt bald auf dem ganzen Erdenrund als einzige anerkannt werden soll, damit ihr nicht allein durch Worte, sondern auch durch Taten das beweisen sollt, was die Worte aussagen.
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Einzelnen von euch gab Ich die Fähigkeit, Meine Stimme direkt in ihrem Innern zu vernehmen, damit Meine eigentliche Lehre, wie Ich sie für das ganze Universum als ewig bleibend aufgestellt habe, nicht wieder verfälscht und anders ausgelegt werde, als Ich sie während Meines Erdenwandels Meinen Jüngern gegeben habe.
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Damals und für die nachfolgenden Generationen, mußte Ich Mein Wort oft in Gleichnisse und mystische Aussprüche hüllen; denn Ich wußte, was die nachfolgenden Generationen mit diesem Worte machen würden. Ich wußte, wie viele Umwälzungen Mein Wort im sozialen Leben hervorrufen und wie viele Verfolgungen und unschuldige Opfer es Meine Anhänger kosten würde. Damit die Feinde, trotz allen Eifers, den Kern Meiner Lehre zu vernichten, und bis auf den heutigen Tag, nur an seiner Schale nagen, redete Ich in Gleichnissen.
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Jetzt, wo die Menschheit reif geworden ist, und statt nur einzelnes aus dem jetzigen Religionsgebäude auszuschalten, geneigt ist, das ganze Gebäude nebst seinen Bewohnern über den Haufen zu werfen, ist der Zeitpunkt gekommen, wo klarer Wein, im allgemeinen nicht mehr schädlich und für die Mehrzahl nur stärkend wirken kann. Jetzt sind die Blinden am großen Wege zu Meinem Geisterreich fähig, das Licht zu empfangen, das schon längst auf sie in Fülle herabströmt. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo das große Gebäude der Pfaffenwirtschaft - wie einst die Mauern Jerichos - durch die Posaunenstöße Meiner göttlichen Lehre umgestoßen wird, damit den hinter diesen Mauern harrenden Blinden die freie Aussicht über das Tal des Jordans gegeben werde, in dessen Wellen Ich Mich einst taufen ließ, und wo die Stimme aus den Himmeln erscholl: ,,Dies ist Mein Sohn, an dem Ich Mein Wohlgefallen habe!"
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So sollt auch ihr jetzt durch Mein Wort und Mein Licht aus der ewigen Quelle des unversiegbaren Stromes Meiner Gnade getauft und sehend werden, damit auch Ich ausrufen kann: Ihr seid Meine Kinder, an denen Ich Wohlgefallen habe! Ihr seid diejenigen, die getauft mit Meinem Geist und begabt mit geistiger Sehe, den am Wege des Lebens euch ansprechenden Blinden das Licht zu verleihen habt, welches Ich euch in so großer Fülle und schon seit so langer Zeit gegeben habe.
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Bereitet euch vor, würdige Schüler des Zimmermannssohnes, des Lehrers und Versöhners am Kreuz und des Gottes und Vaters zu sein, der weit über alle Räumlichkeiten hinaus mit großen, helleuchtenden Buchstaben Seine zwei Liebesgesetze in die ganze Schöpfung eingeprägt hat!
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Bereitet euch vor, Licht zu verbreiten, wo Blinde euch um dasselbe anflehen, damit auch sie der Gnade teilhaftig werden mögen, damit sie durch direkte Mitteilung auf dem kürzesten Weg erfahren, was andere oft erst sehr spät, nach langen Mühen und Drangsalen erkannt haben, daß Ich - der Herr und Schöpfer alles Daseienden - auch der Vater bin, der dem Flehenden nie etwas verweigert, wenn es zu seinem Besten ist, und der gerne dem Blinden die Augen erschließt, damit er seinen Vater in der Einfachheit des Jesus und in der Herrlichkeit des Schöpfers erkenne und würdige! Amen.