Predigten des Herrn
- 22. Predigt -
Am Sonntage Jubilate. Die Vorbereitung auf den Heimgang des Herrn
In diesem Kapitel, sowie in dem vorhergehenden, habe Ich Meinen Jüngern schon den Vorgeschmack gegeben, wie es um sie stehen wird, wenn Ich sie verlassen muß und sie nicht mehr unter Meinem sichtbaren Einfluß und Meiner Leitung stehen werden.
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Im 15. Kapitel Johannes verglich Ich Mich mit dem Weinstock und Meine Jünger mit den Reben, welche nur so lange Früchte tragen können, als sie am Stocke haften.
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Ich zeigte ihnen in diesem Beispiel das Schicksal derjenigen, welche von Mir abfallen werden, sagte ihnen, daß nur diejenigen Sünder sind, welche wissen, was sie tun und glauben sollen, und doch dagegenhandeln, während die Unwissenden nicht strafbar sind. Ich stellte ihnen im Gleichnis vor, daß der, welcher an Mich glaubt, nicht ein Knecht Meines Gesetzes, sondern ein freiwilliger Ausüber desselben, also nicht willenlos Mir untertan sein, sondern wie ein Freund den Ratschlägen des Freundes folgen soll. Ich sagte ihnen, daß sie, wenn sie Mir und Meiner Lehre folgen wollen, mit der Welt in Konflikt geraten werden, und daß die Welt, während Ich sie lieben werde, sie mit Haß überhäufen wird. Ich gab ihnen aber nebenbei die Hoffnung, daß sie, wenn Mein Geist sie überschatten wird, Ersatz genug haben werden durch geistige Genüsse, wenn die weltlichen sich nach und nach vor ihnen verschließen.
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Alles dies mußte Ich Meinen Jüngern im voraus sagen; denn sie hatten ja noch gar keinen Begriff, was und wie ihre Mission eigentlich sein werde. Sie lebten noch zu sehr unter dem Einfluß Meiner Persönlichkeit, hatten, obgleich sie jeden Augenblick bekannten: ,,Wir wissen, daß Du von Gott gesandt bist!", doch keine rechte Idee von Meiner Sendung, weder von der Wichtigkeit Meines Kommens, noch eine entfernte Ahnung von der Art und Bedeutung Meines Heimganges; denn sie waren Menschen und dachten menschlich. Deswegen war Ich auch gezwungen, ihnen öfters von Meinem Heimgange zu sprechen, und auch eben dieses Kapitel Meines Lieblings Johannes spricht davon, als Ich Meine Jünger wieder auf die Ereignisse vorbereiten mußte, welche in kurzer Zeit stattfanden.
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Ich sprach zu ihnen von Meinem Heimgang, von Meinem Scheiden, erklärte ihnen dessen Notwendigkeit; doch es war eben so, wie es in diesem Kapitel steht: ,,Ich hätte euch noch viel zu sagen, aber ihr könntet es noch nicht ertragen oder verstehen!" So waren Meine Worte für Meine Jünger rätselhaft, weshalb sie auch den angeführten Spruch nicht fassen konnten, indem es hieß: ,,Und über ein kleines werdet ihr Mich nicht sehen, und aber über ein kleines werdet ihr Mich sehen; denn Ich gehe zum Vater."
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Wie wäre es möglich gewesen, daß Meine Jünger dem Glauben Raum gegeben hätten, Ich könnte gefangen oder gar getötet werden, wo sie Mich doch Gefahren aller Art so oft ausweichen und sie vereiteln sahen!? Wie konnte es ihnen in den Sinn kommen, daß ein von Gott Gesandter getötet werden könne!? Alles, was Ich von Meiner Erhöhung, von Meinem Hingang, von Meiner Wiederkunft sprach, war ihnen nicht faßbar, bis die harte Wirklichkeit sie nur zu sehr überzeugte, wie wahr Meine Worte gewesen waren. Erst nach diesen Ereignissen verstanden sie, was ihre Mission, was Ich und was die Welt war.
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Was Ich in jenen Zeiten Meinen Jüngern vielmals vom Reiche Gottes, von der Wichtigkeit Meiner Lehre und deren Befolgung vorpredigte, was Ich ihnen durch Beispiele erklärte, wie es demjenigen ergehe, der sich von Mir und Meiner Lehre entfernt, all dies predige Ich schon Jahrhunderte in allen Sprachen und durch tausend verschiedenartige Ereignisse der Welt. Allen rufe Ich zu: ,,Verlasset Mich nicht; denn ohne Mich ist kein Trost und kein Heil in der Welt!" Und wie Ich Meinen Jüngern Mein Scheiden voraussagte, ihnen jedoch die Hoffnung nicht benahm, nach kurzer Zeit Mich wiederzusehen, ebenso rufe Ich es euch und jedem Gläubigen zu: ,,Verlaß den betretenen Weg nicht! Denn weg von Mir ist Finsternis, und selig wirst du sein, wenn du, nach kurzem Umherirren, nach einer kleinen Pause Mich wieder zu Gesicht bekommst!" Wehe aber denen, die ihr Gesicht gänzlich von Mir abwenden! Sie gehen den Weg der Finsternis, der groben Materie, wo lange Läuterungsprozesse dazu gehören, das Verlorene wiederzugewinnen und das mit Füßen Getretene auszubessern.
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Meinen Jüngern teilte Ich mit, daß es in dem Plan Meines Erdenwandels liege, wenn Ich sie verlasse. Ich sagte ihnen vorher, daß Ich sie im Anfang nur auf ein kleines verlassen werde, damit sie sich daran gewöhnen sollten, Meine Persönlichkeit auf längere Zeit zu entbehren; aber Ich versprach ihnen als Ersatz für den herben Verlust Meiner Sichtbarkeit den Tröster oder den Geist Gottes.
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Wenn Ich dem Menschen in manchen Stunden ebenfalls zurufe: ,,Verlaß Mich nicht!", so ist dies auch so gemeint, wie einst bei Meinen Jüngern das Wort: ,,Verzaget nicht, wenn über ein kleines ihr Mich nicht sehet!" Es will so viel sagen: ,,Mein Kind, verzweifle nicht in Meiner Abwesenheit, wenn Momente eintreten, in denen die Welt und deren Ereignisse auf dich einstürmen und du Meine Hand nicht mehr fühlst und Meine Stimme nicht mehr hörst! Wenn die Welt dich für deine Ergebung mit Hohn, Haß und Verfolgung lohnt, harre aus! Über ein kleines wirst du Mich wieder sehen, wieder fühlen, wieder hören, - wieder sehen in der Sprache der Natur, wieder fühlen in der Lenkung der Ereignisse und wieder hören in der sanften Stimme des wiedererlangten Friedens in deinem Herzen!"
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Wie Ich Meinen Jüngern voraussagte, daß sie bittere Stunden des Schmerzes würden durchmachen müssen, so geht es auch jedem Gläubigen, der mehr an Mir als an der Welt hängt; jedoch Meine Wiedereinkehr in das hartgeprüfte Herz des Menschen, seine nach langen Kämpfen erlangte feste Überzeugung, daß die Sonne, wenn auch Wolken sie verfinstern, doch am Ende siegen und glorreich, überall Wohltaten verbreitend, wieder hervortreten wird, - dies alles wird die bitteren, ausgestandenen Schmerzen vergessen machen und den Glauben an Mich und das Vertrauen zu Mir festigen.
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Die Mission Meiner Jünger nach Meinem Hingange war zu ernst, als daß sie nicht auch im Ertragen des Herbsten geschult werden sollten. Sie mußten sich an Meine Abwesenheit vorerst gewöhnen, um dann als selbsthandelnd auftreten zu können.
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Was Meinen Jüngern als Schule vorgezeichnet war, ist auch jetzt der Weg eines jeden, der Meinen und Meiner Jünger Fußstapfen folgen will.
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Den Jüngern sagte Ich: ,,Die Welt wird euch hassen und verfolgen, weil ihr nicht von ihr seid!" Und Meinen jetzigen Kindern muß Ich das gleiche zurufen; denn je mehr sie Mich lieben, je mehr sie Mir folgen, desto mehr kommen sie in Widerspruch mit der Welt, mit der Mehrzahl der Menschen, bis Ich durch Ereignisse auch diese zubereiten werde, daß sie für etwas Besseres empfänglich werden.
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Diese Folgen sind erstens natürlich und zweitens notwendig; denn ein Kind des Schöpfers der ganzen sicht- und unsichtbaren Natur werden zu wollen, erlangt man nicht so leicht. Wenn ein Kind in geistiger Hinsicht fortschreitet, so muß es mit der Welt und den gewöhnlichen Alltagsmenschen stets mehr in Zwiespalt kommen. Der Haß der Welt wächst mit der Liebe zu Mir. Daher nicht verzagt, wenn über ein kleines ihr Mich nicht sehet; über ein kleines werdet ihr Mich wiedersehen!
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Ich muß euch manchmal euren Kräften allein überlassen; ihr müßt erproben, ob ihr auch wirklich fähig seid, das öffentlich und ohne Scheu zu bekennen, was euch bei mancher Vorlesung Meiner Worte so sehr begeistert Es muß die Frage an euch herantreten, inwieweit ihr euch vor der Welt fürchtet.
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Glaubt ja nicht, daß ihr einen so großen Heldenmut habt, wie euch oft scheint! Seht Meinen Apostel Petrus an! Im Garten von Gethsemane verteidigte er Mich mit dem Schwert, und kurze Zeit danach verleugnete er Mich. Wenn also ein Petrus fehlen kann, so könnt ihr euch denken, wie es im Moment der Entscheidung mit eurem Mute aussehen wird. Daher müssen öfters solche Umstände kommen, die euch stärken und im Glauben an Mich befestigen sollen. Verleugnete Mich der, welcher Mich persönlich kannte, was soll man von euch erwarten, die ihr Mich nie gesehen habt, sondern Mich nur aus der sanften Stimme eures Herzens kennt!?
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Daher muß Ich euch öfters verlassen, muß euch allein lassen, muß euch mit den Umständen und der Welt ringen lassen, damit ihr ermessen könnt, was, ihr errungen habt, und was euch noch fehlt.
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Gedenket stets der Worte: ,,Der Wille ist stark; aber das Fleisch ist schwach!" Sie sind gewichtig und bezeichnen ganz die menschliche Natur. In dem Moment der Begeisterung glaubt ihr einen Elefanten auf die Schultern laden zu können, und im Augenblick des wirklichen Ausübens ist euch eine Fliege oft schon lästig.
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Daher forschet auch ihr emsig in eurem Herzen nach, wieviel der Liebe, wieviel des Vertrauens ihr besitzet, damit, wenn ihr manchmal scheinbar Meine Abwesenheit fühlt, ihr nicht verzagt, sondern getrost dem Wiederkommen eures Führers und Vaters entgegenharrt!
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Habt ihr eure eigenen Schwächen erkannt, wißt ihr, wieviel Liebe dazu gehört, um praktisch auszuüben, was euch im Gefühlsleben oft so leicht vorkommt, dann erst kennt ihr, den Weg ganz, der zu Mir führt; dann wißt ihr auch, wie einst Meine Jünger - durch Meine Abwesenheit geschult -, wieviel dazu gehört, die Mission als Mensch und als Mein Kind im strengsten Sinne des Wortes zu erfüllen.
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Dies sage Ich euch allen zur Warnung, daß ihr euch nicht in träumerischer Verwegenheit fähig glaubt, Lasten zu tragen, denen ihr nicht gewachsen seid, und zum Trost, damit ihr in herben Umständen und Verhältnissen, bei scheinbarer Abwesenheit eures himmlischen Vaters, euch dessen erinnern mögt, was Er einst zu Seinen Jüngern sagte: ,,Über ein kleines, so werdet ihr Mich nicht sehen; und aber über ein kleines, so werdet ihr Mich wieder sehen!" Amen.