Gottes Neue Bibel

Predigten des Herrn

- 42. Predigt -

Am 16. Trinitatissonntage. Die wahre Sabbatfeier

Der Anfang dieses Kapitels spricht von der Heilung eines Wassersüchtigen, und zwar im Hause eines Obersten der Pharisäer und an einem Sabbat, an dem nach den strengen Vorschriften der Juden nichts weiter getan werden sollte, als den kirchlichen Gebräuchen und Zeremonien nachzukommen.
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Daß diese Heilung unter den angeführten Umständen vorgenommen wurde, hatte seinen guten Grund. Dieser Oberste war zwar ein Anhänger Meiner Lehre, jedoch faßte er die Satzungen des Tempels nur im buchstäblichen Sinne auf; auch hörte er Mich gern an, wenn Ich nur nichts unternahm, was gegen seine Ansichten und gegen seine Würde als Pharisäer verstieß. Ich ließ es daher zu, daß, während Ich am Tisch bei ihm saß, ein mit der Wassersucht behafteter Mann ins Zimmer trat und Mich um Heilung seiner Krankheit anflehte.
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Daß Ich ihn heilte, bezeugt das Evangelium. Aber weil Ich ihn gerade an einem jüdischen Sabbat heilte, war das ein Stein des Anstoßes. Gerade dadurch wollte Ich den Pharisäern klar zeigen, wie schlecht sie ihre eigenen Satzungen verstehen, und wie falsch sie diese dem Volk beibringen. Daher der Einwurf, indem Ich sagte: ,,Wenn euch ein Ochse oder ein Esel am Sabbat in den Brunnen fällt, so ziehet ihr ihn doch heraus, weil es eben euer eigenes Interesse verlangt; aber am Sabbat ein gutes Werk an anderen oder für andere zu verrichten, das haltet ihr für Sünde!"
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Ich wollte ihnen dadurch beweisen, daß Wohltaten und gute Handlungen nicht den vorgeschriebenen Feiertag oder Sabbat entheiligen, sondern ihn eher heiligen als viele nutzlose Gebräuche und Zeremonien, welche gedankenlos vollführt werden.
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Bei dem jüdischen Volke gab es derlei Mißstände in Menge. Obwohl sie die Gesetze Mosis und die Propheten hatten, so wußten sie doch ihren Wortlaut nicht geistig zu deuten. Sie wurden von den Pharisäern und Schriftgelehrten im Wahne buchstäblicher Auffassung bestärkt, weil den letzteren sehr viel daran lag, die Gesetze so auszulegen, und daß es nicht viel Mühe kostete, ein Jude im Buchstabensinn zu sein.
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Daher Mein Darniederkommen gerade inmitten dieses Volkes, welches schon lange eine Religion besaß, die als Unterbau zu Meiner Lehre am ehesten tauglich war. Es kam nur darauf an, die alten Gesetze nicht umzustoßen, sondern sie dem Judenvolk gereinigt wiederzugeben, geistig zu erklären und auf diese Weise die Menschenwürde zu retten, welche nahe daran war, in lauter zeremoniellen Gebräuchen des Tempels und in egoistischen Weltgenüssen unterzugehen.
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Während Meiner drei Lehrjahre verfolgte Ich stets diesen Zweck. Ich suchte Gelegenheiten auf oder ließ solche zu, welche den Anlaß gaben, gegen die falschen Ansichten und Vorurteile der Juden anzukämpfen.
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So war auch die Feier des Sabbats eine Frage, die Ich als Stifter Meiner göttlichen und einzig wahren Religion nicht gleichgültig übergehen konnte. Um diese Vorurteile auszumerzen, fing Ich gerade im Hause eines Obersten der Pharisäer an, dagegen zu handeln, damit diese Handlung einen Grund zur Aussprache geben sollte. Weil nun die Pharisäer die ersten sein und alles besser wissen und verstehen wollten, darum mußten auch sie zuerst von ihren irrigen Begriffen gereinigt werden, wenn je dem Volk reiner Wein eingeschenkt werden sollte. Deshalb wirkte Ich diese Heilung gerade vor ihren Augen und antwortete ihnen, daß sie verstummen mußten, wie die Verse 5 und 6 bezeugen.
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Die Obersten des Tempels hatten vom Wohltaten erweisen eine ganz andere Ansicht, so daß Ich Mich oftmals genötigt sah, ihnen die Worte von der Nächstenliebe in Beispielen und Gleichnissen näher auseinanderzusetzen; denn nach ihrer Ansicht waren Wohltaten nur dem Tempel und ihrer Person zu erweisen. Alles andere, das an Menschen getan wurde, war für sie nicht der Beachtung wert.
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Schon in jener Zeit wurde die Feier des Ruhetags jede Woche falsch aufgefaßt; und heutzutage wird dieser Tag ebensowenig richtig gefeiert oder - mit anderen Worten gesagt - der geistigen Erziehung gewidmet wie damals. Es ist deshalb wohl auch jetzt nicht unrecht, wenn Ich, anschließend an diesen Heilungsakt am Sabbat, über die Feier dieses Tages einige Bemerkungen anknüpfe und euch zeige, daß auch ihr noch sehr weit davon entfernt seid, diesen Tag so zu feiern, wie es Moses gemeint hatte und Ich selbst es verstanden wissen möchte!
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In der Welt, wie sie war und noch ist, gibt es stets Befehlende und Gehorchende. Es war von jeher der Fall, daß die Befehlenden, nur ihren eigenen Nutzen im Auge behaltend, oft die Gehorchenden und ihre Arbeitskraft mißbrauchten, ihnen wenig Ruhe, wenig Zeit gönnten, um auch nur wenigstens einmal in der Woche das Zeitliche beiseitesetzen und entweder ein Wort geistigen Sinnes vernehmen oder eine Betrachtung höherer Art anstellen zu können über den wahren Grund ihrer eigenen Existenz, darüber, was sie als Menschen sind oder als mit göttlichem Geist begabte Wesen werden sollen.
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Dies war der Grund, warum Moses in seinen Gesetzen das, was die Mächtigen nicht freiwillig wollen, als von Gott anbefohlen hinstellte. In der bildlich dargestellten Schöpfungsgeschichte ließ er den obersten Herrn und Schöpfer selbst nach sechstägiger Arbeit den siebenten Tag als den Tag der Ruhe einsetzen.
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Diese Anordnung, die zur Bewahrung der moralischen Würde des Menschen notwendig war, ist auch von anderen Völkern angenommen worden und besteht jetzt fast überall. Wenn auch die damalige Woche anders eingeteilt war, als es eure jetzige Zeitrechnung tut, so ist doch immer ein Tag in der Woche festgesetzt, der zum Ausruhen von körperlicher Anstrengung, zur Einkehr in sich selbst und zum Nachdenken über die geistige Mission des Menschen bestimmt ist.
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Was die Juden zuviel taten, indem sie durch buchstäbliche Auffassung ihrer Satzungen zu weit gingen, das ist bei den christlichen Völkern schon seit langer Zeit umgekehrt der Fall. Während bei jenen als strenges Gebot die Heiligung des ganzen Tages anbefohlen war, genügt bei den Christen zeitweiser Kirchgang; die übrige Zeit wird mit Vergnügungen, Prassen und Schlemmen zugebracht. Am Sonn- und Feiertag wird im ganzen mehr Schlechtes getan als während der ganzen Woche, wo wegen Beschäftigung und Mangel an Mitteln die nötige Zeit und Gelegenheit fehlt.
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Was bei den Juden die Pharisäer taten, das befolgten später die christlichen Priester. Sie dachten nur an ihr eigenes Ansehen und ihre Macht. Die Pharisäer setzten den Tempel als erstes voran, und die Priester der Christen ihre Kirche. Bei den ersten dehnte sich die Weihe des Feiertages auf 24 Stunden aus - auch außerhalb des Tempels mußte der Feier des Tages noch gedacht werden -, bei den Christen beschränkt sie sich nur auf einige Stunden in der Kirche. Die meisten Menschen glauben, sich mit Mir abgefunden zu haben, indem sie ein paar Stunden in einer Kirche saßen, standen oder träumten, nichtssagende Gebete herunterplapperten oder gemütlich einschlafend den Predigten der Priester ein natürliches Stillschweigen entgegensetzten. Damit ist freilich dem Ehrgeiz der Priester geschmeichelt, sehen sie die Kirchen voll menschlicher Leiber; aber die Seelen derselben beschäftigen sich entweder mit gar nichts oder mit etwas ganz anderem als mit dem, was die Kirche oder Meine von Mir gestiftete Religion erheischt.
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So greift der Mißbrauch immer mehr um sich, und jetzt fängt man sogar an, auch diesen Tag nicht mehr als Ruhetag gelten zu lassen, da man das Gewissen der Gehorchenden durch Geld zu beschwichtigen weiß und ihnen das wenige, was sie noch glauben, hinwegdisputiert, ohne ihnen dafür etwas Besseres zu geben.
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So geht der Verfall von Stufe zu Stufe fort. Die Befehlenden glauben dadurch einen Gewinn erreicht zu haben, daß ihr Eigennutz nun freiwillig von der arbeitenden Klasse, die ebenfalls wieder aus Eigennutz schafft, unterstützt wird. Doch sie irren sich gewaltig! Sie werden sehen, wohin es führen wird, wenn man dem Minderbegüterten die wenigen geistigen Elemente, die auch den Mächtigen ganz fremd geworden sind, entzieht und ihm durch Vermehrung des Gewinns seine Laster vermehrt. Sie verachten alles, was sich auf Mich und Meine Lehre bezieht. Und dieses Beispiel wird auch von den Untergebenen gewissenhaft befolgt. So siegt endlich das Materielle über das Geistige, bis Ich die Verhältnisse so stellen werde, daß die Machthabenden die Früchte ihres Egoismus - welche ganz anders ausfallen werden, als sie es sich erträumen - ernten müssen.
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Der Sonn- und Feiertag soll ein gewisser Hemmschuh sein; er soll der Tag sein, an dem die Mächtigen den Niederen eine Anerkennung für das Geleistete zu geben haben. Und für die Gehorchenden soll der Sonn- und Feiertag der Tag sein, an dem sie sich daran erinnern sollen, daß ein Tag zu Betrachtungen über seine eigene geistige Bestimmung nicht zuviel ist; er soll der Tag sein, an dem die Geschäfte zu ruhen haben.
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An diesem Tag spricht Meine Natur ihre ewig gleiche Sprache zu allen Herzen: ,,Vergeßt über all euren Arbeiten den Schöpfer nicht, der so viel Wunderbares und Herrliches auf dieser Erde geschaffen hat, um euch stets daran zu erinnern, daß ihr nicht für diese Welt allein bestimmt seid, daß eure Arbeit nicht immer materiell, sondern auch geistig sein soll! Erkennt Den, der mit so viel Liebe und Geduld euch schwache Kinder führt, und der euch mitten unter die Herrlichkeiten setzte, die wenigstens an einem Tage der Woche euch eure schwere Arbeit vergessen machen möchten!"
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Ich selbst als Schöpfer setzte den Tag der Ruhe nach Moses Schöpfungsgeschichte am siebenten Tag ein. Er war gleichsam das Bild dafür, daß Ich, nachdem Ich Mich mit Materie beschäftigt hatte, am siebenten Tag in die bis dahin starre Hülle den Geist eintreten ließ. Und dieser Tag, an dem Ich die Materie zu etwas Geistigem erhob, war der Tag der Feier oder der Weihe. Daher soll er auch vom Menschen gefeiert werden, wenn er - gleich Mir - sechs Tage geschafft und gearbeitet hat.
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Am siebenten Tag soll der Mensch sein Werk betrachten, um darin die geistige Idee wahrzunehmen, welche ihn leitete, solches hervorzubringen. Es soll dieser Tag ein Tag der Feier in geistiger Hinsicht werden, an dem er erkennen soll, daß sein wöchentliches Schaffen und seine eigene Existenz nicht eine materielle, sondern eine geistige Grundlage hat, deren er sich eben an diesem Tag mehr als an anderen erinnern soll. An diesem Tag, wo keine Pflicht, keine Arbeitsstunde ihn zum materiellen Handwerk zwingt, soll er sich Meiner Schöpfung, Meiner Lehre, Meiner Liebe und Meiner Aufopferung für ihn im einzelnen, wie für die ganze Menschheit erinnern.
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Dieser Tag soll ihm deswegen ein Tag der Weihe werden, weil er an ihm das Materielle abstreifend sich mehr dem geistigen, hehren und erhabenen Ziel nähern kann, zu welchem er und die Gesamtschöpfung gelangen sollen.
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So soll ein jeder Mensch den Sonntag feiern als einen Erinnerungstag Meiner Liebe und zum Andenken an alles, was Ich für ihn getan habe. Dann wird dieser Tag für alle Werktage ein sanftes, religiöses Gefühl zurücklassen, durch welches auch die materiellste Arbeit geheiligt wird. So kann der Mensch allem, was er tut und leistet, den Stempel seiner eigenen Göttlichkeit aufdrücken.
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So soll der Sonn- oder Ruhetag von euch verstanden und gefeiert werden. Ihr sollt euch stets erinnern, daß es einst einen solchen Tag für Mich gegeben hat, und daß ein jeder einen solchen Festtag dann erleben wird, wenn er, der materiellen Hülle ledig, in der anderen, ewigen Welt als vergeistigter Seelenmensch ankommt und als Erinnerung das Bewußtsein mitbringt, allen seinen materiellen Beschäftigungen den Stempel eines großen Menschengeistes, der ihn adelte und dessen er würdig war, aufgedrückt zu haben.
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Daher haltet auch ihr diese Ruhetage in einem höheren, geistigen Sinn! Seht durch des Buchstabens harte Rinde das Geistige hindurchleuchten! Dieses ist, was beseligt. Vergeistigt alles, eure Umgebung, euch selbst, eure Taten und Worte!
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Nicht allein der siebente, sondern ein jeder Tag, an dem ihr geistig vorwärtsschreitet, wird dann für euch ein Sonn- und Feiertag sein, der - wie die Sonne, nach welcher dieser Tag bei euch benannt ist - Licht, Wärme und Leben über euch und eure Umgebung ausströmen wird. Jeder Tag wird ein Tag der Feier oder der Wonne werden, wenn ihr - eures Schöpfers würdig und euer Ziel klar erkennend - von Stufe zu Stufe vorwärtsschreitet, bis euch der ewige, nie endende Feiertag, der Tag der Feier der ewigen Seligkeit in jenen Räumen zuteil wird, in denen jeder Tag ein Tag der Weihe und des Friedens ist, wie ihn ein liebender Vater Seinen Kindern schon von unendlichen Zeiten her bereitet hat. Amen.

Fußnoten