Predigten des Herrn
- 8. Predigt -
Am 2. Sonntage nach Epiphanias. Die Hochzeit zu Kana
Dieses Kapitel des Johannes beginnt mit der Hochzeit zu Kana in Galiläa, wo Ich die erste öffentliche Wundertat verrichtete, indem Ich Wasser in Wein verwandelte.
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Mit diesem Ereignis, welches in den Anfang Meiner Lehrjahre fällt, wollte Ich, obwohl Ich noch nicht lehrend aufgetreten war, gerade durch die Verkettung der Umstände bei dieser Hochzeit die Aufmerksamkeit vieler auf Mich lenken; denn in Kürze war Mein Wandel im Verborgenen zu Ende.
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Eine Hochzeit ist zwar ein schon oft dagewesener und sich stets wiederholender Akt. Er wird aber, obwohl viel Geistiges in ihm verborgen ist, von den meisten Menschen nur materiell verstanden und begangen.
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Wenn es nur eine solche Hochzeit gewesen wäre, so würde man Mich dort nicht gefunden haben. Ich hatte weit größere Zwecke im Auge, die jedoch nicht durch zu auffallende Ereignisse erreicht werden sollten. Es sollten die Juden langsam auf Mein künftiges Lehr- und Tatenleben aufmerksam gemacht werden.
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Was diese Handlung und alle weiteren betrifft, so ist ihre jetzige, geistige Wiederholung in einem größeren und tieferen Sinne aufzufassen. Jetzt werden auch die Zeiträume größer sein als während Meiner kurzen Lehrjahre und Meines Aufenthalts auf eurer finsteren Erde. Dort war Mir nur kurze Zeit gegeben, um Großes für eine ewige Dauer zu verrichten; jetzt, wo es sich um die künftige Vollendung der geistigen Bildung der Menschheit handelt, fließt der Strom der Ereignisse langsamer, aber desto gewaltiger, -, alle Hindernisse überwindend, die sich bis zu Meiner letzten Ankunft gegen Meine Pläne erheben möchten.
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Um bei der Hochzeit zu Kana wieder anzuknüpfen, muß Ich vorausschicken, was eine Hochzeit eigentlich ist, wie sie bei euch gefeiert wird, und wie Ich sie gefeiert haben möchte, damit ihr später die geistige Bedeutung derselben inbezug auf die ganze Menschheit erkennen möget, indem die Verbindung zweier Menschen, in der Entsprechung, auch für die ganze Menschheit ihre tiefe Bedeutung hat.
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Eine Hochzeit ist der Abschluß eines vorhergegangenen Übereinkommens zweier Menschen verschiedenen Geschlechts, welche, durch Sympathie angezogen, dem Drang ihrer Seele nachgeben und gesonnen sind, diese einmal angefangene geistige Verbindung während ihrer Lebensdauer nicht mehr aufzugeben, sondern, stets mehr eins miteinander werdend, Freud und Leid gemeinsam zu tragen. So wird, infolge dieser gleichen Gesinnung, durch einen gesetzlichen Akt die Ehe geschlossen, in der die einzelne Individualität eigentlich aufhört, und ein gemeinsames Leben, das Leben der Familie, vorgezogen wird.
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Solch ein Akt zweier Seelen, die sich erkannt haben, und ihre dauernde Verbindung sollten nicht nur für dieses kurze Erdenleben, sondern auch für das jenseitige Leben gelten, wo beide durch das Streben nach gleichem Ziele sich stets mehr und mehr vereinigen und am Ende - wie ihr sagt - ,,ein Herz und ein Sinn" werden sollen.
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Eine solche Verbindung sollte die wahre geistig-sittliche Liebe als Grundlage haben, um darauf das Familienleben zu gründen, welches gegenseitige Achtung bedingt. Durch das von Mir bestimmte Naturgesetz der Paarung wollte Ich nicht allein das Zusammenleben zweier Individuen bezwecken, sondern Ich wollte auch aus solcher Liebe gezeugte Früchte haben, welche die besseren Eigenschaften des Gemüts des einen und anderen fortpflanzen und noch mehr veredeln sollten.
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So war Mein Ehegesetz, welches Ich in die Natur als Drang zur Fortpflanzung einlegte, die Ursache einer ewigen Stufenleiter, von Wesen zu Wesen, bis zu Mir. Das wollte Ich, - und was habt ihr Menschen daraus gemacht? Einen Markt mit Menschenfleisch und Seelenverkäufern!
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Als Ich in Kana zur Hochzeit ging, war es gewiß nicht die sinnlich-materielle Seite, die Mich bestimmte, dieser Einladung Folge zu leisten, sondern Ich wollte einesteils den Wünschen Meiner Leibesmutter nachgeben, andernteils aber schon dort den ersten Grundstein Meines großen Geisterreiches legen. Daß Ich Wein aus Wasser machte, und daß die Brautleute den Wein für den besten erklärten, ist eben für die jetzige Zeit in geistiger Entsprechung von Bedeutung.
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Seht! was Ich euch von der ehelichen Verbindung zweier Personen sagte, das soll nun geistig, auf der Grundlage der in den Evangelien niedergelegten Liebelehre, zwischen den verschiedenen Sekten der Christen geschehen; auch sie sollen sich in der Liebe zu einer einzigen Familie verbinden. Schon nähert man sich, und tritt mehr in geistigen Verkehr; man kommt nach und nach zu der Erkenntnis der geringen Unterschiede in den Ansichten und Auslegungen der immer sich gleich gebliebenen Bibel, durch welche die Trennung verursacht wurde.
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Schon beginnen sich durch diesen Austausch von Meinungen die vermeintlichen Hindernisse zu verringern, kleiner zu werden, um einst ganz zu schwinden. In der jetzigen Zeit werden die Vorbereitungen zu einem gemeinschaftlichen Leben getroffen, um dann einst das Vereinigungsfest, die Hochzeit, zu feiern, zu welcher es wahrlich höchste Zeit ist.
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Wenn diese Vereinigung ihrem Ziele nahen wird, dann werde auch Ich wieder das bis jetzt von allen getrunkene Glaubenswasser in Meinen geistigen Liebewein verwandeln; und wie einst der Speisemeister, werden dann die Harrenden fragen: ,,Warum haben wir denn bisher den schlechten Wein getrunken und den besten bis zum Ende aufgespart?"
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Und Ich werde antworten: ,Weil ihr früher nicht fähig wart, Meinen Liebewein gehörig zu würdigen und zu schätzen, und nur Mißbrauch das Resultat gewesen wäre! Jetzt aber, wo ihr euch an eurem schlechten, von Menschen zusammengemischten Wein sattgetrunken habt, jetzt, wo ihr in der Trinklust ruhiger geworden seid und Gutes von Schlechtem klarer unterscheiden könnt, jetzt komme Ich und gebe euch nichts Neues, was ihr nicht schon kennet, sondern denselben Wein, den ihr schon früher getrunken habt, nur von seinen schlechten Teilen getrennt, als reinen göttlichen Trank, den nur jene verdienen, welche, die Sinnlichkeit und das Materielle weit hinter sich lassend, ihre geistige Natur erkennen und nur nach geistigem Trank und geistiger Speise lechzen.`
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Dahin zielt jetzt alles Treiben der Menschen. Alle sind satt der schlechten Brühe, die ihnen als göttlicher Trank vorgesetzt wurde. Sie ahnen etwas Besseres; jeder glaubt, ein anderer habe vielleicht das, was ihm selbst fehlt. Durch dieses Suchen und Fragen fallen die Hindernisse des religiösen Fanatismus, und die Vereinigung wird möglich, wo Ich dann kommen werde und es nur einen Hirten und eine Herde geben wird.
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Das ist die geistige Bedeutung der Hochzeit zu Kana.
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Beachtet dieses Wort wohl, und richtet euer Auge auf die kommenden religiösen Bewegungen, und ihr werdet sehen, wie die gleichgesinnten Geister sich finden, sich einander nähern, um den Hochzeitstag, den Tag der ewigen Verbindung zu begehen, wo alle, miteinander vereint, Mir entgegenstreben werden, um den Namen zu verdienen, welchen Ich allen vorbehalten habe, die Meine Lehre ausüben und den ersten Grundsatz Meiner ganzen geistigen und materiellen Schöpfung zu ihren Lebensgrundsatz gemacht haben, um des himmlischen Vaters würdige geistige Kinder zu werden. Amen.