Von der Hölle bis zum Himmel: Die Jenseitige Führung des Robert Blum
Band 1
- Kapitel 135 -
Geheimnisvolle Winke an die Unglücklichen. Grafenwahn von dem Rücksichtslosen gegeißelt. Ungarische Politik von damals
Nach diesen Worten vernehmen alle deutlich die Worte: ,,Dieser Zuruf gilt euch, ihr Ungläubigen von der ersten Geburt an!"
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Der Graf erschrickt ordentlich bei diesem Zuruf. Und der Franziskaner spricht: ,,Nun, da haben wir es auf die Nase geschrieben, wen das angeht! Werden der Herr Graf jetzt auch noch Bedenken tragen, sich an Jesus, den Gekreuzigten, zu wenden?"
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Spricht der Graf: ,,Was die andern tun werden, das werde in Gottes Namen auch ich tun. Fragen Sie aber auch die andern! Nur das habe ich hinzuzufügen, daß wir unsere reine Vernunft nicht leichten Kaufes mit der sogenannten christlichen Demut umtauschen sollen. Wenn es unter dem Regiment Jesu auch Grafen und Fürsten gibt, dann: Heil Christus! Ist das aber nicht der Fall, dann: Adieu Christus! - Denn das wäre nicht übel, so wir hier in dieser Welt etwa irgendeinem himmlischen Batzenlippel Honneurs machen oder gar die Stiefel putzen müßten!"
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Auf diese Worte des Grafen ertönen wieder Worte: ,,Hier gibt es weder Grafen noch Fürsten! Nur Einer ist der Herr, alle anderen aber sind Brüder und Schwestern!"
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Spricht darauf der Franziskaner zum Grafen: ,,Nun, Herr Graf, das wird doch deutlich genug gesprochen sein! Mir kommt es vor, als ob diese treffliche Antwort Ihnen allein gegolten hätte, der Sie noch in der Geisterwelt ein Graf oder Fürst sein wollen! Aber wie kann man als Geist noch Vorliebe zu dem Rock haben, in dem man auf der Welt schmählich justifiziert worden ist? Nein, von der Vernunft halte ich wahrlich nichts! Was haben denn der Herr Graf nun davon, daß Sie auf der Erde einer der angesehensten Magnaten Ungarns waren? Wären Sie ein gemeiner Sauhalter gewesen, so könnten Sie vielleicht jetzt noch bei einem guten Wein und einer guten Schüssel Gulasch sitzen! So aber machen Sie mit uns hier das gleiche trübselige Gesicht und können von Ihrem Grafentitel nicht eine Laus herunterbeißen. Haben Sie nie gehört, daß der Blitz die impertinente Eigenschaft hat, zuerst in die höchsten Gegenstände zu schlagen? Und daß er die niederen erst dann berührt, so diese sich zu nahe unter den hohen Gegenständen gleich Ochsen unter einem Baum befinden?"
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Spricht der Graf: ,,Mir scheint, Sie machen Anspielungen auf mich! Wissen Sie, daß ich mir so etwas auch hier noch werde zu verbitten wissen? Denn ein Bathianyi bleibt Bathianyi auch in der Geisterwelt!"
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Spricht der Franziskaner: ,,Wahrscheinlich aus purer reinster Vernunft! Wünsch' Ihnen viel Glück und ein schönes Wetter dazu, Herr Graf! Bleiben Sie nur hier in der Geisterwelt bei Ihrer magyarisch reinen Grafenvernunft, die Sie auf der Erde an den Galgen gebracht hat! Wer weiß, zu welch schönen gehörnten Auszeichnungen Sie damit gelangen können."
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Spricht der Graf erbost: ,,Halt' Er's Maul, sonst vergreife ich mich an Ihm! Hat Er mir was zu sagen, so rede Er, wie es sich geziemt! Aber mich zu foppen, das lasse Er bleiben, sonst soll Er es erfahren, daß ein Graf Bathianyi noch nicht aufgehört hat, Graf zu sein! Versteht Er das, Er dummer Protzer?"
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Spricht der Franziskaner: ,,So packen Sie mich gleich an, und Sie werden sich dadurch überzeugen, wie gar nichts ein Graf Bathianyi hier vermag! Was für eine Kraft hat denn etwa so ein Geist? Wann ist je die Dummheit stark und mächtig gewesen? Ich sage Ihnen - solange die Welt steht, nie! Sie aber sind sehr dumm, daher auch in jeder Hinsicht sehr schwach, weil Sie das beleidigt hat, was ich rein zu Ihrem Besten geredet habe. Ebenso haben Sie auch auf der Erde gezeigt, daß Sie überaus dumm waren! Denn wären Sie gescheiter gewesen, so hätten Sie es so gemacht wie ein Kossut und Konsorten, die noch zur rechten Zeit ein rechtes Loch aus dem Tempel gefunden haben. Sie aber haben sich wie ein Gimpel fangen und dann ganz heldenmütig totschießen lassen! Sagen Sie mir, ob das pfiffig zu nennen ist?"
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Spricht der Graf: ,,Wer den Schaden hat, über den kommt gewöhnlich auch noch die Schande! Wenn aber Sie so ein grundgescheiter Kerl sind, warum haben auch Sie sich aufhängen lassen? Ich meine, so nach Ihrer Definition die Stärke mit der Weisheit gleichen Schritt hält, so dürften Sie auch nicht einer von den allerstärksten sein!"
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Spricht der Franziskaner: ,,Halte mich gar nicht auf über dero allergnädigste Bemerkung! Denn an der echt magyarischen Dummheit habe ich - als selbst so ein kleines Edelmännlein - niemals Mangel gelitten. Nur war es bei mir der Fall, daß ich einzusehen begann, wo in Ungarn der eigentliche Hund begraben ist, freilich leider um einige Wochen zu spät. Da standen schon Galgen vorne und hinten, und Kanonen und Spieße ohne Zahl! Freund, da hat mir dann meine neuerwachte Vernunft freilich keinen Ausweg mehr zeigen können. Aber bei Ihnen war die Sache ganz anders. Sie konnten an den Fingern ausrechnen, wie die Sache in jüngster Zeit ablaufen werde. Aber nein, Ihre echt magyarisch aristokratische Weisheit raunte Ihnen ins Ohr: entweder siegen oder sterben! Was haben Sie nun von dem Heldentode am Galgen? Vielleicht werden Ihnen einige Freunde in Nordamerika einmal eine Ehrensäule setzen, aber in der Weltgeschichte werden Sie für 1848 ein miserables Plätzchen finden. Das wird dann alles sein, was Sie für Ihren Heldentod auf der Erde zu erwarten haben."
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Spricht der Graf: ,,Ich werde von Millionen betrauert! Millionen sehen das schreiende Unrecht ein, das man an mir verübt hat und verwünschen Österreich zu allen Teufeln! Ist das etwa nichts?" - Spricht der Franziskaner: ,,Ja, ja, das klingt alles sehr schön und romantisch! Vielleicht schreibt noch einmal ein Franzose ein Trauerspiel darüber. Aber wir, die eigentlichen Helden, leben hier elend fort, und es fragt sich dabei, was nützt uns nun das alles für ewig?
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Darum heißt es hier nicht mehr in der alten Dummheit beharren, sondern mit dankbarstem Herzen annehmen, was uns dargeboten wird. So werden wir sicher leicht vergessen, was uns auf der Welt für unsere Mühen zuteil wurde. Ich glaube, das wird doch etwa deutsch genug sein!"
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Spricht der Graf: ,,Ja, führe uns nicht in die Versuchung! - heißt es irgendwo in dem gewissen - ja, ja, hm! - wie heißt denn nur geschwind das Gebet? - Hm, fällt mir nicht ein! Heiße es, wie es wolle - aber es steht irgendwo einmal so; daher sage ich nun auch: Führe uns nicht in die Versuchung!"
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Spricht der Franziskaner: ,,Was faseln Sie denn da von dem ,Führe uns nicht in die Versuchung?` Ich verstehe das durchaus nicht, denn das paßt doch auf meine Rede noch schlechter als eine Faust aufs Auge! Ich bitte, erklären sich der Herr Graf ein wenig deutlicher, so es Ihnen möglich sein sollte!"
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Spricht der Graf: ,,Dummer Schwätzer! Hätten Sie mich ausreden lassen! Habe ich Sie doch auch nicht unterbrochen, wie Sie mir früher die Ohren vollgemacht haben mit Ihrem Geschwätz!" - Spricht der Franziskaner: ,,Genieren Sie sich nicht und fahren Sie mit ihren Redensarten fort, sonst kommen wir zu keinem Ende!"
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Spricht der Franziskaner: ,,O sehr gut und sehr klar! Aufrichtig gesprochen, Herr Graf - Ihre große aristokratische Dummheit hat Sie an den Galgen gebracht! Wären Sie um ein Haar weiser gewesen, so wäre Ihrem irdischen Hause solch eine Schmach nie widerfahren. Das aber müssen Sie nun doch einsehen, daß die Welt für Sie wie für uns alle für ewig verloren ist samt allen ihren fingierten Rechten. Was wollen Sie denn hernach noch von ihr und weigern sich nun schon zum Ärger der ganzen Gesellschaft, die angebotene Hilfe durch Jesus Christus anzunehmen, außer Er würde Sie auch hier in der Geisterwelt als Grafen Bathianyi bestätigen? Denken Sie doch einmal darüber nach und reden Sie dann entschieden - aber nicht als Magnat von Ungarn, sondern als ein hilfsbedürftiger Mensch, wie wir alle es sind!"