Von der Hölle bis zum Himmel: Die Jenseitige Führung des Robert Blum
Band 2
- Kapitel 294 -
Der ewige Tod, sein Grund und sein Wesen. Schicksal der ihm in der dritten Hölle Verfallenen. Gerichtsandrohungen und Langmut des Herrn
Sagt Robert, schon knapp an der Wendeltreppe stehend: ,,O liebevollster, weisester Vater! Es fehlt uns an Worten, Dir für solch eine Aufklärung nach Gebühr zu danken. Man kann sich also im Zustande des ,ewigen Todes` lebend und glücklich sogar in irgendeinem Himmel befinden, nur ist dabei das eigentliche Ur-Ich nicht mehr vorhanden. Oh, das ist ja doch Gnade über Gnade von Dir! Wir verstanden unter dem Ausdruck ,ewiger Tod` festweg die Hölle, aus der ewig kein Ausweg mehr führt. Und, so es schon einen gibt, weil bei Dir doch alle Dinge möglich sind, so, dachten wir, kann dieser unmöglich anders als nur ein höchst beschwerlicher sein. Nun aber bekommt die Sache ein ganz anderes Gesicht. Dank Dir und Liebe für diese herrliche Belehrung!"
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Sage Ich: ,,Es macht mir besondere Freude, daß ihr das alles so wohl aufnehmt. Aber die Gnade bei der Gabe des ewigen Todes an ein verunglücktes Wesen der Welt ist nicht gar so groß, wie ihr meint. Denn es wäre für manchen die Hölle auf zehnmalhunderttausend Erdjahre mit beibehaltener Erstzeugung besser als der eigentliche ewige Tod. Ist aber mit der Hölle dritten Grades auch die Erstzeugung für ewig in Verlust geraten, dann ist sie freilich noch schlimmer als der pure ewige Tod für sich allein.
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Soviel Ich aber merke, begreifet ihr nun wohl, was eigentlich der ewige Tod an und für sich ist. Aber das eigentliche Übel dieses Zustands seht ihr noch nicht ein. So muß Ich euch hier beim Hinabsteigen über diese Wendeltreppe noch einiges hinzufügen. Und so höret!
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Wer als das, was er uranfänglich war, wegen Verkehrtheit seiner Liebe sich im ersten oder zweiten Grad der Hölle befindet, kann nach vielen bittersten Erfahrungen dennoch wieder das werden, was er uranfänglich war. Sein Bewußtsein wird ihm belassen, seine Erinnerung bleibt ihm, und er kann zur Vollendung gelangen.
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Aber so der Mensch durch die Mir unerträglichste Lauheit weder kalt noch warm ist, sich um nichts kümmert, weder um etwas Gutes noch um etwas Böses, - oder es ist ihm das eine wie das andere, so daß er einmal kaltblütig die größten Greuel und so auch manchmal etwas Gutes ausüben kann - dem also gleich ist Gott oder Teufel, Tag oder Nacht, Leben oder Tod, Wahrheit oder Lüge: der ist dem eigentlichen ewigen Tode verfallen. Und er befindet sich damit in der alleruntersten Hölle, aus der in ein- und derselben Urwesenheit kein Herauskommen mehr denkbar ist.
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Der Grund solch eines Zustandes ist der konzentrierteste Hochmut, der alle Grade der Selbstsucht und Eigenliebe durchgemacht hat und sich in solch hochgradiger Verdichtung gewisserart selbst erdrückt und so um das Urleben des Geistes gebracht hat. Und eben darin besteht der eigentliche ewige Tod, der das Schlimmste alles Schlimmen ist, weil da das eigentliche Sein ein völliges Ende nimmt.
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Solch eine Seele ist dann gänzlich verdorben. Ihre erste Gesamtheit muß durch des Feuers Gewalt in ihre einzelnen Urlebensfunken aufgelöst und darauf, mit ganz neuen gemengt, auf langen Wegen durch die Pflanzen- und Tierwelt eines anderen Planeten in einem ganz fremden Sonnengebiet in eine höchst untergeordnete Form eines Menschen übertragen werden. Auf diese Weise bleibt dann von der Urwesenheit solch einer Seele verzweifelt wenig mehr übrig. Und das ist das eigentlich Schlimmste, denn solch eine Seele kann dann unmöglich mehr je zu Meiner Anschauung gelangen, weil sie dann bloß nur Seele ohne Meinen Geist in ihr ist und bleibt.
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Die Sache ist ungefähr so, wie da auch ein unreifer, fauler Apfel in einen Schimmel und Schwamm übergehen kann. Aus solchem aber kann kein Apfel mehr werden, im besten Falle noch eine Schmarotzerpflanze. Und diese hat wohl wenig Ähnlichkeit mehr mit dem Urbaum und mit der Urfrucht. Sagt Mir, ob ihr das wohl vollkommen verstanden habt?"
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Sagen alle wie ein Mann: ,,Herr und Vater, jetzt ist uns alles vollkommen klar! Es ist zwar über den Zustand solch einer selbstischen Verlorenheit nicht viel Erfreuliches zu erwähnen; aber dessenungeachtet sieht doch immer Deine große Liebe und Erbarmung heraus, und bei Dir sind ja alle Dinge möglich. Es kann daher nach freilich undenkbar langen Zeiträumen doch auch für diese Wesen ein Stündchen kommen, in dem sie sich und Dich mehr und mehr urzuständlich zu erkennen und zu lieben anfangen und von da fortschreiten in der Erkenntnis wie in der Liebe.
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Wie oft hast Du durch den Mund Deiner Propheten und Knechte den Kindern der Welt alle erdenklichen Gerichte als schlimme Folgen ihrer bösen Handlungen prophezeien lassen. So sich aber dann nur einige wenige Besseren an Dich in ihrem Herzen wandten, da zogst Du wieder Deine scharfe Zuchtrute zurück. Du segnetest wieder den Erdkreis und schlugst dann für die Besserung der Bösen einen ganz anderen Weg ein, als den Du durch Deine Propheten hattest anzeigen lassen. Jonas und Jeremias geben dafür das untrüglichste Zeugnis. In allen guten Verheißungen hast Du noch allezeit das Wort gehalten. Aber in den Androhungen von Strafen nur dann, so die Menschen Dich gänzlich aus den Augen gelassen haben."
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Sage Ich: ,,Ja, ihr habt vollkommen recht, so ist es auch! Der Grund, daß Ich angedrohte Gerichte oft nicht erfolgen lasse, liegt hauptsächlich darin, daß wirklich erfolgte Strafen die Menschen selten bessern, sondern meist nur verschlimmern. Und so lasse Ich denn, so sich nur einige wenige Gerechtere gläubig an Mich wenden, die Drohungen gerne in Segnungen umwandeln. Deshalb aber lasse Ich auch die Strafen und Gerichte nur bedingungsweise androhen. Finden sie Herzen, welche die Bedingungen nur einigermaßen erfüllen, so tut es sich dann schon wieder. Und Ich segne dann für wenige Gute auch viele Schlechte mit, damit sie nicht Gelegenheit bekommen sollen, noch schlechter zu werden, wie das gewöhnlich bei Kriegen der Fall ist. Denn Kriege sind stets die beste Nahrung für den unersättlichen Wuchergeist und die beste Schule der Grausamkeit teuflischen Hochmuts.
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Es ist freilich leider oft der Fall, daß die sanfte Mahnstimme Meiner Engel an den starren Ohren der Weltmenschen ungehört vorübergleitet und Ich dann genötigt bin, die Stimme der Teufel unter die tauben Menschen fahren zu lassen. Findet aber die Stimme aus den Himmeln nur irgendein kleines Gehör, lasse Ich gerne die Stimme der Teufel verstummen. Denn ein Vater bleibt doch stets der sanfteste Richter und schlägt nicht sogleich drein, wenn er auch schon die Zuchtrute drohend erhebt. Es ist besser, Jahrzehnte lang zu drohen und durch die Finger sehen, als ein Jahr lang zu strafen. Denn die Pflanzen auf unserer Erde sind von zartester Art und müssen mit großer Schonung behandelt werden. Die Geburtsstätte der Kinder Meines Herzens ist eine andere als die Meiner anderen Wesensteile. Ihr müßt euch stets vor Augen halten, daß eben die kleine Erde jene Geburtsstätte der Kinder Meines Herzens ist!
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Aber nun sind wir vollends auf dem Boden des ebenerdigen Gemachs und wollen da sogleich die nötigsten Beobachtungen machen. Besehet die vier großen Wände! An jeder Wand erseht ihr drei Türen. Durch diese Türen könnt ihr zu all den Welten und Himmeln und deren Vereinen gelangen, die sich in der ganzen Unendlichkeit befinden; nur zu diesem höchsten und innersten Himmel nicht, in dem ihr nun seid. - Kommt nun gen Norden; da wollen wir in aller Kürze den Anfang machen."