Der Saturn
Darstellung dieses Planeten samt Ring und Monden und seiner Lebewesen
- Kapitel 25 -
Der Blaue Bär Ihur. Dessen Beschaffenheit, Charakter und Nahrung. Seine Nützlichkeit als Ackerer des Erdreiches
Nachdem wir sonach diese zwei Riesentiere unseres großen Planeten kennengelernt haben, wollen wir uns noch zu einigen anderen Tieren wenden, welche, wenn auch nicht mehr so großartig, doch aber von bedeutender Denkwürdigkeit sind.
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Auf der Stufe dieser Tiere nimmt der sogenannte Ihur oder nach eurer Sprache der ,,Blaue Bär" den ersten Rang ein. Wenn dieses Tier vollkommen ausgewachsen ist, ist es beinahe so groß wie ein Saturnmensch, d.h. wenn es sich, was es meistens zu tun pflegt, auf seine Hinterbeine stellt und gleich einem Menschen aufrecht einhergeht. Der Name dieses Tieres sagt schon, wie es gefärbt ist, nämlich ganz durchgehend hellblau.
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Wie sieht er denn sonst aus? - Er ist im allgemeinen so ziemlich einem Goldbären bei euch ähnlich; nur der Kopf ist bei diesem Tier ganz anders gestaltet.
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Wie sieht denn demnach sein Kopf aus? - Das wird wieder ein wenig schwer halten, euch davon eine rechte bildhafte Vorstellung zu geben, weil ihr die Tiere der Erde nicht kennt, die einen ähnlichen Kopf haben wie unser Saturnbär. Dessenungeachtet wollen wir eine Form entwerfen, in welcher ihr den Kopf dieses Tieres beschauen sollt.
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Denkt euch einen ziemlich runden, bei anderthalb im Durchmesser habenden Knaul, von dem zu beiden Seiten ziemlich in der Mitte zwei sehr lange Ohrlöffel hintanstehen, von denen ein jeder eine Länge von dritthalb und einer Breite von einer guten Klafter mißt. Dann denkt euch ferner am obersten Teil dieses Knauls zwei ungefähr eine halbe Klafter voneinander entfernte, bei drei Klafter lange, gewundene, wie mattpoliertes Gold aussehende Hörner; ungefähr 5/6 Klafter unter den Hörnern zwei verhältnismäßig große, ganz nach menschlicher Art gebildete Augen. Unter diesen aber denkt euch ein verhältnismäßig großes Löwengebiß oder, wie ihr sagt, eine Löwenschnauze. Und denkt euch ferner noch, daß dieser Kopf mittels eines verhältnismäßig dicken, langen und starken Halses mit dem übrigen Leib verbunden ist.
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Denkt euch dann schließlich noch hinzu, daß hinter den Hörnern zu beiden Seiten des Halses zwei bis drei lange, mehr dunkelblaue Mähnen hinabfallen, so habt ihr die ganze Gestalt dieses Tieres. - Schweif aber hat der Ihur gar keinen, sondern an dessen Stelle nur ein etwas längeres und dunkleres Haar.
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Wenn ihr nun das alles zusammennehmet und euch noch dazu die Vorstellung macht, daß dieses Tier von den Hörnern angefangen bis zum Schluß der Hinterbeine nicht selten einige fünfzig euren Maßes lang ist; wenn es aber auf allen Vieren steht, bis zum obersten Rückenscheitel nahe zwanzig Klafter mißt und ein jeder seiner Füße für sich bei sechs Klaftern und ihre Dicke ein übertrifft, so habt ihr das Tier ganz vollkommen vor euch. Was die Tatzen dieses Tieres betrifft, so seht nur die eines Bären an, dann habt ihr die gleiche Form bis auf die Größe und Farbe, welche natürlich mit der übrigen Größe und Farbe des Tieres im genauen Verhältnis steht.
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Näher wird es hoffentlich nicht nötig sein, dieses Tier darzustellen. Und so wollen wir sogleich den Charakter und die Lebensweise sowie seine Tauglichkeit noch ein wenig durchgehen.
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Dieses Tier ist gewöhnlich gutmütiger Art; nur darf es nicht gereizt und verfolgt werden. Wenn es gereizt wird, läßt es bald seinen gutmütigen Charakter fahren und wird sehr grausam und wütend, in welchem Zustand dann nichts von ihm geschont wird. Was ihm da unterkommt, wird sogleich angefallen und gänzlich zugrunde gerichtet. Dieses Tier hat, obschon es eben nicht größer ist als ein Saturnmensch, dennoch eine Kraft von zehn Menschen in seinem festen Körper; aus welchem Grunde es einem mutwilligen Saturnbewohner allezeit ganz übel ergeht, wenn er allein mit einem solchen Tier, so es sich in einem gereizten Zustand befindet, in einen Konflikt gerät.
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Da die Saturnbewohner das Tier bei aller seiner sonstigen Gutmütigkeit dennoch scheuen, so suchen sie dasselbe durch allerlei Mittel auch gar emsig zu verscheuchen und aus den von Menschen bewohnten Gegenden zu vertreiben. Aus diesem Grunde kommt das Tier auch äußerst selten vor das Angesicht unserer Saturnmenschen.
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Wovon nährt sich dieses Tier? - Es nährt sich von Gras, Wurzeln und jungen Ästen der Bäume und Gesträuche. Fleisch verzehrt es nicht, auch nicht einmal im äußersten Notfall. Wenn es aber gereizt ist, zerreißt es Menschen und Tiere, läßt die so zugrunde Gerichteten unverzehrt liegen und begibt sich alsbald von seinem Kampfplatz.
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Das Merkwürdige dieses Saturnbären ist, daß er eine ganz eigentümliche Furcht vor seinem eigenen Zorn hat. Aus diesem Grunde vermeidet er auch soviel nur immer möglich, durch seinen eigenen Instinkt geleitet, jede Gelegenheit sorgfältig, bei welcher er in einen gereizten Zustand geraten könnte. Ein solcher Instinkt wäre auch so manchen Menschen auf eurer Erde nicht überflüssig; besonders für jene ehrsüchtigen Zänker und kriegslustigen Patrone, welche jede Gelegenheit aufsuchen, bei der es etwas zu kämpfen gibt. Jedoch wollen wir uns nicht länger hier verweilen, sondern noch einen Blick auf unser Tier werfen und sehen, wozu es denn taugt.
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Dieses Tier kann mit allem Recht der Urbarmacher wilder Gegenden genannt werden; denn es lockert in kurzer Zeit mit seinen außerordentlich starken Krallen eine weite Strecke des Saturnerdreichs so gut auf, daß die Saturnmenschen solches mit allen ihren guten Werkzeugen kaum zu bewirken imstande sind. Was tut das Tier aber danach, wenn es das Erdreich so aufgelockert hat? - Da geht es auf fruchtbare Stellen, sucht dort allerlei ihm genießbare Wurzelgewächse und bringt dieselben in die aufgelockerten Furchen. Geschieht solches von dem Tier auch nicht in der Absicht, als wolle es einen Acker bestellen, sondern nur, um sich auf einer solchen Stelle einen Nahrungsvorrat zu sammeln, so bleiben aber dennoch oft die hineingelegten Wurzeln liegen, treiben dann aus und wachsen sehr üppig fort. Und so wird dadurch fast allzeit ein ganz wüster, unfruchtbarer Ort fruchtbar gemacht, und das um so mehr, weil dieses Tier, wenn es seine Vorratskammer gehörig angefüllt hat, nicht leichtlich eher eine solche Stelle verläßt als bis es gewahrt, daß sein Vorrat nahezu aufgezehrt sein dürfte.
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Weil es aber immer auf dieser Stelle, solange da noch etwas Genießbares vorhanden ist, herumwandelt, so läßt es auch kreuz und quer seinen Unrat und düngt somit unbeabsichtigt diese Stelle auf mehrere Jahre.
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Wenn dann Menschen bei ihren häufigen Wanderungen in so manchen großen Ländern auf solche Stellen treffen, wissen sie, daß sie sich in der Nachbarschaft eines solchen Tieres befinden. Sie warten dann längere Zeit ab und sehen, ob ein solcher Einwohner etwa nicht mehr Gebrauch von seinem Acker macht. Entdecken sie nichts, so gilt das für einen Beweis, daß das Tier den Ort verlassen hat; und alsbald wird dann eine solche Stelle von ihnen in Besitz genommen.
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Geschieht es dann und wann aber dennoch, daß ein solcher Saturnbär von irgendwoher der Wurzeln wegen einen solchen Platz wieder aufsucht, so müssen die Saturnbewohner entweder ruhig zusehen, wie dieser Ackersmann ihren Grund von neuem auffurcht und bei solcher Gelegenheit nicht selten ihre eigenen Anpflanzungen verdirbt - oder sie müssen diesen ungebetenen Gast mit Gewalt angreifen, wobei es dann immer zu einem bedenklichen Gefecht kommt. Denn das Tier will hier seine angewohnten Vorrechte geltend machen und sich nicht gerne abweisen lassen. Und den Menschen kommt es ebenfalls nicht gar zu leicht vor, ein neues fruchtbares Land so bald wieder räumen zu müssen.
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Ist aber ein solches Tier dennoch besiegt worden, so sind die Einwohner vor jedem künftigen Besuch sicher. Können sie auch das Tier nicht völlig töten, so bringen sie es durch ihre Verfolgung dennoch dahin, daß es sich merkt, wo es gejagt worden ist. Da aber dieses Tier in seinem ruhigen Zustand seinen eigenen Zorn fürchtet, kehrt es zu dieser Stelle nicht wieder zurück, wo es gereizt wurde.
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Das ist alles, was bei diesem Tier als denkwürdig zu beachten ist, und so wollen wir wieder auf ein anderes übergehen.