Gottes Neue Bibel

Schöpfungsgeheimnisse

Kundgaben über Dinge der Natur

- Kapitel 6 -

Vergißmeinnicht und Klapperschlange

23. November 1870
Meine lieben Kinder! Oft kommt es euch vor in eurem Leben, daß ihr ganz verschiedene Gegenstände miteinander zusammenbringt, die nicht im mindesten eine Verbindung unter sich zu haben scheinen, und es entsteigt dann eurem Herzen die Frage: ,,Diese kuriosen Dinge, die mir eben jetzt eingefallen, möchte doch wissen, so fremdartig eines dem andern ist, ob nicht doch eine geistige Verbindung zwischen ihnen obwaltet, weil eben diese Gegenstände ohne meinen Willen sich so zufällig in meinem Kopfe begegneten?"
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Auf diese vorausgeschickte Bemerkung kann Ich nur antworten, daß es manchmal auch in Träumen geschieht, daß nie geahnte Gegenstände sich vor eurer Seele im Gehirn abspiegeln und wie in einem Kaleidoskop die bizarrsten Dinge in sich vereinen. Es liegt in dieser euch nicht bekannten Verwandtschaft von Dingen, die nach der Außenseite betrachtet, wohl keinen Rapport (Beziehung) miteinander haben, in geistiger Hinsicht und in geistiger Auslegung aber gar vieles, worin sie sich näherstehen, als ihr gerade wegen ihrer äußerlichen Verschiedenheit ahnet. -
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Schon letzthin wies Ich euch das enge geistige Verhältnis nach, welches zwischen einem Schmetterling und einer Schwalbe besteht. Hier liegen zwei andere Dinge vor, die gemäß dem gewöhnlichen Menschenverstande nicht im mindesten verwandt erscheinen, denn ein Blümchen und eine Schlange sind gewiß nicht Gegenstände, die eine geistige Verwandtschaft ahnen lassen; so wie ihr zu denken gewohnt seid, gewiß nicht!
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Aber wie Ich die Sache ansehe, so muß Ich euch gestehen, daß ihr wohl kein besseres Verhältnis hättet finden können als das zwischen der Blume und der in Frage gestellten Schlange. - Wie ist es doch möglich? werdet ihr fragen, und Ich antworte, nur eine kleine Geduld, es wird sich alles auf ganz natürlichem Wege beweisen lassen.
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Die erstere und jüngere Fragestellerin fragte: Was bedeutet das Blümlein ,,Vergißmeinnicht"? Nun, die Antwort ist leicht gegeben.
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Es bedeutet, daß der oder die, welche das Blümchen einer geehrten oder geliebten Person gibt, ihr damit sagen will, daß diese Person die Geberin des Blümchens nicht vergessen solle, damit nicht mit dem Entfernen auch das Vergessen eintreten möchte.
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Gut, jetzt gehen wir etwas weiter und fragen erstens: Dieses Blümchen, welches ihr Deutsche mit solchem Namen belegt habt, ist es denn ein eigentlicher Zug der Blume oder sonst etwas, warum gerade diese Blume in der sogenannten Blumensprache dieses stete Erinnern bedeuten solle?
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So muß Ich antworten, daß nur ihr Deutsche diesem Blümchen diesen Namen gegeben habt, und viele andere Nationen in ihrer Sprache dieses Blümchen entweder gar nicht kennen oder es mit ganz verschiedenen Namen benennen. -
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Das, was ihr ,,Blumensprache" nennt, und so manche ihrer Bedeutungen kennt, was diese oder jene Blume bedeuten oder ausdrücken solle, ist eine Sprache aus den Vorzeiten des alten Asien und hat einen tiefen und geistigen Ursprung, aber der Schlüssel zur Erklärung dieser Beziehungen ist längst für euch verlorengegangen, und ihr kennt höchstens nur die Beziehungen, aber das ,,Warum" bleibt euch unentziffert.
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Auch dieser Name ,,Vergiß-mein-nicht" stammt aus einer solchen Entsprechungssprache.
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Wir wollen also sehen, wie denn so ganz eigentlich auf geistige Weise diese Worte, als Blume ausgedrückt, sie treffend bezeichnen.
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Sehet also: Dieses Blümchen, welches weder durch Geruch noch durch andere auffallende Schönheit sich auszeichnet, nur am Ufer frischer, klarer, rieselnder Bächlein wächst, ist geistig genommen das Ergebnis der Einwirkungen von Naturkräften, die im stillen unter schattigen Gesträuchen und Bäumen und hochwallenden Gräsern ein Blümlein aufbauen, das gleichsam seine Wurzeln in stets bewegtem Wasser hat und auch fern von den brennenden Sonnenstrahlen unter kühlen Lüften und wassergeschwängerten Düften seine blauen Blättchen entfaltet, sie mit den Himmelsfarben bekleidet und so, bescheiden ohne Prunk und Glanz, seine Bestimmung, die es unter den Pflanzen hat, getreu erfüllt.
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Das Geistige also, oder die geistige Tendenz und Eigenschaft dieser Blume ist - die Demut, Bescheidenheit und Einfachheit in Sitten und Gedanken ausgedrückt.
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Manch gemütvoller Mensch, der am einsamen Ufer eines kleinen rieselnden Bächleins wandelnd, mit einer ihm geistig verwandten Seele die Natur, ihr stilles Wirken und ihre sanften Reize bewunderte, fühlte sich hingezogen, der andern Seele diese göttlich reinen Stunden, genossen am ewig gleichen Busen der Natur, dadurch zu verewigen, daß er eben, unbewußt warum, gerade diese Blume zum Ausdruck seiner Gefühle wählte, um in der Brust des Empfängers die Erinnerung stets wach zu erhalten an Stunden des reinsten Genusses, indem er damit sagen wollte:
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,,Vergiß-mein-nicht! wenn im Gewühle der Welt andere Verhältnisse dir diese sanft genossenen Stunden zu verwischen trachten, bleibe einfach, demütig und bescheiden wie dieses Blümchen; suche nie den Glanz der Weltsonne auf, darin zu prangen und zu glänzen, sondern wie dieses Blümchen nur den Schatten, das heißt, zurückgezogen von allem großen Lärm auf anderen blumenreichen Wiesen, von tausend und abertausend Honigsaugern umschwärmt, so bleibe auch du fern davon im Schatten deines eigenen Ichs; suche diese Ruhe und Einfachheit dir zu erhalten, die wie dem Blümchen die notwendige Lebensluft, so auch dir der einzige innere Lebens-Preis werden solle!
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Vergiß-mein-nicht in schweren Stunden, es ist der Freund oder die Freundin, die an deinem Schicksal Anteil nimmt!"
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So ist dieses Blümchen als Typus der Bescheidenheit, der sanften Erinnerung tieffühlender Herzen geblieben; und wie die reine Luft am rieselnden Quell das Blümchen erhält und erfrischt, so soll auch dieser Freundesruf dem wandernden Pilgermenschen auf seiner Lebensbahn ebenfalls wie dieses Blümlein ähnliche Gefühle erwecken, ihn zurückführen an den ewig gleich klaren rieselnden Urquell seines inneren Lebenswassers, um dort seine eigene Nahrung zu suchen, die ihm dann auch alles andere ersetzen wird.
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Hier habt ihr die eigentliche geistige, mit eurer künftigen Bestimmung eng zusammenhängende Entsprechung eines schlichten Blümchens, des Vergißmeinnicht!
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Nun wollen wir zur Klapperschlange uns wenden, und wollen sehen, was dieses Tier uns für Lehren und Entsprechungen gibt, die Ich in ihr Wesen gelegt und die nur der geistig wiedergeborene Mensch aus ihr ohne Meine Hilfe herauslesen könnte! Nun, so höret denn! Wie das Blümchen unter schattigen Bäumen im stillen blüht und wächst, so hält sich diese Schlange, wie die meisten anderen ihrer Gattung, ebenfalls am liebsten an einsamen stillen Orten auf. Was die Blume dort unschuldig bezeichnet, das bezeichnet hier dieses todbringende und kriechende, schleichende Wesen, nur auf eine andere Art!
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Dort zieht es den Menschen in die schattigen Haine, und hier warnt es ihn vorm Dickicht. Dort blüht ein Blümchen, ohne Scheu kann es der Kenner pflücken und, dessen Namen gemäß, an Freunde zum Andenken geben. Hier lauert der Tod zwischen üppiger Natur, und wenn dort das Blümlein ihm zurief, seine jetzigen Gefühle gehörig auszudrücken: ,,vergißmeinnicht"! - so muß aber hier die Natur und Vorsicht ihm zurufen: ,,Vergiß mein nicht, du, o Mensch, daß ich dort vielleicht lauernd verberge den Tod, wo sonst nur Friede sein sollte!"
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Der Klapperschlange wurde eine Reihe beweglicher Schuppen am Rücken gegeben, wodurch sie einen eigentümlichen Lärm machen kann, der dem Klappern oder Aneinanderschlagen von metallenen Schalen ähnlich ist. Diese Vorrichtung gebraucht dieses Tier meist, wenn es, auf Nahrung ausgehend, seine Beute dann vor sich sieht.
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Durch dieses Geräusch, welches eine Art von magnetischem Einfluß auf ihre Opfer ausübt, betäubt sie ihre Beute, wenn diese einmal in ihren Bereich getreten ist, daß sie von dort nicht mehr fliehen kann. Und je mehr sich dann die Mord- und Freßlust in der Schlange steigert, desto mehr entwickelt sie ihren seelischmagnetischen Einfluß auf ihr Opfer, bis sie es ergreift, mit ihrem Geifer überzieht und zermalmt, nachdem sie es durch einen giftigen Biß des Lebens beraubte, und sodann nach und nach in ihren Rachen hinunterwürgt.
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Seht, welch geistiges Entsprechungsbild ist uns in der Schlange gegeben, für den, welcher des Freundes Ruf nicht hörend, und unter dem Getümmel und Geklapper der verführerischen Welt, sich in seinem Taumel hinreißen läßt, bis er, ganz unfähig, sich loszumachen, durch den giftigen Biß des Lasters geistig getötet, nach und nach in die Welt und seine Seele in seinem Fleische untergeht!
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Auch ihm hätte man zurufen sollen: ,,Vergiß mein nicht im wilden Lärm der Welt; im schattigen Hain, im Grün des Waldes, am Rande eines klaren Bächleins blühte eine schlichte Blume - und lauerte auch der Verrat! Du warst nicht vorsichtig genug, vertrautest deiner Stärke, achtetest am Ende nicht des Freundes Ruf, und statt dem edleren, zarten und schöneren Bilde der stillen Natur nachzugehen, vergaßest du der Schlange der Verführung, die wohl auch unter der blühenden Decke des weltlichen Lebens den giftigen Schlangenbiß verbirgt, bis dann der rechte Moment gekommen, wo, statt daß der Freund dir sagen sollte: du vergaßest mein sanftes Mahnen, so daß du der Schlange vergessen hast, die jetzt dich gänzlich umstrickt in den geistigen Tod zieht.
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So hat, wie Ich es vor kurzem sagte, jedes Ding zwei Seiten, die Licht- sowohl als die Schattenseite.
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Nur der Geweckte kann unterscheiden und wittert die Gefahr, wenn sie auch mit Blumen verdeckt ist.
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Auch Ich, Meine lieben Kinder, rufe euch zu:
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,,Vergesset nicht die Bescheidenheit des Blümchens und seine Bedeutung! Und vergesset nicht, daß oft auch unter Rosenhecken die Schlange der Verführung lauert!
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Vergesset aber ewig auch Meiner nicht! der Ich euch stets führen will, daß ihr die Gefahr, so versteckt sie auch sei, doch ahnen möget! Und so gedenket dieser beiden Bilder, das eine das Bild der Sanftmut und Bescheidenheit, das andere als geistiges Warnungszeichen eben dort, wo man den Feind nicht glaubt, und beide rufen euch zu: ,,Vergesset Meiner nicht!" oder mit evangelischen Worten gesagt: ,,Seid listig wie die Schlangen, aber arglos wie die Tauben!" Amen.

Fußnoten