Schöpfungsgeheimnisse
Kundgaben über Dinge der Natur
- Kapitel 9 -
Der Apfel
7. Juli 1871
Der Sohn deines Bruders hat dich gebeten um ein Wort in bezug auf den Vergleich, welchen Ich in der Geistigen Sonne mit einem Apfel machte.
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Aber das liebe Kind hat also den eigentlichen Sinn dieser Rede nicht verstanden. Ich führte den Apfel als Beispiel an, daß überall in allen Produkten und Formen ein noch tieferes geistiges Etwas verborgen liegt, es muß nicht gerade ein Apfel sein, sondern jeder Gegenstand in seinem Naturzustande hat eine geistige Bedeutung, das heißt eine geistige, korrespondierende Ähnlichkeit mit etwas aus dem Geister-Himmel und seinen ätherischen Produkten.
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Da aber dieses Kind doch speziell etwas vom Apfel wissen möchte, so will Ich ihn denn auf manche Eigenheiten dieser Frucht aufmerksam machen, was ihre Form und ihr Inhalt geistig - und noch tiefer himmlisch ausdrückt.
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Ehe wir aber zum Apfel selbst übergehen, wollen wir zuerst seine Entstehung aus der Blüte leicht berühren und dann zu dieser Frucht selbst übergehen.
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Nun, so höre denn, Mein liebes Kind:
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Du wirst dich erinnern, daß Ich in einem andern Wort an eine liebe Tochter gesagt habe: ,,die Blume sei der Brautstand". So ist es auch die Blüte eines Baumes, auch sie ist die vorletzte Stufe seiner eigentlichen Bestimmung als Baum, denn die letzte ist die Frucht selbst.
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Und wenn du eine Blüte genau ansiehst, so wirst du bemerken, daß sie außer den weißen Blütenblättern auch noch Staubfäden und in der Mitte derselben den eigentlichen Zeugungsapparat hat.
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Sobald nun die Blüte der Vollreife entgegengeht und als Blüte in ihr letztes Stadium tritt, wo die Staubfäden als Befruchter anfangen, sich mit dem feinsten Saft des Baumes zu füllen und dieser Saft dann durch das Sonnenlicht vergeistigt wird, so nähert sich der Moment, wo sodann diese Staubfäden sich einwärtsbiegen in den Mutterkelch der Blüte, dort diese Feuchtigkeit entladen und sodann den Mutterkelch zur Schließung zwingen.
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Die Blätter der Blüten, ebenso die leeren Staubfäden fallen ab, der untere Teil der Blüte schließt sich zu, und ein aus dem Innern aufsteigender Saft fängt dann an, diese zugeschlossene Kapsel nach und nach aufzutreiben und so die Frucht oder den Apfel zu bilden.
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Dort, wo die Einimpfung durch die Staubfäden vor sich ging, bildet sich vorerst der Hauptteil der Frucht, es sind die Kerne, und um sie ganz auszubilden, ziehen fortwährend Säfte aus dem Innern des Baumes heran, umlagern die Kerne, um sie vor den Einflüssen der Witterung zu schützen, teils aber auch, um ihnen durch die in ihren Zellen aufgespeicherte Feuchtigkeit Nahrung zukommen zu lassen, bis sie sich selbst entwickelt, ihren inneren sowohl als ihren äußeren Teil ausgebaut haben.
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Die Tausende und Tausende von Zellen, die den Kern umgeben, sind also die, welche stets mehr und mehr angefüllt und in Größe getrieben werden und so die Krone des Apfels bilden, der auch gerade dem Mutterkelch entgegengesetzt, am Ende noch die Einbiegung zeigt, wo die Befruchtung vor sich ging.
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So sammeln sich diese Säfte, werden durch das Sonnenlicht und die Sonnenwärme ihres größeren sauren Stoffes beraubt, das Wässerige verdunstet und das übrige wird in mehr süßen als sauren Geschmack Tragendes verwandelt.
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So bleibt der Apfel, tritt zuvor noch in den Prozeß der Oxydation auf seiner Oberfläche ein, weswegen seine Schale an manchen Seiten, welche der Sonne zugewendet sind, gefärbt wird und so schon eine Veränderung der inneren Substanz anzeigt, die, am letzten Entwicklungspunkt angekommen, schon wieder durch Zersetzung ihrer Elemente in andere Formen übergehen möchte.
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Das geistige Analogon (Ähnlichkeit) des Apfels ist, daß er die Form eurer Erde hat, worauf er selbst wächst und der er auch seine Entstehung verdankt.
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Die Äpfel sind an Geschmack verschieden je nachdem im Grunde, worauf der Stamm wächst, salpetersaure Substanzen die Wurzeln umgeben, und es trifft auch zu, daß, wo die Äpfel zu größerem als gewöhnlichem Volumen aufgetrieben worden, sie auch im rohen Naturzustande nicht zu den angenehmsten im Essen gehören der großen Masse von Säure wegen, welche sie durch den Stamm von der Erde aufgesogen haben; sie verarbeiten wohl in ihrem Zellgewebe mittels der Sonnenwärme die Säure, allein ganz läßt sie sich nicht entfernen, und sie entweicht dann erst teilweise beim Zubereiten zur Speise mittels des Feuers. -
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Die weitere geistige Bedeutung des Apfels ist eine für euer ganzes Geschlecht wichtige, da es gerade ein Apfel war, welchen Ich als Probe des Gehorsams den ersten Menschen zu essen verbot und ihnen bildlich damit sagen wollte:
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,,Beißet nicht - in diesen sauren Apfel, denn ihr und das ganze nachkommende Geschlecht werdet es büßen müssen!"
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Ich wählte dazu den Apfel, als Symbol die Erde vorstellend, welche auch des Sauren genug für ihre künftigen Bewohner aufbewahrt hatte, und es war gerade die Eva, welche vollführte, was Ich ihr ersparen wollte, sie biß in die süß-saure Frucht und vererbte so auf ihr ganzes Geschlecht die unter süßem Gewande verborgenen sauren und bitteren Leiden, denen das weibliche Geschlecht bis zum Ende des Lebens ausgesetzt ist.
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Auch bei den Weibern gilt es im allgemeinen, daß je mehr sie aufgetrieben und schwülstig einhergehen, desto mehr Saures und Bittres ihr Gemüt birgt, und auch sie sind nicht zu genießen, bis das starke Reinigungsfeuer ihnen mit Gewalt die Säure benimmt und sie dadurch der menschlichen Gesellschaft erträglicher werden.
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Wie beim Apfel, je kleiner, je rotbackiger seine Außenseite ist, gleich einem Mädchen, welchem die Gesundheit auf der Stirn geschrieben steht, desto süßer ist auch der Apfel und desto besser auch das Gemüt des Mädchens.
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Je grüner, härter und aufgetriebener der Apfel ist, desto mehr gleicht ihm auch das weibliche Wesen, welches fast grün vor Zorn und Neid aufgeblasen einhergeht und gleichsam niemanden neben sich dulden will!
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Der Apfel war der erste Verführungsgrund für das erste Weib der Erde und gleichsam das Bild für ihr ganzes Geschlecht geblieben, er drückt auch nebenbei das Leben dieser Erde aus, wo, um zur Erkenntnis seiner selbst zu kommen, der Mensch im Schweiße seines Angesichts sein Brot sauer erwerben muß, wo er mit allen Lastern und Leidenschaften ringend, sich zu Meinem einstigen Kinde ausbilden muß und, durch bittere und saure Erfahrungen seine Mission beendigend, erst dann als ein anderer, Besserer, Geistigerer ins jenseitige Leben eintritt.
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Was beim Baum dessen Blüte ist, das ist beim Menschen sein erstes Erwachen zum irdischen Leben, wo er kein Leid noch kennt, bis die Staubfäden des menschlichen Lebens ihm die ersten Wunden beibringen und ihn durch dieses Ätzen zum Kampf und Streit mit seiner eigenen Natur und der ihn umgebenden Welt anreizen.
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Und wie der Mutterkelch der Blüte sich schließt und dann die inneren Säfte die Frucht auftreiben, so schließt sich auch das junge verwundete Herz, und von innen die Lebens-Elemente seiner eigenen Natur und von außen die seiner Mutter Erde als Nahrung empfangend, wird auch er ein Behältnis von guten und schlechten, süßen und sauren Leidenschaften und Eigenheiten, bis endlich im Kampf mit sich selbst, das Bittere ausgemerzt, er seiner höheren Bestimmung entgegengeht - und wie beim Apfel das den Kern umgebende Zellgewebe die Mittel in sich trägt zur ferneren Entwicklung eines anderen Baumes, so sind es auch die guten Eigenschaften, welche die Seele als Kern mit ihren Kleidern umgebend und schützend, den Menschen fähig machen sollten für eine Reihe von höheren und größeren Ausbildungsstufen.
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Was der Apfel als Saures in sich enthält, das sind die unreinen Triebe im Menschen, die auf der einen Seite ihn reizen zu ihrer Gewährung, auf der andern Seite aber das bessere Ich zur Gegenwehr anspornen und so aus dem Kampfe des Süß-Sauren ein auflösendes Prinzip hervorbringen, welches zum Heile des Menschen, wenn es zu seinem Besten als geschmackvoller Saft, wenn er unterliegt als bitterer Essig oder berauschender Wein das Resultat seiner Lebensexistenz geworden ist.
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Daher sehe auch du, Mein liebes Kind, in dem noch alles Süße und Saure, wie im aufkeimenden Apfel, im Gärungsprozeß in dir begriffen ist, daß nicht das Saure die Oberhand bekommt, denn was die Liebe eigentlich als Wärme ist, das ist der Zuckerstoff als Gegensatz zum Haß, Zorn und anderen Leidenschaften, die der Galle entsteigen und als gleichbedeutend mit dem Sauren zu verstehen sind.
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Strebe vorwärts! sei aufmerksam auf dich und auf die Regungen in deinem Herzen, damit nicht auch du, wie ein Sprichwort sagt: einst ,,in einen sauren Apfel beißen" mußt, sondern daß du noch zur Zeit ausscheidend, nur das Gute in Taten um dich scharest und so getrost den Weg der zweiten, geistigen Reihe im Jenseits antreten kannst!
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Hier hast du das dreifache Bild des Apfels: als Frucht, als Symbol der Erde und als Entsprechung für das menschliche Leben.
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Nimm dir die gehörige Lehre daraus, damit dieses Wort dir nicht umsonst gegeben worden ist. Dieses sagt dir dein Vater, der im Handeln dich stets segnend stärken wird! Amen.