Gottes Neue Bibel

Das Buch Hiob (Ijob)

Volksbibel 2000 :: Allioli - Arndt Bibel

- Kapitel 19 -

Hiob vertraut auf seinen Erlöser

1
Darauf erwiderte Ijob:
2
"Wie lange noch wollt ihr mich quälen, mich mit Worten zerstampfen?
3
Ihr höhnt mich schon zum zehnten Mal und schämt euch nicht, mich zu mißhandeln!
4
Habe ich wirklich Sünde getan, wohnt in mir noch meine Verfehlung?
5
Könnt ihr wirklich mich überführen, mir wirklich beweisen meine Schuld?
6
Zur Einsicht kommt! - Gott war es, der mich beugte! Sein Netz ist es, das mich umgarnt.
7
Rufe ich: Gewalttat! - wird mir keine Antwort; schreie ich um Hilfe - wird mir kein Recht.
8
Den Weg hat er mir ja versperrt - ich komme nicht weiter; in Finsternis hüllt er meine Pfade.
9
Mein Ehrenkleid hat er mir abgestreift, vom Haupt mir die Krone gerissen.
10
Ringsum reißt er mich nieder. - Ich muß vergehen! - Wie einen Baum reißt er aus meine Hoffnung.
11
Lodern läßt er wider mich seinen Zorn und stellt mich gleich seinen Feinden.
12
Vereint rücken seine Horden heran, bahnen sich auf mich zu ihren Weg, rings um mein Zelt sie sich lagern.
13
Meine Brüder hält er von mir fern, meine Freunde sind mir entfremdet.
14
Es meiden mich meine Verwandten, es vergessen mich meine Vertrauten.
15
Die Hausgenossen sehen mich wie einen Fremden an, in den Augen meiner Mägde ward ich zum Fremdling!
16
Ich rufe meinen Knecht - er gibt keine Antwort; flehentlich muß ich ihn bitten.
17
Zum Ekel ist meiner Frau mein Atem, mein Gestank den Söhnen meiner Mutter.
18
Es verachten mich sogar die Kinder, trete ich wo auf, verspotten sie mich.
19
Es verabscheuen mich meine Vertrauten, und die ich liebte, wenden sich gegen mich.
20
An meiner Haut, an meinem Fleisch klebt mein Gebein; es bleibt mir nur die Haut an meinen Zähnen.
21
Erbarmt euch! Meine Freunde, habt mit mir Erbarmen, denn getroffen hat mich die Hand Gottes.
22
Was verfolgt auch ihr mich wie Gott, werdet nicht satt, mich zu zerfleischen?
23
O, schriebe man doch meine Worte auf, trüge man sie doch in ein Buch ein;
24
wären sie doch in den Felsblock für immer eingemeißelt mit Eisengriffel und mit Blei!
25
Ich weiß, daß mein Erlöser lebt. Von der Erde werde ich am letzten Tage auferstehen.
26
Dann wird meine Haut wieder um mich sein, und schauen werde ich Gott in meinem Fleisch.
27
Ja, ich selber werde ihn schauen! - Doch werden ihn meine Augen nicht mehr sehen als Gegner! - Danach sehnen sich in mir meine Nieren.
28
Wenn ihr noch denkt: Wir setzen ihm zu! - denn in mir sei der Grund des Schicksals zu finden -,
29
so seid vor dem Schwert auf der Hut; denn das Schwert ist Rächer der Schuld! Bedenkt, es lebt noch ein Richter!"

Hiob vertraut auf seinen Erlöser

1
Job antwortete und sprach:
2
Wie lange wollt ihr meine Seele betrüben und mich zermalmen mit Reden?
3
Sehet, zehnmal schon habt ihr mich gehöhnt und schämt euch nicht, mich zu erdrücken.
4
Und wenn ich auch geirrt habe, so bleibt mir mein Irrtum.
5
Allein ihr erhebt euch wider mich und schuldigt mich an mit meiner Schmach.
6
Erkennet doch wenigstens nun, dass Gott nicht nach verdientem Urteile mich mit Leiden heimgesucht und mit seinen Geißeln mich umstrickt hat.
7
Sehet, ich rufe, da ich Gewalt erleide, aber niemand hört mich; ich schreie laut, aber keiner ist, der Recht schafft.
8
Er hat meinen Pfad umzäumt und ich kann nicht hinüber, und er hat Finsternis auf meinen Steig gebreitet.
9
Er hat mich meiner Herrlichkeit beraubt und mir die Krone vom Haupte genommen.
10
Er hat mich um und um vernichtet und ich gehe zugrunde, und wie einem ausgerissenen Baume hat er mir die Hoffnung genommen.
11
Sein Grimm entbrannte wider mich und er hielt mich seinem Feinde gleich.
12
Allzumal rückten seine Scharen an und bahnten sich den Weg zu mir und lagerten sich rings um mein Zelt.
13
Meine Brüder hat er von mir entfernt und meine Bekannten haben sich von mir zurückgezogen wie Fremde.
14
Meine Verwandten haben mich verlassen, und die mich kannten, haben meiner vergessen.
15
Meine Hausgenossen und meine Mägde haben mich wie einen Unbekannten gehalten und ich bin in ihren Augen ein Fremdling geworden.
16
Ich rief meinen Knecht und er antwortete nicht, mit eigenem Mund flehte ich ihn an.
17
Vor meinem Atem hatte mein Weib Abscheu und an die Kinder meiner Mutter richtete ich mein Flehen.
18
Selbst Toren verachteten mich, und als ich mich von ihnen zurückzog, verhöhnten sie mich.
19
Die einst meine Vertrauten waren, verabscheuten mich, und den ich am meisten liebte, der wandte sich von mir ab.
20
An meiner Haut hängt mein Gebein, denn das Fleisch ist verzehrt, und nur die Lippen und meine Zähne sind übriggeblieben.
21
Erbarmet euch meiner, erbarmet euch meiner, wenigstens ihr, meine Freunde! denn die Hand des Herrn hat mich getroffen.
22
Warum verfolgt ihr mich, wie Gott, und ersättigt euch an meinem Fleische?
23
Wer gewährte mir, dass meine Worte aufgeschrieben werden? Wer gewährte mir, dass sie in ein Buch verzeichnet werden
24
mit eisernem Griffel und auf Tafeln von Blei, oder mit dem Meißel in den Felsen eingehauen werden?
25
Denn ich weiß, dass mein Erlöser lebt und ich am jüngsten Tage von der Erde auferstehen werde,
26
und ich werde wieder umgeben werden von meiner Haut und werde in meinem Fleische meinen Gott schauen.
27
Ich selbst werde ihn schauen und meine Augen werden ihn sehen und kein anderer, dieses mein Hoffen ruht in meinem Busen.
28
Warum also sagt ihr nun: Lasset uns ihn verfolgen und einen Grund zur Anklage wider ihn finden?
29
Darum fliehet vor dem Schwerte, denn ein Rächer der Missetat ist das Schwert, und wisset, dass es ein Gericht gibt.