Gottes Neue Bibel

Der Prediger Salomo (Kohelet)

Volksbibel 2000 :: Allioli - Arndt Bibel

- Kapitel 7 -

Der Wert der Weisheit

1
Guter Ruf ist besser als guter Ruch. - Der Tag des Todes ist mehr wert als der Tag der Geburt.
2
Es ist besser, in ein Trauerhaus zu gehen als in ein Haus, in dem geschmaust wird. Denn da zeigt sich das Ende eines jeden Menschen, und wer noch lebt, nimmt es sich zu Herzen.
3
Besser Kummer als Lachen! Denn ist auch die Miene traurig, kann doch das Herz froh sein.
4
Der Weisen Herz weilt im Trauerhaus, doch im Haus der Freude das Herz der Toren.
5
Besser, man hört den Verweis des Weisen, als daß man das Loblied der Toren hört!
6
Denn wie Dornengeprassel unter dem Kessel, so ist der Beifall des Toren. - Auch das ist eitel!
7
Denn Erpressung macht einen Weisen zum Toren, und Bestechung verdirbt das Herz.
8
Besser einer Sache Ende als ihr Beginn. - Besser Langmut als Hochmut!
9
Dem Ärger gib dich nicht vorschnell hin! Denn Ärger wohnt in der Brust der Toren.
10
Sage nicht: "Wie kommt es, daß früher die Zeiten besser waren als heute?" - Denn nicht Weisheit gab dir diese Frage ein.
11
Wertvoll ist Weisheit wie Erbgut und ein Vorteil für die, welche die Sonne sehen.
12
Denn im Schatten der Weisheit ist man geborgen, so gut wie im Schatten des Geldes. Doch die Erkenntnis der Weisheit hat darin den Vorzug, daß sie ihrem Besitzer das Leben verleiht.
13
Auf Gottes Werk schaue hin! Wer kann strecken, was er gekrümmt hat?
14
Geht es dir gut, sei guter Dinge! Geht es dir schlecht, dann merke dir: Das eine wie das andere hat Gott so gefügt, damit der Mensch nicht herausfinde, was ihm bevorsteht.

Die Grenzen der menschlichen Weisheit

15
Beides sah ich in meinen nichtigen Tagen: Es gibt Gerechte, die zugrunde gehen trotz ihrer Rechtschaffenheit, und es gibt Frevler, die lange leben trotz ihrer Verderbtheit.
16
Sei nicht allzu gerecht! Gebärde dich nicht überweise! Was willst du dir selber schaden?
17
Sei nicht allzu gottlos, und sei kein Tor! Was willst du zur Unzeit schon sterben?
18
Gut wäre es, du hieltest dies fest und gäbest jenes nicht aus den Händen. Denn wer Gott fürchtet, weicht beidem aus.
19
Die Weisheit gibt dem Weisen mehr Macht, als in der Stadt zehn Gewaltherren haben.
20
Ja, kein Mensch auf Erden ist so gerecht, daß er nur Gutes übte und sich niemals verfehlte.
21
Nicht jedes Geschwätz, das umläuft, nimm dir zu Herzen! Du könntest sonst hören, wie dein eigener Knecht dir flucht.
22
Denn oftmals - du weißt es! - hast du selbst über andere geschimpft.
23
All dieses habe ich durchforscht nach der Weisheit. Ich dachte, weise zu werden. - Sie aber blieb mir fern.
24
Fern ist der Dinge Sein - tief, gar tief! - Wer kann es finden?
25
Wiederum ging ich daran und richtete meinen Sinn darauf, zu grübeln und zu forschen und Weisheit und Einsicht zu suchen und zu erkennen, ob Bosheit Torheit sei und Narrheit Tollheit.
26
Da fand ich: Bitterer als der Tod ist die Frau; denn sie ist ein Fangnetz, ihr Herz ein Falle, ihre Arme sind Fesseln. Wer bei Gott in Gunst steht, mag ihr entrinnen - aber der Sünder fällt ihr anheim.
27
Siehe, dies habe ich gefunden, spricht Kohelet, indem ich eines ans andere fügte, um zu einem Ergebnis zu kommen.
28
Doch was ich stets gesucht und niemals gefunden: Einen Menschen unter tausend habe ich gefunden, doch unter all diesen keine Frau.
29
Siehe, das habe ich gefunden: Als rechtschaffen hat Gott die Menschen geschaffen; sie aber haben sich in vielerlei Ränken versucht.

Der Wert der Weisheit

1
Was braucht der Mensch nach Dingen zu forschen, die für ihn zu hoch sind, da er nicht weiß, was ihm frommt in seinem Leben für die wenigen Tage seiner Wanderschaft, in der Zeit, welche wie ein Schatten vorübergeht? Oder wer kann ihm Kunde geben von dem, was nach ihm unter der Sonne sein wird?
2
Ein guter Name ist kostbarer als Salben und der Tag des Todes besser als der Tag der Geburt.
3
Besser ist es, in ein Trauerhaus zu gehen als in ein Haus des Trinkgelages, denn in jenem wird man an das Ende aller Menschen erinnert und der Lebende denkt an das, was kommen wird.
4
Besser ist Zürnen als Lachen, denn durch ein trübes Angesicht wird des Fehlenden Herz gebessert.
5
Das Herz der Weisen ist dort, wo Traurigkeit ist, und das Herz der Toren da, wo Lustigkeit ist.
6
Besser ist es, von einem Weisen zurechtgewiesen als durch Schmeichelei der Toren betrogen zu werden.
7
Denn wie das Knistern der Dornen, die unter dem Topfe brennen, so ist das Lachen des Toren, aber auch das ist Eitelkeit!
8
Erpressung macht den Weisen töricht und raubt ihm die Stärke des Herzens.
9
Besser ist das Ende einer Sache als ihr Beginn, besser ist der Geduldige als der Hochmütige.
10
Lass dich nicht leicht zum Zorne hinreißen, denn der Zorn hat seinen Ruheplatz im Busen der Toren.
11
Sage nicht: Wie kommt es doch, dass die früheren Zeiten besser waren als die jetzigen? Denn eine solche Frage ist töricht.
12
Weisheit ist nützlich wie Reichtum und noch mehr nützt sie denen, welche die Sonne sehen.
13
Denn wie die Weisheit Schutz gewährt, gewährt auch das Geld Schutz; aber darin hat Erfahrung und Weisheit den Vorzug, dass sie ihren Besitzer Leben geben.
14
Betrachte das Wirken Gottes, wie niemand den bessern kann, welchen er verwirft.

Die Grenzen der menschlichen Weisheit

15
Am guten Tage erfreue dich des Guten und bereite dich auf den schlimmen vor; denn so wie diesen, hat Gott auch jenen geschaffen, damit der Mensch keine gerechte Ursache finde, über ihn zu klagen.
16
Auch dies sah ich in den Tagen meiner Eitelkeit: Der Gerechte stirbt in seiner Gerechtigkeit und der Gottlose lebt lange in seiner Bosheit.
17
Sei nicht allzu gerecht und nicht weiser als nötig ist, damit du nicht ein Tor werdest.
18
Sündige nicht viel und sei kein Tor, dass du nicht sterbest, ehe deine Zeit gekommen.
19
Gut ist es, wenn du dich an das hältst, was recht ist, doch auch von jenem ziehe die Hand nicht zurück; denn wer Gott fürchtet, verabsäumt nichts.
20
Die Weisheit gibt dem Weisen mehr Stärke als zehn Machthaber in einer Stadt.
21
Denn es gibt auf Erden keinen Gerechten, der nur Gutes täte und nicht sündigte.
22
Jedoch nimm nicht alles Gerede zu Herzen, du möchtest dich sonst von deinem Knecht lästern hören;
23
ist ja dein Gewissen sich bewusst, dass auch du oft andere gelästert hast.
24
Alles habe ich mit Weisheit erprobt. Ich sprach: Ich will weise werden; aber sie entwich fern von mir,
25
viel weiter als zuvor; sie ist ein tiefer Abgrund; wer wird sie finden?
26
Ich durchforsche alles mit meinem Geiste, um Weisheit und Klugheit kennen zu lernen und zu erschauen und damit ich des Toren gottloses Wesen erkannte und den Irrtum der Unweisen;
27
und ich fand, dass bitterer als der Tod ein Weib ist, welches ein Fanggarn ist, dessen Herz ein Netz ist und dessen Hände Fesseln sind. Wer Gott gefällt, wird ihr entkommen; wer aber ein Sünder ist, wird von ihr gefangen werden.
28
Siehe, das fand ich, spricht der Prediger, eines zum anderen fügend, damit ich den rechten Grund fände,
29
den meine Seele noch sucht und den ich nicht gefunden habe. Einen Mann habe ich unter tausenden gefunden, ein Weib habe ich unter allen nicht gefunden.
30
Nur dies habe ich gefunden, dass Gott den Menschen recht geschaffen hat, dieser sich aber in unzählige Fragen verwickelt hat. Wer ist wie der Weise und wer versteht sich darauf ein Wort zu deuten?