Gottes Neue Bibel

Der Prediger Salomo (Kohelet)

Volksbibel 2000 :: Allioli - Arndt Bibel

- Kapitel 9 -

Der Tod kommt zu Guten und Bösen

1
Dies alles hatte ich wohl bedacht und war zur Einsicht gekommen: Gerechte und Weise stehen in Gottes Hand mit all ihrem Wirken. Ob Liebe, ob Haß ihm begegnen wird, weiß der Mensch nicht im voraus. Alles kann ihm die Zukunft bringen.
2
Alle trifft das gleiche Los: den Gerechten wie den Frevler, den Guten, den Reinen wie den Unreinen, den, der opfert, wie den, der nicht opfert. Dem Guten ergeht es wie dem Sünder, dem, der schwört, wie dem, der sich scheut vor dem Schwur.
3
Das ist das Böse bei allem, was unter der Sonne geschieht: Alle trifft das gleiche Los. Darum ist auch das Herz der Menschen so voll des Bösen. In ihrem Herzen wohnt Torheit ihr Leben lang. Und hernach - geht es hinab zu den Toten!
4
Nur wer den Lebenden zugesellt ist, hat noch etwas zu hoffen. Denn besser ein lebender Hund als ein toter Löwe.
5
Die Lebenden wissen noch, daß sie sterben müssen, die Toten aber haben kein Wissen mehr. Sie können auf keinen Lohn mehr hoffen: ihr Andenken ist ja vergessen.
6
Längst dahin ist ihr Lieben, ihr Hassen, ihr heißes Begehren. Sie haben auf ewig nicht mehr Teil an allem, was unter der Sonne geschieht.

Genieße deinen Anteil an diesem Leben

7
Auf! Iß in Freude dein Brot! Trink heiteren Sinnes deinen Wein! Denn Gott hatte schon stets Gefallen an deinem Tun.
8
Alle Zeit seien weiß deine Kleider! Nie soll deinem Haupt mangeln das Salböl!
9
Genieße das Leben mit der Frau, die du liebst, alle Tage deines nichtigen Lebens, das Gott dir unter der Sonne gewährt. Dies ist ja dein Teil am Leben in all deinen nichtigen Lebenstagen und an der Mühe, mit der du unter der Sonne dich plagst.
10
Was deine Hand zu tun vermag, das wirke aus eigener Kraft! Denn weder Wirken noch Planen, weder Weisheit noch Wissen gibt es in der Unterwelt, dahin du gehst.
11
Des weiteren sah ich unter der Sonne: Nicht die Schnellen gewinnen den Lauf und nicht die Helden den Krieg, nicht die Weisen Brot und nicht die Klugen Reichtum und nicht die Beständigen Gunst, sondern alles kommt an auf Zeit und auf Glück.
12
Denn keiner kennt seine Zeit. Wie Fische sich fangen im Netz, wie Vögel in die Schlinge geraten, ebenso werden die Menschen umstrickt zur Zeit des Unglücks, das jählings über sie einbricht.

Weisheit ist besser als Stärke

13
Auch dies mußte ich mit der Weisheit erleben unter der Sonne, und es kam mir bedeutsam vor:
14
Es war eine kleine Stadt. Nur wenige Leute wohnten darin. Da rückte ein mächtiger König gegen sie an. Er schloß sie ein und warf mächtige Schanzen gegen sie auf.
15
Nun war auch ein armer Weiser darin. Der befreite die Stadt durch seine Weisheit. Doch gedachte kein Mensch jenes Armen.
16
Da sagte ich mir: Besser ist Weisheit als Macht. Doch verkannt wird die Weisheit des Armen. Auf seine Worte achtet man nicht.
17
Eines Weisen Worte, in Ruhe gesagt, sind hörenswerter als das Geplärr eines Königs der Narren.
18
Weisheit ist besser als Kriegsgerät. Ein einziger Bösewicht aber kann viel Gutes vereiteln.

Der Tod kommt zu Guten und Bösen

1
Dies alles habe ich in meinem Herzen erwogen, um es genau zu verstehen. Es gibt Gerechte und Weise und ihre Werke sind in der Hand Gottes und doch weiß der Mensch nicht, ob er der Liebe oder des Hasses würdig ist,
2
sondern alles wird als ungewiss für die Zukunft aufbewahrt; denn gleichmäßig widerfährt dem Gerechten und dem Ungerechten alles, dem Guten und dem Bösen, dem Reinen und dem Unreinen, dem, der Opfer versäumt; wie dem Guten, so geht es dem Sünder; wie dem Meineidigen, so auch dem, welcher die Wahrheit beschwört.
3
Das ist das Schlimmste von allem, was unter der Sonne geschieht, dass alle dasselbe Geschick trifft; darum ist auch das Herz der Menschenkinder voll der Bosheit und des Verdrusses in ihrem Leben und hiernach werden sie zur Unterwelt hinweggeführt.
4
Niemand lebt immer und kann dies hoffen. Besser ist ein lebender Hund als ein toter Löwe.
5
Die Lebenden wissen doch, dass sie sterben müssen, aber die Toten wissen nichts mehr und haben weiter keinen Lohn, denn ihr Andenken ist der Vergessenheit überliefert.
6
Auch ihr Lieben und Hassen ist zumal dahingegangen und sie haben keinen Anteil mehr an dieser Welt und an allem, was unter der Sonne geschieht.

Genieße deinen Anteil an diesem Leben

7
So gehe denn hin und iss dein Brot mit frohem Sinn und trinke deinen Wein mit Freuden, denn dein Tun gefällt Gott wohl.
8
Deine Kleider seien allezeit glänzend weiß und deinem Haupte ermangle nie das Öl.
9
Genieße das Leben mit der Frau, die du liebst, alle Tage deines unbeständigen Lebens, die dir unter der Sonne gegeben sind, die ganze Zeit deines eitlen Seins; denn dies ist das, was du davon hast im Leben und bei deiner Mühsal, mit der du dich abmühest unter der Sonne.
10
Was immer deine Hand tun kann, tue eifrig; denn in der Unterwelt, der du zueilst, ist weder Wirken noch Sinnen noch Weisheit noch Wissenschaft.
11
Ich wendete mich etwas anderem zu und sah unter der Sonne, dass nicht dem Schnellen der Lauf gehört, nicht dem Helden der Kampf, nicht dem Weisen das Brot, nicht dem klug Berechnenden der Reichtum, nicht dem Kunstverständigen Gunst, sondern dass alles von Zeit und Zufall abhängt.
12
Der Mensch kennt sein Ende nicht, sondern wie die Fische mit der Angel gefangen werden und wie man die Vögel mit der Schlinge fängt, so werden die Menschen zur Zeit des Unglücks gefangen, wenn es plötzlich über sie hereinbricht.

Weisheit ist besser als Stärke

13
Auch das habe ich als Weisheit unter der Sonne erkannt und sie erschien mir sehr groß:
14
Es war eine kleine Stadt, in der nur wenig Menschen waren. Gegen diese kam ein großer König herangezogen und warf einen Wall um sie auf und baute Bollwerke ringsum und sie ward völlig umlagert.
15
Da fand sich darin ein armer, aber weiser Mann, dieser rettete die Stadt durch seine Weisheit; aber niemand gedachte darnach eines armen Menschen.
16
Und ich sprach: Besser ist Weisheit als Stärke, wie konnte man also die Weisheit des Armen verachten und seinen Worten nicht Gehör schenken?
17
Die Worte der Weisen in der Stille finden mehr Gehör als das Geschrei des Fürsten unter den Toren.
18
Besser ist Weisheit als Kriegswaffen und wer sich in einem Stücke verfehlt, richtet viel Gutes zugrunde.