Das Grosse Evangelium Johannes: Band 1
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
In Kapernaum und Nazareth
- Kapitel 129 -
Der Erweckten Erlebnisse im Jenseits
9./10. 12. 1851
Sagt die Tochter: ,,Ja, ja, nun erinnere ich mich vollends klar wieder, daß ich sehr krank war; in der Krankheit aber kam ein süßester Schlaf über meine Augenlider, ich schlief ein und hatte einen wunderherrlichen Traum. Wohin ich immer mich wandte, war Licht und nichts als Licht, und im Lichte formte sich eine wunderherrliche Welt. Unbeschreiblich herrliche Gärten wurden, vom hellsten Lichte umflossen, sichtbar, und es tauchte eine Herrlichkeit um die andere auf. Aber kein lebendes Wesen schien diese Herrlichkeiten zu bewohnen, und als ich so staunend diese großen Herrlichkeiten betrachtete und immer und immer sich kein lebendes Wesen zeigen wollte, da fing es an, mir banger und banger zu werden mit all den unbeschreiblichen Herrlichkeiten. Ich fing an zu weinen und zu rufen; aber von keiner Seite wollte mir auch nur ein leisestes Echo irgendeine Scheinantwort geben. Da ward ich trauriger und trauriger inmitten der stets größer werdenden Herrlichkeiten.
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Als ich so in solcher meiner Traurigkeit niedersank und nach dir, meinem Vater, laut zu rufen begann, siehe, da kam dieser Freund auf einmal aus den Gärten, ergriff meine Hand und sprach: ,Stehe auf, Meine Tochter!` Da verschwanden auf einmal all die Herrlichkeiten, die mich traurig gemacht hatten, und ich erwachte, während mich dieser Freund noch bei der Hand hielt. Da konnte ich mich nicht gleich alles dessen entsinnen, was ich gesehen; aber als mir nun die volle Besinnung wie rein aus den Himmeln wiedergegeben ward, da erinnerte ich mich all des Geschauten und im Traume Erlebten wieder also, wie ich's dir nun erzählt habe.
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Überaus merkwürdig aber kommt es mir nun vor, daß ich also, nach diesem Bette zu schließen, im Ernste tot war für diese Welt und im Traume dennoch fortgelebt habe. Und noch merkwürdiger ist es, daß dieser herrlichste Freund, der im Traume zu mir kam, sich nun gerade also hier befindet, wie ich ihn im Traume gesehen habe.
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Aber nun frage ich dich, meinen lieben Vater, ob dies mein Leben, das er mir neu gegeben, nicht ihm gehöre. Mein Herz ist tiefst bewegt, und es kommt mir vor, daß ich außer ihm wohl keinem Manne je meine Liebe geben könnte. Darf ich ihn lieben über alles, - mehr als dich, mein Vater, und mehr als alles in der Welt?"
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Kornelius wird bei dieser Frage verlegen und weiß nicht, was er darauf sagen soll. - Ich aber sage zu ihm: ,,Laß die Tochter, wie sie es nun fühlt; denn das allein wird ihr erst alle Fülle des Lebens geben!"
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Sagt Kornelius: ,,Wenn also, da liebe du diesen Freund immerhin über alles, denn wer dir, die du tot warst, das Leben geben konnte aus seiner Kraft und Macht, der kann dir wohl nimmer einen Schaden zufügen; denn so du wieder stürbest, da würde er dir das Leben sicher wieder geben! Also magst du Ihn wohl lieben über alles, wie auch ich Ihn liebe aus allen meinen Kräften!"
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Sage Ich: ,,Wer Mich liebt, der liebt auch Den, der in Mir ist, und Dieser ist das ewige Leben. So er denn auch stürbe tausendmal in der Liebe zu Mir, so wird er dennoch leben in Ewigkeit." - Viele, die das hören, sagen bei sich selbst: ,,Wie, was ist das? Kann das auch ein Mensch sagen? Kann aber das auch ein Mensch tun, was er tut?!"
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Sagt ein Römer, der in dieser Zeit sich als Gast bei Kornelius aufhielt: ,,Freunde, ein Weiser sagte, es bestehe kein großer Mann, den die Götter nicht erfüllt hätten mit ihrem Hauche. So aber je ein Mann von den Göttern am stärksten angehaucht werden mochte, so ist es eben dieser Jesus, der irdisch wohl von einer ganz geringen Geburt zu sein scheint; aber die Götter lieben nicht den Prunk der Erde, sondern wann sie je die Erde betreten, so verbergen sie sich stets in die möglichst geringste Äußerlichkeit und lassen es allein durch ihre Taten den Sterblichen merken, wer und was sie sind. Und das wird auch bei diesem sonst höchst schlichten Manne der Fall sein. Ihr könnt zwar meinen und denken, was ihr wollt; ich aber halte Ihn für einen Gott ersten Ranges! Denn einen Toten weckt kein Sterblicher mehr auf!
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Wenn aber auch schon irgendein Sohn Äskulaps einen Scheintoten durch allerlei Balsame und Öle und Salben wieder erweckt, so ist ein sogestaltig Erweckter dennoch nicht so frisch und gesund als wie die Kornelia hier, die mir nun frischer vorkommt, als sie es je war. So denke ich und bin in mir vollkommen überzeugt, daß es also ist; ihr aber möget denken, wie ihr wollt!"
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Sage Ich: ,,Wer da recht hat, der glaubt es also auch, daß es also recht sei. Ich aber sage es euch und verlange von euch allein die Freundschaft, daß ihr alle, die ihr das gehört und gesehen habt, vorderhand davon schweiget und niemand etwas davon saget; denn ihr kennet es ja wohl, wie arg die Welt ist!" - Sie versprachen Mir, daß sie dies alles streng bei sich behalten würden.
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Sie schwiegen wohl die paar Tage, die Ich mit Meinen Jüngern im Hause des Obersten verweilte. Als Ich aber von dannen ging, da ward diese Begebenheit bald ruchbar in ganz Galiläa. () Wohl hätte ich dies verhindern können, wenn Ich die Freiheit des Menschenwillens gefesselt hätte, was Mir ein höchst leichtes gewesen wäre; aber weil Ich den freien Willen des Menschen achten muß, ohne den der Mensch zum Tiere würde, so mußte Ich freilich wohl dulden, was nicht in der Ordnung war und der Sache eben keinen Nutzen brachte.