Das Grosse Evangelium Johannes: Band 10
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Ein Notabene, gegeben am 11. August 1862
- Kapitel 28 -
Die Zukunft der zeremoniellen Kirche
Was nützt es, einen neuen Lappen Tuches auf einen alten, übermorschen Rock aufzuheften, auf daß er auf der gestopften Stelle die nackte Haut bedecke und vor dem Winde eine Zeitlang schütze; kommt dann aber ein kleiner Sturm nur, so reißt er mit aller Leichtigkeit den neuen Lappen vom alten, morschen Rocke und mit demselben auch noch einen Rockteil. Wer wird dann im Sturm die nackte Haut vor der Kälte schützen? Darum schaffe dir sogleich einen völlig neuen und starken Rock, solange dir noch dazu einige Mittel zu Gebote stehen, und verschwende sie nicht mit der Anschaffung neuer Lappen zur Ausstopfung des alten und übermorschen Rockes, das dir kein nütze ist, - und sollten dann auch irgendwelche Stürme kommen, so werden sie deiner Haut keinen Schaden mehr zuzufügen imstande sein!
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Welcher echte Weinwirt wird denn einen neuen Wein in alte Schläuche tun wollen? Was wird mit diesen Schläuchen geschehen, so der neue Wein in ihnen zu gären anfängt? Er wird sie zerreißen, und der unkluge Weinwirt wird so um die Schläuche und um den Wein kommen. Und ebenso hat ein unkluger Regent, der eine neue Verfassung in eine alte hineinschieben will, dasselbe zu gewärtigen; die eine ist gegenseitig notwendig der andern Untergang, und der Regent kommt dabei um alles: um die Verfassung, ums Land und ums Volk, wie es nun in Europa schon mehrere solche Exempel gibt und bald noch mehrere geben wird.
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Ich sage es dir: Wer mit dem gewissen Manne, der sich fromm nennt, beim steten Dichterwerden Meines Lichtes aus den Himmeln noch fernerhin liebäugeln und schlangenzüngeln wird, der wird bald ganz verlassen und allein dastehen. Denn Ich will einmal ein Ende der lange angedauert habenden Buhlerei Babels. Von nun an soll alles neu und anders werden, und Mein Wort, das Ich zu den Aposteln und gar vielen andern Menschen geredet habe, muß nun in neuer Kraft und Macht erstehen und dann bis ans Ende der Zeiten dieser Erde währen, und alle sollen sich sonnen und wärmen im Lichte Meiner Lehre aus den Himmeln, und es sollen wieder, wie es in der Urzeit war, Meine wahren Bekenner und Liebhaber in einer steten wohlfühlbaren Gemeinschaft mit Meinen Engeln, und also auch mit Mir Selbst stehen von der Wiege an bis zum Grabe.
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Du fragst nun auch, wie es in deinem Lande ergehen werde, so die alten Schläuche durch den neuen hineingezwängten Wein zerrissen und der Wein verschüttet wird. Ich sage es dir: Gleich um tausend Male besser denn nun, wo beinahe kein Mensch, aus Furcht davor, was aus der langen und kostspieligen Zauderei noch all für Elend und Not erwachsen werde, seinem noch so ehrlichen Bruder mehr traut und immer sagt: ,,Man kann nicht wissen, wie sich die Dinge noch gestalten werden!"
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Im Augenblick solch einer möglichen Schlauchzerplatzerei hören die Großkonsumenten auf, und der Staat wird dafür sorgen, daß denen nichts entzogen wird, die dem Staat und Volke lange treu gedient haben durch ihren Geist und Verstand; aber die mehr denn im ganzen bei einer Viertelmillion Pflastertreter und verdienstlosen Müßiggänger, zumeist aus der Zahl der Pfaffen, werden ihre großen Gehälter und Pensionen nicht mehr erhalten, im Gegenteil zur Zahlung der Staatsschuld strenge verhalten () werden, - denn diese wird unter allen Umständen respektiert werden, auf daß kein Bruder wider den andern eine Klage erheben soll.
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Unter allen Umständen stehe nun Ich wieder an der Spitze, und da kann keine Unordnung irgend mehr zum Nachteil derer, die an Mich halten, statthaben. Dieses Jahr aber will Ich mit dem Lande, unter dessen Gesetzen du lebst, noch eine kleine Geduld haben; aber um gar vieles darüber nicht, und so darin auch viele Meiner alten Freunde noch im Leibe und aller ihrer Liebe und Treue wohnten. Die Meinen und die Neuerleuchteten sollen wohl erhalten, all die andern aber gezüchtigt werden.
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Du sagst bei dir nun freilich wieder: ,,Ja, Herr, es ist schon alles recht also; denn so eine Volksleitung einmal faul und untüchtig geworden ist, da soll das Volk eine andere erhalten, die den materiellen und besonders den geistigen Bedürfnissen desselben entspricht. Doch solange dabei die alten Götzentempel, die man Gotteshäuser oder Kirchen nennt, mit ihren Dienern fortbestehen, ihre Dienste verrichten, den noch vielen blinden Menschen von der über alle Maßen vortrefflichen Wirkung ihrer kirchlichen Gottesdienerei besonders in den Wallfahrtsorten und Klöstern vorpredigen dürfen, da wird eine neue Volksleitung - bestehe sie in einer neuen, günstig bearbeiteten Verfassung oder in einem neuen Regenten - immer in der Gefahr stehen, so nach und nach wieder in die alte Finsternis zu verfallen, und das um so eher dann, wenn die Diener der Tempel angewiesen sind, vom Verdienste ihrer kirchlichen Verrichtungen zu leben. So sie schon als Volkslehrer noch irgendeine Zeit fortzubestehen haben, da bezahle man sie wie jeden andern Staatsdiener; aber für ihren Kirchendienst sollten sie von niemand eine Bezahlung verlangen und annehmen dürfen, so würde dadurch den das Volk aussaugenden, betrügerischen und verfinsternden Umtrieben der Templer sicher eine sehr wirksame Schranke gezogen sein, und mit den Wallfahrten, wundertätigen Bildern und Reliquien und noch vielen andern kirchlichen Mißgeburten und Mißbräuchen hätte es dann sicher bald ein Ende!"
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Darauf sage Ich dir, daß du einesteils ganz richtig und recht geurteilt hast, und es wäre so auf eine Zeitlang auch gut, weil der sogenannte Geistliche sich offenbar mehr mit dem Volksunterricht, für den er bezahlt würde, als mit der ihm nichts mehr tragenden Kirchenzeremonie abgäbe. Aber so er seine Kirchendienste dann ohne Entgelt verrichtete, so würde das blindere Volk anfangen, ihnen einen noch größeren gottesverdienstlichen Wert beizulegen und so von selbst in den alten Aberglauben noch ärger und tiefer verfallen, als das ehedem der Fall war, und der Geistliche würde das, was ihm beim blinden Volk ein großes und pomphaftes Ansehen verschafft, sicher nicht als etwas bei Mir Wertloses, sondern nur als etwas Mir überaus Wohlgefälliges darstellen und das Volk also in seinem alten Aberglauben bestärken und so für die nun ihrem vollen Ende nahende Hochherrschaft der Hure Babels einen neuen Thron schaffen.
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Darum laß die Pfaffen nur treiben das volksaussaugende Spiel; laß das noch blinde Volk nur wallfahrten gehen, teure Messen zahlen; laß es beichten, kirchenlaufen, überteure Kondukte () für ihre Verstorbenen machen; laß die Pfaffen erbschleichen und teure Dispensen und Ablässe verkaufen; kurz, laß die Babylonier es noch ärger treiben, dann wird auch der Blindeste bald zur Besinnung kommen und sagen: ,,Nein, an solch einer Religion muß wahrlich nichts als ein purer Betrug sein, weil eben diejenigen, die am meisten von der reinen Wahrheit der Lehre Christi überzeugt sein und danach handeln sollten, selbst durch ihre Taten zeigen, daß sie selbst auf die ganze Lehre gar nichts halten, an keinen Gott glauben und somit lauter falsche Propheten sind, die für nichts anderes denn nur für ihren Bauch sorgen, die Menschen durch allerlei Trug und, wo der nicht mehr genügt, auch durch eine Art vom Staate ihnen gewährten gesetzlichen Zwang oft um ihr ganzes Hab und Gut bringen und von ihrem wahren Raube keiner durstigen Seele aus Liebe auch nur einen Trunk Wasser darreichen! Darum fort mit allen solchen falschen Propheten; fort mit den reißenden Wölfen in Schafspelzen, und fort mit all dem, womit sie so lange das arme, blinde Volk gequält, betrogen und beraubt haben; fort mit den Tempeln, Altären, Heiligenbildern, Reliquien, Glocken und allen eitlen und keinen geistigen Lebenswert habenden kirchlichen Utensilien! Wir wollen von nun an selbst die ganze Lehre Christi prüfen, sie uns von einem wahren, von Gott erleuchteten Lehrer erklären lassen und dann nach ihr leben und handeln, und der echte Lehrer soll an unserm Tische nicht verhungern und verdursten und soll auch nicht nackt und barfuß einhergehen!"