Das Grosse Evangelium Johannes: Band 11
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
- Kapitel 11 -
Von der inneren Erweckung und vom Fortleben nach dem Tode
1
() ,,Mein Jünger Johannes hat dir schon gesagt, und Ich bestätige dir es, daß in den zwei Geboten: ,Liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst!` die zehn Gebote Mosis und alles Weitere enthalten ist, was der Mensch zu tun hat, um den in ihm wohnenden Geistesfunken zu erwecken und mit seiner Seele immer mehr zu einen. Denn nur in dem gerechten Wandel vor Gott und in den rechten Liebestaten für euren Nächsten findet ihr wahre Befriedigung, den inneren Frieden und die rechte Überwindung eurer Leidenschaften und des Todes. In wem einmal die Überzeugung wach geworden ist, die es ihm unmöglich macht, gegen diese Gebote zu verstoßen, der verspürt auch schon auf dieser Erde den wahren Himmel; denn er ist unanfechtbar geworden für alle Angriffe des Bösen, dadurch ein rechter Herrscher in sich und aus sich heraus ein Herrscher über die Natur.
2
Denn da, wie ihr wisset, die Seele des Menschen in sich alles enthält, was die Erde an Wesen trägt, so ist es doch ganz natürlich, daß wenn einmal der Geist in seinem dieses alles enthaltenden Hause die Herrschaft gewonnen hat, er auch über die mannigfaltigen Abbilder seines Ichs muß herrschen können, gleichwie ein König, der sich aus dem Sklavenstande zum Throne emporgeschwungen hat, jetzt widerstandslos herrscht über alle Stände, denen er selbst angehörte. Wohlgemerkt aber nur, wenn der Mensch in sich das Bindeglied der Kette fand, die Meine Lehre bildet, und beide Ketten zu einer einzigen, unzerreißbaren verband! Als letztes Glied der materiellen Kette, welche nur die höchste Seelenform und die dadurch bedingte Menschenform bildet, ist er völlig machtlos und selbst nichts anderes als ein höchst intelligentes, wohlgebildetes Tier.
3
Ich denke, ihr werdet nun verstanden haben, warum ihr lebt, und wie ihr zur rechten Erkenntnis gelangen könnt."
4
Sagten alle, noch voll staunenden Zuhörens: ,,Ja, Herr und Meister."
5
Ich aber fuhr nun fort: ,,Es bleibt nun noch die dritte Frage zu beantworten übrig, nämlich: was nach dem Tode mit dem Menschen wird.
6
Wenn es sich also verhält, wie Ich euch sagte, so ist es auch klar, daß der geistige Mensch, der im Erdenleben nur unvollkommen sich entwickelt, weil sein schwerer Körper ihm eine große Last ist, fortleben muß; denn niemand wird wohl in sich behaupten wollen, in diesem kurzen Erdenleben eine Vollendung erhalten zu können, die ihn Gott schon ganz nahe bringt. Es treten ihm gar mancherlei Hindernisse im Körper entgegen, Versuchungen aller Art, damit sein Charakter sich stähle, sein Wille geübt werde, sich selbst Gewalt anzutun und das Gute immer mehr anzuziehen und die bösen Regungen aus sich auszuscheiden.
7
Erst jenseits tritt er in eine neue Welt, die ihm die Wunder Gottes und das Weltall immer mehr enthüllt, wo er mit geistigem Auge sieht und nicht mit den schwachen fleischlichen Augen, die ihm die Materiewelt vorführen. Im Anschauen der großen Wunderwerke erkennt er aber nun, daß die rechte Seligkeit allein in der Tätigkeit liegt, und daß Gott Selbst das allertätigste Wesen ist. Je nach seinem Fortschreiten kann ihm dann auch ein rechtes Arbeitsfeld gegeben werden, das er allerfleißigst ausfüllt; und er wird in dieser Tätigkeit und in dem Beschauen seiner nützenden Arbeit die rechte Freude und höchste Seligkeit genießen.
8
Wie aber diese Tätigkeit beschaffen ist, darüber will Ich euch ein rechtes Beispiel geben. Und so will Ich denn, daß eine gerechte Menge seliger Geister sich hier einfinde, die euch in ihre Tätigkeit einführe!"
9
Kaum hatte Ich diese Worte ausgesprochen, so stand auch schon neben jedem ein plötzlich erschienener, freundlicher jenseitiger Bewohner, der die Anwesenden freundlich begrüßte. Meine Jünger erstaunten darob nicht allzusehr - denn sie waren an derartige Erscheinungen schon allmählich gewöhnt -, um so mehr aber unser Wirt und Phoikas, die vor Verwunderung nicht zu reden imstande waren.
10
Ich stärkte sie aber alsbald, und nachdem sich Phoikas etwas gesammelt hatte, sagte er zu Mir: ,,Herr und Meister, wenn nach Deinen herrlichen, weisheitsvollen Erklärungen noch irgendein Zweifel vorhanden war, so weiß ich aber doch jetzt ganz genau, mit wem ich es zu tun habe. Niemand anders als Du Selbst bist jener wundertätige Galiläer, hinter dem sich aber hundert-, ja tausendmal mehr verbirgt als ein noch so sehr begnadeter Prophet; denn so reden und Herrscher sein über die jenseitigen Scharen kann nur einer, und das ist der Urgeist selbst, der in Dir Wohnung genommen und sich sichtbar den Menschen verkörpert hat. Heil Dir daher und allen Menschen, denen Du Dich offenbarst!"
11
Sagte Ich: ,,Mein lieber Phoikas, was du da sagst, ist ganz wahr und schön; aber lieber ist es Mir schon - so du Mich wahr erkannt hast -, du dankest Mir in deinem innern Herzen als in allzu lauten Worten; denn Ich durchschaue die Herzen ebenso leicht wie alles andere und gebe nichts auf den Dank, der durch Worte ausgeprägt wird.
12
Jetzt achtet aber darauf, was jene völlig seligen Bewohner jedem einzelnen von euch zeigen werden, damit ihr erkennet, worin die Seligkeit eines jenseitigen Geistes so eigentlich besteht!"
13
Darauf befiel alle eine Art beschaulicher Ruhe, in der sie regungslos auf ihren Stühlen saßen.