Gottes Neue Bibel

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 11

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre

- Kapitel 12 -

Das seelische Erlebnis des Phoikas

Nach geraumer Zeit erst kamen sie wieder zu sich und konnten sich nicht genug verwundern und gegenseitig erzählen, wohin sie von ihren jeweiligen Begleitern, die jedoch jetzt nach dem Erwachen wieder verschwunden waren, geführt worden und was ihnen von diesen alles gezeigt worden war.
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Ich forderte nun Phoikas auf, zu erzählen, und dieser begann denn auch alsbald wie folgt: ,,Herr und Meister, was ich gesehen habe, war wunderbar über wunderbar, allerdings aber ganz anders, als wie sich die Menschen das jenseitige Leben ausdenken!
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Der Engel, den Du mir zugewiesen, führte mich ein in seine Sphäre, die eine völlige Welt für sich ist, in der er auch ein Herrscher für sich ist und vollständig regiert wie ein kleiner König. Ich wurde von ihm entrückt - seelisch; denn mein schwerer Körper hätte da wohl nie eine derartige Reise unternehmen können -, ohne daß ich aber irgendwie empfunden hätte, meinen Körper zu vermissen, und ich weiß daher jetzt auch ganz genau, daß dieser nur ein schweres und oft recht unbeholfenes Kleid ist, der Seele zum Schutze gegeben, damit sie sich in ihm recht entwickeln kann, - der selbst aber nicht im Leben steht, sondern eigentlich - als an sich tot - gänzlich außer demselben.
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Der Engelsgeist entführte mich nach einem mir gänzlich fremden Sonnengebiet - wo ebenfalls Planeten um eine Sonne kreisten, wie es hier geschieht - und zeigte mir auf das allerdeutlichste, daß die rechte Fürsorge für dieses Gebiet ihm anvertraut sei; denn seinem Worte gehorchte alles auf das pünktlichste. Dabei floß in ihn aber alle Kraft nur durch das Aufgeben seines Willens in den Deinen, den er als einzig und allein richtig und wahr erkannt hat und daher keinerlei Schwierigkeit hatte, sich dem höheren Willen zu unterwerfen und ihn auszuführen. Alle die wunderbaren Tierarten und Pflanzen, die ich gesehen, waren seine Gedanken. Diese stellte er, nachdem sie gewisserart von Dir geprüft und als Abbild Deines Grundgedankens festgestellt worden waren, aus sich heraus und fixierte sie durch das Festhalten des Gedankens in sich und durch das Bilden in der Materie. So wurde etwas geschaffen.
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Ich sah zum Beispiel, wie der Engel in sich einen neuen Planeten bildete, der zur Wohnstätte späterer Menschen dienen soll. Er zeigte mir - ungefähr wie der Künstler in sich ein Bild erzeugt, das er in allen Einzelheiten sich ausmalt -, wie der Gedanke sich ausbildet. Da er aber bestrebt ist, nur das zu fassen, was auch vor Dir gerecht und gut ist, so verband er sich in seinem Herzen mit Dir, dem allwaltenden Vater der Ewigkeit, und legte gewisserart Dir den Plan vor. Du sagtest ihm, zwar nicht in Worten, aber im Geiste: ,Es ist gut und gerecht vor Mir, - tue so!`. Und alsbald erregte sich der Geist des Engels in sich, erfüllte sich mit großer Willenskraft, und auf der Sonne, die ihm untersteht, entstand ein Brausen und ein Ball - der spätere Planet. Er löste sich von ihr und wurde abgeschleudert und fügte sich in Bahnen, die dem schon von mir vorhergeschauten Bilde völlig entsprachen.
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In diesem Schaffen vor Dir und auch in Dir empfindet er die höchstmögliche Seligkeit; denn nur dadurch kann jener Engelsgeist Dir auch als Schöpfer ähnlich werden und vollkommener.
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Zwar ist es uns nicht vergönnt, nur ein Atom dieser Seligkeit zu empfinden, weil wir es nicht ertragen könnten; aber dennoch habe ich jetzt ein recht klares Bild davon erhalten, daß nur in der Tätigkeit in Dir und außer Dir, in der Verbindungskette der höchsten entzündeten Liebe zu Dir und dadurch auch zu Deinen Geschöpfen die Seligkeit gefunden und empfunden wird, nicht aber in dem Nichtstun und tatenlosen Bewundern der Schöpfung. Würden wir letztere nur anstarren und nicht durch Tätigkeit begreifen lernen, so müßte uns Deine Größe, o Herr, erdrücken, anstatt fähig zum Fortschreiten zu machen.
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Ich werde mich daher nach allen Kräften bemühen, das rechte Bindeglied der Kette durch volle Liebe zu Dir, o Herr, und meinen Nächsten zu finden, damit auch ich einst fähig werden möge, in Deinem Reiche so zu wirken wie jener Engelsgeist; denn daß das möglich, und daß ein jedes Deiner Geschöpfe dazu imstande ist, das hat mir jener liebe himmlische Freund auch auf das klarste auseinandergesetzt, so daß ich es wohl begriffen habe und auch von diesem erreichbaren Ziel niemals mehr ablassen werde.
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Darum denn auch Dir, o Herr und Meister, mein tiefster Dank gehört, daß Du mich schon zur Erdenzeit in den Stand setzest, so Wunderbares zu erschauen und zu begreifen! Jetzt ist meine Seele nicht mehr verödet, sondern gar voll des himmlischsten Wissens und tiefsten Dankes für meinen Herrn und Schöpfer, der mich am Ende meiner Lebenszeit noch so herrlich hinausgeführt hat aus dem Tal des Todes zur Höhe des reinsten Lebens."
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Sagte Ich: ,,Du hast dich nun bemüht, das, was du geschaut, in möglichst klare Worte zu fassen, und die Anwesenden haben dich gar wohl verstanden; denn sie haben alle etwas Ähnliches wie du geschaut. Aber die das nicht getan haben und später davon hören werden, werden nur einen schwachen Begriff davon erhalten, - es sei denn, daß auch ihnen die innere Sehe geöffnet werde. Solange der Mensch noch in seinem Leibe steckt, der ihn zwingt, alles mehr in ein meßbares Gleichgewicht zu bringen, steht es mit den höchsten geistigen Dingen nur schlecht bei ihm, weil er auch diese messen und mit seinen unentwickelten Sinnen empfinden will, was da ebensowenig geht, als wenn ihr einen Eimer Wassers in ein Nößelgefäß eingießen wolltet. Es ist daher besser, ihr schweiget gegen alle von dem, was ihr jetzt gesehen habt, da dieses nur für euch von Nutzen sein kann und von andern doch nicht begriffen werden wird, wie ihr selbst leicht empfinden könnt.
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Jetzt aber laßt uns wieder hinausgehen, da Ich diesem Orte noch eine Wohltat erweisen will; und dann werden wir uns noch heute auf den Weg machen!"

Fußnoten