Gottes Neue Bibel

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 11

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre

- Kapitel 14 -

Der Abschied des Herrn von der Herberge

Wir traten nun in das frühere Gemach zurück, und Mucius dankte mir nochmals für alle Wohltaten, die Ich ihm und dem Orte erwiesen hätte.
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Ich sprach zu ihm: ,,Mein lieber Mucius! Gestern sagte Ich dir, du seiest geizig und nicht freundlich gesinnt den Juden, und daß, wenn es nicht schon so spät wäre, Ich wohl vermieden hätte, in dein Haus zu treten. Nun laß dir noch einiges erklären, damit du für dein weiteres Leben die rechte Richtschnur habest!
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Siehe, du bist zwar von Geburt ein Grieche, dem Herzen nach aber römisch gesinnt, und so sei nun auch bemüht, dem Geiste nach Meiner Lehre allein zu folgen! Denn bei Mir gibt es weder Römer, Griechen, Juden, Perser oder sonstige Völker. Es gibt nur Menschen, die da alle teilhaftig werden sollen des Gottesreiches im Herzen und auch auf der Erde. Ein Volk aber mußte ausgesucht werden, von dem das Heil kommt, und das konnte nur das jüdische Volk sein, weil hier allein der rechte Boden schon durch Moses und die Propheten geschaffen worden war. Dadurch hat dieses Volk aber nichts vor anderen Völkern voraus, o nein, nur wenn es die Lehre angenommen, den rechten Messias, der Ich ewig bin und bleiben werde, anerkannt hätte, würde es das mächtigste und auch edelste Volk geworden sein; denn die Vorbedingungen sind durch den jahrhundertelang beackerten Boden in ihm vorhanden. Da das aber nicht geschehen wird, so wird es auch hier heißen: ,Die Ersten werden die Letzten sein`.
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Darum aber, daß du nun auch dieses weißt, sollst du dieses Volk nun nicht etwa verachten oder etwa hassen, wenn du bald hören wirst, was sie mit Mir tun werden, sondern du sollst sie als Verirrte betrachten, die nicht wissen, was sie tun, und sollst von Herzen bemüht sein, da, wo es dir möglich ist, sie auf die rechte Bahn zu führen. Ziehe daher nicht deine Landsleute vor, sondern sei gerecht zu allen, damit du nicht als barsch und unfreundlich und geizig verschrieen werdest!
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Bemühe dich, Mir stets nachzufolgen, und befleißige dich vor allem der Geduld! Denn siehe, trotz aller und gar vieler Gelegenheiten, wo euch schon längst der Geduldsfaden zerrissen wäre, bleibe Ich geduldig, höre Mir die vielen Torheiten der Menschen ruhig an und suche sie zu belehren in einer Art, die nicht abstoßend wirke, und tue ihnen Gutes, soviel es möglich ist. Siehe, Mein Mucius, so müßt ihr alle tun, wenn ihr wahrhaft Meine Jünger sein wollt!
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Es war aber bei dir die letzte Zeit zur rechten Einkehr und Erkenntnis. Denn schon viele Ermahnungen waren an dich herangetreten, dir dein Inneres zu öffnen und dem Geiste der Liebe, Duldung und Wahrheit zugänglich zu machen, so daß es bei dir schon spät am Abend geworden war; sonst wäre Ich nicht eingekehrt bei dir, wie Ich dir gestern sagte, und welche Worte du jetzt erst richtig begreifen wirst.
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Und nun handle nach Meinen Worten! Sei versichert, daß Mein Segen dich und dein Haus auf deinem Lebenswege begleiten wird allezeit, so daß du eine feste Stütze sein wirst in Meinem Reiche!"
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Mucius war nach dieser Meiner Rede so gerührt, daß er nicht imstande war, nur ein Wort zu reden. Er wollte Mir zu Füßen sinken, Ich aber hob ihn liebevoll auf, umarmte und segnete ihn, worauf er ganz gestärkt und im Innersten tief bewegt sich zu Meinen Jüngern begab, die ihm alle liebreichst die Hand drückten, ohne daß dabei ein Wort geredet wurde; denn wo der Geist im innersten Herzen sich regt, ist der Mund nicht imstande, in Worten auszusprechen, was die Seele empfindet.
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Es trat nun der Kaufmann Phoikas zu Mir und sagte: ,,Herr und Meister, wollest Du mir doch einen rechten Rat geben, was ich tun soll! Ich weiß jetzt, daß bei Dir nicht nur das Leben zu finden ist, sondern daß Du Selbst das Leben bist. Habe ich auch nicht viel in Worten ausgesprochen, was in der kurzen Zeit meines Hierseins in mir alles vorgegangen ist, so weiß ich aber doch, daß Dir, o Herr, nichts verborgen ist und Du in meinem Herzen schon längst gelesen hast, wie es mit mir steht. Ich bin aber nun fest entschlossen, das einmal gefundene Heil nicht wieder fahren zu lassen und fortan nur so zu leben, wie es vor Dir gerecht sein kann. In der kurzen Zeit meines Entrücktseins von der Erde habe ich auch klar erschauen können, wer Du so eigentlich bist. Und jener Engel, der mich in seine Sonnenwelt entführte, zeigte mir allerklarst, wo Gott zu suchen ist, und daß in Dir die volle Gottheit Selbst wohnt. Wenn man aber so wie ich von der Wahrheit voll durchdrungen ist, so ist es doch auch natürlich, daß ich nur den Wunsch hege, Deinen Willen, o Vater von Ewigkeit, zu erfüllen und womöglich mein Leben nach Deinem Wohlgefallen einzurichten."
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Sagte Ich zu Phoikas: ,,Mich freut diese deine Gesinnung um so mehr, da all dein bisheriges Trachten nur darauf gerichtet war, irdische Schätze zu sammeln, an denen es dir daher auch jetzt gerade nicht gebricht. Da dir jedoch dein früheres Treiben jetzt, nachdem dein Geist in dir erwachte, schal und widerwärtig vorkommt - wie es ja auch nicht anders sein kann, da es nur der Materie entstammt -, so hindert dich ja nichts, dasselbe gänzlich aufzugeben.
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Ich meine daher, daß du hier bei Mucius ein recht freundliches Haus finden würdest, zumal du ganz ohne Kinder und Anhang bist, also niemand dich hindert, ganz nach Belieben zu schalten, und daß ihr beide, der vielen Fremden wegen, die durch diesen Ort kommen, gar manches Gute werdet tun können. Denn Schätze, die du dir durch ehrliche Arbeit zwar errungen hast, werden dir erst dann den rechten Segen bringen, wenn du sie zur Unterstützung der Armen und Bedürftigen benutzest, und dazu ist hier ausreichende Gelegenheit. Du hast in der letzten Zeit öfter den Wunsch gehabt, dich zur Ruhe zu setzen, fürchtetest jedoch die Untätigkeit und Langeweile sodann. Siehe, hier liegt ein großes Arbeitsfeld vor dir, wo es dir an Tätigkeit nicht fehlen wird und an Meinem Segen auch nicht. - Was meinst du denn nun zu diesem Vorschlag?"
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Sagte Phoikas: ,,O Herr, er entspricht so ganz meinen Gedanken, die bereits in mir aufgestiegen sind, die ich aber nicht auszusprechen wagte, da ich nicht wußte, ob denn auch Mucius sie gern hören würde. Nun Du aber Selbst darüber redest, weiß ich auch, daß es ihm recht sein wird, da es jedenfalls doch Dein Wille ist, daß wir zusammen arbeiten, und ich glaube sicher, in ihm einen lieben Freund zu finden."
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Mucius beeilte sich, dieses zu bestätigen, und man sah ihm die helle Freude aus den Augen leuchten, etwas tun zu können, das Meinem Wunsche entsprach. Die beiden waren alsobald einig, und der Kaufmann fragte Mich, da er gehört habe, daß Ich noch heute weiterreisen wollte, ob er Mir da mit seinen Maultieren dienlich sein könne, da ja die Warenballen ebensogut hier verbleiben könnten und es mit deren Veräußerung nicht eile. Ich aber sagte ihm, daß Ich nicht die große Straße über Jericho nach Jerusalem zöge, sondern mehr nordwärts das Jordantal hinauf, wo seine Tiere uns nicht folgen könnten. Er möge daher nur gleich nach Jerusalem ziehen, dort seine Geschäfte ordnen und dann das Weitere für seine Übersiedelung bewerkstelligen.
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Er fragte Mich auch, was er denn mit seinen Gefährten beginnen solle, wenn diese von Petra heimkehrten, was in nicht allzulanger Zeit geschehen würde. Ich sagte ihm, er solle da nichts tun, da diese zwar nicht unredlichen Herzens seien, aber ihre Gedanken noch allzusehr auf den Gewinn dieser Welt richteten, daher einen Boden zur Aufnahme Meines Geistes und Meiner Lehre noch nicht böten. Sie würden ihn als einen Sonderling betrachten, was er sich aber ruhig gefallen lassen möge, da er keinen Schaden davon habe, sie aber später bei ihren weiteren Reisen ihn stets aufsuchen und dann auch schon zur rechten Zeit von ihm belehrt werden würden.
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Damit begnügte sich denn auch Phoikas und gab seinen Leuten sogleich die nötigen Befehle zum Aufbruch, da er keine Stunde säumen wollte, Meinem Willen nachzukommen.
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Es war nun alles geordnet und die Stunde des Abschieds gekommen. Der Wirt und die Seinen, die Nachbarn und Phoikas nahmen unter vielen Danksagungen Abschied von uns, nachdem Ich nochmals alle gesegnet hatte, und wir gingen nun alle die große Straße entlang bis zur Wasserfurt des Jordans.

Fußnoten